Buch, Deutsch, 188 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 215 mm, Gewicht: 240 g
Aphorismen – Essays – Briefe
Buch, Deutsch, 188 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 215 mm, Gewicht: 240 g
ISBN: 978-3-943940-57-2
Verlag: Nordpark
Dokumente eines intensiven Austausches
Dieses Buch umfasst zahlreiche schriftlich vorliegende Lebenszeichen des intensiven Austausches zwischen Claudia Welz und Elazar Benyoëtz. Als Theologie- und Philosophiestudentin lernte sie Elazar Benyoëtz an der Dormition Abbey in Jerusalem kennen. Fragend und antwortend, lesend und schreibend sind die beiden in mehr oder weniger eng getakteter Verbindung geblieben, auch über Tausende von Kilometern hinweg. Das Buch enthält acht Essays von Claudia Welz, literarische Analysen des dichterischen Werks von Elazar Benyoëtz, gefolgt von Briefen. Die ersten sieben Beiträge sind revidierte Fassungen früher schon erschienener Texte. Namensgebend für das gesamte Buch ist der achte, jüngste, noch nirgendwo anders veröffentlichte Text, dessen Überschrift »SinnSang: Vom Sinn der Liebe« einen Neologismus von Elazar Benyoëtz und einen Buchtitel von Margarete Susman vereint.
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Vorwort von Claudia Welz
Die Initialzündung zu jenem Schreib-Abenteuer, aus dem die vorliegende Sammlung von Aphorismen, Essays und Briefen erwachsen ist, war die Entdeckung zweier Bücher von Elazar Benyoëtz: Treffpunkt Scheideweg ist der Titel des einen, Brüderlichkeit: Das älteste Spiel mit dem Feuer der Titel des anderen. Diese beiden Bücher warfen eine ganze Reihe von Fragen für mich auf. Als Theologie- und Philosophiestudentin des Ökumenischen Studienjahrs 1999/2000 an der Dormition Abbey in Jerusalem bekam ich Gelegenheit, sie dem Dichter selbst zu stellen, als er uns Studierende besuchte. Seit er mich an jenem Nachmittag zu dem leeren Stuhl an seiner Seite heranwinkte und mir bedeutete, genau da Platz zu nehmen, sind wir fragend und antwortend, lesend und schreibend in mehr oder weniger eng getakteter Verbindung geblieben, auch über Tausende von Kilometern hinweg.
Als Elazar Benyoëtz 2006 die Veröffentlichung unseres Briefwechsels vorschlug, wollte ich das nicht. Aufgrund meines Zögerns ebbte die Briefflut langsam ab und ging in Wellen schweigenden Wartens über. Doch auch das Schweigen gehört zum Gespräch. Die Einsilbigkeit wurde bald wieder von formulierfreudigen Eskapaden abgelöst, die Soli von wiedergewonnener Polyphonie, et voilà: eine gemeinsam komponierte, fast zwei Jahrzehnte umspannende ›Sinfonie‹, deren Sprachmelodik, -rhythmik und -harmonik so spielt wie das Leben selbst: mal in Dur, mal in Moll, mal legato, mal staccato, mal in hellen, mal in dunklen Tönen.
Ich bin meinem Dichterfreund dankbar dafür, dass er sich nicht davon abbringen ließ, zahlreiche schriftlich vorliegende Lebenszeichen zusammenzutragen. Am 24. Oktober 2017 präsentierte er sie mit den Worten: »Es ist ein Geschenk Deiner Jugend an Dich heute, und insofern bringt es Dir Freude und Trost, es stärkt Dich bei den vielen, nicht leichten Aufgaben – und hält Dich im Strömen.«
Die abgedruckten Briefe sind unsere persönliche Auswahl aus der intensivsten Phase unserer Korrespondenz, die in den Jahren 2000-2007 ungefähr vier Mal so viele Briefe umfasste als in dieses Büchlein aufgenommen werden konnten. Manche Briefe lagen nur handschriftlich vor, andere waren auf Disketten gespeichert, die verloren gegangen sind, weshalb der Empfänger die gedruckte Version gescannt hat. Nicht alle Stellen waren leserlich, und neue Fehler schlichen sich ein. Wir haben die Briefe so rekonstruiert, wie sie uns aus heutiger Sicht noch sinnvoll erscheinen. Tippfehler haben wir korrigiert, erklärende Fußnoten hinzugefügt und alles konsequent nach neuen Rechtschreibregeln überarbeitet. Einige Briefe sind gekürzt, wobei das Weggelassene mit Auslassungszeichen markiert ist. Gestrichen wurde das, was unserer Ansicht nach für andere nicht relevant ist.
Die hier vorliegende Briefausgabe ist folglich nicht historisch-kritisch, sondern eine von uns beiden durchgesehene Sammlung, in der das Gestern und das Heute munter zusammenspielen. Dokumentiert wird dadurch unsere 20-jährige Freundschaft, die bei unserer ersten Begegnung in Jerusalem ihren Anfang nahm. Chronologisch gesehen sind die Briefe der Beginn unseres schriftlichen Gedankenaustauschs; erst Jahre später begann ich als Doktorandin, Essays und Rezensionen zum dichterischen Werk von Elazar Benyoëtz zu veröffentlichen.
Unser Büchlein enthält acht literarische Analysen, gefolgt von Briefen. Die Achtzahl der Essays entspricht der Achtzahl der Jahre, in denen der hier abgedruckte Briefwechsel entstand. Diese Zahl symbolisiert Vollendung, und das ist auch das Thema meines letzten Briefes zum 70. Geburtstag des Dichters – jedoch mit einer Wendung zum offenen Ende hin, soll doch das Werk gerade nicht abgeschlossen, sondern neu eröffnet werden.
Immer stehen Aphorismen ›über Gott und die Welt‹ im Zentrum. Drei der Essays – Nr. 1, 4 und 8, d.h. diejenigen an Anfang, Mitte und Ende – verweisen auf gemeinsam vorbereitete Dichterlesungen: »Paradiesseits« war der Titel des ersten, am 5. April 2000 an der Hagia Maria Sion in Jerusalem stattgefundenen Literaturabends, »Sinnsang« der Titel der am 28. April 2002 am Evangelischen Stift abgehaltenen Tübinger Dichterlesung, und unsere am 6. September 2012 in Kopenhagen veranstaltete dialogische Lesung war dem Gebet, der Theologie und der ›Stimme der Stille‹ gewidmet. Eine thematische inclusio bildet den Rahmen des Ganzen: Die Liebe soll das erste und das letzte Wort haben – von Eden bis zum Eschaton.
Die Texte sind gleichsam in Ringen angeordnet. Von außen nach innen gesehen ergibt sich folgende Struktur: Nr. 1 (»Paradiesseits«) hat das Mythisch-Immergültige zum Schauplatz, und Nr. 8 (»SinnSang: Vom Sinn der Liebe«) bedenkt das Verhältnis von Vergänglichkeit und Ewigkeit. Text Nr. 2 thematisiert angesichts von Hiobsbotschaften »Die Würde der Frage«, und Text Nr. 7 vergleicht Margarete Susmans Hiob-Buch mit dem von Benyoëtz gewählten Zugang zum Theodizeeproblem. Beitrag Nr. 3 zum Band Eingeholt und Zenons zeittheoretischen Trugschluss über Achilles und die Schildkröte versucht wie auch Text Nr. 6, der sich angesichts des Zweifels mit intellektueller Redlichkeit und der Unglaublichkeit des Glaubens befasst, denkerisch den Zusammenhang von etwas zu ergründen, was vom menschlichen Verstand nur schwer zu durchschauen ist. Die Beiträge Nr. 4 zum Gebet und zur Rede von Gott am Rande des Schweigens sowie Nr. 5 über Worte Sahaduthas bilden im Hören auf Gott und besondere Bibelworte gleichsam die mystische Mitte des Büchleins.
Die ersten sieben Beiträge sind revidierte Fassungen früher schon erschienener Texte. Namensgebend für das gesamte Buch ist der achte, jüngste, noch nirgendwo anders veröffentlichte Text, dessen Überschrift einen Neologismus von Elazar Benyoëtz und einen Buchtitel von Margarete Susman vereint. Möge die Melodie dessen, was dem Leben im Tiefsten Sinn gibt, in unserem Theologie und Poesie vereinenden SinnSang vernehmbar sein!