E-Book, Deutsch, Band 5, 304 Seiten
Reihe: Vladimir Tod
Brewer Vladimir Tod ist ganz schön untot
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7320-1150-6
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 5, 304 Seiten
Reihe: Vladimir Tod
ISBN: 978-3-7320-1150-6
Verlag: Loewe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vlad läuft die Zeit davon. Der Elysianische Rat hat ihm vor seiner Hinrichtung nur noch zwei Wochen gegeben - und die sind ihm auch nur sicher, falls die Vereinigung der Vampirjäger ihn nicht vorher pfählt! Nebenbei hat er die Frage nach seinem Vater zu klären - der vielleicht, vielleicht auch nicht, doch noch am Leben ist. Und dann wäre da außerdem noch diese klitzekleine Prophezeiung, nach der er die Menschheit versklaven und die Vampire unterwerfen soll. So viel zum Thema Abschlussprüfungen. Im atemberaubenden Finale um Vladimir Tod deckt Heather Brewer finstere Geheimnisse auf. Alte Freunde werden zu eingeschworenen Feinden und so manch einer muss aufpassen, dass ihm nicht das Blut in den Adern gefriert! 'Vladimir Tod ist ganz schön untot' ist der fünfte Band der Vladimir Tod-Pentalogie. Die vier Vorgängertitel lauten 'Vladimir Tod hat Blut geleckt', 'Vladimir Tod beisst sich durch', 'Vladimir Tod hängt todsicher ab' und 'Vladimir Tod kämpft verbissen'.
Zac Brewer (schreibt als Heather Brewer) ist New York Times-Bestsellerautor der erfolgreichen Vladimir Tod-Reihe und vieler weiterer Bücher. Er lebt gemeinsam mit seinem Mann, zwei Kindern und vier pelzigen Königen, die den meisten als 'Katzen' bekannt sind, in Missouri. Leider glaubt er nicht an Happy Ends - außer dabei kommt reichlich Blut vor.
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UNVERHOFFT »Dad?« Das Wort selbst schien zu beben, vielleicht sogar mehr als Vlads Lippen, als er es aussprach. Er sah dem Mann forschend in die Augen, studierte seine Lachfältchen und suchte nach irgendeiner Unstimmigkeit, einem Beweis dafür, dass der Mann, der da vor ihm stand, jeder andere war, nur nicht sein Vater. Doch er fand nichts. Es war Tomas. Oder vielleicht dessen Zwillingsbruder. Nur dass er nie einen gehabt hatte. Und selbst wenn, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass er und sein Zwillingsbruder beide Vampire waren, verschwindend gering. Und der Mann vor ihm war definitiv ein Vampir. Vlad konnte es riechen. Er roch nach Blut. Und Weisheit. Und Jugend. Alles miteinander vermengt. Nichts auf der Welt war damit vergleichbar. Tränen verschleierten Vlads Blick und schreckliche Zweifel machten sich in seinem Herzen breit. Das hier konnte nicht sein Vater sein. Sein Vater war tot. Das wusste er genau. Er hatte seine verkohlte Leiche gesehen, den Gestank des Todes im Zimmer gerochen. Tomas war tot. Und stand doch direkt vor ihm. Voller Misstrauen, beinahe wütend, krächzte er abermals: »Dad?« Tomas nickte und presste die Lippen aufeinander. In seinen Augen lagen Trauer, Schmerz und Verlust. Als er schließlich antwortete, konnten seine Worte nur einen Teil von Vlads Zweifeln beseitigen. »Ja, mein Sohn.« Vlad drehte sich um, als er hinter sich ein Rascheln hörte. Joss, blutüberströmt und ziemlich übel zugerichtet, kroch auf seinen Pflock zu, dann kämpfte er sich auf die Beine. Einen Moment lang hatte Vlad komplett vergessen, dass Joss da war – dass er selbst hier war, um Joss zu töten. Seinen Freund. Der ihn verraten hatte. Joss strauchelte und brach wieder zusammen. Vlads Blick flog zwischen Joss und seinem Vater hin und her und verharrte schließlich voll ungläubiger Ehrfurcht auf dem Mann vor ihm. »Bist du …« Vlad schluckte, noch immer den Geschmack von Dorians Blut auf der Zunge und seine Gedanken erfüllt von dessen Wahnsinn. Dorian war genial gewesen, aber zugleich völlig verrückt. Hatte Vlad womöglich einen Teil seines Wahnsinns geerbt, als er sein Blut getrunken hatte? Waren seine schlimmsten Ängste plötzlich Wirklichkeit geworden? Vlad war sich darüber im Klaren gewesen, dass es ein großes Risiko sein würde, Dorians Bitte nachzukommen und sein Blut zu trinken. Otis hatte einst von Dorians Sohn, Aidan, getrunken und verfügte seitdem über telekinetische Kräfte – was Vlad immerhin demonstriert hatte, wie unberechenbar die Folgen waren. Und trotzdem hatte er es getan. Kurz bevor Dorian gestorben war, hatte Vlad von seinem Blut getrunken. Vielleicht war er jetzt auch dem Wahnsinn verfallen. Vielleicht gab es jetzt kein Zurück mehr. Er holte tief Luft und zwang die Frage über seine Lippen, obwohl er wusste, dass die Antwort Nein lauten würde. Musste. Denn er war jetzt wie Dorian. Er war wahnsinnig geworden. Ganz und gar wahnsinnig. Und halluzinierte anscheinend wie wild. »Bist du wirklich da?« Die Vision seines Vaters lächelte nur. Tomas stand schweigend da – eine Erinnerung, die jeden einzelnen Gedanken Vlads überschattete, jeden Albtraum, alles, was er je getan hatte. Sein Vater. Sein toter Vater. Hier. Jetzt. Vlad schloss die Augen, als ihn die Erinnerung an das Feuer einholte, das ihm seine Eltern genommen hatte, und fragte sich, ob er nun zur Strafe für immer Visionen von seinem Vater haben würde. Mit jeder Sekunde war er sich sicherer, dass Dorians Blut seinen Verstand vergiftet hatte. Schließlich seufzte er und machte die Augen wieder auf. Der Mann, der wie sein Vater aussah, die Ausgeburt seines kranken Bewusstseins – was auch immer es gewesen war … war fort. Nur er und Joss und Dorians Leiche waren noch auf der Lichtung. Vlad fuhr herum, suchte die Umgebung ab, doch da war nichts. Nicht mal ein Zweig knackte, kein Zeichen, dass sich jemand bewegte. Sein Herz zog sich zusammen. Krank oder nicht, es war schön gewesen, nach so langer Zeit in das lächelnde Gesicht seines Vaters zu blicken. Dann hörte er ein Geräusch. Vlad wirbelte wieder herum und sah Henry, der mit leichenblassem Gesicht auf die Lichtung gestürzt kam. »Vlad! Ist alles in Ordnung? Ich hatte ein ganz schreckliches Gefühl. So als … als würdest du mich brauchen.« Und wie Vlad ihn brauchte! Er hatte gerade Joss geschlagen, wäre dabei fast selbst draufgegangen und direkt im Anschluss war er Zeuge des Unmöglichen geworden. Außerdem hatte er vielleicht gerade den schlimmsten Fehler seines Lebens gemacht – indem er das Blut eines Verrückten getrunken hatte. Im Moment war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, auf den er sich noch verlassen konnte, sein Lakai. Sein bester Freund. »Henry … du hast ja keine Ahnung, was hier los ist.« Henrys Augen weiteten sich, als sein Blick auf Vlads Mund fiel. »Alter, ist das Blut? Von wem hast du getrunken?« Vlad sah zu Dorians Leiche hinüber. Henry folgte seinem Blick. Er schüttelte den Kopf. »Du hast von diesem gruseligen Vampirstalker getrunken? Nichts für ungut, Vlad, aber ich könnte mir vorstellen, dass es da draußen weit appetitlichere Häppchen gegeben hätte.« »Aber ich musste es tun. Er … er hat es selbst gesagt. Und Joss … Oh, Mist, Joss!« Vlad holte tief Luft und rannte zu Joss hinüber. Die Erinnerung an seinen Vater brannte noch immer irgendwo am Rand seines Bewusstseins. Aber davon konnte er Henry nicht erzählen. Noch nicht. Das alles war noch zu frisch, wie eine offene Wunde. Joss lag auf dem Rücken, sein Gesicht entspannt, die Augen geschlossen, und seine Brust hob und senkte sich in kurzen, offensichtlich schmerzhaften Atemzügen. Atemzüge, die zusehends flacher wurden, bis sie gar nicht mehr da zu sein schienen. Vlad kniete sich neben ihn, Angst erfasste ihn bis in die letzte Faser seines Körpers. »Joss?« Aber Joss konnte nicht antworten. Er war bewusstlos. Oder Schlimmeres. Hatte Vlad ihn umgebracht? Möglich wäre es. Verdammt, bei Vlads Vampirkräften, und dann noch in Kombination mit seiner entfesselten Wut, war das sogar ziemlich wahrscheinlich. Henry fluchte lautlos und kniete sich neben seinen Cousin, sein Herz klopfte wie wild. Vlad lauschte auf das gleichmäßige Pochen, das in seinen Ohren widerhallte und das jeden Hinweis darauf, dass Joss noch am Leben sein könnte, übertönte. »Was ist denn passiert, Vlad? Was war zwischen euch beiden los? Was hast du gemacht?« Vlad streckte zwei zitternde, ängstliche Finger nach Joss’ Hals aus und seufzte erleichtert auf, als er den gleichmäßigen Pulsschlag fühlte. Er hatte Joss nicht umgebracht. Und seltsamerweise war er darüber genauso erleichtert wie enttäuscht. Henry übernahm das Ruder. Ohne Vlad anzusehen, zog er Joss’ Handy aus dessen Hosentasche und sagte: »Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen. Ich rufe einen Krankenwagen. Du gehst zurück zu Nelly. Wir treffen uns dann da.« »Nein, Henry.« Vlad schüttelte langsam den Kopf. »Ich bleibe hier bei ihm, bis der Krankenwagen kommt. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.« Henry zischte durch zusammengebissene Zähne: »Das Mindeste, was du tun kannst, ist, dich zu verdünnisieren, damit die Polizei nicht zu viele Fragen stellt. Ich regle das schon, Vlad. Lass mich einfach machen.« »Nein.« Vlads Stimme klang jetzt dunkler und rauer, voller Entschlossenheit. Er konnte Joss nicht allein lassen. Nicht jetzt. Nicht, nachdem er ihn fast getötet hätte. »Ich muss hierbleiben.« Henry seufzte. »Na gut. Aber sobald der Krankenwagen ihn mitgenommen hat, erzählst du mir ganz genau, was hier heute Abend passiert ist.« Die Zeit rauschte in einem Gewirr aus Momenten und Gefühlen an ihm vorbei, aber Vlad kam es nicht so vor, als wäre er Teil davon. Er war da, aber irgendwie auch wieder nicht. Er war schuld an allem. Genauso wie Joss vor nur ein paar Jahren schuld daran gewesen war, dass Vlad beinahe gestorben wäre. Er saß an Joss’ Seite und flüsterte Entschuldigungen. Entschuldigungen, die er noch vor ein paar Minuten nicht ernst gemeint hätte. Nicht im Traum hätte er daran gedacht, dass er sich eines Tages bei diesem Jungen entschuldigen würde, der ihn so oft verraten hatte. Es tat ihm leid. Auch wenn Joss jeden einzelnen Schlag verdient hatte. Es tat ihm leid. Henry saß neben ihm, schweigend und in sich gekehrt. Dann, kurz bevor die Polizei eintraf, zogen sich Vlad und Henry in den Wald zurück und versteckten sich, sodass niemand sie sehen konnte. Wenige Augenblicke später – nicht länger als ein paar Atemzüge – bemerkten sie das Blaulicht des näher kommenden Krankenwagens. Dasselbe Licht, wie Vlad es in seinen Fieberträumen gesehen hatte, nachdem Joss ihm den verdammten Pflock in den Rücken gerammt hatte, mitten ins Herz. Dasselbe Licht, das ihn überzeugt hatte, dass er sterben würde. Er fragte sich, ob Joss gerade dasselbe durch den Kopf ging oder ob die Schmerzen ihm schon den Verstand geraubt hatten. Vlads Blick verharrte auf Dorians Leiche. Die Sanitäter näherten sich Joss bereits und Vlad war klar, dass sie auch Dorian finden würden. Ihm war klar, dass es Fragen geben würde. Doch dann, so als wäre Dorian gar nicht da, stiegen die zwei Männer über seine Leiche hinweg und liefen weiter zu Joss. Als das Blaulicht wieder in der Ferne verschwunden war, wandte Vlad sich ab vom Ort seines Verbrechens. Von dem Mann, der ausgesehen hatte wie sein Vater. Von seiner Wut auf Joss. Von allem, selbst von einem Teil seiner selbst. Für immer. Nichts war mehr wichtig. Nur sein Freund, der Junge, den er in die Obhut von Ärzten und Krankenschwestern gegeben hatte. Nur Joss war noch wichtig. Denn...