Breitbart / Poppito | Sinnzentrierte Einzel- und Gruppenpsychotherapie für Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 102 Seiten

Breitbart / Poppito Sinnzentrierte Einzel- und Gruppenpsychotherapie für Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung

Ein Behandlungsmanual
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-17-038388-3
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Behandlungsmanual

E-Book, Deutsch, 102 Seiten

ISBN: 978-3-17-038388-3
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Bedeutung von Lebenssinn als eine wichtige Ressource im Rahmen der Krankheitsverarbeitung wurde bei unterschiedlichen Gruppen von Patienten wissenschaftlich nachgewiesen. Insbesondere bei Patienten mit einer Krebserkrankung wurden die Themen Sinnverlust und Sinnfindung in wissenschaftlichen Studien untersucht. Die Fähigkeit von Menschen, trotz zahlreicher Einschränkungen im Alltag und der Lebensbedrohlichkeit schwerer Erkrankungen Sinn zu finden und sich sinnstiftenden Themen und Aktivitäten zuzuwenden, wirkt sich positiv auf das psychische Befinden aus. Vor diesem Hintergrund stellen psychotherapeutische Interventionen, die sich auf die Förderung des Gefühls der Sinnhaftigkeit sowie die Verbesserung des psychischen Befindens und der Lebensqualität konzentrieren, eine wichtige Bereicherung für die psychotherapeutische Behandlung chronisch kranker Menschen dar.

Das Manual beschreibt ein evidenzbasiertes achtwöchiges Therapieprogramm für Einzel- und Gruppensettings. Die strukturierte Intervention fokussiert in den einzelnen Sitzungen auf verschiedene Aspekte von Lebenssinn sowie sinnstiftende Ressourcen und Aktivitäten. Das Programm umfasst verschiedene didaktische Elemente zu spezifischen sinnzentrierten Themen im Zusammenhang mit der Krebserkrankung. Umfangreiche Arbeitsblätter stehen zum Download zur Verfügung.

Breitbart / Poppito Sinnzentrierte Einzel- und Gruppenpsychotherapie für Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung jetzt bestellen!

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Vorwort
    »Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Sich entscheiden, ob das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht, heißt auf die Grundfrage der Philosophie antworten.« Albert Camus: »Der Mythos des Sisyphos« (1999, S. 11) »Wir haben kein kurzes Leben empfangen, sondern es kurz gemacht; keinen Mangel an Lebenszeit haben wir, sondern gehen verschwenderisch damit um. […] Nur ein kleiner Teil des Lebens ist es, den wir leben.« Seneca: »Glück und Schicksal« (2009, S. 9–10) Wenn Sie dieses Behandlungsmanual aufgeschlagen haben und dieses Vorwort lesen, sind Sie wahrscheinlich ein Kliniker oder Forscher, der mit Krebspatienten arbeitet und vielleicht spezifisch mit Patienten in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium in palliativer Versorgungssituation. Aufgrund Ihres klinischen Erfahrungshintergrunds oder vielleicht auch angeregt durch aktuelle Forschungsarbeiten zu existenziellen, narrativen oder sinnzentrierten Interventionen ist Ihnen bewusst, wie wichtig es ist, Patienten zu helfen, ein Gefühl der Sinnhaftigkeit zu bewahren. Dies gilt insbesondere für die letzten Lebensmonate, wenn Patienten mit dem nahenden Tod konfrontiert sind. Wahrscheinlich sind Sie sich durch Ihre Erfahrungen mit Menschen, die an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung leiden und mit dem nahenden Tod konfrontiert sind, der Herausforderungen bewusst, die mit der Endlichkeit unseres Lebens verbunden sind. Vielleicht haben Sie darüber nachgedacht, wie kurz das Leben ist. Und vielleicht stimmen Sie mit Senecas Beobachtungen überein, dass das Leben nur dann kurz ist, wenn es uns nicht gelingt, die vielen Momente unseres Lebens so sinnvoll wie möglich zu leben. Vielleicht sind Sie wie Camus zu dem Schluss gekommen, dass »der Sinn des Lebens die dringendste aller existenziellen Fragen ist«. Vielleicht haben Sie – wie unsere Forschungsgruppe auch – die Erfahrung gemacht, dass das Gefühl von Sinnhaftigkeit Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung dabei hilft, Hoffnung aufrechtzuerhalten, die Lebensqualität zu verbessern sowie die Symptombelastung und Verzweiflung zu verringern. Vielleicht sind Sie auch zu der Überzeugung gelangt, dass für Krebspatienten im fortgeschrittenen Stadium das therapeutische Vorgehen dem Grundsatz Rechnung tragen sollte, dass die Möglichkeit, Lebenssinn zu erfahren, bis zum letzten Moment des Lebens besteht. Es ist mehr als ein Jahrzehnt her, dass unsere Forschungsgruppe am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center existenzielle Themen wie Lebenssinn aufgrund ihrer klinischen Relevanz als zentrale Konzepte für eine psychotherapeutische Intervention für Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung aufgegriffen hat. Wir bezeichnen diese Intervention als Sinnzentrierte Psychotherapie (SPT). Wir entwickelten zunächst ein Gruppenformat – die Sinnzentrierte Gruppenpsychotherapie (SGPT). Die SPT soll Krebspatienten im fortgeschrittenen Stadium helfen, das Gefühl der Sinnhaftigkeit in ihrem Leben zu intensivieren und anhand von sinnstiftenden Ressourcen die Verzweiflung am Ende des Lebens zu verringern. In einer randomisiert-kontrollierten Studie hat unsere Arbeitsgruppe die Wirksamkeit der SGPT hinsichtlich der Verbesserung des spirituellen Wohlbefindens und des Sinnerlebens sowie der Verringerung von Angst, Hoffnungslosigkeit und des Wunsches, vorzeitig zu sterben, nachgewiesen (Breitbart et al. 2010a). Aufbauend auf den Erfahrungen mit dem Gruppenformat der SPT haben wir weiterhin ein flexibleres Format der SPT entwickelt, die Sinnzentrierte Einzelpsychotherapie (SEPT). Die SEPT hat sich als ebenso wirksam erwiesen wie die SGPT, ermöglicht jedoch eine größere zeitliche und örtliche Flexibilität bei der Sitzungsplanung (z. B. in der Praxis, am Krankenbett oder in der Chemotherapie-Ambulanz). Durch die SEPT wurde darüber hinaus die Therapieabbruchrate verringert und die Rate der Patienten mit einer Verbesserung in den Ergebnisparametern erhöht (Breitbart et al. 2012, 2018). In diesem Vorwort zur Sinnzentrierten Einzel- und Gruppenpsychotherapie werden wir den wissenschaftlichen Hintergrund der Sinnzentrierten Psychotherapie als wirksame Intervention für Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung darlegen. Das Manual ist sehr detailliert und kann als eine schrittweise Anleitung für Kliniker und Forscher verstanden werden, die bei der Anwendung der Intervention im klinischen Umfeld, bei der Durchführung von Replikationsstudien oder bei der Entwicklung von kulturspezifischen und sprachlichen Anpassungen genutzt werden kann. Es wird dem Leser empfohlen, das Lehrbuch »Sinnzentrierte Psychotherapie für Patienten mit einer Krebserkrankung« von Dr. William Breitbart (2017) (deutsche Übersetzung und Adaptation von Mehnert-Theuerkauf et al. 2022) zu Rate zu ziehen, in dem therapeutische Techniken unter Verwendung von Transkripten aus Therapiesitzungen detailliert beschrieben sind. Entwicklung der Sinnzentrierten Einzel- und Gruppenpsychotherapie
Wie viele klinische Interventionen in den Bereichen der Psychoonkologie und palliativen Versorgung sind auch die Sinnzentrierte Einzelpsychotherapie (SEPT) und die Sinnzentrierte Gruppenpsychotherapie (SGPT) aus der Notwendigkeit heraus entstanden, sich einem anspruchsvollen klinischen Problem zu stellen: Zustände von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und dem Wunsch nach einem vorzeitigen Tod bei Krebspatienten in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium, die nicht an einer klinischen Depression leiden (Breitbart et al. 2000), sondern sich angesichts der terminalen Prognose in einer existenziellen Krise befinden, die durch den Verlust von Lebenssinn gekennzeichnet ist. Aufgrund der Tatsache, dass für diesen klinischen Kontext bisher keine wirksame Intervention zur Verfügung stand sowie durch die Inspiration der Werke verschiedener Pioniere der Existenzphilosophie und -psychiatrie, wurde die SPT konzipiert, entwickelt, getestet und schließlich als wirksame Intervention nachgewiesen. Unsere Forschungsgruppe konnte zeigen, dass der Wunsch nach einem vorzeitigen Tod bei Vorliegen einer klinischen Depression durch eine adäquate Antidepressiva-Therapie behandelt werden konnte (Breitbart et al. 2010b). Es konnte jedoch keine wirksame Therapie gegen den Sinnverlust und die Hoffnungslosigkeit bei Patienten, die frei von depressiven Symptomen waren, identifiziert werden. Vor allem inspiriert durch die Arbeiten von Viktor Frankl (1955, 1959, 1969, 1975) sowie durch die Beiträge von lrvin Yalom (1980) adaptierte unsere Forschungsgruppe Frankls Konzepte der Bedeutung von Sinn in der menschlichen Existenz (und seiner Logotherapie) und entwickelte zunächst die Sinnzentrierte Intervention in einem Gruppentherapieformat (SGPT) und dann im Einzeltherapieformat (SEPT). Die Sinnzentrierte Psychotherapie (SPT) richtet sich in erster Linie an Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, wurde inzwischen jedoch auch für andere Patientengruppen adaptiert. Ziel der Intervention ist es, Verzweiflung, Demoralisierung, Hoffnungslosigkeit und den Wunsch nach einem vorzeitigen Tod zu verringern, indem das Gefühl der Sinnhaftigkeit auch im Angesicht des Todes aufrechterhalten oder verstärkt wird. Obwohl sich die SPT stark auf Frankls Konzepte von Sinn und sinnstiftenden Ressourcen stützt, um angesichts schwerer Belastungen und Leiden wieder Sinn zu finden, ist sie keine traditionelle Logotherapie und bedient sich weniger spezifischer Logotherapietechniken. Die SPT wurde von Frankls Arbeit über den Sinn inspiriert, aber sie umfasst auch wichtige und grundlegende, aus der Existenzphilosophie entlehnte Konzepte und Aspekte, die zwar nicht direkt auf Sinn fokussieren, aber mit der Suche nach, der Verbindung mit und der Erschaffung von Sinn zusammenhängen. Die SPT unterscheidet sich von der klassischen Logotherapie auch dadurch, dass sie spezifisch für Patienten mit einer Krebserkrankung entwickelt wurde. Die Bedeutung von Sinnhaftigkeit sowie des spirituellen und existenziellen Wohlbefindens für die Krankheitsverarbeitung bei Krebspatienten
Es gibt umfangreiche Evidenz, die die Bedeutung von Sinnhaftigkeit und existenziellem oder spirituellem Wohlbefinden bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung belegt. Singer und Kollegen stellten fest, dass das »Erreichen eines Gefühls spirituellen Friedens« eine Dimension der Sterbebegleitung darstellt, die aus der Sicht der Patienten am wichtigsten ist (Singer et al. 1999). Moadel und Kollegen befragten 248 Krebspatienten nach ihren wichtigsten Bedürfnissen (Moadel et al. 1999). Von den Patienten gaben 51 % an, dass sie Unterstützung benötigten, um ihre Ängste zu überwinden, 41 % um Hoffnung zu finden, 40 % um einen Sinn im Leben zu finden, 43 % um Seelenfrieden zu finden und 39 % um spirituelle Ressourcen zu finden. In einer Stichprobe von 162 japanischen Hospizpatienten stand die psychische Belastung bei 37 % mit Sinnverlust, bei 37 % mit Hoffnungslosigkeit und bei 28 % mit dem Verlust der sozialen Rollen und dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit in Zusammenhang (Morita et al. 2000). In einer von Meier und Kollegen durchgeführten Befragung zu den...


William S. Breitbart ist Psychiater und Leiter des Departments of Psychiatry and Behavioral Sciences des Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. Shannon R. Poppito ist Psychologin im Bereich Psychoonkologie und Leiterin des Behavioral Health Oncology Patient Evaluation (Bhope) & Consultation Service am Baylor University Medical Center in Dallas.
Deutsche Übersetzung und Adaptation von Anja Mehnert-Theuerkauf, Antje Lehmann-Laue und Susan Koranyi, Universitätsklinikum Leipzig.



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