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E-Book

E-Book, Deutsch, 574 Seiten

Reihe: Max Brod - Ausgewählte Werke

Brod Der Meister

Roman
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8353-2706-1
Verlag: Wallstein
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 574 Seiten

Reihe: Max Brod - Ausgewählte Werke

ISBN: 978-3-8353-2706-1
Verlag: Wallstein
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Dass Max Brod auch ein religiöser Denker ganz eigener Art war, zeigt sein wohl bedeutendstes Buch, das er in Tel Aviv schrieb: Es ist ein historischer Roman über das Jerusalem zur Zeit Jesu, über das Judentum dieser Zeit und über die brutale Herrschaft der Römer. Brod erzählt hier eine spannende Geschichte mit Intrigen und Kämpfen, die uns auch die konkurrierenden Strömungen des Judentums vor Augen führt. Held des Romans ist der gebildete griechische Sklave Meleagros; mit den Augen dieses Fremden zeichnet

Brod die historische Situation nach. Die Ziehschwester Jesu, Schoschana, zieht den Griechen in ihren Bann. Durch sie erfährt er - und der Leser - alles Wichtige über Jeshua, den 'Meister', wie Jesus auch in den Evangelien genannt wird. Dieser tritt hier auf als ein Rabbiner wie andere vor ihm -, aber als ein außerordentlicher, ein herausgehobener, wie es nur wenige gab.

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Vorwort
Über ein Jahrhundert nach der Geburt Max Brods ist ein Bekenntnis zu ihm keine Selbstverständlichkeit, denn seit Jahrzehnten steht seine Gestalt im Schatten seines Freundes Franz Kafka, dessen Genialität er zu einer Zeit erkannt hatte, da andere die epochale Bedeutung Kafkas noch nicht ahnten. So ist Brod nur als der umstrittene Kafka-lnterpret gesehen worden und nicht als Dichter, Denker, Kritiker und Musiker in seiner Eigenständigkeit. Gewiß sind einige der bedeutenden Romane Max Brods in den Jahren nach seinem Tode neu aufgelegt worden, so daß man nicht sagen kann, daß Max Brod vergessen wurde, jedoch bleibt er vorwiegend in der Kafka-Relation im Bewußtsein der Zeit. Ein anderer Prager Autor, Leo Perutz, der wie Brod die letzten Jahre seines Lebens in Tel Aviv verbrachte, meinte einmal ironisch, Franz Kafka sei die beste Romangestalt Max Brods. In der Tat hatte Brod in seinem Roman Zauberreich der Liebe, unmittelbar nach Kafkas Tod, diesen in der Gestalt des Samuel Garta erstmalig poetisch dargestellt, lange vor seiner Kafka-Biographie. So ist es angemessen und eine Freundespflicht, mich zu dem Mann zu bekennen, dem wir nicht nur schöne Romane, anmutige Novellen, bühnenfeste Dramen und Operntexte, einige gute Gedichte und zahllose anregende Artikel zu verdanken haben, sondern vor allem Denkanstöße, die viel zu wenig gewürdigt wurden. Die Bibliographie Max Brods ist so umfangreich, daß eine Bewältigung des Gesamtwerkes einem Spezialstudium gleichkäme: sie umfaßt mindestens 83 selbständige Bücher, vier Kompositions-Editionen, Übersetzungen aus dem Tschechischen und dem Hebräischen, etwa zehn Opern-Libretti und zahllose Kritiken, war Max Brod doch am Prager Tagblatt, später in der hebräischen Tageszeitung Davar und in der deutschsprachigen Tel Aviver Tageszeitung Jedioth Chadashoth als Theater- und Musikkritiker tätig. Die Denkanstöße, zu welchen ich mich bekenne, finden sich in den heute weithin vergessenen philosophischen und religionsphilosophischen Werken Brods, aber auch in seinen Romanen, die immer mit der Erlebnisphilosophie des Dichters befrachtet waren. In erster Linie ist hier das Bekenntnisbuch Heidentum, Christentum, Judentum aus dem Jahre 1922 zu nennen. Brod hat Kerngedanken dieses Werkes später in einer verkürzten Ausgabe, Das Diesseitswunder, wiederholt. In den letzten Jahrzehnten ist aber nur noch eine amerikanische Ausgabe dieses Werkes erschienen. Dem deutschen Leser ist es heute unbekannt. Der Kerngedanke dieses Werkes ist aber heute noch so gültig und fruchtbar wie vor 70 Jahren: die Unterscheidung von edlem und unedlem Unglück als Kriterium für die drei Glaubensweisen Heidentum, Christentum, Judentum. In der Sicht Max Brods beurteilt das Heidentum jedes Unglück als unedel, das heißt als grundsätzlich behebbar. Das Christentum dagegen ist »pantragistisch«, sieht in jedem Unglück eine göttliche Prüfung und in dieser Erde nur ein Jammertal. Das Judentum aber unterscheidet edles und unedles Unglück. Dem edlen Unglück gegenüber, das heißt mit dem Tod und der Vergänglichkeit konfrontiert, beugt sich der Jude in Demut vor Gott; gegenüber dem unedlen Unglück aber – Krankheit, Krieg, soziales Unrecht – ist er zu voller Aktivität aufgerufen. Sicher ist diese Schematisierung religionsgeschichtlich nicht ganz haltbar, und dennoch können von hier aus wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Brods (jüdische) Religionsphilosophie blieb Erlebnisphilosophie, nicht anders als Martin Bubers Dialogik. Was für Buber die Begegnung (in letzter Konsequenz) war, bezeichnete Max Brod als das »wesenhafte Erlebnis«. In den Augenblicken der Gnade weiß sich der Mensch herausgehoben aus der Trivialität des Tages und verkostet so gewissermaßen die Ewigkeit – schon in der Endlichkeit. In diesem Zusammenhang schrieb Brod: »Von allen Boten Gottes spricht Eros am eindringlichsten zu uns.« Das steht im Einklang mit seinem lyrischen Bekenntnis: »Nur Liebe – von nichts anderem weiß ich. Zerreißet, was ich sonst gesungen, Denn Lüge war’s, wenn es nicht Liebe war.« Als ich Max Brod im Gespräch an sein Eros-Wort erinnerte, meinte er resigniert: »So, habe ich das geschrieben? – Man wird ja älter.« Das wesenhafte Erlebnis wird mit einer »Philosophie der schönen Stellen« verbunden, Höhepunkten der Philosophie, der Literatur, der Musik, in welchen sich das wesenhafte Erlebnis des Genies niederschlägt und so der Um- und Nachwe1t mittelbar wird. Im wesenhaften Erlebnis wird der Mensch zu sich selbst geführt, zur Erkenntnis seiner eingeborenen Möglichkeit, der Durchbrechung der Kausalstruktur, die Brod in den Mittelpunkt seines philosophischen Hauptwerkes Diesseits und Jenseits stellte. Die Welt ist gekennzeichnet vom Kampf aller gegen alle. Der Stärkere vernichtet den Schwächeren, in Natur und Kosmos. Der Mensch aber, wenn er vom Impuls der Liebe getragen wird, durchbricht diese Struktur: der Stärkere schützt den Schwächeren, die Liebe konkretisiert sich (auch) im Mitleid. So wird der leidende, der mitleidende Gott erlebbar. Wenn Gott die Liebe ist (und so tut es sich bei Brod doch wohl dar), muß Er, um vollkommen zu sein, auch die Kategorie des Leidens in sich schließen. Von hier aus wird auch der zage Versuch einer Theodizee gewagt, der allerdings an der Katastrophe des Holocaust letztlich scheitern mußte – wie alle Versuche der Rechtfertigung Gottes angesichts der Übel in der Welt. Der leidende Gott brachte den Denker Max Brod natürlich in die Nähe des Christentums, das im Gekreuzigten das sichtbare Bild des leidenden Gottes aufgerichtet hat. Brod vermied aber jede Grenzverwischung zwischen Judentum und Christentum. Max Brod als Zionist im Lande Israel war fraglos in seinem Judentum verwurzelt, bekannte sich zu Israel als seinem Land und seinem Schicksal. Schon als Dreißigjähriger, in Prag, hatte er in dem Gedicht »Hebräische Lektion« einen Hochgesang auf die Sprache seines Volkes angestimmt … allerdings in deutscher Sprache. Dieses uneingeschränkte Bekenntnis ließ ihn aber nicht die Wurzeln seiner dichterischen Schöpfungen im deutschen Sprachboden vergessen. In der Beziehung zu Deutschland, der deutschen Kultur, sprach Brod schon 1934, in seinem Zeitroman Die Frau, die nicht enttäuscht, von »Distanzliebe« – wiederum einer der Begriffe, die zu Denkanstößen werden sollten. Im Brief an einen Freund, den Philosophen Hugo Bergmann in Jerusalem, schrieb Max Brod noch aus Prag Anfang der dreißiger Jahre: »Daß wir uns nicht hebraisieren, ist Faktum – aber das Leben eines Volkes erschöpft sich nicht in der Sprache allein. Es ist speziell für einen Dichter unmöglich, die Sprache zu ändern. Ich merke täglich mehr und mehr, wie tief ich sprachlich mit dem Deutschen zusammenhänge (…).« Das hat sich auch in Israel nicht geändert, obwohl Max Brod das Hebräische erlernte, sogar hebräische Artikel schrieb (mit lateinischen Buchstaben), Vorträge in hebräischer Sprache hielt, aber in seiner eigentlich literarischen, dichterischen Produktion beim unveräußerlichen Idiom seiner Herkunft blieb, denn »man kann von einer Sprache in die andere nicht umsteigen wie von einem Zug in den anderen«. Der deutsche Humorist Hans Reimann, mit dem Max Brod gemeinsam den Braven Soldaten Schweijk von Jaroslav Hašek erfolgreich dramatisierte, veröffentlichte 1952 das Buch Literazzia. Dort heißt es auf Seite 27: »Wenn ich vor Gottes allerhöchstem Richterstuhl stünde und die Frage beantworten müßte, wen ich für den klügsten, nobelsten und gütigsten Menschen halte, ich würde, ohne mich eine Sekunde zu bedenken, Max Brod nennen.« Ich schließe mich dem Zeugnis Reimanns an, und es wird viele Zeugen geben, die dieses Urteil stützen. Vor allem jene Menschen, die Brod persönlich begegnet sind, nicht nur dem Autor. Zu den großartigen Visionen Brods gehörte seine humanistische Interpretation des traditionellen jüdischen Begriffes der »Jeschiva schel ma’ala«, der oberen Lehrversammlung. Die Aggada, die hebräische Legende, sah hier nur die Weisen Israels, von Mose bis Rabbi Akiba und weiter, Brod aber träumte von einer oberen Lehrversammlung, in welcher Aristoteles mit seinem späten Schüler Maimonides diskutieren wird, Plato mit Kant, Spinoza mit Goethe. Ich sehe auch ihn, »den Lehrer, welcher immer lernt«, wie ihn Heinz Politzer nannte, mit Schopenhauer und Kierkegaard, aber auch mit seinen Lebensfreunden Franz Kafka und Felix Weltsch. Das Hebräische kennt kein Wort für Jenseits. Es spricht von »Olam a-Emeth«, der Welt der Wahrheit. In diese Welt der Wahrheit führte Max Brod im großen Kranz seiner historischen Romane, die er Kampf um Wahrheit nannte. Der großartigste dieser historischen Romane des Kampfes um Wahrheit scheint mit Der Meister zu sein, der schönste mir bekannte Jesus-Roman. ln dieser epischen Dichtung wird Jesus nicht direkt, sondern nur indirekt gesehen: mit den schwärmerischen Augen einer jungen Stiefschwester, mit dem prüfenden Blick des Griechen Meleagros und mit dem düster-verzehrenden Auge des Judas, der hier kein Verräter, sondern ein messianischer Aktivist ist. Max Brod war sich darüber klar, daß Jesus in vielen Aspekten sichtbar wird und sich doch immer wieder dem Blick entzieht, so daß nur die indirekte Darstellung adäquat sein kann....


Brod, Max
Max Brod (1884-1968) war vor und nach dem Ersten Weltkrieg einer der bekanntesten Vertreter der Prager deutschsprachigen Literatur, heute ist er vor allem als Herausgeber der Werke Franz Kafkas berühmt.

Max Brod (1884-1968) war vor und nach dem Ersten Weltkrieg einer
der bekanntesten Vertreter der Prager deutschsprachigen Literatur, heute ist er vor allem als Herausgeber der Werke Franz Kafkas berühmt.



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