Buch, Deutsch, 356 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 215 mm, Gewicht: 440 g
Eine neue Herausforderung für die Soziologie
Buch, Deutsch, 356 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 215 mm, Gewicht: 440 g
ISBN: 978-3-593-38581-5
Verlag: Campus
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Inhalt
Einleitung
Michael Bayer, Gabriele Mordt, Sylvia Terpe
Teil 1: Welche Ebene(n)?
Soziologie der sozialen Ungleichheit im globalen Kontext
Reinhard Kreckel
Entleert sich die Mitte wirklich?
Einige Überlegungen zur Milanovic-These über die
internationale Einkommensungleichheit
Walter Müller und Steffen Schindler
Zur Entwicklung der sozialen Ungleichheit im Weltsystem:
Fakten, offene Fragen und erste Antworten
Volker Bornschier
Wachsende Einkommensungleichheiten und was wir
dagegen tun können: Eine Aktualisierung der
Theorie Simon Kuznets’
Stefan Hradil
Teil 2: Welche Kategorie(n)?
Zwischen Haus und Welt: Zur sozialtopologischen Situierung
der Kategorien Klasse, Rasse und Geschlecht. Ein Versuch
Cornelia Klinger
Skalierungen von Belang: Die Raumdimensionen
sozialer Ungleichheitsforschung
Martina Löw
Alter, Generation und globale Ungleichheit:
Generationsverhältnisse in der werdenden Weltgesellschaft
Reinhold Sackmann
Teil 3: Welche Sphäre(n)?
Soziale Ungleichheit in Marktwirtschaften
Johannes Berger
Ökonomische Quellen sozialer Ungleichheit
Thomas Hanf
Die soziale Verantwortung von Unternehmen: Auf dem Weg
zu einer neuen, in den Markt eingebetteten Moralität?
Ronen Shamir
Autorinnen und Autoren
Sachregister
Einleitung
Michael Bayer, Gabriele Mordt, Sylvia Terpe
Die Soziologie konstituierte sich als die Wissenschaft von der
modernen Gesellschaft. Beide Schlüsselbegriffe – Moderne und Gesellschaft
– sind jedoch immer noch sowohl hinsichtlich ihrer theoretischen
Fassung als auch ihrer materialen Füllung umstritten. Dieses grundlagentheoretische
Problem ist zuletzt im Kontext der Globalisierungsdiskussionen
wieder ins Bewusstsein gerückt. Es betrifft nicht nur den
Bereich der soziologischen Theoriebildung im engeren Sinne, sondern
wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, wie soziologische
Teildisziplinen arbeiten, welche Probleme sie wahrnehmen, wie sie
diese zu definieren und zu erklären suchen. Doch wie lässt sich der
scheinbar paradoxe Umstand erklären, dass eine Disziplin über ein
Jahrhundert hinweg außerstande ist, die für ihr Selbstverständnis
zentralen Begriffe in einer allgemein akzeptierten Weise zu klären?
Die wissenschaftshistorischen Aspekte dieser Frage können wir in
diesem Rahmen nicht angemessen würdigen. Aber eine Identifikation
der zentralen theoretischen Streitfragen wirft auch ein erhellendes
Licht auf die Herausforderungen einer sich globalisierenden Ungleichheitsforschung.
Diese sieht sich nicht nur mit dem Vorwurf konfrontiert,
blind zu sein für jene Ungleichheiten, die sich im Zuge der
Globalisierung ausgebildet hätten, sondern darüber hinaus auch die sie
erzeugenden Konstellationen und Mechanismen nicht angemessen
erfassen und analysieren zu können (Beck 2006: 266).
Der Begriff der Gesellschaft stellte, will man es überspitzt
ausdrücken, lange Zeit nicht mehr als eine Residualkategorie dar.
Gesellschaft ist das, was übrig bleibt, wenn sich im Zuge des Modernisierungsprozesses
Teilsysteme auszudifferenzieren beginnen. Sie ist
das, was noch nicht erklärt ist, wenn aus den empirisch vorfindlichen,
komplexen Phänomenen die ökonomischen und politischen Institutionen
analytisch extrahiert worden sind, oder, anders herum
betrachtet, sie ist das Substrat, auf das mehr oder weniger genau
spezifizierte Teilsysteme einwirken. Darüber hinaus wurde davon
ausgegangen, dass diese Teilsysteme – Staat (oder Politik), Markt (oder
Wirtschaft) und Zivilgesellschaft (oder Gesellschaft/Kultur) – eigenen
Entwicklungslogiken folgen. Beide Annahmen gemeinsam – die der
Differenzierung und die der autonomen Funktionslogiken – stellten
ein selbstverständliches und kaum mehr hinterfragtes Hintergrundwissen
in den Sozialwissenschaften dar (vgl. Wallerstein 2000: 307).