Berberich | Der Kater, der nicht reden wollte | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Berberich Der Kater, der nicht reden wollte


1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-423-40792-2
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-423-40792-2
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
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'Ohne Katze wär das Paradies kein Paradies!'

Bei der Erzählerin, ihrem Dauerfreund Konrad und der Oberkatze Schlumpel ist ein Kartäuserkaterkind in Oberweschnegg eingezogen und sorgt für allerlei Wirbel. Mit seinem Katercharme wickelt Schnuff jeden um den Finger, doch Konrad macht sich Sorgen. Warum spricht der kleine Kater nicht mit ihm? – Neue warmherzige und bezaubernde Geschichten aus der erprobten Feder von Eva Berberich. Wer bis jetzt kein Katzenfreund war, wird spätestens mit Schnuff bekehrt!

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Gespensterballade
or dem Fenster hing die Dämmerung. Schnuff hatte jede Menge Schneeflocken gefressen, hockte nun im Körbchen und guckte mich unverwandt an. Irgendwie leise flehend. Das ist sein Geschichtengesicht, denn Schnuff ist, wie bisher alle unsere Katzen, wild auf Geschichten. Noch wilder ist er auf den Zirkus, den wir dabei aufführen, auf das ganze Drumherum, das Gesichterschneiden, Stimmeheben, Augenrollen, Herumfuchteln. »Muss es gerade jetzt sein?« »Muss!«, sagte sein Schwanz – wenigstens der redet mit uns – und zeigte in einer sanften Kurve leicht nach oben. »Also dann eine Geschichte für Schnuffs Schwanz«, sagte ich, schob den Apfelkuchen in den Backofen und befahl dem Zeitgockel, nach fünfundvierzig Minuten zu krähen. Sollte er es, wie letztes Mal, vergessen, lande er im Römertopf. »Was darf’s denn sein?« »Was mit Grusel«, sagte Schlumpel. Sie lag auf dem Lattenrost überm Heizkörper, ließ die Pfoten durch die Spalten hängen und röstete den Bauch. »Der dort oben erzählt ihm auch oft eine.« Der dort ist Herr E. T. A. Hoffmann – das ist der mit dem ›Kater Murr‹ –, der im dritten Regal der Bücherwand mit seinem Gesamtwerk vertreten ist und zu dem Schnuff eine innige Zuneigung gefasst hat. Jetzt weiß ich also, warum er so gern dort oben hockt. Nicht umsonst ist Hoffmann als »Gespensterhoffmann« in die Literaturgeschichte eingegangen. »Aber Schnuff grault sich doch nie. Der tut nur so.« »Wegen dir«, sagte Schlumpel durchaus pragmatisch, »damit du dich freust. Und wenn du dich freust, machst du hinterher eine hochfeine Büchse auf. Und dann freut Schnuff sich.« Noch so klein, dachte ich, und schon so gewieft! Zündete die dicke Erzählkerze an, begab mich in Konrads Musiksessel – Schnuff sprang aus Sicherheitsgründen auf meinen Schoß – und begann mit gedämpfter Stimme: »Es war einmal ein Schloss, das stand . . .« ». . . sehr grau und alt«, erklang es von der Tür her, »mittendrin im tiefsten Wald. Mit dicken Mauern, hohem Turm trotzt es jedem wilden Sturm. Drei Raben hört man nächtlich krächzen, hört auch die alten Bäume ächzen. Hört die klugen großgeäugten grauen Eulen im verfallenden Gemäuer greulich heulen.« Auch Schnuff äugte groß: »Heul mal!«, baten seine Augen. »Ächz mal!« Konrad ächzte und heulte: »Kraraaaaaaaa! Huhuuuuuuuu!« Es war beeindruckend. Für mich tut er das nie. »Verzieh dich!«, sagte ich. »Du störst!« Konrad ging vor Schnuff, der ihn fasziniert anstarrte, in die Knie: »In den Bäumen sieht man manchmal ganz weit oben droben« – Schnuff folgte seinem an die Decke zeigenden Finger – »einen dicken runden Vollmond seine gelben Träume träumen. Und im Schlossteich, schwarz und sumpfig, stöhnt es dumpfig, bumpfig, schlumpfig. Und die Raben, diese alten schlauen Knaben, kreisen immer um den Turm bei Wind und Sturm: der Nachtkrabb, der Waldkrabb, der Mondkrabb.« »Halt den Schnabel!«, sagte ich. Konrad ließ sich uns gegenüber auf das Sofa fallen und hielt die Hand auf den Schnabel. »Es war ein Spukschloss«, erzählte ich weiter, »in dem aber niemand mehr rumspukte. Das alte Gespenst war leider erlöst worden, nun war das Schloss ganz allein, und nachts langweilte es sich. Raben, sagte das Schloss, ein Gespenst muss wieder her!« Konrad entriss mir das Wort. »›Wie soll’s denn sein? Groß oder klein?‹, krächzten die Raben.« Er blinzelte Schnuff zu. Der sprang auf seinen Schoß und himmelte ihn an, was Konrad gewaltig beflügelte: »›Ein Kettenklirrer?‹, krächzten die Raben, ›ein Durchdiegängeirrer? Ein Imverliesverreckler? Ein Sichimschrankversteckler? Ein Kratzandermauer? Ein Liegaufderlauer? Ein Wurgler? Ein Gurgler? Oder ein toller Augenroller?‹« Noch nie hatte ich ihn so die Augen rollen sehen. Er war ein Talent. Schnuff rollte begeistert mit. »Gib nicht so an!«, sagte ich, und zu Schnuff: »Hier geht’s weiter!« Und als er wieder auf meinem Schoß saß: »›Ist mir wurscht‹, sagte das Schloss, ›Hauptsache es spukt!‹ Die Raben flogen davon und krächzten: ›Schlossgespenst gesucht. Einmalige Gelegenheit. Bitte melden! Bitte melden!‹ Es meldeten sich jede Menge Gespenster.« »Die Gespenster freuten sich sehr und zogen den Raben hinterher«, sagte Konrad beschwörend, was Schnuff als Aufforderung betrachtete, wieder auf seine Knie überzuwechseln. »Das Schloss fanden sie toll, ganz wundervoll.« Dann putzte er sich die Nase, was ich ausnutzte, Schnuff ein Katzengutsel hinhielt, und schon saß er wieder auf meinem Schoß. »›Prima Schloss!‹, sagten sie, ›hier bleiben und spuken wir, alle miteinander.‹« »Huhuuu!«, brüllte Konrad. »Du heulst wie ein Wolf, nicht wie ein Gespenst«, sagte ich kühl und hielt Schnuff fest, der schon wieder auf dem Sprung war. »›Bitte nicht!‹, jammerte das Schloss, ›eins reicht. Raben, was mach ich bloß?‹ Die Raben waren für ein Probespuken. ›Der beste Spuker‹, krächzten sie, ›darf bleiben.‹ In der nächsten Nacht sollte das große Spuken stattfinden. Da hatten die Gespenster noch viel zu tun.« »Was?«, fragten Schnuffs Funkelaugen. Konrad zwinkerte ihm zu, aber ich legte den Arm fest um ihn. »Ketten schmieren«, sagte Konrad beschwörend. »Mit Knochen schön klappern. Heulen üben und stöhnen und ächzen und schauerlich lachen und heiser krächzen. Auf Schlabbergewänder Blutflecken machen. Wie trägt man zierlich den Kopf unterm Arm? Wie kreischt und heult man, dass Gott erbarm? So wenig Zeit, die muss man nutzen, die Vampirzähne sauber putzen. In dunklen Eckchen sucht man Versteckchen. Übt Augengefunkel und Munkeln im Dunkel. Und . . .« »Reicht«, sagte ich. »Um Mitternacht ging’s los. Eine Stunde lang spukten sie wie verrückt. Der Mond war längst in Ohnmacht gefallen. Nur ein Gespenst muckste sich nicht. Es lag im rot-weiß karierten Himmelbett, in dem Ritter Konrad« – ich deutete anklagend mit dem Finger auf mein Gegenüber – »der da ist sein Ururururenkel – als böser Gatte seine Gemahlin meuchlerisch abgemurkst hatte.« Schnuffs Schwanz wurde zu einer aufgeplusterten Bürste. »Komm her«, lockte Konrad, »dann erfährst du Genaueres!« Er raschelte zusätzlich mit der grünen Katzentabs-Büchse, und schon hatte er ihn. »Weil«, sagte Konrad triumphierend, »diese Gattin alle Türklinken verbäbbt hatte. Die Kerzen nie löschte, wo die doch so teuer waren. Das Schlafzimmerfenster immer sperrangelweit aufriss, sodass dem armen Konrad dauernd die ritterliche Nase lief. Und noch so ein paar Sachen. Drum hat Ritter Konrad sein Weib völlig zu Recht erwurgelt. Verzurgelt. Zergurgelt. Auf diesem Bett, rot-weiß kariert, ist es passiert.« Er kraulte Schnuff hinter den Ohren. »Aber das Gespenst«, sagte ich, »schlief wie ein Sack.« Schnuff wechselte den Schoß. »Warum?«, fragte sein Schwanz. »Es hatte in der Gespensterschule, in der man anständig spuken lernt, nachsitzen müssen, wegen schwänzen. Es musste hundertmal den Satz schreiben: ›Vampir schreibt man mit V.‹ Nun schrieb es das Wort mit V, aber auch mit ie: Vampier. Todmüde vom Schreiben verschlief es die ganze Spukerei. Aber die Leute, die in der Nähe des Schlosses wohnten, erwachten von dem Heulen und Brüllen und Jammern und Stöhnen und Rumpeln und Pumpeln. Und sie schrien: . . .« Konrad entriss mir das Wort und damit auch Schnuff: »Ha, schrien sie entzückt, im Schloss wird wieder gespükt. Da kann man nicht dösen, so ein Gespenst muss man erlösen.« »Dann kriegt man nämlich einen Schatz«, erklärte ich. Und Konrad: »Sie fuhren im Nu in Hosen und Hemden und knöpften sie zu, suchten auch Strümpf und passende Schuh. Und als Ohrenschutz eine warme Mutz.« »Und dann?«, fragte Schnuffs Schwanz. »Her zu mir!«, sagte ich, dann machte ich weiter: »Sie zogen also zum Schloss. Das kriegte einen mordsmäßigen Schrecken. Wenn die auf Gespensterjagd gehen und die ganze Erlöserei beginnt, ist’s aus mit meiner schönen Ruh, dachte es. Haut ab! rief es den Gespenstern zu, die Erlöser kommen, dann müsst ihr alle, alle in den Himmel! Bloß nicht! kreischten die Gespenster und suchten das Weite, und als die Leute vor dem Schloss standen, hörten und sahen sie kein Fitzelchen von einem Gespenst, dachten, sie hätten alles nur geträumt, und zogen heim. Und es war wieder totenmucksmäuschenstill.« Mitten in die...


Berberich, Eva
Eva Berberich, geboren in Karlsruhe, lebt mit Katze und Ehemann, dem Schriftsteller Armin Ayren, im Schwarzwald. Mit ihren Büchern schrieb sie sich in die Herzen unzähliger Katzenfreunde.

Eva Berberich, geboren in Karlsruhe, lebt mit Katze und Ehemann, dem Schriftsteller Armin Ayren, im Schwarzwald. Mit ihren Büchern schrieb sie sich in die Herzen unzähliger Katzenfreunde.



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