Bartels | Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 217 Seiten

Bartels Aktivierend-therapeutische Pflege in der Geriatrie

Band 5: Pflege und Therapie im interdisziplinären Team
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-17-039606-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 5: Pflege und Therapie im interdisziplinären Team

E-Book, Deutsch, 217 Seiten

ISBN: 978-3-17-039606-7
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In Band 5 werden die interdisziplinäre Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team und die damit zu gestaltenden Aufgaben von Pflegenden und TherapeutInnen beschrieben. Das Bezugssystem zwischen Patient, Pflegenden und Angehörigen spielt im interdisziplinären Gefüge eine elementare Rolle, z. B. im Hinblick auf Information und Beratung.

Interventionen der ATP-G bedürfen ein Zusammenwirken unterschiedlicher Professionen im therapeutischen, pflegerischen, medizinischen und sozialen Bereich. In diesem Herausgeberband schreiben daher (Pflege-)WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen mit ATP-G-Fachkenntnissen über die Handlungs- und Pflegeschwerpunkte: 1. Aspekte der Beziehungsarbeit, 2. Bewegung und 3. Selbstversorgung. Dabei werden u. a. die Mund- und Zahnpflege, Kontinenzprofile sowie eventuell notwendige Fixierungen, aber auch die Aufrechterhaltung der Lebensqualität durch die Anwendung von ATP-G thematisiert.

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Weitere Infos & Material


1          Geriatrie ist Teamarbeit – interdisziplinäre Zusammenarbeit in einem Multiprofessionellen Team
Friedhilde Bartels
1.1       Einleitung
»Ein Multiprofessionelles Team (MPT) ist primär für den gesamten pflegerischen und klinischen Versorgungsprozess eines Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung zuständig!« (Aschenbrenner 2016, o. S.) Teams – A Never Ending Story, oder? In der OPS 8-550 ist bis 2019 vom »geriatrischen« Team die Rede. Dabei sind wir, die dort arbeiten, doch noch nicht geriatrisch… Es wird viel von allen beteiligten Berufsgruppen an Fachwissen der eigenen und aller anderen Berufsgruppen erwartet. Pflegende als »24-Stunden-am-Bett-Konzept« haben eine einheitliche Fachsprache mit den Beteiligten des Teams zu sprechen und zu dokumentieren. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn alle Berufsgruppen des Teams nach den gleichen Vorgaben qualifiziert und erfahren sind oder werden. Das bedeutet, dass ein Konzept für die OPS gestaltet werden muss – entweder nach der Grundlage der ATP und den therapeutischen Interventionen (alle Berufsgruppen des MPT arbeiten nach denselben Grundlagen des Bobath-Konzepts) oder nach entsprechender Klärung/Definition der Schnittstellen (alle Berufsgruppen arbeiten nach unterschiedlichen Konzepten) zwischen den Berufsgruppen. Jedenfalls können diese Aussagen nicht Gegenstand einer Zusammenarbeit im Multiprofessionellen Team sein: »T= Toll, E= ein A= anderer M= macht’s   oder   Teamarbeit ist, wenn alle das Gleiche wollen wie ich! Mein Team kann tun und lassen, was ich will!« (Eckardt 2014) Leider hören wir bei gegebenen Fortbildungen in ganz Deutschland mehrfach die Aussage, dass ein Verständnis für Teamarbeit hauptsächlich berufsintern gedacht und mancherorts auch gelebt wird. Mittlerweile ist die Behandlung und Pflege von geriatrischen Patient*innen1 so umfangreich, komplex und zeitmangelnd geworden, dass vielerorts auch die Augen vor dem tatsächlichen Bedarf an Zeit zugedrückt oder sogar verschlossen werden. Hinzu kommt, dass es oftmals keine differenzierte Dokumentation zwischen Aktivierend-therapeutischer Pflege und passiv-übernehmender Pflege oder entsprechender Therapie gibt. Um dies deutlich werden zu lassen, ist ein geriatrisches Konzept unabdingbar, damit es unverkennbar im MPT gelebt wird. Und machen wir uns bewusst, dass ein Beruf alleine kein qualifiziertes Ergebnis für eine schwerstbetroffene Person erbringen kann. ATP ist u. a. davon abhängig, ihre pflegerische Befundung, die therapeutischen Pflegeziele sowie die gesamten pflegerischen Interventionen mit allen Berufsgruppen im MPT abzustimmen. Dazu werden qualifizierte Kenntnisse der Handlings benötigt. 1.2       Was ist ein Team?
»Team ist ein Zusammenschluss von mehreren Personen zur Lösung einer bestimmten Aufgabe bzw. zur Erreichung eines bestimmten Zieles.« (Feichtner 2008, o. S.) Ein Team ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet: •  Gruppe von mehreren Personen (gewöhnlich wird zwischen dem »kleinen Team« – zwischen 5 und 10 Personen – und dem »Großteam« – zwischen 10 und 30 Personen – unterschieden). In dem MPT der Geriatrie sind es in der direkten Zusammenarbeit meistens wenige, in den Teambesprechungen dagegen mehrere bis viele. •  Innerhalb derselben Organisation tätig, in der Geriatrie meistens stationsbezogen •  Teams haben die gleichen Gesamtziele der Geriatrie. •  Teambesprechungen finden kontinuierlich statt (einmal wöchentlich). •  Innerhalb vorgegebener Grenzen sich selbst steuernd! •  Berufsgruppen müssen kooperieren (müssen?!). •  Teamarbeit benötigt ein Ziel. Dies kann ein zusätzliches zum Gesamtziel sein. Ein Team entwickelt sich. Innerhalb der Geriatrie sind die meisten »Teams« schon lange etabliert, weil sie von der OPS gefordert sind. Indes wechseln die Teilnehmer*innen täglich durch den Schichtwechsel der Pflegenden, durch freie Tage, Nachtdienste, Urlaube und Krankheit durch alle Berufsgruppen usw. Es arbeiten Pflegende zusammen oder auch Pflegende mit Therapeut*innen, bei der Visite sind der Arzt*die Ärztin und mindestens eine Pflegekraft und/oder ein*eine Therapeut*in anwesend. Dabei sind in den Teamsitzungen durchaus alle Beteiligten gemeinsam anwesend. Dies kann nur favorisiert werden, damit alle das subjektive Rehabilitationsziel der betroffenen Person kennen. Dies ist für jede Berufsgruppe bindend, abgeleitet werden die personenbezogenen Therapieziele und therapeutischen Pflegeziele für die beteiligten Berufsgruppen. Durch gemeinsame Ziele entsteht ein Team
Ohne Ziele »läuft« jedes Teammitglied in seine eigene Richtung. Wir erleben es im Berufsalltag immer wieder, dass Aufgaben angeordnet werden oder geschehen, ohne dass der Sinn für Mitarbeiter*innen definiert oder erkennbar ist oder vorhanden zu sein scheint. Gemeinsame Zielfindungen sind wichtig, um in einem Team oder einer Gruppe an oder zum richtigen Ziel hinzuarbeiten. 1.3       Phasen der Teamentwicklung
1.3.1     Einstiegs-Findungsphase (Kontakt)
Die Einstiegs- und Findungsphase ist durch Unsicherheiten gekennzeichnet, da die Teammitglieder sich kennenlernen müssen. Auch wenn in einem bestehenden Team ein »neues Berufsteammitglied« beginnt, können die Merkmale der Unsicherheit, wie z. B. Hemmungen sich zu beteiligen, Unentschlossenheit, Scheu, Minderwertigkeitskomplexe, Unbehagen, Beklommenheit, Skepsis, Zweifel, Dinge hinterfragen usw., erneut auftreten. Bei den MPT in der Geriatrie ist die »Fluktuation der Teilnahme an der Teamförderung« höher, weil sich die Zusammenarbeit täglich durch eine andere Zusammensetzung verändert. Neue Teammitglieder orientieren sich an ihren Berufskolleg*innen, suchen nach Gemeinsamkeiten und wählen ihre Einstiegsthemen bzw. Kommentare vorrangig nach unverfänglichen und sachbezogenen Aussagen. Ebenso werden die ersten Kontakte innerhalb der eigenen Berufsgruppe gesucht. Eine Art Checkliste oder Einführungsmappe für neue Mitarbeiter*innen mit einem fachbezogenen Willkommensgruß und -geschenk innerhalb der Fallbesprechung kann das Eingewöhnen sichtlich erleichtern. Der Chefarzt oder der zuständige Geriater als Leiter des Teams kann Orientierungsgespräche ausschließlich zum MPT führen. Ein Unterstellungsverhältnis mit Weisungsbefugnis gegenüber den anderen Teamberufen trifft für ihn nicht zu. Der Geriater hat ein Anordnungsrecht. In einigen Kliniken sind die Therapeut*innen dem Geriater unterstellt. Die Zusammenarbeit im Team wird durch regelmäßige, zeitlich festgelegte Besprechungen der Berufsleitungen sehr positiv gestaltet. Im Austausch stehen hier das gemeinsame Geriatriekonzept, die Patientenbelegung und Projekte. Falls Konflikte auftreten, die im alltäglichen Team nicht zu lösen sind, gibt es hier die Möglichkeit, gemeinsam das MPT einer Station zu unterstützen. 1.3.2     Auseinandersetzungs- und Streitphase (Konflikt)
Das Vertrauen der neuen Teammitglieder ist gewachsen. Mitarbeiter*innen fühlen sich sicherer. Die eigenen Meinungen werden deutlich geäußert, Unmut und unterschiedliche Erfahrungen und Kenntnisse werden klarer ausgedrückt. Es kann zu Unstimmigkeiten kommen, da die Teammitglieder die unterschiedlichen Sichtweisen einbringen. Machtkämpfe einzelner Personen oder Berufe begrenzen die Arbeitsfähigkeit! In den MPT in der Geriatrie gibt es noch kaum bewährte Regeln, wie mit Unterschieden der Berufsteammitglieder und mit Konflikten umgegangen werden kann. In dieser Phase kann es zum Aussteigen neuer Mitarbeiter*innen kommen, wenn die Konflikte nicht diskutiert und beigelegt werden. Dies bedeutet, dass alle Teammitglieder aufeinander hören und achten. Toleranz ist gefragt: sich einem Austausch stellen, Differenzierung, Meinungs- und Entscheidungsunterschiede zulassen und sie ausdiskutieren bzw. sie wertschätzend auf das gemeinsame Ziel hin zu bearbeiten. 1.3.3     Regelungs- und Übereinkommensphase (Kontrakt)
Das gemeinsame Ziel – die Alltagskompetenzen der kranken Person zu erhalten und/oder wiederherzustellen – ist zwar der kleinste Nenner, aber der wichtigste! Man beginnt, sich mit den Eigenheiten einzelner Teammitglieder zu arrangieren. Verteilung bzw. die Abstimmung von Aufgaben, die gemeinsam als Therapie und Pflege auf das Ziel ausgerichtet sind,...


Friedhilde Bartels, Gesundheits- und Krankenpflegerin, ehem. Präsidentin der Deutschen Fachgesellschaft für Aktivierend-therapeutische Pflege (DGATP) e. V., ehem. Pflegedienstleiterin der Medizinisch-Geriatrischen Klinik, Albertinen-Krankenhaus/Albertinen-Haus gGmbH.

Mit Beiträgen von:
Magdalena Bruss, Claudia Eckardt, Sarah Eschmann, Kathrin Eulitz, Sabine Himmler, Stefanie Kastner, Daniela Lorenzen, Dagmar Nielsen, Silke Pfleil, Philipp Wiemann und Caren Wittmershaus.



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