Medienkombination, Deutsch, 192 Seiten, Paperback, Format (B × H): 160 mm x 235 mm, Gewicht: 390 g
Forum für die Erforschung von Romantik und Vormärz
Medienkombination, Deutsch, 192 Seiten, Paperback, Format (B × H): 160 mm x 235 mm, Gewicht: 390 g
ISBN: 978-3-930293-19-3
Verlag: Saint Albin
Zielgruppe
Band richtet sich an wissenschaftliche Bibliotheken (incl. solcher Germanischer Institute/germanistischer Einrichtungen), Literaturwissenschaftler, alle Interessierte zu Romantik, Vormärz, Bettina von Arnim, Berliner Geschichte
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Im Frühjahr 2002 bekam die Bettina-von-Arnim-Gesellschaft Post vom Auktionshaus, Buch- und Kunstantiquariat Reiss & Sohn in Königstein i. Ts. Der Versteigerungskatalog „Wertvolle Bücher – Landkarten – Ansichten“, mit dem die Auktion 83 vom 24. bis 27. April 2002 angekündigt wurde, enthielt neben Angeboten einer Reihe von Erstausgaben von Achim von Arnim und Clemens Brentano auch einen … Brief Bettinas. Unter der Überschrift „– ‘Keinen Streit mit der Polizei’ –“ vermerkt der Katalog unter der Losnummer 1773 auf Seite 118:
Arnim, Bettina v. Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „B v Arnim“, e. Adresse u. Lacksiegel. (Berlin), „Sonnabend 6ten August“ (um 1853). 230:143 mm. Doppelblatt, 1 S. Adresse u. 1 S. Brieftext. An den Lyriker, Sprachforscher und Buchhändler Max(imilian Leopold) Moltke (1819-1894). „Es ist nothwendig daß Sie morgen um 1 Uhr sich bei mir einfinden, da ein Freund unserer Familie, Hr Assessor von Radloff, der sich erboten hat meine Angelegenheiten während meiner Abwesenheit zu verwalten, Ihre Bekanntschaft bei mir zu machen wünscht…Hr. von Radloff ist ein sehr angenehmer und gefälliger Mann und kann vielleicht auch Ihnen in mancher Beziehung nützlich sein, zum wenigsten werden wir dann später keinen Streit mit der Polizei haben, wie mir dies früher leider mehrmals geschehen ist…“ Moltke, seit 1852 in Berlin, unterstützte Bettina v. Arnim bei den Vorarbeiten für den Kommissionsverlag ihrer Werke, doch nachdem sie „ihn wie eine Citrone ausgepreßl;t hatte“ (Siegfried Moltke in ADB LII, 460) kam es zum Zerwürfnis zwischen beiden. Der harsche Ton des Briefes, ohne Anrede und Grußformel, kündigt bereits das Ende des Verhältnisses an. Die Anspielung auf den „Streit mit der Polizei“ bezieht sich auf ihre Auseinandersetzungen mit der preußischen Zensur (dazu ausführl. Houben I, 31ff.). – 2 kl. Randeinrisse, Adresse mit Stempel „Berlin Stadtpost-Exp. VII“. Adress-Seite leicht fleckig u. mit angestaubten Knickfalten sowie dreieckigem Siegelausschnitt u. hinterlegtem Einriß (ohne Textberührung).
Max Moltke1, der am 18. September 1819 geborene Sohn des Juristen und „besoldete[n] Stadtrath[s]“ Gustav Ludwig Moltke und seiner Frau, der im Text der Allgemeinen Deutschen Biographie vornamenlos bleibenden „Tochter eines begüterten Küstriner Zimmermeisters“, gehörte dem „weitverzweigten Geschlecht der Moltke’schen Adelsfamilie“ an, verzichtete aber wie schon sein Vater auf das Führen des Adelstitels. Da ein angestrebtes Studium der Theologie aus Geldmangel nicht realisierbar war – ein von ihm bei Friedrich Wilhelm III. beantragtes Stipendium war vom Küstriner Schulinspektor hintertrieben worden –, w&äuml;hlte Moltke den Beruf des Buchhändlers. Dies und seine aus Begeisterung für Siebenbürgen und die dort lebenden Deutschen entsprungene Teilnahme an der Revolution von 1848, wo er – wie der von Bettina hochverehrte, 1849 gefallene Sandor Petöfi – auf Seiten der (ungarischen) Honved-Armee kämpfte und nach seiner ersten Schlacht am 13. August 1849 prompt in eine zweieinhalbjährige Kriegsgefangenschaft geriet, dürften nicht unwichtige Gründe für die spätere nähere Bekanntschaft und Zusammenarbeit Bettinas mit Moltke gewesen sein. Moltke wird in der ADB als gutmütig, dabei aber im hohen Maße naiv und geschäftsuntüchtig beschrieben:
Moltke’s idealer Sinn war nie auf Erwerb gerichtet. In geschäftlicher Beziehung von einer geradezu unglaublichen Naivität, überließ er die Honorarforderung stets der „Güte“ seines Auftraggebers und wurde so weidlich mißbraucht und ausgebeutet. Aber auch in selbständigen Unternehmungen erwies er sich als geschäftlich durchaus unpraktisch, so daß das Leben ihm ein gerüttelt volles Maaß von Sorge und Entbehrung bot.
Auch diese Disposition dürfte zur Bereitschaft Moltkes beigetragen haben, Hilfsdienste für Bettina zu übernehmen. Der erste Grund für mein Interesse an dem eingangs erwähnten Bettina-Brief war eine merkwürdige Angabe im Versteigerungskatalog: Vielleicht war es ja nur Unbedachtheit, vielleicht auch die Übernahme vorhandener Angaben – auf jeden Fall erregte das angegebene, sehr konkrete, aber doch auch wieder ziemlich unbestimmte Datum des Briefes meine Neugier. Wieso – ist zu fragen – sollte „Sonnabend 6ten August“ nicht genau, sondern nur „um 1853“ festzumachen sein?
aus Uwe Lemm: „... ich begreife nicht wie Sie dazu kommen ...“. Bettina von Arnims Umgang mit einem ihrer Helfer