E-Book, Deutsch, 203 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 210 mm, Gewicht: 260 g
Reihe: Edition Erlebnispädagogik
Bous / Hildmann / Scholz Draußen Lernen: Handlungsorientierte Bildungsprojekte
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96557-082-5
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Forschung rund um die Erlebnispädagogik
E-Book, Deutsch, 203 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 210 mm, Gewicht: 260 g
Reihe: Edition Erlebnispädagogik
ISBN: 978-3-96557-082-5
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Im Rahmen der zweiten wissenschaftlichen Tagung "Forschung rund um die Erlebnispädagogik" wurden unter dem Schwerpunkt "Draußen Lernen" unterschiedliche Forschungsprojekte vorgestellt, die im Rahmen von Handlungsorientierten Bildungsprojekten angelegt sind. Die Wissenschaftler*innen treiben mit ihren Einzel- und übergreifenden Studien stetig den Erkenntnisstand der Erlebnispädagogik voran. Dies tut natürlich auch jede*r erlebnispädagogische Praktiker*in, die begeistert und überzeugt vom Wert und Nutzen erlebnisorientierter und naturbezogener Lernansätze berichtet und damit eine klare Vorstellung davon von den Faktoren und Stellschrauben hat, wie Erfolg, d.h. Kompetenzzuwächse bei den Teilnehmern, zu erzielen ist.
Dieser Band trägt dazu bei, das wissenschaftliche Handlungsfeld der Erlebnispädagogik systematischer, fundierter, und selbstbewusster aufzustellen, und zum Beispiel die Vielzahl an aktuellen Studien und Projekten zu erfassen und abzubilden, um die angesprochene Vernetzung, Anschlussfähigkeit an vorhandene Erkenntnisse und Wissensaustausch zu erleichtern. Damit ist der Anfang einer Kartographie der wissenschaftlichen Beforschung der erlebnispädagogischen Landschaft getan, dennoch werden sich weiterhin viele daran beteiligen müssen. Die vorliegende Sammlung an Studien ist ein gezielter Schritt, Studien zu handlungsorientierten Bildungsprojekten, die eine Naturnähe aufweisen, eine Plattform zu geben.
Dieser Band vereint Berichte über abgeschlossene und fortlaufende Studien unterschiedlicher Größe und Rigorosität zu handlungsorientierten Bildungsprojekten, die eine Naturnähe aufweisen, und damit das Thema Draußen Lernen zum Schwerpunkt haben.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Forschungsstand und Herausforderungen in der englischsprachigen Fachliteratur der Outdoor- und Erlebnispädagogik von Jule Hildmann 1. Einleitung 1.1 Hintergrund Die Breite und Qualität der empirischen Forschung und Fachliteratur in der Erlebnispädagogik zeigt mittlerweile einen hohen Bestand (Fengler, 2017). Gleichwohl fällt auf, dass in den deutschen Fachbüchern und Expertendiskussionen oftmals die gleichen Quellen zitiert werden, ohne dass neuere Publikationen und Erkenntnisse aus dem englischsprachigen Raum Berücksichtigung finden. 1.2 Ziel des Beitrags Dieser Beitrag soll einen Einblick in und groben Überblick zum aktuellen Forschungsstand der Outdoor- und Erlebnispädagogik im englischsprachigen Raum geben. Die Zusammenstellung stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit dar, sondern soll vielmehr einen fachlichen Überblick bieten, der in Hinblick darauf ausgewählt und verfasst wurde, was für die aktuelle Entwicklung der Erlebnispädagogik im deutschsprachigen Raum (nachfolgend ‚Erlebnispädagogik‘) von Relevanz sein könnte. 1.3 Einbezogene Quellen Eine traditionelle, nicht systematische Literaturrecherche der englischsprachigen Fachliteratur wurde durchgeführt und ergänzt durch einzelne Studien und Quellen, die der Autorin durch berufliche Kontake bekannt waren. Dabei wurden Artikel in Fachzeitschriften sowie Grundlagenbücher und weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen einbezogen. Publikationen in Drittsprachen wie beispielsweise Norwegisch wurden nicht berücksichtigt. 1.4 Begrifflichkeiten Im englischsprachigen Raum werden anstelle von „Erlebnispädagogik“ verschiedene Begriffe, Konzepte und Ansätze verwendet. Die üblichsten sind Outdoor Education, Outdoor Learning, Experiential Education and Learning, Adventure Education, und Wilderness/Adventure/Nature therapy. Diese sind zum Teil in ihrer Bedeutung überlappend und werden mitunter sogar synonym verwendet, zum Teil jedoch auch klar von einander abgegrenzt. Genaue Definitionen sind an verschiedenen Orten zu finden (z.B. Prouty, 2007, 11 – 14; Ewert/Sibthorp, 2014, 4 – 13), werden in diesem Beitrag allerdings nicht behandelt. Um die gesamte Breite dessen abzudecken, was Erlebnispädagogik sein kann, wird in diesem Beitrag der übergreifende Begriff Outdoor Adventure Education (OAE) verwendet, und Quellen aus allen oben genannten Fachbereichen einbezogen. 1.5 Kulturelle Kontexte Was weiterhin bei der Studie internationaler Literatur berücksichtigt werden sollte, ist, dass Erlebnispädagogik bzw. OAE in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich umgesetzt wird. So wird z.B. in Großbritannien ein hoher Wert auf Natursportarten gelegt, und in den USA sind mehrwöchige Outdoorkurse – im Vergleich zu den Kurzveranstaltungen in Deutschland – sehr üblich. Auch die Zielsetzungen und zugehörigen Philosophien sind regional spezifisch, ohne – und das ist das entscheidende hier – dass dies im Einzelfall explizit dargelegt wird. Man muss also bei der Lektüre eines Forschungsberichts oder einer Fachzeitschrift deren kulturellen Kontext mit berücksichtigen, um bei Vergleichen keine falschen Schlüsse zu ziehen. Dieses Buchkapitel bietet nicht genug Raum, um diese Hintergründe für jede Quelle zu klären, und bemüht sich daher um Zurückhaltung bei den Schlussfolgerungen. 2. Überblick Die englischsprachige Forschungslandschaft der OAE lässt sich grob in folgende Felder unterteilen: ¦ Ergebnisstudien (wie gut fördert eine Maßnahme bestimmte Kompetenzen?) ¦ Prozessanalysen (Welche Mechanismen und Einflussfaktoren führen zu diesem Kompetenzzuwachs?) ¦ Studien zu spezifischen Themen, Programmen oder Methoden (inklusive der Erprobung neuer Gedankenmodelle oder Forschungsmethoden) Die ersten beiden Felder werden hier etwas genauer präsentiert, während Studien der dritten Art ergänzend erwähnt werden. 3. Studien zur Wirksamkeit der OAE Die gesamte Masse der empirischen Forschung ist hier unmöglich darzustellen. Erfreulicherweise sind allerdings im Laufe der Jahre eine respektable Zahl systematischer Metaanalysen sowie weniger systematischer Synopsen publiziert worden. Einige von ihnen untersuchen die Wirksamkeit von OAE in weiterem Sinne, andere mit einem sehr spezifischen Fokus. 3.1 Chronologischer Überblick Von Cason und Gillis (1994) stammt die erste Metaanalyse, für welche sie 43 Prä- und Post-Studien von OAE Angeboten für Jugendliche auswerteten. Hattie und Kollegen (1997) folgten mit ihrer Metaanalyse von 69 Studien über Outward Bound Programme, die bis heute als Meilenstein der OAE Forschung gilt und trotz ihres begrenzten Fokus nach wie vor viel zitiert wird. Sie verwendeten einen Großteil der Studien, die auch bei Cason und Gillis (1994) evaluiert wurden, so dass sich ähnliche Erkenntnisse ergeben. Als einziger Deutscher in dieser Liste präsentiert Rehm (1999) eine zum damaligen Zeitpunkt beeindruckende Übersicht der Forschung im englischsprachigen Raum. Neill und Richards (1998) diskutieren die drei Metaanalysen von Cason und Gillis (1994), Hattie et al. (1997) und Hans (1997) und betonen vor allem die positiven Befunde zum gesteigerten Selbstvertrauen, positiven Selbstkonzept und Selbstwirksamkeit (locus of control). Diese Übersicht wurde später von Neill (2003) erweitert um die Analysen von Marsh (1999), Hans (2000), sowie Bunting und Donley (2002, s.u.). Die Ergebnisse sind erwartungsgemäß ähnlich, allerdings mit der Forderung nach exakteren Forschungsparametern in zukunftigen Studien, um herauszufinden, welche Faktoren kompetenzfördernd wirken. Gleich mehrere Metaanalysen markieren die Jahrtausendwende: Die Studie von Hans (2000) mit 45 Einzelstudien bestätigt die positiven Auswirkungen von OAE auf Selbstwirksamkeit (locus of control). Wilson und Lipsey (2000) konzentrieren sich auf straffällige Jugendliche, und ermitteln, dass OAE Maßnahmen eine niedrigere Rückfallquote (und damit höhere Erfolgsquote) aufweisen als herkömmliche Ansätze. Bunting und Donley (2002) richten ihre Metaanalyse speziell auf Hochseilgärten und deren positive Auswirkungen auf Teamwork, Selbstkonzept und Selbstwertgefühl. Und Ewert und McAvoy (2000) fokussieren Programme in abgelegener ‘Wildnis’. Sie heben den pädagogischen Wert der Herausforderungen hervor, die natürliche Lernkontexte mit sich bringen, sowie die Bedeutung von Peers/Gruppen. 2004 präsentieren Rickinson und Kollegen (2004) eine Zusammenschau von 150 Studien, die zwischen 1993 und 2003 publiziert wurden. Auch sie fanden viele Belege für eine allgemeine Wirksamkeit von OAE Programmen, sowie Hinweise auf spezielle Wirkungsfacktoren (s.u.). Dickson und Kollegen (2008) erstellten eine systematische Übersicht über OAE Forschung in Australien und Neuseeland, mit über 100 Forschungsberichten aus den Jahren 1995 bis 2008. Fiennes und Kollegen (2015) analysierten 58 Primärstudien speziell aus Großbritannien. Die Ergebnisse beider decken sich größtenteils mit den Erkenntnissen der bereits genannten, regionsunspezifischen Studien. Thomas et al. (2009) führten in drei der größten OAE Fachzeitschriften (mit Verlagssitz in den USA, Großbritannien und Australien) eine Literaturrecherche zu Studienberichten durch und beschreiben einen wachsenden Fundus an OAE Forschung sowie eine spezielle Forschungskultur. Sie beklagen allerdings, dass die einzelnen Studien noch kein Gesamtbild ergäben. Darüber hinaus gibt es Studien und Metastudien in benachbarten Fachgebieten (z.B. Naturtherapie, schulische und außerschulische Angebote), welche weiteren empirischen Rückhalt für den pädagogischen Ansatz und methodische Praktiken der OAE liefern (z.B. Arthur et al., 1998; Bond/Hauf, 2004; Durlak, 1997; Durlak et al., 2011; Durlak et al., 2010; Dusenbury, 1995; Eccles/Templeton, 2002; Gerstenblith et al., 2005; Gresham, 1995). 3.2 Kernfunde zur Wirksamkeit der OAE Zum Teil, und verständlicherweise, greifen mehrere der genannten Metaanalysen auf einen überlappenden Fundus an Primärstudien zu. Außerdem werden an verschiedenen Stellen methodische Schwachpunkte und Widersprüche in den ursprünglichen und Metastudien eingeräumt. Dennoch ergibt sich insgesamt als klares Bild, dass OAE als Ansatz und in vielfältigen konkreten Umsetzungen die erwünschten Lernziele (s.u.) erreicht und Kompetenzen – je nach Studie, konkretem Programm und Messverfahren mäßig bis signifikant – fördert. Die methodischen Mängel und Einschränkungen in der Generalisierbarkeit werden dabei kritisch anerkannt und in der Weiterentwicklung der Forschung zunehmend ausgeglichen. Kompetenzzuwächse werden vornehmlich in folgenden Bereichen berichtet: ¦ Sozio-emotionale Kompetenzen (z.B. prosoziales Verhalten, Problemlösekompetenz, Frustrationstoleranz) ¦ Emotionales Wohlbefinden und psychische Gesundheit (z.B. Resilienz, positives Selbstbewusstsein, Wirkmächtigkeitsgefühl, interne Kontrollüberzeugung ¦ Körperliche Gesundheit und Fitness ¦ Führungskompetenzen und positives Führungsverhalten – wobei allerdings ‘leadership’ in manchen Programmen primär als Selbstmanagement verstanden wird. ¦ Umweltbewusstsein und eine – durchaus auch spirituelle – Verbundenheit mit der Natur. ¦ Lernplanbezogenes Fachwissen und Fertigkeiten. ¦ Aktivitätenbezogene Fertigkeiten (z....