E-Book, Deutsch, Band 4, 276 Seiten
Berking / Schwenk Hafenstädte
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-593-40898-9
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Bremerhaven und Rostock im Wandel
E-Book, Deutsch, Band 4, 276 Seiten
Reihe: Interdisziplinäre Stadtforschung
ISBN: 978-3-593-40898-9
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Vorwort;8
3;1. Hafen und Stadt;10
4;2. Bremerhaven;42
4.1;a. Verortung;42
4.2;b. Geschichte;78
5;3. Hansestadt Rostock;124
5.1;a. Verortung;124
5.2;b. Geschichte;152
6;4. Texturen: Mittler zwischen Wandel und Tradition;220
7;5. Wenn Bremerhaven nicht Rostock ist;256
8;Literatur;266
3. Hansestadt Rostock (S. 123-124)
a. Verortung
Die Hansestadt Rostock liegt in Mecklenburg-Vorpommern und ist die einzige Großstadt dieses Bundeslandes. Die derzeit beinahe 200.000 Einwohner zählende Stadt43 wird von der Bertelsmannstiftung (2006: 1) als »Aufstrebende ostdeutsche Großstadt mit Wachstumspotenzialen« eingestuft, obwohl, vor allem wegen der Abwanderung junger Menschen, ein Schrumpfen der Bevölkerungszahl prognostiziert wird (Vgl. ebd.: 3). Rostock erstreckt sich entlang des Unterlaufs der Warnow44, die vom Rostocker Stadtzentrum bis zu ihrer Mündung in die Ostsee schiffbar ist. Die Warnow ist der einzige Fluss des Landes, der in Mecklenburg-Vorpommern entspringt. An ihrer Mündung befindet sich das seit 1323 zu Rostock gehörende Warnemünde45 sowie der Seehafen Rostock.
Rostock ist eine alte Stadt. Im Laufe ihrer jahrhundertelangen Entwicklungsgeschichte hat sie sich von der am südöstlichen Ende der »Unterwarnow « gelegenen Altstadt dem westlichen Ufer folgend bis Warnemünde ausgedehnt. Von einer geschlossenen Bebauung entlang des Unterlaufs der Warnow lässt sich aber erst seit 1934 sprechen (Vgl. Schröder 2003: 227f.). Stärker ländlich geprägte Ortsteile und ein großer Küstenwald, die »Rostocker Heide«, kennzeichnen das nordöstliche Ufer der »Unterwarnow«. Die »Rostocker Heide« erstreckt sich auf einem 6.000 Hektar großen Areal und ist damit »Deutschlands größter Stadtwald.« (Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde o.J.: 3)
Das geographische Kapital Rostocks bildet bis heute die Warnow mit der als »Breitling« bezeichneten Verbreiterung kurz vor der Mündung in die Ostsee. Der gut schiffbare Fluss ermöglichte, den eigentlichen Hafen – den heutigen Stadthafen – relativ weit ins Landesinnere hinein zu bauen, was einen guten Schutz vor den Launen der Natur bot. Von dieser Sicherheit profitierte die aufstrebende Hansestadt. Das historisch phasenweise problematische Verhältnis zwischen Rostock und Warnemünde ergibt sich aus diesen spezifischen geographischen Bedingungen: Der neuralgische Punkt für den Hafen Rostocks – also für den alten Stadthafen – sowie für die damit verbundene Hafenökonomie war die Mündung der Warnow in die Ostsee.
Wer die Mündung kontrollierte, kontrollierte die Hafenökonomie Rostocks und damit die Stadt selbst. Das verlieh dem kleinen, am Zusammenfluss von Warnow und Ostsee gelegenen Fischerdorf Warnemünde eine große strategische Bedeutung und auch ein nicht zu unterschätzendes Drohpotenzial gegenüber der auf die Seefahrt angewiesenen Rostocker Händlerschaft. Die klugen Rostocker Kaufleute waren sich dieser Situation bewusst, weshalb sie schließlich Warnemünde aufkauften.
Dadurch wurde das Fischerdorf zu einer Art »kolonialem Außenposten« der Handelsinteressen Rostocks umgewandelt, was der Hansestadt die volle Kontrolle über »Breitling« und »Unterwarnow« verschaffte. Heute schmiegt sich Rostock ausgehend von der Altstadt bis nach Warnemünde fast liebevoll an den Unterlauf der Warnow an, was auch baulich – auf Grundlage dieser historischen Entwicklung – noch einmal die Bedeutung von »Unterwarnow« und »Breitling« für Rostock unterstreicht. Trotz der strategisch ausgezeichneten Lage haben der Rostocker Stadthafen und mit ihm die »Unterwarnow« einen erheblichen Bedeutungsverlust zugunsten des »Breitlings« hinnehmen müssen.
Im Laufe der 1960er Jahre ließ die DDR in Rostock einen modernen Industriehafen bauen, der zum Stützpunkt einer der wachsenden Industrie entsprechenden, staatlichen Handelsflotte werden sollte (Vgl. Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH 2002). Der Hafen und die dazugehörigen Areale wurden am südlichen Ufer des »Breitlings« angelegt, wo von der breiten und auch für große Schiffe gut zu befahrenden Warnowmündung profitiert werden konnte.