Bodkin | Gesammelte Krimis | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 513 Seiten

Bodkin Gesammelte Krimis

Kriminalfälle: Detektiv Paul Beck & Detektivin Dora Myrl
1. Auflage 2016
ISBN: 978-80-268-7205-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalfälle: Detektiv Paul Beck & Detektivin Dora Myrl

E-Book, Deutsch, 513 Seiten

ISBN: 978-80-268-7205-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Gesammelte Krimis' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Matthias McDonnell Bodkin (1850-1933) war ein irischer Nationalist, Politiker, Journalist und Schriftsteller. Inhalt: Detektiv Paul Beck Giftmischer Ein Wettlauf Verbrieft und versiegelt Ein Münzverbrechen Staatsgeheimnisse Zwei Könige Verschwindende Diamanten Eine winzige Schlinge Nur ein Haar Nicht mit eigener Hand Der Hund und der Doktor Detektivin Dora Myrl Der falsche und der wahre Erbe Die versteckte Violine Der Krückstock Die Sibylle Wer gewinnt? Ein Seidenknäuel Auf der Lokomotive Des Großonkels Vermächtnis War es eine Fälschung? Ein Versteckspiel Gewogen und zu leicht erfunden Künstliche Flügel Paul Becks Gefangennahme
Bodkin Gesammelte Krimis jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Ein Wettlauf
Inhaltsverzeichnis
»Könnten Sie wohl einen Abstecher nach Irland machen, Herr Beck?« »Warum nicht?« »Vielleicht schon heute abend mit dem Postschiff?« »Gewiß. Was soll ich denn aber tun, wenn ich drüben bin?« »Es ist eine peinliche Angelegenheit,« sagte der gutherzige Herr Warmington, »Lassen Sie mich Ihnen alle Einzelheiten kurz erzählen, dann werden Sie selbst am besten beurteilen können, was für Schritte zu tun sind.« Warmington war einer der reichsten und angesehensten Rechtsanwälte in London; ein großer, kräftiger Mann, für gewöhnlich die gute Stunde selbst und der beste Kamerad. Aber heute lag eine düstere Wolke auf seiner so heitern Stirn und man sah ihm die Unbehaglichkeit und Verlegenheit am Gesicht an, während er, auf den Kaminsims gelehnt, wo an dem schwülen Herbstabend noch kein Feuer brannte, nachdenklich mit seiner schweren goldenen Uhrkette spielte. »Eine peinliche Angelegenheit, Herr Beck,« wiederholte er und tat einen Zug aus dem mit gutem altem Portwein gefüllten Glase, das neben ihm auf dem Kamin stand. »Sie kennen doch meinen Schwager, den Baron Burton?« Beck nickte mit ernster Miene. Er hatte von Baron Burton wenig Vorteilhaftes gehört. »Ja, ja, er hat seiner Familie leider viel Sorge gemacht. Meine Frau erinnert sich noch von ihrer Kinderzeit her an manchen stürmischen Auftritt, der vorfiel, ehe er ins Ausland ging. Nach unsrer Heirat habe ich für ihn getan, was in meinen Kräften stand; es hat leider nur wenig genützt. Er war damals schon ein angehender Fünfziger, aber zügellos wie ein junges Füllen, wenn auch nicht geradezu schlecht. Doch wie's so geht – vor acht Jahren fiel ihm ganz unvermutet ein Glück in den Schoß: er heiratete eine junge, schöne Erbin, die sich sterblich in den schon ältlichen Tunichtgut verliebt hatte. Solange sie lebte, blieb er auf geraden Wegen, und als sie vor etwa einem Jahr starb, war er trostlos. Wie unbedingt sie ihm vertraut hatte, bewies sie durch ihr Testament, das ihn zum alleinigen Erben ihres Vermögens einsetzte. Sie hinterließ ihm nicht nur alles Geld, sondern auch den Grundbesitz, weil sie ›fest überzeugt war, daß er für ihr teueres Kind, Florence, aufs liebevollste sorgen werde‹, wie sie schreibt. »Zuerst hatte er auch den besten Willen, seine Pflicht zu tun, das muß man ihm lassen. Kaum zwei Wochen nach dem Tod seiner Frau kam er zu mir und bat mich, ihm eine Urkunde aufzusetzen, deren Bestimmungen sich nicht wieder umstoßen ließen; er wollte sein ganzes Besitztum in Wiltshire, das aus einer Jahresrente von fünftausend Pfund und einem schönen Haus mit Garten besteht, seiner kleinen Tochter verschreiben, während er für sich nur ein mäßiges Einkommen aus dem beweglichen Vermögen seiner Frau zurückbehielt. ›Ich kann mich nicht auf mich selbst verlassen, Warmington‹ sagte er, ›das ist das Kurze und Lange von der Geschichte. Wenn ich Geld habe, streue ich es gleich mit vollen Händen aus.‹ Natürlich trug ich Sorge, daß das Dokument von so bindender Kraft war, als das Gesetz es irgend zuläßt, und Burton unterschrieb es ohne ein Wort der Widerrede. Er schien sein kleines Mädchen wirklich sehr lieb zu haben; es mußte ihn überallhin begleiten, selbst ins Theater nahm er es mit. Meiner Frau – sie ist ihre Tante – ging die Kleine immer im Kopf herum, und da sie meinte, es würde ihr gut tun, eine Weile mit Kindern ihres Alters zusammen zu sein, lud sie sie letztes Jahr zum Weihnachtsfest ein; sie sollte die Bescherung und alle Freuden der Feiertage mit unsern Kindern teilen. »Ihr Vater kam mit ihr von dem Landsitz in Wiltshire nach der Stadt herein und ließ sie bei uns; er selbst wollte jedoch nicht bleiben. Vielleicht war die Einsamkeit schuld, daß der alte Bummlergeist wieder in ihm erwachte. Er nahm seine früheren Gewohnheiten wieder von neuem auf, trieb sich in Winkeltheatern und Tingeltangeln herum, wo er öfters hinter als vor den Kulissen zu finden war. In einer Unglücksstunde machte er bei solcher Gelegenheit die Bekanntschaft von Fräulein Trixie Mordant, einer lebenslustigen und zugleich schlauen jungen Dame, die als Stern auf der Varietätenbühne glänzte. Sie werden Fräulein Trixie in rosa Trikot gewiß schon auf allen Plakatsäulen gesehen haben, Herr Beck. »Wenn ein Mann, der nahe an Sechzig ist, sich noch einmal verliebt, so läßt er sich um den Finger wickeln. Das schlaue Geschöpf hatte ihn bald so weit, daß er ihr einen Heiratsantrag machte, und verlangte dann einen Ehevertrag, der ihr eine schöne Rente sicherte. Sie hatte ein Auge auf sein Besitztum in Wiltshire geworfen, aber er glaubte, daß er darüber nicht mehr verfügen könne, und ich hütete mich wohl, ihn darüber aufzuklären. Er war ganz außer sich, daß er so töricht gewesen war, das Gut seiner Tochter zu verschreiben. Dadurch war ihm die Möglichkeit geraubt, Fräulein Trixie, der Herrlichsten ihres Geschlechts, einen Beweis seiner Verehrung zu geben. Aber Fräulein Trixie zog ihrerseits Erkundigungen bei den Advokaten Sharkey & Snippit ein, den geriebensten Leuten in der ganzen City. Da kam denn natürlich alles zu Tage, und es dauerte nicht lange, so hatten sie meinen trefflichen Schwager über seine gesetzlichen Befugnisse genau unterrichtet. Wie ich erfahren habe, sind sie augenblicklich damit beschäftigt, den Ehevertrag aufzusetzen und das ganze Besitztum Fräulein Trixie Mordant zu verschreiben ›aus Anlaß ihrer Heirat mit dem Baron Pierce Burton.‹« »Aber das kann das Gesetz doch unmöglich gestatten, nachdem er es einmal urkundlich an seine Tochter abgetreten hat,« sagte Beck. Der Rechtsanwalt lächelte mit überlegener Miene. »Es paßt schlecht zu meiner Stellung,« sagte er, »wenn ich mich absprechend über unser Gesetz äußere; aber daß es recht sonderbare Bestimmungen enthält, läßt sich nicht leugnen. Sehen Sie, die Urkunde zu Gunsten der kleinen Flora ist nur eine ›freiwillige Zuwendung‹, wie man das nennt. Auf freiwillige Zuwendungen legt aber das Gesetz wenig Wert; ihm gilt natürliche Liebe und Zärtlichkeit nichts im Vergleich mit einem Ehevertrag, und würde er auch mit Trixie Mordant geschlossen. Wenn das Besitztum in Wiltshire dieser jungen Dame aus Anlaß ihrer Heirat mit dessen Eigentümer zugeschrieben wird, so ist nach einem alten Erlaß aus der Zeit der Königin Elisabeth die ›freiwillige Zuwendung‹ an die arme kleine Flora nicht das Pergament wert, worauf sie geschrieben steht.« »Das ist ja ein recht spitzbübisches Gesetz.« »Sie sind nicht der einzige Mensch, der dieser Ansicht ist, Herr Beck; Sie sprechen sich nur etwas kürzer und bündiger aus als der berühmte Lord, der neulich im Oberhaus äußerte: ›Es will uns nicht recht einleuchten, daß es mit redlichen Dingen zugehen kann, wenn jemand etwas verkauft, was ihm nicht gehört, und die Kaufsumme für sich behält und daß ein anderer, der alle Umstände kennt, ihm von Rechts wegen behilflich sein darf, den Eigentümer zu berauben. Ein solches Verfahren ist für einen Laienverstand schwer begreiflich und hat selbst für den juristisch Denkenden etwas Unbefriedigendes.‹« »Aber der Mann wird sich doch nun und nimmermehr auf ein solches Gesetz berufen, um sein eigenes Kind zu berauben!« rief Beck. »Das steht noch keineswegs fest. Ich glaube, über kurz oder lang wird er es doch tun, wenn sich ihm die Gelegenheit bietet. Einstweilen kämpft sein Gewissen noch gegen seine Vernarrtheit, aber ich fürchte, es wird bald unterliegen. Die schlaue Dirne spielt mit ihm wie der Fischer mit dem Lachs, den er am Haken hält. Sie hat sich in ein Stranddorf an der Westküste von Irland geflüchtet und schwört hoch und teuer, daß sie ihm auch nicht einen Blick gönnen wolle, bis die Urkunde unterschrieben ist.« »Und wo ist er?« »Auch in Irland. Der Ort heißt Rathcool und liegt im Süden. Er kann es nicht aushalten, wenn das Meer zwischen ihm und seiner Göttin fließt, obgleich sie jetzt durch die ganze Breite der Insel voneinander getrennt sind. Täglich fliegen Briefe und Telegramme zwischen ihnen hin und her. Lange wird er nicht mehr widerstehen können, fürchte ich.« »Was läßt sich denn aber in der Sache tun? In ein Irrenhaus könnte man ihn wohl nicht sperren?« »Leider nein. Wenn jeder Mann, dem ein Weib den Kopf verdreht, ins Tollhaus käme, so würden bald mehr Leute eingesperrt als in Freiheit sein.« »Könnten Sie sich nicht an das edlere Gefühl der jungen Dame wenden?« »Es ist keins bei ihr vorhanden.« »Und das Gesetz haben Sie gegen sich?« »Jawohl – nach seinem jetzigen Wortlaut.« »Dann scheint mir jeder Ausweg verschlossen.« »Doch nicht so ganz. Wenn das Glück uns günstig ist, können wir das Gesetz ändern und der Dame Schach bieten. Ich komme jetzt auf den eigentlichen Kernpunkt der Sache. Daß ich im strengsten Vertrauen zu Ihnen rede, bedarf wohl nicht erst der Erwähnung. Schöpfen unsre Gegner auch nur den leisesten Verdacht, so haben wir das Spiel verloren und können die Karten nur gleich fortwerfen.« Warmington beugte sich zu Beck nieder und sprach unwillkürlich in gedämpftem Ton: »Wir haben in aller Stille im Hause der Lords die Aufhebung jenes alten Erlasses aus der Zeit der Königin Elisabeth in Anregung gebracht. Der Großkanzler selbst befürwortet den Antrag. Sobald die königliche Zustimmung erfolgt, ist das Besitztum des Kindes gesichert. Im Oberhaus ist das Gesetz schon auf dem besten Wege und einer unsrer beliebtesten Juristen ist bemüht, es im Unterhaus durchzudringen. Wenn es dort in dritter Lesung angenommen worden ist, so hat der Großkanzler versprochen, uns am folgenden Tage...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.