Bechert / Cancik / Antes | Der Buddhismus I | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 521 Seiten

Bechert / Cancik / Antes Der Buddhismus I

Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen
1. Auflage 1999
ISBN: 978-3-17-031481-8
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen

E-Book, Deutsch, 521 Seiten

ISBN: 978-3-17-031481-8
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im ersten Band der auf drei Teilbände angelegten Gesamtdarstellung "Der Buddhismus" werden die buddhistischen Lehren in ihren verschiedenen Schulen, die Heilsgestalten des (Mahajana-)Buddhismus und die buddhistische Gemeinde dargestellt.

Eigene Kapitel beschreiben die Ausbreitung des Buddhismus außerhalb Indiens bis etwa zum 14. Jahrhundert: in Afghanistan und Zentralasien, im festländischen Südostasien, im indonesischen Archipel und auf der malaiischen Halbinsel.

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II. Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen
II.1 Die buddhistische Lehre
von Johannes Bronkhorst 1. Einleitung1 In diesem Abschnitt soll versucht werden, eine Übersicht zu geben über die buddhistische Lehre, oder vielmehr über die buddhistischen Lehren. Es verdient betont zu werden, daß buddhistische Lehre und buddhistische Philosophie, obwohl eng miteinander verbunden, nicht miteinander identisch sind. Philosophie ist ein abendländisches Wort,2 das nicht unbedingt zur Beschreibung aller buddhistischen Lehren geeignet ist. Wir werden z. B. sehen, daß der historische Buddha anscheinend eine Abneigung gegen das Spekulieren hatte und ‚philosophisch‘ wichtigen Fragen auswich. Man könnte also den Standpunkt vertreten, der Buddha habe keine Philosophie gelehrt. Aber gelehrt hat er, und deswegen hatte er ganz sicher auch eine Lehre. Ähnliche Überlegungen könnte man auf die späteren Lehren des Buddhismus anwenden. Dabei ist es nicht meine Absicht zu verschleiern, daß innerhalb des Buddhismus sehr wichtige ‚philosophische‘ Entwicklungen stattgefunden haben.3 Ganz im Gegenteil: es sieht so aus, als ob der philosophische Aufschwung, der in den frühen nachchristlichen Jahrhunderten auch gerade in den nicht-buddhistischen Kreisen Indiens stattfand, größtenteils durch den Buddhismus inspiriert worden ist; wir werden noch Gelegenheit haben, uns weiter mit dieser Frage zu beschäftigen. Bestimmte buddhistische Lehren waren jedenfalls von grosser philosophischer Bedeutung. Dies ändert aber nichts daran, daß eine Beschreibung der buddhistischen Philosophie sich notwendigerweise in erster Linie für philosophisch interessante Lehren interessiert und dabei ein äußeres Kriterium benutzt. Die Lage kompliziert sich noch weiter durch den Umstand, daß von einem bestimmten Zeitpunkt an verschiedene buddhistische Schulen ihre Lehren zu systematisieren versuchten. Nun ist natürlich eine systematisierte Lehre für den Philosophen interessanter als eine nicht-systematisierte, manchmal recht undurchdachte, Anhäufung von Lehrmeinungen. Der philosophisch orientierte Forscher kann sich also direkt den buddhistischen Systematisierungsversuchen zuwenden und einen grossen Teil der Entwicklungen der Lehre übergehen. Eine Beschreibung der buddhistischen Lehren hingegen versucht vielmehr innere Kriterien zu benutzen: eine Lehre wird nicht deshalb beschrieben, weil sie philosophisch für uns interessant ist oder weil sie in systematischer Weise durchdacht wurde, sondern weil die Buddhisten sie für wichtig hielten. Dabei wird die Wichtigkeit einer Lehre im Buddhismus an erster Stelle durch die Rolle bestimmt, die sie im Prozeß der Erlösung spielt. Dies muß also unser Kriterium bei der Darstellung der buddhistischen Lehren sein.4 Nun spielt in so gut wie allen Ausdrucksformen des Buddhismus die (öfters prajña genannte) Einsicht oder Weisheit eine äußerst wichtige Rolle. Der Buddhist erlangt diese Weisheit im Laufe, meistens am Ende, des Erlösungsweges. Öfters ist Erlangung dieser Weisheit entscheidend für das Erreichen der Befreiung. Es ist kaum erstaunlich, daß diese höchste Weisheit, dieser Schlüssel zum Ziel der buddhistischen Religion, regelmäßig in den Texten beschrieben wird. Sie ist tatsächlich ein wichtiger Teil der buddhistischen Lehre. Die Beschreibung der höchsten Weisheit ist für jene Buddhisten, die glauben, daß die höchste Erkenntnis nicht in Worten faßbar ist, natürlich nur eine Annäherung, und nicht ihre genaue Wiedergabe. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, daß ein Teil der buddhistischen Lehre eine Beschreibung der Weisheit, die die endgültige Befreiung hervorruft, ist oder zu sein beansprucht. Damit ist die buddhistische Lehre übrigens nicht erschöpft. Die höchste Weisheit mag für auf dem Erlösungsweg weit fortgeschrittene Buddhisten die Befreiung hervorrufen, trotzdem muß man zuerst wissen, wie man so weit kommt. Auch darüber hat die buddhistische Literatur viel zu sagen. Das Benehmen der gläubigen Buddhisten, d. h. in erster Linie der Mönche und der Nonnen, wird festgelegt in dem sogenannten Vinaya-pit?aka, dem „Korb der Disziplin“. Dieser wird in einem speziell ihm gewidmeten Abschnitt des vorliegenden Bandes behandelt. In einem anderen Abschnitt kommen die Vorstellungen über Buddhas und Bodhisattvas zur Sprache, die, als Idealbilder des nachzustrebenden Ziels, den frommen Buddhisten als Vorbild dienten. Zur buddhistischen Lehre im engeren Sinne gehören aber Hinweise auf die spirituelle Praxis, deren es in der buddhistischen Literatur etliche gibt, besonders in den im „Korb der Lehrreden“ (sutra-pit?aka) vereinigten Lehrreden (sutra).5 Anders gesagt, die buddhistische Lehre umfaßt nicht nur die Beschreibungen der erlösenden Erkenntnis, sondern auch alles andere, das man wissen muß, um den Weg zur Erlösung zu beschreiten. Drittens gehört zur buddhistischen Lehre auch das, was Buddhisten glauben oder glaubten, ohne daß dies unbedingt mit der Erlösung in direkter Verbindung steht. Ein Beispiel sind die kosmographischen Vorstellungen der Buddhisten Indiens, die zwar allgemeine Verbreitung gefunden haben, die man aber m. W. nicht unbedingt zu kennen braucht, um die Befreiung zu erreichen. Derartige Vorstellungen haben natürlich nicht notwendigerweise mit der buddhistischen Religion im engeren Sinne zu tun. Erstens teilten die indischen Buddhisten viele, auch religiöse, Vorstellungen mit nicht-buddhistischen Indern. Zweitens ist es nicht immer einfach festzustellen, welche Vorstellungen religiös und welche es nicht sind. Das Beispiel der Kosmographie ist in diesem Zusammenhang erhellend. A priori könnte man denken, daß diese Vorstellungen wenig mit Religion im allgemeinen, und wohl nichts mit dem Buddhismus im besonderen, zu tun hätten. Dies trifft aber nicht zu. Wir werden noch sehen, daß bestimmte kosmographische Vorstellungen der Buddhisten eng mit typisch buddhistischen Versenkungszuständen verbunden sind. Sie verdienen also ebenfalls Beachtung in einer Beschreibung der buddhistischen Lehre. Es ist ausgeschlossen, auf den wenigen Seiten, die hier zur Verfügung stehen, alle buddhistischen Lehren, die es in Indien gegeben hat, in vollständiger Weise zu beschreiben. Es mußte notwendig eine Wahl getroffen werden. So wurde entschieden, nicht nach Art einer Enzyklopädie so viele Informationen wie möglich anzubieten. Das Ziel dieses Abschnittes ist es vielmehr zu versuchen, die Zusammenhänge zwischen bestimmten Hauptlehren verständlich zu machen. Diese Lehren in ihrer historischen, kulturellen und intellektuellen Umwelt zu verstehen ist also die Absicht, die hier verfolgt wird. Dabei können viele ebenfalls wichtige Lehren, Schriften und Denker leider nicht erwähnt werden. 2. Die Lehre des Buddha Methodische Vorbemerkungen Hermann Oldenberg nannte in seiner im Jahre 1881 zum ersten Mal erschienenen bahnbrechenden Arbeit Buddha, sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde den Abschnitt über die Lehre nicht, wie man erwarten würde, ‚die Lehre(n) Buddhas‘, sondern ‚die Lehren des Buddhismus‘4. Diese Tatsache hat Helmuth von Glasenapp in dem Nachwort, das er der 13. Auflage dieses Buches im Jahre 1959 beigab, hervorgehoben. Glasenapp weist darauf hin, daß in der Wahl dieser Überschrift die kritische Anschauung offenbart, daß wir über die Lehre Buddhas nichts Sicheres wissen können, daß vielmehr das ganze uns zugängliche Material nur dazu ausreicht festzustellen, was die älteste Gemeinde für Buddhas Lehre gehalten hat. Glasenapp ist zwar im allgemeinen mit Oldenbergs Anschauung einverstanden, glaubt aber, alles spreche dafür, daß die Grundgedanken der Lehrüberlieferung auf den Erhabenen selbst zurückgehen. Diese Grundgedanken findet er in der in späteren Kapiteln näher zu behandelnden „Dharma-Theorie“. Diese Theorie findet ihren klassischen Ausdruck im Abhidharmakosa des Vasubandhu, der wahrscheinlich im 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, also viele Jahrhunderte nach dem Buddha, gelebt hat. Frühere Forscher – Glasenapp nennt hier namentlich Theodor Stcherbatsky und Otto Rosenberg – waren in der ersten Freude der Entdeckung der Dharma-Theorie so weit gegangen zu glauben, daß die Lehren des Abhidharmakosa, wenn auch nicht in allen Einzelheiten, so doch in ihren charakteristischen Hauptpunkten, der ältesten Lehre entsprachen. Glasenapp selber war in seinem im Jahre 1938 erschienenen Aufsatz „Zur Geschichte der buddhistischen Dharma-Theorie“1 diesem Problem nachgegangen und zu dem Ergebnis gelangt, die im Abhidharmakosa entwickelte philosophische Grundkonzeption bilde in der Tat die Basis des ganzen Buddhismus. „So sehr aber auch die buddhistischen Schulen in vielen Einzelheiten voneinander differieren, in den allgemeinen Prinzipien ihrer Lehre stimmen sie alle miteinander überein. Die älteste uns erreichbare Schicht der buddhistischen Überlieferung enthielt also bereits die wesentlichen Hauptgedanken, die im Abhidharmakosa eine verfeinerte Ausprägung gefunden haben, und es besteht Grund zu der Annahme, daß schon Gotama Buddha eine Lehre verkündet hat, die ihrem wesentlichen Gehalt nach derjenigen entsprach, welche die großen buddhistischen Philosophen der klassischen Blütezeit in einer dem Denken ihrer Zeit angepaßten, erweiterten und mannigfach durchgearbeiteten Form zur Darstellung bringen.“2 Glasenapp kritisiert andere Gelehrten, die annehmen, dem Buddhismus liege überhaupt keine metaphysische Konzeption zugrunde. Er findet diese Annahme nicht wahrscheinlich, gerade weil...


Heinz Bechert u.a.



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