Blyton Fünf Freunde und ein schlimmer Verdacht
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-17788-1
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 48, 160 Seiten
Reihe: Fünf Freunde
ISBN: 978-3-641-17788-1
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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Die traurige Nachricht Anne lag auf ihrem Bett im Internat und starrte an die Decke. »Weißt du was, Georg«, sagte sie zu ihrer Kusine, mit der sie das Zimmer teilte, »ich bin von dem leckeren Abendessen so faul und träge geworden, dass ich mich, glaube ich, nicht mehr dazu aufraffen kann, heute Abend noch irgendetwas zu machen.« Georg, die eigentlich Georgina hieß, aber viel lieber ein Junge sein wollte und daher darauf bestand, Georg genannt zu werden, war gerade dabei, ihre Schultasche für den nächsten Tag zu packen. »Na ja, ich muss auf alle Fälle noch mit Tim raus, aber so richtig viel Lust habe ich nicht. Ich habe auch zu viel gegessen.« Georgs Hund Tim durfte mit den Mädchen im Internat wohnen. Die Rektorin drückte ein Auge zu, denn Georg hätte sich sonst geweigert, den Unterricht am Internat anzutreten. Den Schülerinnen war es zwar gestattet, ein Tier zu halten, doch meistens handelte es sich dabei um Kanarienvögel, Meerschweinchen oder Zwergkaninchen. Ein großer Hund wie Tim, das war schon etwas Besonderes. Aber Tim hatte sich als sehr angenehmer Internatshund erwiesen. Er störte nie, denn er wusste, was von ihm verlangt wurde. Georg schnalzte. »Komm, Timmi, drehen wir eine Runde. Aber ich fürchte, du wirst dich heute mit einer kleinen zufrieden geben müssen.« Gerade hatten die beiden das Zimmer verlassen und Anne nach ihrem Buch gegriffen, um den Rest des Tages zusammen mit Alice im Wunderland zu verbringen, da kam Georg schon wieder ins Zimmer. »Ich fürchte, mit deinem faulen Abend wird es nichts. Du sollst nach unten kommen. Deine Mutter ist am Telefon.« Plötzlich fühlte Anne sich gar nicht mehr müde. Voller Vorfeude auf ein kleines Schwätzchen mit ihrer Mutter, verließ sie das Zimmer. Fröhlich sprang sie die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, wo in einem kleinen Nebenraum des Sekretariats der Elisabethenschule das Telefon für die Schülerinnen stand. Hier konnten sie ungestört sprechen. Anne schloss die Tür hinter sich und griff nach dem Hörer. »Hallo, Mutti, schön, dass du anrufst!« »Hallo, Anne, ich wollte mal hören, wie es euch beiden geht. Seid ihr wohlauf?« »Natürlich«, antwortete Anne und fing an zu lachen. »Außer dass wir ganz schön voll gefuttert sind. Georg ist gerade mit Tim zu einem Spaziergang aufgebrochen. Puh, vielleicht hätte ich mich ihr anschließen sollen. Ein kleiner Verdauungsspaziergang wäre eigentlich nicht schlecht.« »Daraus schließe ich, dass euch das Essen im Internat nach wie vor gut schmeckt«, folgerte die Mutter. »Das beruhigt mich sehr.« »Ja, Mutti, es ist fast so lecker wie zu Hause«, antwortete Anne. »Wir haben wirklich eine sehr gute Köchin hier. Aber wie es wohl Richard und Julius erwischt haben? Hast du übrigens schon etwas von ihnen gehört? Hast du mit ihnen auch telefoniert? Geht es ihnen gut?« Annes Brüder, Julius und Richard, waren dieses Jahr mit ihren Klassen gemeinsam ins Schullandheim an der Küste gefahren. »Oh, Julius und Richard? Nein, leider habe ich sie noch nicht gesprochen, doch ich denke, es geht ihnen gut. Sie werden sicher den ganzen Tag beschäftigt sein. Ich hoffe nur, dass es ihnen dort im Schullandheim gefällt «, antwortete die Mutter. »Wie läuft es denn bei dir mit den Prüfungen, mein Schatz?« »Recht gut, Mutti«, erwiderte Anne fröhlich. »Hast du denn deine Mathematikarbeit schon geschrieben?«, wollte die Mutter wissen. Anne berichtete ihr von der Geometriearbeit, die zum Glück kein größeres Problem für sie gewesen war. »Bis auf eine Aufgabe ist mir alles leicht von der Hand gegangen. Ich glaube, dass wir sie schon morgen zurückbekommen werden.« »Das klingt prima«, antwortete die Mutter. »Darüber wird sich euer Vater freuen. Er ist immer noch auf Dienstreise und lässt schöne Grüße ausrichten.« »Aber nun sag mir mal, wie es dir geht, Mutti«, bat Anne. Die Mutter seufzte. »Danke, Anne. Leider bin ich gestern umgeknickt und jetzt schmerzt mein Knöchel ein wenig. Aber es ist wohl nicht so schlimm.« »Das klingt nicht so schön, Mutti«, erwiderte Anne besorgt. »Wie ist denn das passiert?« »Ach Anne, du weißt doch, dass ich oft mal schnell etwas aus dem Vorratskeller holen muss. Na ja, und als ich gestern wieder die Treppe herunterlief, habe ich wohl eine Stufe übersehen und bin umgeknickt. Aber mach dir keine Gedanken. Heute kann ich schon wieder laufen, ich muss nur etwas langsamer machen.« »Ich wünsche dir gute Besserung, Mutti! Wenn Georg und ich in den Ferien zu dir kommen, musst du wieder richtig gesund sein. Und das ist ja schon nächste Woche«, erwiderte Anne, immer noch besorgt. »Ja, ich weiß, Anne. Danke dir. Und grüß bitte Georg, ja?« »Tim auch?«, fragte Anne lachend. Jetzt lachte auch die Mutter. »Aber ja, wie konnte ich den lieben Tim schon wieder vergessen! Auf bald!« Auf dem unteren Flur traf Anne auf ihre Kusine. Sie war mit Tim in der Tat nur eine sehr kleine Runde gelaufen. »Was machst du denn für ein Gesicht?«, erkundigte sie sich. »Gibt es etwa schlechte Nachrichten von zu Hause?« »Meiner Mutter geht es leider nicht so gut, sie ist umgeknickt und hat sich den Knöchel verletzt. Sie sagt, dass sie laufen kann, aber sie hat auch Schmerzen. Ich mache mir Sorgen.« Anne zuckte die Schultern. »Ansonsten gibt es eigentlich gar keine Nachrichten von zu Hause. Mein Vater ist immer noch auf seiner Dienstreise und von meinen Brüdern aus dem Schullandheim hat sie auch noch nichts gehört.« Anne ging in die Hocke und kraulte Tim rechts und links hinter den Ohren. So hatte er es am liebsten. Er blickte sie mit seinen großen dunkelbraunen Knopfaugen an und genoss die Liebkosung. »Und wie ist das deiner Mutter passiert?«, hakte Georg nach. Anne blickte zu Georg hoch. »Sie ist auf der Kellertreppe gestolpert und dabei umgeknickt.« Georg machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mach dir keine Sorgen. Wenn es etwas Schlimmeres wäre, hätte sie es bestimmt gesagt.« Anne seufzte. »Du hast wahrscheinlich Recht«, sagte sie und sprang auf die Füße. »Auf jeden Fall soll ich dich herzlich von meinen Eltern grüßen. Und dich natürlich auch, Tim«, ergänzte sie lachend und streichelte dem Hund kurz über den Kopf. Plaudernd stiegen die Mädchen die Stufen zur oberen Etage hinauf, wo sich am Ende des Ganges ihr gemütliches Zimmer befand. Anne widmete sich wieder ihrer Lektüre und Georg hörte Musik. Sie hatte vor kurzem von ihren Eltern ein Überraschungspaket bekommen, in dem sich ein Radio mit Kopfhörern befand. Tim gefiel das gar nicht, wenn sein Frauchen sich diese schwarzen Dinger über den Kopf stülpte, denn dann hatte sie nur Ohren für die Musik und beachtete ihn kaum. »Keine Angst, mein Lieber«, sagte Anne zu dem Hund. »Noch ist das Gerät neu, aber bald hat es bestimmt seinen Reiz verloren.« Anne vertiefte sich in ihr Buch und so verging die Zeit im Nu. Erst als sie spät in der Nacht durch einen bösen Traum erwachte, erinnerte sie sich wieder an das Gespräch mit der Mutter. Sie beschloss, sie am nächsten Tag anzurufen, um sich nach ihrem Knöchel zu erkundigen. Und auch ihren Brüdern wollte sie Bescheid geben. Doch am nächsten Morgen wurde ihre Aufmerksamkeit zunächst voll und ganz von der Mathematikarbeit in Anspruch genommen. In den ersten beiden Stunden sollte die Klasse gemeinsam die gesamte Arbeit durchgehen. So lange wurden sie auf die Folter gespannt, denn erst am Ende der zweiten Stunde bekamen sie die Arbeiten ausgehändigt. Anne atmete auf. Sie war wieder unter den Besten. Das würde die Mutter sicher aufheitern. In dem Moment fiel ihr wieder ein, dass sie auch die Brüder anrufen wollte. Als die Glocke zur großen Pause läutete, packte Anne ihre Sachen zusammen. Sie wollte sich direkt auf den Weg zum Sekretariat machen, obwohl sie eigentlich erst am Nachmittag telefonieren durften. Auf dem Flur wurde sie von Jenny aus ihrer Klasse zurückgehalten. »Anne, bitte, kannst du mir helfen? Ich habe diese eine Aufgabe in Mathe überhaupt noch nicht verstanden. Du kannst mir den Rechenweg doch sicher noch einmal schnell erklären, oder?« »Natürlich«, antwortete Anne und seufzte innerlich. Jenny etwas in Mathe zu erklären, war ein schwieriges Unterfangen, denn in diesem Fach war die Klassenkameradin ganz und gar keine Leuchte. »Komm, suchen wir uns ein ungestörtes Plätzchen im Pausenraum, dann zeige ich dir, wie es geht.« Die ganze Pause verbrachten die Mädchen damit, die Aufgabe wieder und wieder zu rechnen. Sie schafften es gerade noch, ihren Pausenimbiss zu verspeisen, als es auch schon zur nächsten Stunde schellte. Anne musste das Telefonat auf später verschieben. Als die Schülerinnen schließlich zur Mittagspause entlassen wurden, knurrte ihr heftig der Magen. Sie freute sich auf das Mittagessen. Gleich anschließend wollte sie dann ihre Mutter anrufen. »Mmmhh, die Köchin hat sich mal wieder selbst übertroffen«, schwärmte Georg und schob sich eine Portion Nudeln mit Gulasch in den Mund. Auch Anne ließ es sich schmecken. »Nachdem ich gestern so voll gefuttert war, dachte ich, ich könnte nie wieder was essen. Aber jetzt habe ich schon wieder einen Riesenappetit.« Auf einmal sahen sie Frau Schneider, die Internatssekretärin, im Eingang zum Speisesaal stehen. Sie blickte sich suchend um. Als sie Anne und Georg entdeckte, kam sie geradewegs zu ihrem Tisch geeilt. Anne ahnte nichts Gutes. Ohne Umschweife bat Frau Schneider die...