Baur | Biodiversität | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 127 Seiten, Gewicht: 141 g

Baur Biodiversität


1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-8463-3325-9
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 127 Seiten, Gewicht: 141 g

ISBN: 978-3-8463-3325-9
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Biodiversität umfasst die auf der Erde vorhandene Vielfalt an Genen, Arten, Ökosystemen und biologischen Wechselwirkungen. Auf faszinierende Weise werden im vorliegenden Profile-Band Fakten über Entstehung und Bedrohung von Biodiversität sowie Wertungen und Forderungen im Umgang mit der Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten vorgestellt und diskutiert.

Dabei wird gezeigt, dass Biodiversität nicht bloß ein Zählen und Registrieren von Arten ist. Vielmehr werden Nutzen und Nutzung der Biodiversität aus multidisziplinärer Sicht erläutert.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Einführung: Was ist Biodiversität?. 7
Hauptteil
1 Wie entsteht biologische Vielfalt? 10
Genetische Vielfalt 10
Verschiedene Stufen der genetischen Vielfalt 12
Fortpflanzungssystem und genetische Vielfalt 14
Evolutionsprozesse. 14
Was ist eine Art?. 16
Wie entstehen neue Arten?. 19
2 Biodiversität verändert sich. 25
Artenvielfalt im Laufe der Erdgeschichte . 25
Veränderung der Biodiversität in neuester Zeit . 31
Wie viele Arten gibt es? 33
3 Biodiversität erfassen 36
Arten sind nicht gleich häufig 36
Seltenheit. 38
Artensummenkurve. 39
Biodiversität auf verschiedenen geografischen Skalen. 42
Qualitative Biodiversitätsindikatoren. 42
Biodiversitätsindikatoren in der Praxis. . 44
4 Biodiversität ist nicht gleichmäßig verteilt. 47
Muster des Artenreichtums 47
Gradienten über die Breitengrade. 50
Gradienten über Höhen und Tiefen . 51
Hotspots 51
Andere Formen von Hotspots. 54
Räumliche Muster und ihre zeitliche Organisation. 56
5 Biodiversität leistet große Dienste. 58
Von der Funktion zur Dienstleistung . 58
Vielfältige Ökosystem-Dienstleistungen. 59
Artenvielfalt, Ökosystemfunktion und Stabilität 65
Erhöhte Artenvielfalt steigert die Ökosystemleistung 67
Beeinträchtigte Ökosysteme leisten weniger. 68
Vorlage für moderne Technologien. 69
6 Biodiversität ist ökonomisch bedeutsam 70
Ökonomischer Wert der Ökosystemleistungen . 70
Ökonomischer Wert von Arten. 72
Unterschiedliche Ansätze. 74
Grundlagen für politische Entscheide. 75
7 Biodiversität hat einen ethischen Wert. 77
Eigenwert einer Art. .. 77
Entwicklung verschiedener Ethiken . 78
8 Biodiversität ist bedroht. 81
Die Weltbevölkerung und der Ressourcenverbrauch nehmen zu. 82
Habitatzerstörung und veränderte Landnutzung. 83
Zerstückelung der Lebensräume. 86
Ausdehnung der Siedlungsfläche. 87
Verschmutzung. 87
Übernutzung natürlicher Ressourcen. 89
Tourismus und Freizeitaktivitäten. 90
Neobiota und invasive Arten. 91
Klimaerwärmung. 93
Verlust an genetischer Vielfalt 96
Rote Listen . 97
Erhöhte Aussterberate . 98
9 Biodiversität erhalten und nachhaltig nutzen . 99
Politische Aufgabe. .. 99
Nicht-staatliche Schutzorganisationen. 103
Einrichtung von Schutzgebieten 103
Biosphärenreservat. 104
Segregation oder Integration? 106
In situ- und ex situ-Erhaltungsstrategien . 107
Renaturierungsmaßnahmen 108
Umgang mit invasiven Arten. 109
Wissen zur Verfügung stellen und Forschung vorantreiben . 110
Biodiversität erfolgreich erhalten und fördern. 111
Anhang 112
Glossar 112
Internetadressen. 118
Literatur. 120
Sachregister 125


|6? ?7| 1 Wie entsteht biologische Vielfalt?
Zusammenfassung Genetische Vielfalt ist die Grundlage der Evolution. Sie ist Voraussetzung für die Bildung neuer Arten. In diesem Kapitel werden verschiedene Aspekte der genetischen Vielfalt vorgestellt und die Faktoren und Prozesse erläutert, die Veränderungen in der genetischen Vielfalt bewirken. Es wird gezeigt, wie Mutationen, natürliche Selektion und genetische Drift zu Veränderungen in den Genfrequenzen der Populationen beitragen. Der Begriff «Art» wird erklärt und die speziellen Bedingungen werden dargestellt, bei denen eine Artbildung möglich ist.
Genetische Vielfalt Zwischen den Individuen einer Population bestehen meistens genetische Unterschiede (Primack 1995). Gene sind aus Nukleotiden aufgebaut. Miteinander verbunden bilden Nukleotide lange Ketten, die sogenannten DNA-Stränge, die viele Gene enthalten und aufgeknäuelt als Chromosomen sichtbar sind. Ein Gen kann mehrere Proteine kodieren. Die genetische Variabilität ist darauf zurückzuführen, dass einzelne Gene der Individuen sich geringfügig voneinander unterscheiden. Die unterschiedlichen Ausprägungen eines Gens werden als Allele bezeichnet. Verschiedene Allele können in Struktur und Funktion unterschiedliche Formen von Proteinen produzieren, welche die Entwicklung und Physiologie des Organismus unterschiedlich beeinflussen. So können verschiedene Allele am Gen «Gehäusefarbe» bei der Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) gelbe, rosa oder braune Gehäuse bewirken. Die genetische Variabilität ist bei Arten mit sexueller Fortpflanzung besonders hoch, weil jedes Individuum durch die Rekombination der Gene seiner Eltern eine einzigartige Gen- und Chromosomenkombination erhält. Bei der meiotischen Zellteilung werden während des Crossing-over Gene zwischen Chromosomen ausgetauscht, das Erbgut wird umgeordnet und es entstehen neue Genkombinationen, wenn die |10? ?11| Keimzellen der Eltern sich zu einem genetisch einzigartigen Nachkommen vereinigen. Zwar liefern Mutationen das Ausgangsmaterial für die genetische Variabilität, aber die Fähigkeit von Arten mit sexueller Fortpflanzung, Allele nach dem Zufallsprinzip neu zu kombinieren, erhöht das Potenzial für genetische Variabilität enorm. Die Gesamtheit der Allele einer Population wird als deren Genpool bezeichnet, die konkrete Allelkombination eines Individuums als dessen Genotyp. Als Phänotyp des Individuums werden seine morphologischen, anatomischen, physiologischen und biochemischen Eigenschaften bezeichnet, die sich aus der Ausprägung seines Genotyps unter bestimmten Umweltbedingungen ergeben. Genetische Vielfalt ist sichtbar, wenn morphologische Eigenschaften genetisch festgelegt sind und Individuen in diesen Eigenschaften variieren, beispielsweise die Gefiederfarbe bei Wellensittichen. Viele morphologische Eigenschaften sind aber nicht vollständig durch Gene determiniert, sondern sind das Ergebnis der Wechselwirkung von Genen und Umwelt. Ähnlich wie bei der sichtbaren morphologischen Variation gibt es auch genetisch festgelegte Variation in Verhaltensweisen. Einige Schmetterlingsarten weisen populationsspezifische Präferenzen für bestimmte Pflanzenarten auf, auf denen sie ihre Eier ablegen (Kuussaari et al. 2000). Genetisch determiniert ist auch die Futterpräferenz bei der Strumpfbandnatter (Thamnophis elegans) in Nordamerika: Jungtiere aus küstennahen Populationen in Kalifornien, in deren Lebensräumen viele Nacktschnecken vorkommen, verzehrten in Wahlversuchen ausschließlich Nacktschnecken, während Jungtiere aus Inlandpopulationen Frösche und Fische bevorzugten (Arnold 1981). Schlüpfende Jungtiere der Gefleckten Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum) zeigen je nach Population eine verschieden stark ausgeprägte Neigung zu Eikannibalismus (Baur 1994). Bei Eidechsen wurden genetisch festgelegte Unterschiede in physiologischen Eigenschaften, wie die Schnelligkeit des Wegrennens (sprint speed), nachgewiesen, und Taufliegen (Drosophila) zeigen genetisch determinierte Unterschiede in biochemischen Eigenschaften (z.B. bei Verdauungsenzymen). In den meisten Fällen wird die genetische Vielfalt aber mithilfe von molekularbiologischen Methoden untersucht, die direkten Einblick in die Variabilität der Gene geben. |11? ?12| Verschiedene Stufen der genetischen Vielfalt In jeder Pflanzen- und Tierart können drei verschiedene Stufen von genetischer Vielfalt unterschieden werden: • genetische Variation innerhalb von Individuen (Heterozygosität); • genetische Unterschiede zwischen Individuen innerhalb einer Population; • genetische Unterschiede zwischen Populationen. Zur Schätzung der genetischen Vielfalt innerhalb eines Individuums werden die Allele an ausgewählten Genloci betrachtet. Befinden sich an einem Locus zwei identische Allele (ein Allel von der Eizelle der Mutter, das andere vom befruchtenden Spermium des Vaters), ist das Individuum an diesem Locus homozygot. Kommen aber zwei verschiedene Allele vor, dann ist das Individuum an diesem Locus heterozygot. Werden bei einem Individuum mehrere Loci beurteilt, so können die Häufigkeiten der homozygoten und heterozygoten Loci ermittelt werden. So ist beispielsweise ein Individuum an neun von zehn untersuchten Loci heterozygot (d.h. 90 % seiner Loci sind heterozygot), während ein anderes Individuum nur an zwei der zehn Loci heterozygot ist (20 % heterozygote Loci). Das erste Individuum weist eine deutlich höhere genetische Variabilität auf als das zweite. Im Extremfall sind alle Loci eines Individuums homozygot. Dies kommt bei Organismen mit klonaler Fortpflanzung oder Parthenogenese vor sowie bei der Vermehrung durch regelmäßige Selbstbefruchtung. Innerhalb einer Population werden die verschiedenen Kombinationen von Allelen (Genotypen) betrachtet, die bei den Individuen vorkommen (Tabelle 1). Wenn alle Individuen am untersuchten Locus zwei gleiche Allele aufweisen, dann ist die Population an diesem Locus monomorph. Dies bedeutet, dass in der Population keine genetische Variation am betrachteten Locus vorhanden ist. Haben aber einige Individuen verschiedene Allele am untersuchten Locus, dann ist die Population polymorph. Mithilfe von Stichproben kann die genetische Vielfalt einer Population geschätzt werden. Dazu werden beispielsweise bei 20 Individuen je fünf Loci (variable Mikrosatelliten-Marker) untersucht. Zur Bewertung der genetischen Vielfalt werden die Anzahl der verschiedenen Allele, ihre Häufigkeiten, das Verhältnis «Anzahl Allele pro Locus» sowie die Anzahl (oder der Prozentanteil) polymorpher Loci beigezogen. |12? ?13| Tabelle 1: Genetische Vielfalt in drei Kreuzotter-(Vipera berus)-Populationen. Dargestellt sind die Allelhäufigkeiten von fünf variablen Loci (Mikrosatelliten-Marker) und die Anzahl der untersuchten Individuen (N). Die Population im Juragebirge ist am Locus Vb-B10 monomorph, während die beiden anderen Populationen am gleichen Locus polymorph sind (d.h. zwei bzw. drei Allele haben). Die Voralpenpopulation ist am Locus Vb-A8 monomorph. Die genetische Vielfalt ist in der Alpenpopulation am größten (Daten aus Ursenbacher et al. 2009). Die Genfrequenzen einer Population können sich durch natürliche Selektion, Ein- und Auswanderung, Genfluss und Zufallsprozesse wie genetische Drift verändern (siehe Evolutionsprozesse). Die in Tabelle 1 aufgeführten Werte zeigen, dass die Kreuzotterpopulation in den Alpen eine größere genetische Vielfalt aufweist als die beiden Populationen im Juragebirge und in den Voralpen. Die genetischen Unterschiede zwischen Populationen sind von großer Bedeutung für die genetische Vielfalt der Art (Genpool der Art). Genetisch vielfältige Populationen haben eine größere Wahrscheinlichkeit, sich an veränderte Umweltbedingungen|13? ?14| anpassen zu können als «genetisch verarmte» Populationen. Bei extremen Umweltveränderungen besitzt möglicherweise eine Population die geeigneten Gene um dem neuen Selektionsdruck widerstehen zu können und somit das Überleben der Art zu ermöglichen. So kann beispielsweise die Sortenvielfalt von Nutzpflanzen – eine Form der genetischen Vielfalt – zur Überlebensfrage werden: In den 1970er-Jahren vernichtete ein aggressives Virus die Reisernten von Indien bis Indonesien. Als Folge wurden 6273 Reissorten auf ihre Resistenz gegen das Virus getestet. Nur eine einzige Sorte besaß Gene, die die Pflanze gegen die Viruskrankheit immun machten. Diese Sorte konnte dann weiter gezüchtet werden. Im Allgemeinen kann genetische Vielfalt auch als «Lebensversicherung» der Population oder Art betrachtet werden. Fortpflanzungssystem und genetische Vielfalt Natürliche Populationen haben eine räumliche wie auch eine zeitliche Struktur. Beide beeinflussen die räumliche Struktur der genetischen Vielfalt der Art, zusammen mit weiteren Faktoren wie das Fortpflanzungssystem, die Ausbreitungsdistanzen der Männchen und Weibchen und die Fähigkeit der Weibchen, die Spermien, welche sie von verschiedenen Männchen erhalten haben, zu speichern. Das Fortpflanzungssystem spielt dabei die wichtigste Rolle. In der Regel ist die genetische Vielfalt am geringsten bei Arten mit klonaler...


Baur, Bruno
Prof. Dr. Bruno Baur ist Professor für Naturschutzbiologie und Leiter des Instituts für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz an der Universität Basel



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