E-Book, Deutsch, Band 1, 208 Seiten
Reihe: Vladimir Tod
Brewer Vladimir Tod hat Blut geleckt
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7320-1003-5
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 208 Seiten
Reihe: Vladimir Tod
ISBN: 978-3-7320-1003-5
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bissfeste Unterhaltung der etwas anderen Art! In dieser Fantasy-Reihe hat Vladimir Tod mit ganz normalen Teenager-Problemen wie Schule und erster Liebe zu kämpfen - und ganz nebenbei muss er vor seinen Mitschülern verbergen, dass er in Wirklichkeit ein Halbvampir ist. Vlad hat das bissige Etwas! Wenn er sich aufregt, fährt er die Zähne aus. Wenn er nicht schlafen kann, macht er sich einen Becher Blut warm. Wenn er nicht zur Schule kommt, dann weil ihm Untote an die Gurgel wollen ... Klingt schräg? Willkommen im Leben von Vladimir Tod, Halbvampir! 'Vladimir Tod hat Blut geleckt' ist der erste Band der Vladimir Tod-Pentalogie.
Zac Brewer (schreibt als Heather Brewer) ist New York Times-Bestsellerautor der erfolgreichen Vladimir Tod-Reihe und vieler weiterer Bücher. Er lebt gemeinsam mit seinem Mann, zwei Kindern und vier pelzigen Königen, die den meisten als 'Katzen' bekannt sind, in Missouri. Leider glaubt er nicht an Happy Ends - außer dabei kommt reichlich Blut vor.
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DER GEHEIME DACHBODEN Vlad wälzte sich vom Bett und rieb sich die Augen. Vorsichtig, um nicht über Henry zu stolpern, der noch in seinem Schlafsack auf dem Fußboden schnarchte, tapste er aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Dann ging er in die Bibliothek. Aus dem ersten Bücherregal griff er sich Theorie und Praxis der Telepathie und ging damit nach unten, wo ihn der Duft von kühlem Blut und gebratenem Speck empfing. Mmm … Das Frühstück für einen guten Start in den Tag. Tante Nelly stand am Herd und drehte sich um, als Vlad an dem langen Holztisch Platz nahm. »Guten Morgen, Sonnenschein.« Vlad blinzelte zu ihr auf. »Morgen, Schwefelsäure.« »Wie bitte?« »Na ja, findest du es nicht ein bisschen unpassend, einen Vampir ›Sonnenschein‹ zu nennen?« »Oh, entschuldige.« Sie stellte ein Glas voll kühler, dunkelroter Flüssigkeit vor ihn auf den Tisch, das er mit einem Zug leerte. Nelly deutete auf sein Buch. »Ist irgendwas passiert?« Vlad wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, sodass eine dicke sattrote Spur darauf zurückblieb. »Ja, irgendwie schon. Ich hab gestern Abend die Gedanken von jemandem gelesen. Von jemandem, den ich nicht mal kannte.« Nelly setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und schlürfte ihren Kaffee. »Ich dachte, du kannst nur Henrys Gedanken lesen.« »Das dachte ich auch.« Er kratzte sich am Kinn und schlug das Buch auf einer Seite auf, die von lauter gelben Haftnotizzetteln bedeckt war. Nelly betrachtete ihn nachdenklich. »Vladimir … du hast doch nicht …?« Vlad überflog die Seite und hörte Nelly nur mit einem Ohr zu. Als ihm klar wurde, worauf sie hinauswollte, klappte ihm die Kinnlade runter. »Nein! Ich würde doch nie mit Absicht irgendjemanden beißen!« »Bis auf Henry, meinst du wohl.« Nelly trank noch einen Schluck und beäugte ihn über ihre Brille hinweg. Vlad verdrehte die Augen und zog das Buch näher zu sich hin. »Tante Nelly, ich war damals acht Jahre alt! Können wir das nicht endlich mal zu den Akten legen?« »Na ja, du hast bisher immer gesagt, dass du Henrys Gedanken nur lesen kannst, weil du etwas von seinem Blut getrunken hast. Also wenn du dieser anderen Person kein Blut abgezapft hast, wie erklärst du dir dann, dass du ihre Gedanken lesen konntest?« Ihr Tonfall war ruhig, aber sie wählte ihre Worte mit Bedacht. Vlad beugte sich über das Buch und ging seine unzähligen Notizen und Thesen und flüchtig hingekritzelten Gedanken zum Thema Telepathie durch. »Keine Ahnung. Aber es gibt ja auch nicht gerade so was wie eine Encyclopedia Vampirica, in der man solche Sachen nachschlagen könnte. Bisher habe ich nur ein paar Vermutungen, das ist alles.« Nelly schob einige klebrige Rosinenbrötchen zu ihm rüber und häufte sich selbst knusprigen Frühstücksspeck, Rühreier und Toast auf den Teller. Vlad nahm sich eins der süßen Brötchen und ließ es auf seinen Teller fallen, während Nelly sein Glas mit neuem Blut füllte, das er für seinen Start in den Tag brauchen würde. Nelly hatte sich nie sehr zimperlich angestellt, was Vlads Ernährungsgewohnheiten anging. Sie war ausgebildete Krankenschwester und ging jedesmal ein erhebliches Risiko ein, wenn sie im Krankenhaus Blut für ihn stibitzte. Nelly knabberte an ihrem Speck und sah ihn erwartungsvoll an. »Und, was war das für eine Überraschung um Mitternacht?« »Keine Ahnung. Wir sind vorher gegangen.« Vlad zuckte mit den Schultern. Dann dachte er an seinen Übernachtungsgast und fragte: »Ist es in Ordnung, wenn Henry heute auch noch mal hier schläft? Seine Eltern kommen sowieso nicht vor Montagnachmittag zurück.« »Solange ihr Jungs mir morgen früh brav in die Schule geht.« Als hätte ihn die bloße Erwähnung seines Namens aus dem Schlaf gerissen, kam Henry die Treppe hinuntergepoltert und stürmte nun mit einer Frisur, die vom Schlafen in alle Richtungen abstand, und einem ausgeruhten Grinsen in die Küche. Tante Nelly stellte ihm einen leeren Teller hin, aß ihren Speck auf und drückte Vlad einen Kuss auf die Stirn. »Bis später, ihr zwei. Ich hab eine lange Schicht vor mir.« Vlad fuhr nachdenklich mit dem Finger über den Rand seines Glases. »Ach, Nelly, wir arbeiten in Geschichte gerade an so einem Stammbaumprojekt. Könntest du mir da vielleicht helfen?« Nelly wuschelte Henry auf dem Weg zur Tür durchs Haar. »Hast du schon mal auf dem Dachboden nachgesehen? Ich weiß, dass deine Eltern da oben ein paar Fotoalben hatten. Die sind dir bestimmt eine größere Hilfe als ich.« Vlad starrte ihr entgeistert hinterher. Nelly seufzte. »Also wirklich, Vladimir, jetzt lebst du schon seit drei Jahren in diesem Haus und weißt immer noch nichts von dem geheimen Dachboden? Liebe Güte, die Tür dahin ist nur einen halben Meter von deinem Bett entfernt. Und ich dachte immer, Vampire hätten irgendein übersinnliches Gespür für solche Dinge.« Vlad hob die Schultern und nahm sich noch ein Rosinenbrötchen. »Meinst du nicht, wenn ich irgendwelche übersinnlichen Kräfte hätte, wäre ich besser in Mathe?« Nelly stöhnte. »Na, die Hoffnung hab ich längst aufgegeben.« Die Haustür fiel ins Schloss und Vlad und Henry hatten den Rest des Tages für sich allein. Sie frühstückten zu Ende und machten es sich dann vor dem Fernseher gemütlich, wo sie abwechselnd Zeichentrickserien guckten und auf der Playstation die Welt retteten, bis der Morgen in einen gemütlichen Spätnachmittag überging. Henry hatte Vlad schon zweimal bei Race to Armageddon geschlagen, aber jetzt, in der dritten Runde, sah es so aus, als hätte Vlad die Nase leicht vorn. Dem Sieger winkten natürlich Ruhm und Reichtum, ganz zu schweigen von dem gottgleichen Status des Androiden, der den feindlichen Alienkönig besiegt hatte. Doch gerade als Vlad sein Laserschwert hob, um den König niederzustrecken, legte Henry einen Zahn zu und unterbrach den Schlag mit seinem eigenen Schwert. Vlad ließ grummelnd das Gamepad fallen. »Mann, ich bin so ’ne Niete in diesem Spiel.« »Na, und wenn schon. Du kannst fliegen. In irgendwas muss ich ja wohl besser sein.« Henry warf sein Gamepad neben Vlads und griff nach seiner Coladose. Der Fußboden vor den beiden Sitzkissen war mit einem Riesendurcheinander aus offenen Chipstüten und Bonbonpapier übersät. Vlad schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht fliegen. Nur ein bisschen schweben.« »Fliegen, schweben, wo ist da der Unterschied? Das ist doch total cool! Stell dir vor, du kriegst raus, wie du dich unsichtbar machen kannst. Was du dann für einen Terror in der Mädchenumkleide verbreiten könntest!« Henry zwinkerte ihm vielsagend zu und nahm noch einen Schluck aus seiner Dose. »Ich frag mich, ob du dich irgendwann, wenn du älter bist, auch in ein Tier verwandeln kannst und solche Sachen.« Vlad hielt das zuerst für einen Scherz, doch als er seinem Freund einen verstohlenen Blick zuwarf, bemerkte er, dass Henrys heiteres Gesicht ernst geworden war. Vlad schüttelte den Kopf. »Das ist doch Quatsch.« »Gar nicht, überleg doch mal! In diesen ganzen alten Geschichten und Legenden verwandeln sich Vampire immer in Fledermäuse oder Wölfe oder Nebel oder so was.« Henry zuckte mit den Schultern und sah auf den Teppich zwischen ihnen. »Kann doch sein.« Vlad griff wieder nach seinem Gamepad und drückte darauf herum. Er gab sich Mühe, nicht allzu enthusiastisch zu klingen, aber über diese Verwandlungssache hatte er tatsächlich schon seit einiger Zeit nachgedacht. »Ja, vielleicht. Aber ich bin ja sowieso kein hundertprozentiger Vampir. Meine Mutter war ein Mensch, weißt du noch?« Henry senkte die Stimme und betrachtete Vlad unsicher. »Sie müssen dir ziemlich fehlen, oder?« »Und wie.« Vlad hielt den Atem an und versuchte, nicht dem plötzlichen Drang zu weinen nachzugeben. Es verging kaum ein Moment, in dem er nicht an seinen Vater dachte und an das freundliche Funkeln in seinen Augen, oder daran, wie zärtlich seine Mutter ihn immer auf den Kopf geküsst hatte, wann immer sie in einen Umkreis von zwei Metern zu ihm gelangte. Ohne Nelly hätte er die drei Jahre seither nicht durchgestanden. Es spielte keine Rolle, dass sie gar nicht richtig verwandt waren. Nelly und seine Mutter waren einander näher als Schwestern gewesen und in Vlads Augen machte das Nelly zu seiner Familie. »Echt merkwürdig, wie sie gestorben sind.« Henry stöpselte sein Gamepad aus und wickelte das Kabel darum. »Ja. Für gewöhnlich geht man ja nicht einfach so ohne Grund in Flammen auf.« Vlad bemühte sich um einen lässigen Tonfall, doch er wünschte insgeheim, Henry würde dieses heikle Thema auf sich beruhen lassen. Er nahm sein Gamepad und drückte auf die Neustart-Taste an der Konsole. »Komm, wir spielen noch ’ne Runde, aber diesmal bin ich der blaue Androide.« »Ich hab Hunger.« Wie es aussah, war Vlad nicht der Einzige hier, der Gedanken lesen konnte – der Themenwechsel war ihm nur recht. »Im Kühlschrank ist noch was von dem Brathähnchen.« Henry verschwand in der Küche und kam kurz darauf mit einem Teller voller Fleischstücke in der Hand und einer Hähnchenkeule im Mund wieder. »Nellych Hähnchen icht choo köchtlich.« Vlad verzog die Nase und unterdrückte den Anflug von Übelkeit, der beim Geruch von gebratenem Fleisch in ihm aufstieg. »Wo wir gerade von Nelly sprechen … Ich sollte mich wohl besser mal an diesen Stammbaum machen. Wenn ich noch mal ’ne Fünf kassiere, bringt sie mich bestimmt um. Bis wann müssen wir den eigentlich fertig haben?« »Freitag.« Henry ließ einen abgenagten Knochen auf seinen Teller fallen und sah Vlad an. »Wie viel hast du schon fertig?« Vlad hob die...