Buch, Deutsch, 488 Seiten, GB, Format (B × H): 135 mm x 215 mm, Gewicht: 590 g
Dramatische Geschichten aus der Zeit der politischen Turbulenzen in Mittel- und Osteuropa von 1968 bis zur Gegenwart.
Buch, Deutsch, 488 Seiten, GB, Format (B × H): 135 mm x 215 mm, Gewicht: 590 g
ISBN: 978-3-938706-25-1
Verlag: Weltbuch Verlag
Diese dramatische Geschichte schrieb zum größten Teil das Leben selbst. Es handelt sich um eine bis zu einem gewissen Maß autobiographische Geschichte des Protagonisten, des Slowaken Jozef Balaz, der im August 1968, ein paar Tage vor der sowjetischen Invasion in die Tschechoslowakei den deutschen Studenten, den Volleyballspieler Thomas Ankermann kennen lernte, der mit seiner Mannschaft in der Nacht von 20. auf den 21. August 1961 nach Deutschland zurückkehrte. In der gleichen Nacht kam über die sowjetisch-tschechoslowakische Grenze die Administrationskraft der Okkupationsarmee Alexandra ins Land, die aus Liebe zu Jozef, den sie in Kiew im Sommer 1968 kennen gelernt hatte, freiwillig kam, um im Kampf gegen die angebliche Konterrevolution den Tschechen und Slowaken zu helfen. Der Autor beschreibt das erste Mal in der slowakischen Literatur die Invasion basierend auf den Gefühlen und Ansichten eines damaligen sowjetischen Soldaten.
Jozef besuchte im Sommer 1969 Thomas in Neuwied in Deutschland und lud ihn ein, ein Jahr später ihn und seine Familie in Bratislava zu besuchen. Der eiserne Vorhang wurde jedoch im Frühjahr 1970 für zwanzig Jahre zugezogen. Die Freundschaft von Thomas und Jozef wurde unterbrochen. Jozef wurde als tschechoslowakischer Diplomat in die ehemalige DDR gesandt, Thomas lebte in Westberlin und gehörte zu den Sympathisanten von Rudi Dutschke. Später trat er in die Politik ein. Beide befanden sich auf der Suche nach einander und ahnen nicht, dass sie wortwörtlich nur ein paar Meter von einander entfernt wohnten. Getrennt waren sie indes durch die Berliner Mauer. Alexandra heiratete einen sowjetischen Leutnant, der während seines Einsatzes in Afghanistan starb. Alle drei Helden trafen sich im Jahr 2005 wieder unter unglaublichen Bedingungen. Thomas’ Besuch in Bratislava fand schließlich statt, auch wenn mit einer siebenunddreißigjährigen Verspätung.
Die Geschichte entstand aufgrund einer tatsächlichen Begebenheit, als die Tochter des Autors während ihres Aufenthaltes in München im Jahre 2005 den verloren geglaubten Freund des Vaters, Thomas, fand.
Im Hintergrund des Romans der Ukrainerin, des Deutschen und des Slowaken entwickeln sich die Ereignisse im Zeitraum von 1968 bis 2005 und die Lebensgeschichten der Hauptdarsteller: Die Invasion der Armeen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei, die Studentenrevolte in Deutschland und in Westeuropa im Jahr 1968, die Proteste gegen den Krieg der USA in Vietnam, der Lockerungsprozess, die Verarbeitung der Nazivergangenheit auf der einen und der kommunistischen Vergangenheit auf der anderen Seite, die steigende Ohnmacht der veralteten Führung der Sowjetunion, der Tod von Breschnew, Andropov und Tschernenko, der Amtsantritt von Gorbatschow, die Sowjetische Perestroika, der versuchte Putsch in Moskau, der Amtsantritt von Jelzin und danach von Putin, das Ende der DDR, der Fall der Mauer, das Öffnen des Grenzübergangs Bornholmer Brücke, die Samtrevolution in der Tschechoslowakei, der Zerfall der Sowjetunion, die Teilung der Tschechoslowakei, die Wiedervereinigung Deutschlands, die Entstehung der Slowakischen Republik.
Der Roman „Jubelzone“ ist eine ungewöhnliche Kombination der emotionalen Freundschaftsgeschichte vom Slowaken Jozef und dem Deutschen Thomas und der Liebe von Alexandra und Jozef mit dem politischen Thriller auf die Art von „Da Vincis Code“. Der Leser trifft auch auf reale Figuren – Honecker, Schabowski, Krenz, Dutschke, Brandt, Dubcek, Husak, Bilak, Chnoupek, Kadar, Ulbricht, Gomulka, Schiwkow, Breschnew, Andropov, Jelzin, Juschenko, Meckel und andere.
Der Autor wirkte als Diplomat in Berlin, Wien und Prag, in den Jahren von 2002 bis 2006 war er Abgeordneter des slowakischen Parlaments und Vizepräsident der Parlamentsversammlung der NATO. Er hatte Zutritt zu vielen, bis jetzt nicht veröffentlichten Unterlagen. Mit professioneller Genauigkeit beschreibt er die Hintergründe der Politik, Diplomatie und der Geheimdienste.
Der Roman wurde am 20. 8. 2008 zum zwanzigsten Jahrestag der Invasion auf dem slowakischen Markt eingeführt und wurde sofort zum Bestseller. Es ist schon der dritte Bestseller des Autors, der im Jahre 2007 die politische Satire „Idioten in der Politik“ und im Jahre 2010 den Roman „Stoppt Dubcek!“ auf den Markt brachte. Der Roman „Jubelzone“ wurde zum Sieger der Leserumfrage von der Zeitschrift „Knizna Revue“ und bekam den Prestige-Preis „Das Buch des Jahres 2008 in der Slowakei“.
Luboš Jurík, Schriftsteller, Bratislava, April 2010
Weitere Infos & Material
Danke!
Vorwort Peter Pragal
PROLOG
Teil I
Kapitel I: KIEW 2005
Kapitel II: BERLIN (West) 1968
Kapitel III: KIEW 1968
Kapitel IV: NEUWIED 1968
Kapitel V: MOSKAU 1968
Kapitel VI: PRAG 1968
Kapitel VII: KIEW 1968
Kapitel VIII: WASHINGTON 1968
Kapitel IX: BRATISLAVA 1968
Kapitel X: PRAG 1968
Kapitel XI: KOKTEBEL (Krim) 1968
Kapitel XII: NEUWIED 1968
Kapitel XIII: BRATISLAVA 1968
Kapitel XIV: ZVOLEN (Slowakei) 1968
Kapitel XV: BRATISLAVA 1968
Kapitel XVI: MOSKAU 1968
Kapitel XVII: BRATISLAVA 1968
Kapitel XVIII: BRATISLAVA 1968
Kapitel XIX: USCHGOROD (Ukraine) 1968
Kapitel XX: BERLIN (West) 1968
Kapitel XXI: BERLIN (West) 1968
Kapitel XXII: KIEW 1968
Kapitel XXIII: NEUWIED 1968
Kapitel XXIV: BRATISLAVA 1969
Kapitel XXVKOLODNE (Ukraine) 1969
Kapitel XXVINEUWIED 1969
Kapitel XXVIIKOLODNE (Ukraine) 1969
Kapitel XXVIIINEUWIED / BRATISLAVA 1969
Teil II
Kapitel I: BRATISLAVA 1970
Kapitel II: BERLIN (West) 1970
Kapitel III: PREŠOV (Slowakei) 1970 - 1971
Kapitel IV: KOMSOMOLSK AM AMUR 1971
Kapitel V: BRATISLAVA 1971 – 1974
Kapitel VI: BERLIN (West) 1971 – 1972
Kapitel VII: PIESTANY (Slowakei) 1975
Kapitel VIII: BERLIN (West) 1972 – 1979
Kapitel IX: MOSKAU 1977
Kapitel X: PRAG 1977
Kapitel XI: BERLIN (West) 1981
Kapitel XII: MOSKAU 1979 / FEYZABAD 1982
Kapitel XIII: PRAG 1978
Kapitel XIV: MOSKAU 1982
Kapitel XV: BRATISLAVA 1977 - 1980
Kapitel XVI: BERLIN (West) / NEUWIED 1982 - 1983
Kapitel XVII: BRATISLAVA / PRAG 1982
Kapitel XVIII: MOSKAU 1982 - 1987
Kapitel XIX: BERLIN (Ost) 1983 - 1986
Kapitel XX: BERLIN (West) 1987
Kapitel XXI: BERLIN (Ost) 1987
Kapitel XXII: MOSKAU 1988
Kapitel XXIII: PRAG / BERLIN (Ost) 1987
Kapitel XXIV: PRAG 1987
Kapitel XXV: BERLIN (Ost) 1987
Kapitel XXVI: BERLIN (Ost) / MOSKAU 1989
Kapitel XXVII: BERLIN (Ost) 1989
Kapitel XXVIII: BERLIN (Ost) / FRANKFURT (Oder) 1989
Kapitel XXIX: BERLIN (Ost) 1989
Kapitel XXX: BERLIN (Ost) 1989
Kapitel XXXI: BERLIN (Ost) / BRATISLAVA 1989
Kapitel XXXII: BERLIN (Ost) 1989
Teil III
Kapitel I: PRAG / BRATISLAVA 1989
Kapitel II: BRATISLAVA / PRAG 1989
Kapitel III: MOSKAU 1989 - 1991
Kapitel IV: BERLIN (Ost) 1989
Kapitel V: BRATISLAVA 1989
Kapitel VI: BRATISLAVA 1989 - 1991
Kapitel VII: BERLIN 1991
Kapitel VIII: WIEN / PRAG 1992
Kapitel IX: MOSKAU / KIEW 1991 - 2005
Kapitel X: BRATISLAVA 1992 - 1999
Kapitel XI: PRAG / BRATISLAVA 1992 - 1998
Kapitel XII: BERLIN 1990 - 2005
Kapitel XIV: BRATISLAVA 2004
Kapitel XV: KIEW 2005
Kapitel XVI: BRATISLAVA 2005
Kapitel XVII: BERLIN / BRATISLAVA 2006
Kapitel XVIII: KOLODNE 2006
EPILOG
Diplomaten neigen häufig dazu, nach der Pensionierung ihre Erfahrungen und Erlebnisse aufzuschreiben und als Buch zu veröffentlichen. Manche schildern Geschichte und Menschen der Länder, in denen sie Dienst taten. Andere beschränken sich auf die Analyse politischer Vorgänge. Und wieder andere stellen sich selbst in den Mittelpunkt und erzählen ausschweifend ihr berufliches Leben. Jozef Banáš wählte keine dieser publizistischen Formen. Er schrieb einen Doku-Roman, in dem er Zeitgeschichte mit dem Schicksal von teils fiktiven, teils authentischen Personen geschickt verknüpft.
Die dramatisch zugespitzten Lebensläufe seiner Protagonisten, eingebettet in die jüngere Historie Mittel- und Osteuropas, ermöglichen es vor allem jüngeren Lesern, rational und emotional nachzuvollziehen, was sich seit Ende der 60er Jahre zwischen Moskau, Kiew, Bratislava, Prag und Berlin bis zum Fall des Eisernen Vorhangs ereignet hat. Und in welche Konflikte Menschen gestürzt wurden, die unter den Bedingungen von kommunistischen Diktaturen leben mussten. Wie sie sich beugen und lavieren mussten und trotzdem versuchten, ihre Selbstachtung zu wahren.
Hauptfiguren in diesem Polit-Thriller sind die Ukrainerin Alexandra Josifowna, genannt Sascha, ein Westdeutscher mit Vornamen Thomas und der mit ihm befreundete Slowake Jozef Balaz, der unverkennbar die Züge des Autors trägt. Ihre an persönlichen Schicksalsschlägen reichen Lebensgeschichten spiegeln die Erfahrungen wider, die viele Menschen ihrer Generation diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs gemacht haben: Verstrickungen in den politischen Extremismus im Westen, Machtkämpfe, Opportunismus und Treuebruch im Osten. Aber auch Beispiele von selbstlosem Handeln und grenzüberschreitender lebenslanger Freundschaft.
Ich habe Jozef Banáš in den 80er Jahren in Ost-Berlin kennengelernt. Ich war damals DDR-Korrespondent des Hamburger Magazins 'Stern'. Zugleich war ich in Prag und anderen Hauptstädten des Ostblocks akkreditiert. In der Botschaft der damaligen CSSR bekam ich das Visum für meine Reisen an die Moldau. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich regelmäßig mit dem Presse-Attaché unterhalten. Jozef Banáš war anders als die Funktionäre aus dem DDR-Außenministerium: Locker und offen. Einer, der seine kritische Meinung nicht hinter Phrasen versteckte. Später sind aus den beruflichen auch private Kontakte geworden.
Der lebenskluge Diplomat, der Apparatschiks herzlich verabscheute, hat in seinem Gastland genau hingeschaut, wie ein guter Journalist, der er auch war. Die Schilderung des alljährlichen Volksaufmarsches am 1. Mai, die dem Buch den Titel gab, ist durchzogen von bissiger Ironie. Dem Leser wird die Verlogenheit des inszenierten Spektakels vor Augen geführt, bei dem die Mächtigen auf der Tribüne den Untertanen huldvoll winkten, während diese ihre Führer mit vorgegebenen Parolen hochleben ließen. Aber kaum waren die Jubler aus dem Blickfeld der Fernsehkameras verschwunden, war es mit der Begeisterung für den realen Sozialismus vorbei. Am Ende warfen sie ihre Transparente in bereit gestellte Container, die gleich nach dem Ende des Umzugs zur Müllkippe gebracht wurden.
Köstlich auch zu lesen, wie Balaz alias Banáš mit seinem Hang zu kleinen Provokationen Volkspolizisten in Verlegenheit brachte. Als wohl einziger Botschaftsangehöriger in Ost-Berlin fuhr er einen Trabant, einen Zweitakter aus Zwickau mit rotem Diplomaten-Kennzeichen. Es bereitete ihm großes Vergnügen, wenn er bei Verkehrsverstößen gestoppt und vom Uniformierten als vermeintlicher DDR-Bürger barsch angeschnauzt wurde. Kaum hatte er dem verdutzten Ordnungshüter seinen roten Ausweis gezeigt, murmelte der Entschuldigungen und schlich davon.
Viele Abschnitte der 'Jubelzone' lesen sich wie ein Geschichtsbuch. In knappen Szenen lässt der Autor Politiker, Militärs und Geheimdienstler zu Wort kommen, wie sie Entscheidungen von historischer Tragweite vorbereiten und treffen. Das beginnt im Moskauer Kreml beim Abwägen des Für und Wider beim Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen 1968 in die Tschechoslowakei und endet bei der Entmachtung von Michail Gorbatschow und dem Zerfall der Sowjetunion. Einige Dialoge, die zur Zeit des 'Prager Frühlings' spielen, sind gut recherchiert und wirken authentisch. Andere sind fiktiv, kommen aber der historischen Realität ziemlich nahe. Überdies fesselt das Buch mit der Wiedergabe von Begebenheiten aus dem diplomatischen Alltag, wie sie nur jemand beschreiben kann, der dabei gewesen ist.
Die Protagonisten des Buches sind verwoben mit Ereignissen, die einst Menschen aufrüttelten, in Atem hielten oder Widerspruch provozierten. Die Studentenunruhen in West-Berlin, der RAF-Terror in Westdeutschland, Willy Brandts Kniefall in Warschau kommen ebenso vor wie der Rückzug der Roten Armee aus Afghanistan, Gorbatschows Reformpolitik, die friedliche Revolution in der DDR, die 'samtene' in der Tschechoslowakei und der Fall der Berliner Mauer.
Jozef und Sascha sind keine Heldengestalten. Sie erleben die Ohnmacht des Individuums in totalitären Gesellschaften. Sie leiden unter Korruption, Misswirtschaft und der Unfähigkeit von Funktionären. Sie begehen Irrtümer und brauchen lange, um Lügen und Propagandabilder zu durchschauen. Sie sind der Versuchung ausgesetzt, Geheimdiensten ins Netz zu gehen und Verrat an Mitmenschen zu üben. Und sie fühlen sich gedemütigt, wenn sie um einiger Vorteile willen Kompromisse eingehen. Aber sie haben nie den Willen aufgegeben, anständig zu bleiben und nicht dem Beispiel der vielen 'Wendehälse' nachzueifern, die nach der Umwälzung in post-sozialistischen Staaten skrupellos an ihren Karrieren arbeiteten.
Die Schlussszene, bei der Jozef und Sascha, einst ein Liebespaar und seit langem an andere Partner gebunden, in einem ukrainischen Dorf zusammentreffen, ist mit einer einfühlsamen Zartheit geschrieben, die anrührt.
„Jetzt reden wir schon seit zwei Tagen“, lässt der Autor seine Romanfigur Jozef zu seinem Freund Thomas sagen. Sie hatten sich, bedingt durch die Wirren der europäischen Teilung, Jahrzehnte nicht gesehen. „Aber wie soll man in zwei Tagen die ganze Geschichte Mitteleuropas durcharbeiten.“ Was sein anderes Ich im Buch für unmöglich hält, ist dem Autor auf lesenswerten 488 Seiten durchaus gelungen.
(Peter Pragal, Journalist)