Deutschsprachige jüdische Aphoristik
Buch, Deutsch, 102 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 210 mm x 210 mm, Gewicht: 280 g
ISBN: 978-3-8196-0999-2
Verlag: Universitätsverlag Brockmeyer
Zielgruppe
Interessierte an Aphorismen, Sprüchen, Judentum, Israel, Jüdischer Kultur
Weitere Infos & Material
Vorwort Unterwegs
'So lange man glaubt, mit einem Problem fertig werden zu müssen, ist Erledigtes nicht denkbar'
Das ist ein Grundproblem der Philosophie, weil man auf philosophischem Wege auch mit dem Erledigten nicht fertig wird. Mehr als andere schriftlich festgelegte Formen eignet sich der Aphorismus dazu, mit Erledigtem fertig zu werden. Nicht, dass er das Problem löste, doch er vermag es auf die sichtbare Spitze zu treiben oder ihm die Spitze zu nehmen. Es sieht dann wie erledigt aus und klingt nur wie ein knapper Seufzer.In einem Leben, das sein Ende nehmen muss, kann nichts erledigt werden.
Gehört dies nun zum Thema Aphorismus? Ist Aphoristik ein Thema, eine literarische, für sich bestehende Gattung, eine Geistesart? Kommt sie in Betracht, ist sie Trachtgut oder Schmuckwort für Momente? So viele Fragen beschäftigten mich ein Leben lang, soll es am Ende die Aphoristik gewesen sein, die mich beschäftigte? Wieso, warum, wozu? Wollte ich denn Aphoristiker werden und nicht Dichter sein?
„Aphoristiker werden, um ein Leben lang Dichter bleiben zu können“, war die ferne Antwort, die ich nur nach und nach vernehmen konnte:ein Dichter auseinanderlaufender Zeilen
Mit Achtzig neigt man eher zum Plaudersack als zum Aphorismus, man will lieber von sich oder aus seinem Leben erzählen, um wenigstens im Rückblick etwas davon genossen zu haben. Diese Neigung hatte ich in mir gespürt und war bereit, ihr nachzugeben. Da überraschte mich die Vermutung, ich wäre mein Leben lang mit Fragen der Aphoristik beschäftigt, es wäre also wiederum ein Versuch, mit Erledigtem fertig zu werden".
E.B.
„Man kann mit einem Satz mehr sagen als mit zwei, wenn man die Tragweite der Wörter berechnet. Ein Aphoristiker muss also Stratege sein, und das kann er eher als andere Autoren, übersieht er sein Wortheer doch leichter als sie. Mit einer Andeutung kann er ferne Gedankengegenden ausmachen und erreichen, ohne viele Worte mobilisieren zu müssen.Dann sind Aphorismen Winke – oder Rauchfahnen.“
E.B.