Bodkin | Detektivin Dora Myrl - Eine Dame dem Täter auf der Spur | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 312 Seiten

Bodkin Detektivin Dora Myrl - Eine Dame dem Täter auf der Spur

Kriminalfälle: Der falsche und der wahre Erbe, Der Krückstock, Die Sibylle, Auf der Lokomotive, Ein Versteckspiel, Künstliche Flügel, Wer gewinnt?...
1. Auflage 2016
ISBN: 978-80-268-7223-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalfälle: Der falsche und der wahre Erbe, Der Krückstock, Die Sibylle, Auf der Lokomotive, Ein Versteckspiel, Künstliche Flügel, Wer gewinnt?...

E-Book, Deutsch, 312 Seiten

ISBN: 978-80-268-7223-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Detektivin Dora Myrl - Eine Dame dem Täter auf der Spur' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Inhalt: Der falsche und der wahre Erbe Die versteckte Violine Der Krückstock Die Sibylle Wer gewinnt? Ein Seidenknäuel Auf der Lokomotive Des Großonkels Vermächtnis War es eine Fälschung? Ein Versteckspiel Gewogen und zu leicht erfunden Künstliche Flügel Matthias McDonnell Bodkin (1850-1933) war ein irischer Nationalist, Politiker, Journalist und Schriftsteller.
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Die versteckte Violine
Inhaltsverzeichnis
»Ich käme gerne, Sylvia, aber ich kann nicht.« »Du mußt, Dora!« »Das ist leicht gesagt. Ich habe einen dringenden Fall zu bearbeiten, der bis morgen fertig sein muß. Wo soll ich die Zeit hernehmen?« »Du wirst es schon einrichten.« Die beiden Mädchen hatten am Nachmittag in Doras freundlichem, kleinem Wohnzimmer behaglich bei einer Tasse Tee gesessen. Jetzt sprang Sylvia so hastig auf, daß ihr seidenes Kleid raschelte; schelmische Grübchen zeigten sich in ihren Wangen und ihre Augen leuchteten. Sie mußte wohl eine angenehme Überraschung für die Freundin auf dem Herzen haben, die sie nur noch mit Mühe zurückhielt. Dora folgte ihr mit den Blicken. »Höre Sylvia, ich bin zwar Geheimpolizistin, aber dein Rätsel kann ich nicht raten. Wenn du es etwa in deinem neumodischen seidenen Ärmel verbirgst, dann nur heraus damit! –« Sylvia stellte sich in freudiger Erregung vor sie hin. »Signor Nicolo Amati wird bei uns spielen. So, nun weißt du's.« Dora Myrl dachte an keinen Widerstand mehr. »Natürlich komme ich,« sagte sie lächelnd. »Ob du Zeit hast oder nicht?« »Unter allen Umständen!« Eine solche Gelegenheit hätte sich auch niemand entgehen lassen, geschweige denn ein Mädchen wie Dora Myrl, der die Lebenslust in allen Fingerspitzen prickelte. Ganz London – das heißt, das ganze gebildete und kunstliebende Publikum Londons, war noch immer voll davon, daß der berühmte Mäcen und Musikkenner, Lord Mellecent, bei einer Reise, die er mit seiner Tochter Sylvia durch Norditalien machte, in einem unter Weinlaub verborgenen Dörfchen am Ufer des Po einen wunderbaren Violinisten mit einer himmlischen Geige entdeckt hatte. Der Lord war sofort überzeugt gewesen, daß die Geige ein Meisterwerk von Antonio Stradivarius sein müsse, und der Geiger erwies sich als ein direkter Nachkomme von Nicola Amati, dessen Namen er trug. Seit Jahrhunderten hatte sich das kostbare Instrument von Generation zu Generation in der hochbegabten Familie Amati vererbt und für die einfachen Dorfbewohner Musik gemacht. Bei Hochzeiten hatte es zum Tanz aufgespielt und an den Gräbern hatte es seine Klage erschallen lassen. Unter allen Geigern aber, die je mit dem Bogen seine Saiten gerührt hatten, galt der junge Nicola für den ausgezeichnetsten. Er wußte seiner wunderbaren Violine Töne zu entlocken, die lieblicher waren als das Vogelgezwitscher zur Frühlingszeit und wehmütiger als das Stöhnen des Herbstwindes in den entlaubten Bäumen. Lord Mellecent geriet außer sich vor Entzücken und konnte sich von dem sonnigen Dörfchen nicht losreißen, bis es ihm nach einem Monat gelang, den Geiger samt seiner Violine nach dem nebligen London zu entführen. Man munkelte sogar, die blauen Augen seiner goldhaarigen Tochter Sylvia seien bei dieser Eroberung nicht ganz unbeteiligt gewesen. Nicolo Amati hatte seine Kunst nicht auf theoretischem Wege erlernt. Die zauberhaften Melodieen, die er zu spielen verstand, wurden ihm nur, wenn man so sagen darf, durch das Gehör als Erbteil übermittelt. Seine ganze Seele war voll Sang und Klang, und die Musik entströmte den Saiten seines Instruments mit solcher Leichtigkeit, wie der Nachtigall ihr Lied aus der Kehle quillt. Als er nun die Meisterwerke der großen Komponisten kennen lernte, sah er sich in eine neue Welt versetzt, die ihm ungeahnte Genüsse bot. Im Frühling war er nach London gekommen, und als man die Ankündigung las, daß er im Anfang des Herbstes zum ersten Male öffentlich auftreten werde, wurden die Gemüter von fieberhafter Erwartung erfüllt. So standen die Dinge, als Lord Mellecents Tochter ihrer Freundin Dora Myrl die aufregende Nachricht verkündigte, daß der Künstler, noch vor dem öffentlichen Konzert, bei einem Empfangsabend in ihrem elterlichen Hause spielen würde. Beide Mädchen waren Schulgefährtinnen gewesen. Die um drei Jahre ältere Dora, die sowohl in der Klasse als auf dem Spielplatz immer die Erste war, hatte sich der schüchternen blondlockigen Kleinen bei ihrem Eintritt in die Schule liebevoll angenommen und ihr alle Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt. Daraus entstand allmählich eine innige Freundschaft, doch war und blieb Dora für Sylvia immer eine Respektsperson, und die Grafentochter schaute mit Ehrfurcht und Liebe zu der Geheimpolizistin auf. Seit einiger Zeit widmete sie aber auch zugleich dem wunderbaren Italiener ihre Huldigung und Signor Nicola Amati wurde häufig in den Gesprächen der Freundinnen erwähnt. Dora brannte vor Begierde, ihn zu sehen und zu hören, und zwar nicht um Sylvias willen. Sie selber liebte die Musik leidenschaftlich und wünschte sich persönlich davon zu überzeugen, ob der neue Abgott am Kunsthimmel des Weihrauchs würdig sei, den man ihm streute. »Ich kenne natürlich seinen unvergleichlichen Wert,« sagte Sylvia, als die erste Aufregung der Mädchen verflogen war und sie wieder ruhig Platz genommen hatten. »Außer mir gibt es in ganz London aber nur noch zwei Leute, die ihn gehört haben, Papa und seinen alten Lehrer. Alle übrigen kommen fast um vor Neugier, gerade wie du, Dora. Und wenn du etwa glaubst, es wird sich herausstellen, daß mein Schwan nur eine Gans ist, so irrst du dich gewaltig. Wir werden an dem Abend nicht mehr als fünfzig Personen bei uns sehen, obgleich man mich förmlich bestürmt hat, um Einladungen zu erhalten. Seit vierzehn Tagen sehe ich mich genötigt, verkleidet umherzugehen, sonst wäre ich nicht mit dem Leben davongekommen.« In ihrer glückseligen Gemütsstimmung plauderte Sylvia immer weiter. »Monsieur Gallasseau kommt auch. Nicht wahr, du kennst ihn doch? Er ist der zweitbeste Violinspieler der Welt. Bis jetzt hält er sich für den ersten Meister, aber er wird seinen Irrtum schon inne werden. Nein, schüttle nur nicht so ernsthaft den Kopf; du hast ja unsern Italiener noch nicht gehört?« »Du meinst wohl deinen Italiener, Sylvia?« »Wenn du mir die Worte im Munde verdrehst, Dora, nehme ich die Einladung für dich zurück, hörst du! Komm nur ja recht früh. Jetzt muß ich aber gehen.« Sie war bei dem Scherz der Freundin lieblich errötet und verließ rasch das Zimmer. Unter den fünfzig Eingeladenen, die im großen Empfangssaal des Mellecentschen Hauses in der Parkstraße versammelt waren, herrschte die freudigste Spannung! ja sie konnten es kaum erwarten, bis die Diener, die mit silbernen Teebrettern geräuschlos zwischen den Gästen umhergingen, die Erfrischungen herumgereicht hatten. Aus dem leisen Gemurmel der Stimmen hörte man immer nur einen Namen heraus oder allerlei abgerissene Sätze, wie: »Man sagt, es sei entzückend!« – »Die reinste Sphärenmusik!« – »Die ganze Geige soll aus einem Stück Holz geschnitzt sein!« – »Und er ist noch so jung und ein so schöner Mann!« – »Er hätte sich gar nicht von Lord Mellecent überreden lassen, nach London zu kommen, wäre Sylvia nicht gewesen. Aber man sagt, sie habe alles daran gesetzt.« – »Der Lord kann aber doch unmöglich seine Einwilligung geben. Er ist viel zu ...« – »Heutzutage ist nichts unmöglich. Das Genie dringt überall durch und zerbricht alle Schranken.« Unterdessen saß Sylvia unbefangen neben Dora Myrl in der vordersten Zuhörerreihe, gegenüber dem Podium, in dessen Mitte das Violinpult auf dem dunkelroten Teppich stand. Sie sah reizend aus in dem weißen Kaschmirkleid mit den blauen Bandschleifen: freudige Erwartung strahlte aus ihren Blicken und ihre Wangen glühten wie die Rosen. Jetzt entstand eine plötzliche Stille und aller Augen richteten sich auf das Podium, als Lord Mellecent mit zwei Herren aus einer Seitentür trat. Einige der ersten musikalischen Größen Londons folgten ihnen. Der berühmte Franzose Gallasseau, ein großer, breitschulteriger Mann mit dunkler Gesichtsfarbe, schritt lächelnd zu Mellecents Rechten; doch der junge Italiener zu seiner Linken fesselte vorzugsweise die Blicke der Anwesenden. Hätte auch bisher nichts von seinem Genie verlautet, so würde seine Schönheit allein die allgemeine Aufmerksamkeit erregt haben. Man glaubte, eine griechische Göttergestalt zu sehen; sein blühendes Gesicht trug wahrhaft klassische Züge und aus seinen schwarzen Augen sprühte feurige Begeisterung. Im Saal war alles totenstill, nur auf dem Podium hörte man Stimmengeflüster. Der geschmeidige Franzose bestand mit höflichen Worten darauf, seinem jungen Berufsgenossen den Vortritt zu lassen, und nach einigem Hin- und Herreden trat Nicolo Amati vor auf die Estrade. Eine wundervolle alte Geige, die beim Kerzenlicht ihre satte, dunkelrote Färbung zeigte, schmiegte sich an sein Kinn. Er schien sie nur zu liebkosen, so leicht war der Griff, mit dem er sie hielt. Als er dann mit dem Bogen über die Saiten strich, lauschte das Publikum in atemloser Erregung. Solche Töne waren noch nie erklungen, seit Orpheus durch die Macht seiner Musik wilde Tiere gezähmt, Bäume und Steine bewegt und den grimmen Beherrscher der Unterwelt erweicht hatte. Die wahrhaft entzückenden, berauschenden Klänge nahmen Herzen und Sinne gefangen. Wechselvoll wie das Leben selbst riefen sie bald Freude und Liebe, bald Gram und Kummer wach. Gleich einem Regen vielfarbiger Funken perlten die Noten rasch und klar hervor, und dann wimmerte, klagte oder sang die Zaubergeige wieder in der Hand des Meisters. Sie floß über von süßen Melodieen, als habe sie allen Wohlklang bewahrt, der ihr je entlockt worden war, und wolle im Schatz ihrer Erinnerung schwelgen. Als die Musik endlich in langen, schmelzenden Akkorden dahinstarb, füllten sich aller Augen...



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