Blobel Bis ins Koma
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-641-04853-2
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Reihe: Corpus Fontium Historiae
ISBN: 978-3-641-04853-2
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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11 (S. 145-146)
Marvel erzählt seiner Mutter nicht, wo er gewesen ist. Auch als sie ihm drei Tage später sagt, dass der Vater den Unterhalt doch überwiesen hat, sagt Marvel nichts. Er will erst einmal den Sonntag abwarten. Der Sonntag liegt ihm im Magen. Dennoch ist er fest entschlossen, hinzufahren. Und er ist ebenso entschlossen, nach einer Minute wieder zu gehen, wenn ihm irgendwas nicht passt. Nachts schläft er schlecht. Alte Geschichten, die er längst vergessen glaubte, mischen sich in seine Träume, quälen ihn mit ihren Attacken wie lästige Stubenfliegen. Mit seinen Freunden will er nicht darüber reden. Das ist alles noch zu unausgegoren.
Er hat keine Ahnung, wie das ablaufen wird. Vielleicht gibt es ein Chaos. Und dann würde er sich wünschen, dass niemand davon erfahren hat. Andererseits weiß er, dass Bully sich freuen würde, wenn Marvel mit seinem Vater wieder Kontakt hat. Bully, Mauki und Jojo, die er eigentlich nur noch in der Schule sieht, waren oft bei ihm zu Hause. Die können sich bestimmt noch an das Haus erinnern, an das Wohnzimmer, den Keller mit der Tischtennisplatte. Sein Mansardenzimmer mit der Fensterschräge. Einmal hat er vergessen, das Fenster zu schließen, und als er in der Schule war, gab es einen Wolkenbruch. Alles stand unter Wasser.
Der Hamster ist in seiner Kiste um sein Leben geschwommen. Nur noch seine gelbe Nasenspitze guckte raus. Hamster können nicht gut schwimmen und geraten schnell in Panik, dann sterben sie an einem Herzinfarkt. Er hat Oskar in ein Frotteehandtuch gewickelt und auf seinem Schoß trocken gerieben. Jojo hat dem Hamster seinen Schokoriegel geschenkt, aber den wollte er nicht. Sie haben beide stundenlang Angst gehabt, dass der Hamster einen Herzinfarkt bekommt.
So etwas schweißt zusammen. Jojos Mutter, Maukis Mutter und die Mutter von Bully kennen diese Caren bestimmt. Sie leben ja alle um die Ecke. Mit dem Fahrrad waren das früher fünf Minuten, wenn sie sich besuchten. Sie kaufen im gleichen Supermarkt ein und im gleichen Schlecker. Sie treffen sich samstags auf dem Markt und auf dem Stadtteilfest. Marvel ist nie mehr auf das Stadtteilfest gefahren. Obwohl er es da früher super fand. Vielleicht haben Jojos und Bullys Eltern mit der neuen Frau seines Vaters längst Kontakt und sagen es ihm nur nicht.
Marvel hat niemanden, mit dem er darüber reden kann, außer Bine. Er möchte wissen, was sie glaubt, wie er sich fühlen wird, wenn er da auf einmal in seinem Mansardenzimmer steht, das jetzt bestimmt rosa gestrichen ist. Alle kleinen Mädchen haben rosa Zimmerwände. Gruselig.