Braun / Krause / Boll | Handbuch Kreativitätsförderung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Braun / Krause / Boll Handbuch Kreativitätsförderung

Didaktik und Methodik in der Frühpädagogik
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-451-82803-4
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Didaktik und Methodik in der Frühpädagogik

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-451-82803-4
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Um Kinder auf die Zukunft vorzubereiten braucht es Problemlösungskompetenz und kreatives Denken. Womit Kinder genau diese Lebenskompetenzen entwickeln und pädagogische Fachkräfte diese stärken können, beschreiben die Autoren in ihrem Buch. Es werden außerdem Einblicke in die Grundzüge der Kreativitätsforschung gegeben und die Bedeutung in und für die Frühpädagogik verdeutlicht. Kindliche Kreativität zu stärken und zu fördern ist für eine erfolgreiche Bildungsarbeit im Kindergarten unverzichtbar. Im Praxisteil werden vielfältige methodische Zugänge und ausgewählte Impulse für die Arbeit mit Kindern veranschaulicht.

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2 Kreativität – und wie sie Kinder stark macht Um zu verstehen, wie Kreativität Kinder stark machen kann, müssen die einzelnen Faktoren – der kreative Prozess, die kreative Persönlichkeit, das kreative Produkt und das kreativitätsfördernde Umfeld – genauer betrachtet werden. Die künstlerisch-kreativen oder pragmatisch problem lösenden Aspekte der Kreativität fördern nämlich nicht nur ganzheitlich die Persönlichkeitsentwicklung und die kognitive Entwicklung von Kindern, sie machen auch stark für die Bewältigung von Belastungssituationen, wie eine Studie zu künstlerisch ästhetischer Kreativität und Resilienzförderung zeigt (vgl. Braun et al. 2014 a). 2.1 Der Zusammenhang: kreativer Prozess, kreatives Ergebnis, kreative Persönlichkeit und kreatives Umfeld
Kreativität – ein Findungsverfahren Mit Kreativität wird ein Findungsverfahren beschrieben, das systematisch, inspirativ oder auch unter Einbeziehung von Zufällen in allen Lebenskontexten ablaufen kann. Um kreative Leistungen hervorzubringen, steht kein probates Routineverfahren, kein Rezept, keine Handlungsanleitung zur Verfügung. Der Mensch muss das Problemlösungsverfahren für sich selbst entdecken, erfinden und konstruieren. Neugier und Suchen setzen den Findungsvorgang auf kognitiver, sozialer und emotionaler Ebene voraus. Findungsverfahren führen zu eigenständigen und originellen, also ursprünglichen Ergebnissen. Der kreative Prozess Der kreative Prozess beschreibt dieses Findungsverfahren idealtypisch und teilt ihn klassisch in Phasen ein, die das kreative Denken und Handeln strukturiert beschreiben: 1. Vorbereitungsphase 2. Inkubationsphase 3. Illuminationsphase 4. Produktions- und Verifikationsphase Bei der Vorbereitungsphase handelt es sich um eine Phase der Problemsensitivität, in der Neugier geweckt ist sowie Informationen oder Material gesammelt werden. Die Inkubationsphase ist gekennzeichnet von einem mehr oder weniger unbewussten Bearbeiten des Problems; in der Illuminationsphase erfolgt die plötzliche Einsicht in eine mögliche Lösung. Diese Erkenntnis taucht oft spontan und ungeplant in den verschiedensten Situationen auf, weil sich das Gehirn mit einem bestimmten Problem unterhalb der Bewusstseinsschwelle auch dann noch befasst, wenn wir gar nicht konkret daran denken oder meinen, die Lösung schon aufgegeben zu haben. Es folgt die Produktions- und die Verifikationsphase, in denen die Lösung zunächst umgesetzt und schließlich auf ihre Angemessenheit hin erprobt wird (Holm-Haldulla 2007). Die kreative Kompetenz von Kindern entwickelt sich im erfolgreichen Durchlaufen kreativer Prozesse, die sowohl intuitiv als auch organisiert ablaufen können. Hierzu brauchen sie aber eine anregende Umgebung, die ihnen den Zugang zu vielen ästhetischen Materialien und Alltagsmaterialien sowie Ermutigung zum Experiment bietet. Kreative Prozesse beginnen grundsätzlich mit einer Aufgabe bzw. einer Problemstellung, die das Individuum lösen will. Ein großer Fehler ist es, wenn Erwachsene Kindern eine bestimmte Lösung vorgeben und »zeigen« wollen. Damit beschneiden sie nicht nur ihre sich entwickelnde Selbstständigkeit, sondern hemmen auch die Entwicklung ihrer kognitiven Fähigkeiten, die in kreativen Prozessen angeregt werden. Erfolgreiche kreative Prozesse Förderliche Bedingungen kreativer Prozesse liegen in der Offenheit, Neugier und Experimentierbereitschaft des Kindes und einem positiv unterstützenden, vorurteilsfreien Umfeld, das Interesse und Raum schafft. Erfolgreiche kreative Prozesse fördern die Lust an hohen Leistungen und am Lernen, stärken das positive Selbstkonzept und kreative Selbstbild sowie die Bereitschaft zur Problemlösung. Kreative Prozesse sind von die Motivation fördernden Belohnungsgefühlen begleitet und steigern daher die Leistungsbereitschaft. Imagination und kreative Herausforderungen befördern die kognitiven Leistungen. Aufmerksamkeits- und Explorationsleistungen werden durch das Element des Neuen gesteigert, und positive kreative Selbsteinschätzung wiederum fördert die Bewältigungsstrategien. Welcher Erfolg könnte größer sein als die eigenständig entwickelten, kreativen Antworten auf Herausforderungen, Probleme und in Form von Erfindungen? Lebenskunst Jeden Tag über etwas zu staunen, seinen Gefühlen zu folgen, wenn Interesse verspürt wird, jeden Morgen mit einem konkreten Ziel zu beginnen, das Freude bereitet, seine Zeiteinteilung selbst zu bestimmen und sich mehr Zeit für Reflexion und Entspannung zu nehmen, mehr von dem Tun, was geliebt wird, und weniger von dem, was gehasst wird (vgl. Csikszentmihalyi 2017): Das sind Lebenskunstvorschläge, derer sich pädagogische Fachkräfte im Alltag von Kindertageseinrichtungen gemeinsam mit den Kindern bewusst werden sollten, wenn der Tagesablauf überstrukturiert ist und wenig Freiraum für die Eigenheit und Dauer kreativer Prozesse bei Erwachsenen und Kindern zulässt. Kreative Persönlichkeit Kreative Prozesse unterstützen die Entwicklung einer kreativen Persönlichkeit. Im Verlauf der Suche nach bestimmten Eigenschaften der kreativen Persönlichkeit wurden nicht nur die Kreativitätstests entwickelt, kritisiert und wieder verworfen, sondern es kamen auch die Verfahren zur Messung von Intelligenzquotienten zunehmend in die Kritik. Kreative Menschen Als Vertreter einer neuen Generation von Kreativitätsforschern hat Mihaly Csikszentmihalyi (2010 a) die kreative Persönlichkeit mit einem biografischen Untersuchungsansatz zu erklären versucht. Anhand der Auswertung von Interviews kommt er zu folgenden Auffassungen: Kreative Menschen verfügen über die erstaunliche Fähigkeit, sich fast jeder Situation anzupassen. Außerdem können sie sich mit dem behelfen, was gerade zur Verfügung steht, um ihre Ziele zu erreichen. Schließlich vereinen sie widersprüchliche Extreme in sich und bilden somit keine individuelle Einheit, sondern eine individuelle Vielheit (ebd.). Um der Kreativität auf die Spur zu kommen, ist es also wichtig, die Kreativität und ihre Förderung ganzheitlich zu betrachten: Ein förderliches Umfeld unterstützt kreative Prozesse, diese helfen, eine kreative Persönlichkeit zu entwickeln, die wiederum kreative Ergebnisse produziert. 2.2 Kreativität unterstützt die Entwicklung stärkender (Verhaltens-)Merkmale
Aber nicht nur kreative Produkte, sondern auch bestimmte, im Folgenden beschriebene Merkmale menschlichen Verhaltens deuten auf Kreativität hin: Neugier und Offenheit Neugier und Offenheit sind für kreatives Handeln unverzichtbar. Ohne eine neugierige und offene Zuwendung zur Welt, ohne das damit verbundene Verlangen, sich die Welt erschließen zu wollen, sind kreative Leistungen undenkbar. Problemsensitivität Problemsensitivität bezeichnet die Fähigkeit, Probleme zu erkennen, zu entdecken und zu erfassen. Hinzu kommt die Bereitschaft, Lösungen zu finden, Hilfe zu suchen und zu aktivieren sowie ungewöhnliche Lösungswege zu erproben. Flexibilität Flexibilität kann als Wendigkeit im Denken, Fühlen und Handeln verstanden werden. Sie bedeutet, sich beweglich auf unterschiedliche Anforderungen einstellen und einschwingen zu können. Die spontane Flexibilität meint die Fähigkeit zur schnellen Umstrukturierung sowie zur Findung von Neuem. Die adaptive Flexibilität oder auch Originalität ist in Situationen wirksam, in denen Aufgaben mit originellen Ideen zu bewältigen sind. Originalität bedeutet, über ein hohes Maß ungewöhnlicher, sprühender, manchmal auch witziger Ideen zu verfügen. Originelle Gedanken, Ideen und Verhaltensweisen weichen von dem üblicherweise Erwartetem, der vermeintlichen »Norm« ab und sind daher außergewöhnlich. Sensibilität und Achtsamkeit Aufnahmebereitschaft und Achtsamkeit für Dinge, Menschen oder Tiere sowie für Geschehnisse und Veränderungen sind eine Voraussetzung für Kreativität. Empfindungsvermögen und Achtsamkeit für Sinneseindrücke bedeuten Sensibilität. Mit Achtsamkeit ist diejenige geistige, emotionale und handlungsleitende Einstellung gemeint, in der man sich um ein breites Achtgeben auf alle Phänomene bemüht. Bei ungerichteter Achtsamkeit werden zufällige Eindrücke wahrgenommen und verarbeitet. Bei gerichteter Achtsamkeit wird sich konzentriert mit einem bestimmten Phänomen beschäftigt. Beide Aspekte haben eine große Bedeutung für die Entwicklung der Kreativität, denn zufällige Eindrücke können ebenso zu kreativen Lösungen führen wie konzentrierte Aufmerksamkeit. Empfindungsvermögen und die damit verbundene Sinnesschulung durch aufmerksame Beobachtung und genaues Bewusstwerden der Sinneseindrücke sind generell ein...


Dr. Daniela Braun ist seit 1993 Professorin an der Hochschule Koblenz und seit 2016 Vizepräsidentin der Hochschule. Als Expertin im Bereich der Frühpädagogik ist sie durch ihre Veröffentlichungen und Vorträge sehr bekannt. Im Bereich der Kreativitätsforschung ist sie Vorreiterin für den Ansatz der Kreativitätsförderung du in Kindertageseinrichtungen. Die Forschungsprojekte "Von Piccolo bis Picasso"  und "Kunst und Resilienz bei traumatisierten Kindern" haben sich der Kreativität gewidmet. Ihr wurde für ihre Leistungen in Lehre und Forschung in 2014 der Preis der Akademie der Wissenschaften und der Literatur des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.
Sascha Krause ist Dipl. Sozialpädagoge (FH), Dipl. Sozialarbeiter (FH) und zertifizierter Kunstpädagoge. Er ist Lehrbeauftragter (seit 2012) und wissenschaftlicher Mitarbeiter (seit 2013) der Hochschule Koblenz in den Bereichen Ästhetik, Bildung und Erziehung. Seine Forschungszweige in den Kindheitswissenschaften sind "Kreativität und Bildung" sowie "Transition/ Übergang Kita-Grundschule". Im Projekt "Von Piccolo bis Picasso", das Kindertagesstätten bei der Implementierung des kreativitätsorientieren Ansatz begleitet, ist er seit 2006 verantwortlich aktiv. Der Kunstpädagoge ist außerdem freier Fortbildner und ist weiterhin selbst in der Praxis mit Kindern und ihren Familien aktiv. Sascha Krause ist Mitgründer und seit 2006 Geschäftsführer sowie pädagogischer Mitarbeiter des mehrfach ausgezeichneten Vereins Atelier mobil e.V., der sich der Förderung kreativer und sozialer Kompetenz verpflichtet hat.
Astrid Boll M.A. lehrt seit 2013 an der Hochschule Koblenz mit den Schwerpunkten Kreativität und frühkindliche Bildung. Neben ihrem wissenschaftlichen Zugang, bildet ihre langjährige Tätigkeit als Erzieherin im Kindertagesstättenbereich die Grundlage für Theorie-Praxis-Verknüpfungen mit realistischen Beispielen. Für ihre lebendige und praxisnahe Vortragsart wird sie von den Teilnehmenden in Lehrveranstaltungen, Fortbildungen und im fachschulischen Ausbildungsbereich geschätzt. Aktuell promoviert sie zum Thema Elementardidaktik und forscht zum Einsatz von Büchern in Kindertagesstätten.



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