Becker | Pathologie der Prioritäten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 276 Seiten

Becker Pathologie der Prioritäten

Warum es so schwer ist, die Welt zu retten...
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-4017-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Warum es so schwer ist, die Welt zu retten...

E-Book, Deutsch, 276 Seiten

ISBN: 978-3-7504-4017-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Menschliche Individuen reagieren viel häufiger krankhaft, als man glaubt! Sie haben auch allen Grund dazu, denn die existentielle Erkenntnis ihrer eigenen Angst vor der Sterblichkeit ist auch das Maß ihrer Dinge. Trotzdem fühlen sie sich gerne als (kleine) unsterbliche Götter, 'Göttchen' - sind aber in Wahrheit 'a god who shits' (Ernest Becker). Das ist dann der Grund, warum sich die (westlichen) Gesellschaften und Wirtschaftssysteme psychisch so auffällig verhalten! Deren Protagonisten sind häufig Symptomträger, weil sie selber, sowohl durch den Verlust von Orientierung und Transzendenzgewissheit, als auch durch die Geiselnahme durch ein einseitiges, kapitalistisches Wirtschaftsmodell, psychopathologische Störungen entwickeln oder an fremdinduzierten Auffälligkeiten leiden. Es erscheint ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wandel westlicher Industriegesellschaften notwendig, um einen umfassenden Heilungsprozess einleiten und auch den Klimawandel bewältigen zu können! In diesem Zusammenhang ist natürlich der Krankheitsbegriff nur die Matrix, auf der sich die umfassenden Problematiken unserer Gesellschaften eindrücklich abbilden lassen. Ich wollte daher eine fiktive psychiatrische Analyse, vielleicht sogar eine Diagnose, unserer wachsenden postindustriellen Gesellschaften des Westens erstellen und hoffentlich die Notwendigkeit einer sozialen postkapitalistischen Wende eindringlich verdeutlichen. Bei diesem Versuch werden wir zudem bedauerlicher Weise feststellen müssen, dass die wenigsten Beweggründe menschlicher Entscheidungen und Prioritäten rational erklärbar sind. In der Regel liegen ihnen die hier beschriebenen psychologischen Ursachen zu Grunde, die nur schwer steuerbar und in der Regel sogar tief verdrängt unter der Oberfläche des Bewusstseins liegen. Eins erscheint sicher: Die Rettung unseres Planeten wird nur gelingen, wenn wir das krankhafte Handeln der Individuen (also auch unseres), der Staaten und unserer Wirtschaftssysteme erkennen und heilen.

Bert Becker, geboren 1961, Dipl.-Pädagoge, Dipl.-Sozialarbeiter und Heilpraktiker (Psychotherapie), lebt mit seiner Familie in Köln. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Er studierte Katholische Theologie und Erziehungswis-senschaften in Bonn sowie Sozialarbeit in Köln. Seit 1989 arbeitet er als Sozialarbeiter in Hilfeeinrichtungen für wohnungslose Menschen bei verschiedenen Trägern und Kommunen. 1999 übernahm er die Leitung der Wohnungslosenhilfe im Rhein-Sieg-Kreis beim katholischen Träger SKM. Er ist seit 1980 engagiert in den Leitungsgremien seiner Kirchengemeinde im Seelsorgebereich MauNieWei des Erzbistums Köln. Seine besondere Aufmerksamkeit widmete er in diesen Jahren immer den dort betriebenen Kindertagesstätten. In diesen Gemeinden ist er auch seit 1980 als Katechet für jugendliche FirmkandidatInnen tätig. Der Erhalt der Welt für die nachfolgenden Generationen und die Sorge um die Schöpfung sind für ihn besondere Anliegen.

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2. Von Interessen und PRIORITÄTEN
Zum weiteren Vorgehen müssen wir noch eine Begriffsbestimmung vornehmen, damit wir die Dimensionen beider Begriffe – Interessen und PRIORITÄTEN – und deren Zusammenhänge erkennen können. Das lateinische »inter-esse« bedeutet letztendlich »Dabeisein« oder »Mittendrin-sein«, wobei ich hier nicht das Interesse im psychologischen Sinn meine, welches eher eine kognitive Erregung, also eine Art Aufmerksamkeit, bezeichnen könnte. Alle Dinge, die einen Menschen kognitiv erregen, interessieren ihn – vom Hobby bis zu Pflichten. Wir werden noch sehen, dass diese Form von Interesse in unsere Problematik hineinspielen wird. Was ich jedoch hier in erster Linie mit Interesse meine, ist unser Begehren in Hinblick auf die Ressourcen zur persönlichen oder kollektiven Bedürfnisbefriedigung, das das Überleben von Individuen oder Gruppen sichern kann. Hierzu gehören ebenso politische wie wirtschaftliche Vorteilsnahme. Eine Vorteilsnahme, die in der evolutiven Vergangenheit der Spezies wie auch des Homo Sapiens immer wieder die Überlebensvorteile sicherte. Diese Interessen und Bedürfnisse haben gewisse Vorränge, in deren Reihenfolge sie verwirklicht und umgesetzt werden sollen oder gar müssen. Die Rangreihenfolge der Verwirklichung kann festgelegt werden durch eine zeitliche Reihenfolge von Ereignissen, d.h. einer Dringlichkeit, oder aufgrund einer Bewertung, d.h. eine Priorisierung. Du hast es dann mit Interessensphären, PRIORITÄTEN zu tun… 2.1 Individuelle psycho-pathologische Interessensphären
Um in diesem Zusammenhang Verwechslungen mit der Individualpsychologie Alfred Adlers zu vermeiden, sollten wir hier absichtlich nicht den Begriff »Individualpsychologisch« verwenden. Trotzdem kannst Du hier von Adler lernen und voraussetzen, dass der Mensch ein unteilbares Individuum ist, welches ebenso Teil von sozialen Prozessen ist. Der Mensch ist also auch immer ein soziales Lebewesen. Du kannst nichts alleine… Zudem sieht Adler als Triebkraft des Individuums ein positives Minderwertigkeitsgefühl, welches entsteht, um organische Minderwertigkeit und Lebensschicksale auszugleichen – zu kompensieren. So entstehe ein Antrieb zu Wachstum und Entwicklung beim Individuum, die auch eine Erziehbarkeit bewirkt. »Pathologisch« wäre nach diesem Verständnis jedoch erst der hemmende Minderwertigkeitskomplex, der eine psychische Überkompensation eines verstärkt erlebten Minderwertigkeitsgefühls darstellt. Wir, die Menschen, bewegen uns jedoch auch in bergenden sozialen Beziehungen in denen wir Lebensangst und Minderwertigkeitsgefühl durch eine tragfähige zwischenmenschliche Beziehung überwinden können. Unsere psychische Gesundheit ist dabei daran messbar, inwieweit wir eine positive Beitragsleistung zur sozialen Lösung der Lebensfragen erbringen. Kultur und Zivilisation erscheinen so wie „produktive Antworten auf den allmenschlichen Minderwertigkeitskomplex“.1 Wegen seiner Minderwertigkeit strebt der Mensch hierdurch evolutionär nach Vollkommenheit. Soweit Adler. Seine Grundlagen weisen jedoch auf einen wichtigen Antrieb menschlichen Lebens hin: Organische Unzulänglichkeiten bis hin zur Sterblichkeit. Du wirst auch noch sehen, dass z.B. Ernest Becker (1924 -1974), Sozialanthropologe und Schriftsteller, solchen Lebensfragen einen anders nuancierten Stellenwert gibt.2 So werden wir feststellen müssen, dass die wenigsten Beweggründe menschlicher Entscheidungen und PRIORITÄTEN rational erklärbar sind. In der Regel liegen ihnen offenbar psychopathologische Ursachen zu Grunde, die nur schwer steuerbar sind und in der Regel sogar der Verdrängung unserer grundlegenden Ängste dienen. Und nicht alles, was logischem und rationalem Denken zu entspringen scheint, ist auch logisch. „Paranoides Denken etwa ist dadurch gekennzeichnet, dass es zwar völlig logisch sein kann, sich aber in keiner Weise für die Realität interessiert oder konkret danach fragt. Logik schließt also Wahnsinn nicht aus, logisches Denken ist nicht vernünftig, wenn es nicht von der Sorge um das Leben geleitet wird und wenn es den Vollzug des Lebens in seiner ganzen Konkretheit und mit all seinen Widersprüchen außer Acht lässt. Andererseits kann nicht nur das Denken, sondern können auch Emotionen vernünftig sein.“3 Wenn Du willst, schauen wir uns einmal die irrationalen, aber logisch erscheinenden Beweggründe in unserem Handeln an… 2.1.1 Urängste des Individuums
Der Mensch – auch Du – ist endlos beladen mit Ängsten. Und Du schleppst eine Menge Ängste mit Dir herum, die sich in unserer hominiden Evolution gebildet haben. Einige davon kannst Du durchaus als »Urängste« bezeichnen, die leider kaum zu beherrschen sind. Unter anderem wird deine Amygdala, der Mandelkern, als dein wichtigstes Angstzentrum in Deinem Gehirn vermutet. Sie liegt im limbischen System deines Gehirns zwischen dem Neocortex und dem Hirnstamm. Es ist entwicklungsgeschichtlich ein sehr alter, man könnte auch sagen ‚primitiver‘, Bereich deines Gehirns, der unter anderem auch Deine evolutiv geerbten Urängste steuert. Das geschieht leider jenseits von Deinen vernunftgemäßen oder intellektuellen Beeinflussungsversuchen. Das macht Deine Urängste so schwierig beherrschbar, weil sie zudem auch von zentraler Bedeutung für Dein Überleben als Individuum und der ganzen Spezies sind. Angste haben also immer einen wichtigen Zweck erfüllt: Die Steuerung von Vorsicht, Verteidigungshaltung und Fluchtreaktionen. Diese überlebenswichtigen Ängste sind daher so tief in Dein Gehirn eingebrannt, dass sie sich teilweise – auch wenn sie heute weniger nützlich sind – eine Art Eigenleben entwickelt haben. Dabei locken sie Dich dann auch manches Mal auf die »falsche Fährte«, ohne dass Du bemerkst, worum es überhaupt geht. So kannst Du auch Phobien, spontan und frei flottierende Angstzustände gegenüber Situationen oder Objekten entwickeln (z.B. Spinnenphobie, Sozialphobie, Klaustrophobie etc.). Wenn dies nicht bei Dir selber der Fall ist, so kannst Du dies ja bei vielen Freunden vielleicht beobachten. Ich möchte Dir hier jedoch die zwei entscheidendsten, das gesamte Leben unserer Gesellschaft unterschwellig beeinflussenden, Angstphänomene beschreiben: Unsere Angst vor dem Tode – eine zum Teil chronifizierte »Thanatophobie« – und
unsere Angst vor dem Fremden, welche meines Erachtens nur eine Modifikation der Angst vor dem Tode ist… …denn von allen Tatsachen, die den Menschen bewegen, ist eine der wichtigsten unsere Sterblichkeit. Jede Spezies hat den Instinkt, ihr Leben so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, um vor dem eigenen Tod möglichst viele Nachkommen zeugen und möglichst viel Erbgut verbreiten zu können. Jedoch für das menschliche Individuum ist die Frage des Todes viel existentieller, denn es ist sich seiner Endlichkeit bewusst! Du kennst deine Angst vor dem individuellen Nichtsein – Deinem Tod! Ernest Becker betrachtet diese Tatsache als derart entscheidend, dass er sie in seinem Buch »The Denial of Death« sogar „The Terror of Death“ nennt!4 . 2.1.1.1 Die Angst vor dem Tod Der Tod ist doof (Bert Becker) Der Tod ist doof! Ihm ist egal, was mir ist wichtig! Er kommt gern plötzlich... ... klopft höchstens an! So denk ich oft: Ach, wär's nicht besser, dahinzugleiten in Demenz... …wenn er klopft an und käme plötzlich: Mir wär's egal! Der Tod ist doof! Wie ist es wohl, wenn Du eines Tages so ganz verschwunden bist? Ist dann alles aus? Die Angst vor der Endlichkeit spielt in unserem Leben eine größere Rolle als wir zugeben wollen. Es überkommt Dich plötzlich. Wenn es ganz ruhig ist, Du vielleicht noch im Bett liegst. Was ist wenn Du nicht mehr bist? Unruhe durchzuckt deinen Körper, Du springst aus dem Bett und willst spüren, dass Du noch lebst. Der Tod ist für uns nicht begreifbar. Das »Nicht-mehr-Sein« macht uns Angst! Er ist unvorstellbar… „Tod kommt aus natürlichen Ursachen, bedeutet Aufhören der biologischen Lebensprozesse, mit denen als ihrer Voraussetzung alle anderen Lebensprozesse gleichfalls enden. Was bleibt, ist ein Ding, die Leiche.“5 Und da Du auch ein soziales Wesen bist, beendet der Tod auch alle deine Persönlichkeit und deine sozialen Beziehungen zu all deinen Mitmenschen. Er ist für uns so...



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