E-Book, Deutsch, 306 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 235 mm
Behr Lernhabitus und Weiterbildung
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7815-5593-8
Verlag: Verlag Julius Klinkhardt GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Determinanten des Weiterbildungsverhaltens von Lehrerinnen und Lehrern
E-Book, Deutsch, 306 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 235 mm
Reihe: Studien zur Professionsforschung und Lehrerbildung
ISBN: 978-3-7815-5593-8
Verlag: Verlag Julius Klinkhardt GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dieser Band stellt die Ergebnisse einer interdisziplinären Querschnittstudie zu Determinanten der Lehrerfort- und -weiterbildung und des informellen Lernens von Lehrerinnen und Lehrern vor. Varianzanalysen und binäre logistische Regressionen brachten den Befund, dass der Lernhabitus hypothesenkonform differenziell prädiktiv ist für das Weiterbildungsverhalten. Als Teil des Gesamthabitus steht mit dem Lernhabitus ein soziologisches Konzept für die Erklärung der Bedingungen des Weiterbildungsverhaltens zur Verfügung, das auf inkorporierten gesellschaftlichen Strukturen und sozial erworbenen Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsschemata gründet. Mittels einer Two-Step
Clusteranalyse, in der die Lernhabitusskalen als Klassifizierungsmerkmale für die Clusterbildung Anwendung fanden, konnten die Probanden der Stichprobe in sechs homogene und differente Cluster gruppiert werden, die jeweils unterschiedlichen Lernhabitus entsprechen. Mit der Berücksichtigung des Lernhabitus als Prädiktor konnte das Spektrum der Determinanten der Weiterbildung erweitert werden. Signifikante Einflussfaktoren für die Weiterbildungspartizipation dieser Berufsgruppe sind wechselweise auch Geschlecht, Alter, Beschäftigungsumfang, Übernahme von Funktionen, Schulform, Berufserfahrung sowie Zufriedenheit mit dem Lehrerberuf. Die vorgelegten Studienergebnisse bieten Ansatzpunkte für zukünftige Forschungstätigkeiten und haben im Hinblick auf eine habitussensible pädagogische Praxis wichtige Implikationen für die Lehrerbildung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Frank Bernhard Behr: Lernhabitus und Weiterbildung;1
2;Titelei;2
3;Impressum;5
4;Danksagung;6
5;Kurzzusammenfassung;8
6;Abstract;9
7;Inhaltsverzeichnis;10
8;1 Einleitung;14
9;2 Weiterbildungsverhalten von Lehrpersonen;20
9.1;2.1 Begriffliche Differenzierung der beruflichen Weiterbildung;20
9.2;2.2 Weiterbildung im Lehrerberuf;26
9.3;2.3 Formale und informelle Weiterbildung von Lehrpersonen;27
9.4;2.4 Empirische Befunde zur Weiterbildungsbeteiligung;32
9.5;2.5 Hinderungsgründe für die Beteiligung an Weiterbildung;55
9.6;2.6 Determinanten des Weiterbildungsverhaltens;60
9.7;2.7 Zusammenfassung und Konsequenzen für die Studie;73
10;3 Der Habitusbegriff von Pierre Bourdieu;76
10.1;3.1 Die Ursprünge des Habitusbegriffs;76
10.2;3.2 Funktionen des Habitusbegriffs;78
10.3;3.3 Genese des Habitus – Habitualisierung;82
10.4;3.4 Wirkungsweise des Habitus;84
10.5;3.5 Hauptmerkmale des Habitus;94
10.6;3.6 Habitusforschung im Feld der Bildung;102
10.7;3.7 Fazit;119
11;4 Der Lernhabitus;122
11.1;4.1 Der Wirkungszusammenhang von Habitus und Lernen;122
11.2;4.2 Bisherige Verwendungsweisen des Lernhabitusbegriffs;124
11.3;4.3 Das Konzept des Lernhabitus;125
11.4;4.4 Die Dimensionen des Lernhabitus;126
11.5;4.5 Fazit;136
12;5 Hypothesen;138
13;6 Methoden;142
13.1;6.1 Untersuchungsdesign;142
13.2;6.2 Stichprobenziehung und Durchführung der Haupterhebung;143
13.3;6.3 Datenerhebung mittels Online-Fragebögen;145
13.4;6.4 Stichprobenbeschreibung;146
13.5;6.5 Erhebungsinstrumente;148
13.6;6.6 Verfahren der Datenauswertung;158
14;7 Ergebnisse;162
14.1;7.1 Der Lernhabitus;162
14.2;7.2 Teilnahme an formal-organisierter Lehrerfort- und Weiterbildung;178
14.3;7.3 Informelles Lernen;222
15;8 Diskussion;252
15.1;8.1 Die Studie „Lernhabitus und Weiterbildung“ im Überblick;252
15.2;8.2 Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse;254
15.3;8.3 Interpretation der Ergebnisse;262
15.4;8.4 Grenzen der Studie;271
15.5;8.5 Implikationen für Forschung und Praxis;273
15.6;8.6 Resümee;277
16;Verzeichnisse;280
16.1;Literatur;280
16.2;Abbildungsverzeichnis;302
17;Rückumschlag;306
2 Weiterbildungsverhalten von Lehrpersonen (S. 19-20)
Obwohl Lernen und Bildung (berufstätiger) Erwachsener zentrale Forschungsfelder der Wissenschaft sdisziplin Erwachsenen- und Weiterbildung sind (Arnold, Faulstich, Mader, Nuissl & Schlutz, 2000), widmet sich dieser Bereich nur äußerst selten der Erforschung der Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräft en an allgemeinbildenden Schulen wird hauptsächlich von der Schulpädagogik und den verschiedenen Fachdidaktiken untersucht, häufi g im Rahmen der Professionalisierungsforschung. Von verschiedenen Seiten wird aber noch immer ein generelles Defi zit an empirischer Forschung zur Lehrerbildung reklamiert (vgl. u. a. Blömeke, 2014; Lipowsky, 2014; Rauin, 2014; Terhart, 2003). Da die Erwachsenenbildung und Weiterbildung als Wissenschaft und Praxis des Lernens von Erwachsenen verstanden wird (Fuhr, 2001; Kade, 2011; Iller, 2009), sind deren Th eorien und Forschungsbefunde auch für die Untersuchung des Weiterbildungsverhaltens von Lehrpersonen von besonderer Relevanz. Die vorliegende Arbeit zum Lernhabitus und Weiterbildungsverhalten von Lehrpersonen liegt demzufolge im Schnittpunkt der beiden erziehungswissenschaft lichen Subdisziplinen Erwachsenen bzw. Weiterbildung und Schulpädagogik. Insofern wird für die Darstellung des aktuellen Forschungsstands zur berufl ichen Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern auf Th eorien und Befunde sowohl aus dem Bereich der Erwachsenenund Weiterbildungsforschung als auch aus der Schulpädagogik bzw. Lehrerbildungsforschung zurückgegriffen.
Zunächst wird der Begriff der Weiterbildung diff erenziert und präzisiert (Kapitel 2.1), wobei vorrangig der Bereich der berufl ichen Weiterbildung fokussiert wird. Hinweise zur Weiterbildungsbeteiligung bzw. zur Quantifi zierung des Weiterbildungsverhalten runden diese Ausführungen ab. Danach werden in Kapitel 2.2 bildungspolitische Empfehlungen und Direktiven für die Weiterbildung im Lehrerberuf erläutert. Kapitel 2.3 beschreibt Charakteristika der formalen und informellen Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Hieran werden in Kapitel 2.4 Befunde empirischer Studien zur Weiterbildungsbeteiligung berichtet. Diese Darstellung erfolgt getrennt nach den beiden Gegenstandsbereichen: zuerst die Studienergebnisse der Weiterbildungsforschung, dann die Ergebnisse der Lehrerbildungsforschung zur formalen sowie informellen Weiterbildung. Anschließend werden empirische Befunde zu Hinderungs- bzw. Nicht-Teilnahmegründen vorgestellt (Kapitel 2.5). Da die Unterschiede in der Partizipation an Weiterbildung auf unterschiedliche Faktoren zugeführt werden können, wird in Kapitel 2.6 der Einfluss wichtiger Determinanten der Weiterbildungsbeteiligung auf Basis empirischer Studien kompakt erörtert. Eine Zusammenfassung, in der Konsequenzen für die Studie zum Lernhabitus und Weiterbildungsverhalten von Lehrpersonen abgeleitet werden, schließt dieses Kapitel ab (Kapitel 2.7).
2.1 Begriffliche Differenzierung der beruflichen Weiterbildung
Im Zusammenhang mit der beruflichen Weiterbildung wird immer wieder auf die generellen Schwierigkeiten bei der Begriff sbestimmung hingewiesen (z. B. Kuper, 2008). Erschwert wird dies auch dadurch, weil die Verfasstheit der Weiterbildung in Deutschland durch Unübersichtlichkeit, Vielfalt und Intransparenz gekennzeichnet ist (Baethge, Buss & Lanfer, 2003, S. 87; Dräger, 2001, S. 350). Je nach Kontext, Perspektive und Aufgabenverständnis lassen sich zahlreiche und jeweils partiell variierende Definitionen des Weiterbildungsbegriffs finden, jedoch keine generell akzeptierte Begriff sbestimmung. Unterschiede zeigen sich vor allem mit Blick in die Einführungsliteratur (u. a. Faulstich & Zeuner, 2008; Forneck & Wrana, 2005; Kade, Nittel & Seitter, 2007; Nuissl, 2000; Weisser, 2002; Wittpoth, 2006) oder in empirische Studien (z. B. Barz & Tippelt, 2004; Bilger et al., 2013; Bremer, 2007a; Schmidt, 2009). Die klassische Definition des Deutschen Bildungsrates im Strukturplan für das Bildungswesen von 1970 gilt als die bekannteste, meistzitierteste und lange Zeit als tragfähigste. In diesem von bildungspolitischen Überlegungen geprägten Gutachten wird Weiterbildung
als Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungsphase bestimmt. … Das Ende der ersten Bildungsphase und damit der Beginn möglicher Weiterbildung ist in der Regel durch den Eintritt in die volle Erwerbstätigkeit gekennzeichnet.(S. 197)
Diese Explikation begrenzte Weiterbildung damals explizit auf formal-organisierte Weiterbildungsangebote für Erwachsene, die vornehmlich in Bildungseinrichtungen stattfinden. Hier findet Lernen in institutionell verorteten Bildungsveranstaltungen statt und führt zur Zertifizierung (Zeugnisse, Diplome, u. Ä.). Die Lernaktivitäten verlaufen größtenteils fremdgesteuert, denn das dort tätige professionelle pädagogische Personal organisiert, steuert, bewertet und zertifiziert die Lernprozesse der Lernenden. Einhergehend mit der „Ausweitung der Lernformen“ (Hof, 2009, S. 68) hin zum Lernen an unterschiedlichen Lernorten kam es seitdem zu einer zunehmenden Bedeutung und Berücksichtigung des informellen und selbst gesteuerten Lernens. Lernen in der Praxis der beruflichen Weiterbildung ist gegenwärtig gekennzeichnet durch eine „Differenzierung, Pluralisierung und Entgrenzung von Lernorten“ (Dehnbostel, 2011, S. 53; auch Hof, 2009; Kade & Nittel, 2002, S. 202).