Medienkombination, Englisch, Deutsch, 324 Seiten, Paperback, Format (B × H): 160 mm x 235 mm, Gewicht: 590 g
Forum für die Erforschung von Romantik und Vormärt
Medienkombination, Englisch, Deutsch, 324 Seiten, Paperback, Format (B × H): 160 mm x 235 mm, Gewicht: 590 g
ISBN: 978-3-930293-22-3
Verlag: Saint Albin
Zielgruppe
Germanisten; Studenten der Germanistik; Studenten Lehramt/Deutsch; Interessierte der Literatur von Romantik und Vormärz; Berlin-Interessierte;
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Wolfgang Frühwald: Zum Geleit
Wolfgang Bunzel: Literarische Denkmalpflege. Bettine von Arnims Brief- und Gesprächsbücher als auktoriale Arbeit am kulturellen Gedächtnis
Ingeborg Nordmann: Begegnungen – Verfehlungen. Bettina von Arnim und Rahel Varnhagen
Ulrike Prokop: Inszenierungskünstlerinnen: Bettine Brentano-von Arnim und Catharina Elisabeth Goethe
Hartwig Schultz: „Frankfurt das Prädikat des ersten Staats in der Welt zugestehen“. Frankfurter, Demagogen und die „souveräne Macht“ bei Bettine von Arnim
Hildegund Keul: Armut bewegt. Bettine von Arnims Konzept einer Schwebe-Religion und seine politische Bedeutung
Pia Schmid: Bettina von Arnim und die Soziale Frage
Ulrike Landfester: „Arbeit! –“ Lohn und Gestaltung in Bettine von Arnims politischer Poetik
Hille Haker: Zur Bedeutung der Schriften von Bettine von Arnim – Ein Kommentar aus kultur- und sozialethischer Sicht
Angela Thamm: Heilsames Schreiben. Empathie, Strategie und politisches Handeln bei Bettine von Arnim geb. Brentano
Aufsätze
Holger Schwinn: Othon/Otto. Überlegungen zur Datierung von Clemens Brentanos Drama Aloys und Imelde
Sabine Claudia Gruber: „Zorn und Liebe“. Zur Neukontextualisierung eines geistlichen Liedes bei Brentano
Ursula Püschel: „Edler und gütiger Bramane“. Bettina von Arnim und Theodor Goldstücker
Michael Penzold: Das „Prophetische“ als heuristische Kategorie. Zum Verständnis von Bettine von Arnims Gesprächen mit Dämonen (1852)
Reprint
Aus O.[skar] L.[udwig] B.[ernhard] Wolff: Bettina
sowie Buchrezensionen und eine 20-seitige Beilage
… Betrachten wir jetzt wie Goethe sich zu Allem verhielt, so finden wir einen neuen Beweis für das Gesagte, denn echte Herzensliebe hätte das Alles nicht ertragen können. – Anfangs freute und ergetzte ihn die schöne, jugendliche Erscheinung (Rumohr, dessen sie so oft erwähnt, erzählte mir gelegentlich schon vor langen Jahren einmal, die sechszehnjährige Bettina sei in seiner Erinnerung das reizendste Wesen, das er je gekannt) und G. beschäftigte sich gern mit ihr; er lernte von ihr, nicht wie es in der Welt, sondern wie es in einem solchen Gemüthe aussieht, und solche Kenntniß ward ihm, dem Dichter, sehr angenehm. – Er hat es auch redlich benutzt, das beweist besonders der Divan, und Gedichte, die uns oft erfreut und entzückt haben, waren eigentlich Gedanken Bettina’s. Diese aber besaß die Eigenthümlichkeit, daß sie sich gar nicht allmählig vor ihm entwickelte, sondern gleich fertig war, und sich voll entfaltete, so wie sie ihm ihre Liebe ausgesprochen; ihre Seele brach auf wie eine Rose im vollen Glanz und blieb so herrlich, stark, duftend, mit prächtigen Blättern. – Mit einem Male Alles, das wurde Goethe’n leicht zu viel, deshalb waren ihm auch ihre Briefe, welche ihm einzelne Rosenblätter zutrugen, weit lieber als ihre persönliche Erscheinung, und diese ward daher bei längerer Dauer lästig. Später geschah es denn auch, daß er allmählig die ganze Bettina auswendig wußte und nichts mehr von ihr lernend genießen konnte. – Obendrein hatte sie Reiz und Frische der Jugend verloren und die Anmuth der äußeren Erscheinung eingebüßt. Er machte sich also frei von ihr, durch Härte und Schweigen und Nichtachtung. Daran wäre eine Andere zu Grunde gegangen; Bettina aber ertrug es, ja sie kam sogar von Zeit zu Zeit wieder nach Weimar und ließ sich vornehm von ihm behandeln – und mißhandeln. – Das ist mir wieder ein Beweis, daß sie sich diese Liebe nur eingeredet hat. Wie aber ist diese Liebe in ihren Aeußerungen? – Prächtig, so reich, daß zwanzig Menschen noch auf Lebenszeit damit versorgt werden könnten und man doch keine Armuth an ihr merken würde; ein Baum in Blüthen, der sich schüttelt, Blüthen abstreift, und doch täglich neue schönere hervorbringt; aus Allem Nahrung ziehend, und alle diese Nahrung verwendend, um neue Blüthen zu treiben. – In allen Aeußerungen Bettina’s liegt eine Jugend, wie sie kaum die unsterblichen Götter besitzen, wie sie sich auf Erden gar nicht weiter findet; es liegt die Jugend und Jungfräulichkeit der ganzen Erde darin, unbefangen und unbewußt, tausend Keime drängen sich hervor; – es ist ein einziger unverwelklicher Frühling mit seinen Sonnenstrahlen, seinen Schmeichellüften, seinen Stürmen und Regenschauern, seinen Schwalben und seinen Blumen und Blättern; Alles kommt hervor und treibt zum Lichte; warum? das wieß es selber nicht – aber es kommt, weil es muß.
Dieses Alles nun lag in einer Menschenseele, und das Buch hier bringt es uns; das Buch ist daher eine große Freude und ein schönes Geschenk für die Menschheit und so sollen wir es annehmen …
Aus O.[skar] L.[udwig] B.[ernhard] Wolff: Bettina (Reprint)