E-Book, Deutsch, 431 Seiten
Reihe: Religion, Theologie und Naturwissenschaft / Religion, Theology, and Natural Science
Becker / Diewald / Gasser Zukunftsperspektiven im theologisch-naturwissenschaftlichen Dialog
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-647-56957-4
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 431 Seiten
Reihe: Religion, Theologie und Naturwissenschaft / Religion, Theology, and Natural Science
ISBN: 978-3-647-56957-4
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
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Weitere Infos & Material
1;Front Cover;1
2;Title Page;4
3;Copyright;5
4;Inhalt;6
5;Vorwort;8
6;Patrick Becker und Ursula Diewald Die Herausforderung der Naturwissenschaften. Eine Problemanzeige zur Einleitung;10
7;1. Theologie in Auseinandersetzung mit dem Naturalismus;20
7.1;Ulrich Lüke Schöpfung und Evolution. Wider den naturalistischen Kreationismus und den metaphysischen Evolutionismus;22
7.2;Bernulf Kanitscheider Naturalismus als Herausforderung der Zukunft;38
7.3;Hans-Dieter Mutschler Kritik des Naturalismus;56
7.4;Rüdiger Vaas Hat Gott den Urknall gezündet? Schöpfungsglaube und moderne Kosmologie;70
7.5;Ansgar Beckermann Der kosmologische und der teleologische Gottesbeweis heute;106
7.6;Thomas Schärtl Arbeitsloser Schöpfergott? Über den Gottesbegriff in einem evolutionären Weltbild;124
7.7;Tobias Müller Eine prozessphilosophische Grundlegung zum Dialog von Naturwissenschaften und Religion;139
8;2. Christliches Menschenbild und Naturwissenschaften ;162
8.1;Matthias Petzoldt Christliches Menschenbild im Zeitalter der Naturwissenschaften;164
8.2;Georg Gasser und Josef Quitterer Naturalismus und christliches Menschenbild;178
8.3; Eckart Voland Evolutionäre Ethik: Moral (fast) ohne Metaphysik ;194
8.4;Eberhard Schockenhoff Die Moralfähigkeit des Menschen als Grund seiner Sonderstellung im Kosmos;207
8.5;Andreas Klein Verabschieden wir uns von der Willensfreiheit?;228
8.6;Winfried Schmidt Rettet die Quantenphysik die Freiheit?;247
8.7;Philip Clayton What Has the Mind-Brain Debate Produced, and How Is It Related to Religion-Science Discussions?;274
9;3. Empirische Beschreibung religiöser Phänomene ;288
9.1;Wolfgang Achtner The Future of Religions at the Intersection between Evolution, Culture, and Christian Theology;290
9.2;Michael Blume God in the Brain? How much can “Neurotheology” explain?;307
9.3;Ulrich Ott Religion in der neurowissenschaftlichen Forschung;316
9.4;Bernhard Grom Religionspsychologie und Theologie im Gespräch? Mehr als nur ein Burgfriede;327
9.5;Stephanie Klein Religion in der soziologischen Forschung;337
9.6;Christiane Schulze Zur Phänomenologie und Bedeutung von Nahtoderfahrungen;347
10;4. Wie gelingt der Dialog?;366
10.1;Armin Kreiner Die Autorität der Wissenschaft und Probleme ihres Transfers;368
10.2;Heinz-Hermann Peitz Kriterien und Bedingungen für einen gelingenden Dialog;386
10.3;Ursula Diewald „Wir brauchen eine ethische Betreuung.“ Ein Gespräch mit Christian Kummer und Harald Lesch;410
11;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;426
12;Personenregister ;431
13;Back Cover;434
"Die Autorität der Wissenschaft und Probleme ihres Transfers (S. 367-368)
Armin Kreiner
In der Debatte zwischen Atheismus und Gottesglaube spielt die Berufung auf die Autorität der Naturwissenschaften bzw. -wissenschaftler/innen1 eine bemerkenswerte, gleichwohl aber nicht klar definierte Rolle. Atheistischerseits wird einerseits das wissenschaftliche Weltbild als schlagendes Argument zugunsten der These angeführt, dass die traditionellen religiösen Weltbilder als überflüssig oder widerlegt zu betrachten seien (vgl. z. B. Stenger 2007).
Andererseits wird die angeblich a- oder antireligiöse Einstellung der überwiegenden Mehrheit der scientific community zur Untermauerung religionskritischer Schlussfolgerungen herangezogen (vgl. z. B. Daw kins 2007, 146). Beide Argumentationsweisen sind unterschiedlich gelagert: Im einen Fall geht es um die explikative Funktion und (In-)Kohärenz von Aussagen oder Theorien, im anderen Fall geht es darum, die Autorität, die Experten in ihrem angestammten Bereich beigemessen wird, auf einen sachfremden Bereich zu transferieren. Im Kern geht es bei einem solchen Transfer darum, die öffentliche Meinung bzw. Einstellung zu beeinflussen, und zwar nicht durch das Abwägen der einschlägigen Evidenzen und Argumente, sondern durch die Berufung auf den Expertenstatus der Wissenschaftler.
Symptomatisch für einen derartigen Autoritätstransfer ist der Streit, der seit Längerem darüber geführt wird, wie es Einstein, die größte wissenschaftliche Autorität des 20. Jahrhunderts, mit der Religion hielt (vgl. z. B. Aikman 2008, 85 f). In diesem Streit geht es nicht primär darum, ob und inwiefern Einstein religiös war, sondern darum, welche Auswirkungen dies für die Überzeugungskraft religiöser Glaubensinhalte hat. Religionskritiker bemühen sich um den Nachweis, dass es mit Einsteins Religiosität nicht weit her war und dass dies ein irgendwie triftiges Argument gegen die Glaubwürdigkeit religiöser, insbesondere theistischer Behauptungen sei.
Religiöse Apologeten versuchen dagegen Land zu gewinnen, indem sie Äußerungen nachspüren, die auf eine wie auch immer geartete Frömmigkeit Einsteins schließen lassen. Nur am Rande geht es in dieser Auseinandersetzung um die sachlichen Argumente, die Einstein zugunsten seiner Einstellung anführte. Hauptsächlich geht es um die Autorität seiner Person und deren Inanspruchnahme für die jeweils eigene pro- oder anti-religiöse Agenda."