Buch, Deutsch, 336 Seiten, PB, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 468 g
Zur Kritik der diagnostischen Vernunft
Buch, Deutsch, 336 Seiten, PB, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 468 g
ISBN: 978-3-938880-55-5
Verlag: Parodos Verlag
Vor jeder Therapie steht die Diagnose – aber ist die gegenwärtige Praxis der psychiatrischen Diagnostik geeignet, klinisches Handeln und wissenschaftliche Forschung anzuleiten? Der Versuch, psychische „Störungen“ theorie- und schulenunabhängig zu operationalisieren (DSM, ICD), hat zu keiner sinnvollen Ordnung geführt und eine Verarmung der klinischen Wahrnehmung und Praxis mit sich gebracht. Eine klare Erfassung psychiatrischer Krankheitsbilder hinsichtlich Psychopathologie, Differentialdiagnose, Ätio-Pathogenese, Prognose und Therapie ist allerdings eine unverzichtbare Voraussetzung für rationale Interventionen im Bereich der Psychiatrie.
Was Diagnosen und die verschiedenen diagnostischen Systeme prinzipiell leisten und wo ihre Grenzen sind, wird durch die Kritik der diagnostischen Vernunft bestimmt. Diagnosen können Menschen stigmatisieren, aber auch entlastend und exkulpierend wirken, sie sind die Grundlage für Verstehens- und Erklärungsansätze und für daraus abgeleitete Interventionen. Nicht zuletzt verweisen Diagnosen auch in die Geschichte, denn jede Zeit findet und erfindet ihre Krankheiten ein Stück weit mit. Der Band leistet die notwendige kritische Bestimmung psychiatrischer Diagnostik für unsere Zeit.
Zielgruppe
Psychiater, Psychotherapeuten, Philosophen, Psychoanalytiker, Psychopathologen, Mediziner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Einführung
K. Brücher: Zur Kritik der diagnostischen Vernunft
Kapitel 1: Diagnostik als Lösung und als Problem
C. Scharfetter (Zürich): Vom Sinn der Diagnose
M. Jäger (Günzburg): Modi des Diagnostizierens. Eine historisch-
systematische Übersicht
A. Kraus (Heidelberg): Die Lösung des Problems und das Problem mit der Lösung – DSM-III und die Folgen
U.H. Peters (Köln): DSM und die deutsche Psychopathologie.
Über-setzungen und ihre Folgen
Kapitel 2: Diagnosen diagnostizieren
C. Mundt (Heidelberg): Auf der Suche nach der Schizophrenie
G. Heim, K. Bühler (Würzburg): Die Wiederkehr des Vergessenen: Zur Geschichte der PTBS
M. Poltrum (Wien): Moderne und postmoderne Modediagnosen.
Neurasthenie und Burnout
M. Schmidt-Degenhard (Düsseldorf): Von der Schwarzgalligkeit zur
depressiven Episode
A. Springer (Wien): Zur Problematik der Suchtdiagnostik
Kapitel 3: Die Diagnose und ihr Patient – der Patient und
seine Diagnose
J. Bäuml (München): Vom guten und schlechten Umgang
mit Diagnosen
F. Petermann (Bremen): Das Problem des Einzelfalls in der Diagnostik
M. Poltrum (Wien): Nietzsche als Diagnostiker, Patient und
Psychotherapeut
U. Gonther (Bremerhaven): Wenn Hölderlin schizophren war,
was ist dann seine Dichtung?
Kapitel 4: Diagnostik zwischen Objektivierung
und Subjektivierung
K. Leferink (Berlin): Diagnostik des Subjektiven.
Spracherweiterung und -restriktion
K. Brücher (Bremen): Personen diagnostizieren?
B. Hildenbrand (Jena): Soziologische Aspekte des Diagnostizierens
M. Musalek (Wien): Von einer kategorialen zu einer
mehrdimensionalen Diagnostik