E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Busch / Stolzenberger Und überhaupt und sowieso
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-423-40360-3
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Reimweisheiten
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-423-40360-3
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zum 100. Todestag von Wilhelm Busch am 9. Januar 2008
Zum 100. Todestag von Wilhelm Busch am 9. Januar 2008
Ein kleines Geschenkbuch mit Lebensweisheiten des berühmten Zeichners und Dichters, der wie kein anderer seine kritschen Botschaften humoristisch verpacken konnte.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Sport | Tourismus | Freizeit Humor
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Literatur: Sammlungen, Anthologien
- Interdisziplinäres Wissenschaften Wissenschaften: Allgemeines Nachschlagewerke: Zitate, geflügelte Worte
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft: Lyrik und Dichter
Weitere Infos & Material
Mir scheint, der Vogel hat Humor
Es stand vor eines Hauses Tor Ein Esel mit gespitztem Ohr, Der käute sich ein Bündel Heu Gedankenvoll und still entzwei.– Nun kommen da und bleiben stehn Der naseweisen Buben zween, Die auch sogleich, indem sie lachen, Verhaßte Redensarten machen, Womit man denn bezwecken wollte, Daß sich der Esel ärgern sollte.– Doch dieser hocherfahrne Greis Beschrieb nur einen halben Kreis, Verhielt sich stumm und zeigte itzt Die Seite, wo der Wedel sitzt. Kritik des Herzens Wankelmut Was bin ich alter Bösewicht So wankelig von Sinne. Ein leeres Glas gefällt mir nicht, Ich will, daß was darinne. Das ist mir so ein dürr Geklirr; He, Kellnerin, erscheine! Laß dieses öde Trinkgeschirr Befeuchtet sein von Weine! Nun will mir aber dieses auch Nur kurze Zeit gefallen; Hinunter muß es durch den Schlauch Zur dunklen Tiefe wallen.– So schwank ich ohne Unterlaß Hinwieder zwischen beiden. Ein volles Glas, ein leeres Glas Mag ich nicht lange leiden. Ich bin gerade so als wie Der Erzbischof von Köllen, Er leert sein Gläslein wuppheidi Und läßt es wieder völlen. Dideldum Gemartert Ein gutes Tier Ist das Klavier, Still, friedlich und bescheiden, Und muß dabei Doch vielerlei Erdulden und erleiden. Der Virtuos Stürzt darauf los Mit hochgesträubter Mähne. Er öffnet ihm Voll Ungestüm Den Leib, gleich der Hyäne. Und rasend wild, Das Herz erfüllt Von mörderlicher Freude, Durchwühlt er dann, Soweit er kann, Des Opfers Eingeweide. Wie es da schrie, Das arme Vieh, Und unter Angstgewimmer Bald hoch, bald tief Um Hilfe rief, Vergess’ ich nie und nimmer. Zu guter Letzt Kinder, lasset uns besingen, Aber ohne allen Neid, Onkel Kaspers rote Nase, Die uns schon so oft erfreut. Einst ward sie als zarte Pflanze Ihm von der Natur geschenkt; Fleißig hat er sie begossen, Sie mit Wein und Schnaps getränkt. Bald bemerkte er mit Freuden, Daß die junge Knospe schwoll, Bis es eine Rose wurde, Dunkelrot und wundervoll. Alle Rosen haben Dornen, Diese Rose hat sie nicht, Hat nur so ein Büschel Haare, Welches keinen Menschen sticht. Ihrem Kelch entströmen süße Wohlgerüche, mit Verlaub: Aus der wohlbekannten Dose Schöpft sie ihren Blütenstaub. Oft an einem frischen Morgen Zeigt sie uns ein duftig Blau, Und an ihrem Herzensblatte Blinkt ein Tröpfchen Perlentau. Wenn die andern Blumen welken, Wenn’s im Winter rauh und kalt, Dann hat diese Wunderrose Erst die rechte Wohlgestalt. Drum zu ihrem Preis und Ruhme Singen wir dies schöne Lied. Vivat Onkel Kaspers Nase, Die zu allen Zeiten blüht! Kritik des Herzens Die Eier Das weiß ein jeder, wer’s auch sei, Gesund und stärkend ist das Ei.– Nicht nur in allerlei Gebäck, Wo es bescheiden im Versteck; Nicht nur in Soßen ist’s beliebt, Weil es denselben Rundung gibt; Nicht eben dieserhalben nur – Nein, auch in leiblicher Statur, Gerechtermaßen abgesotten, Zu Pellkartoffeln, Butterbroten, Erregt dasselbe fast bei allen Ein ungeteiltes Wohlgefallen; Der Geburtstag oder Die Partikularisten Schreckliche Folgen eines Bleistifts Ballade 1. O Madrid, ich muß dich hassen, Denn du hast ihn schnöd verkannt, Den Murillo seinen besten Schüler stets mit Stolz genannt. Keiner hatte wie Pedrillo Dieses lange Lockenspiel, Keiner trug Hispaniens Mantel Mit so vielem Kunstgefühl. Keiner wiegte auf dem Haupte Solchen hohen, spitzen Hut, Und das edle Bleistiftspitzen Konnt’ er aus dem Grunde gut. Meistens nahm er Nro. 7 Und mit kunstgeübter Hand Spitzt’ er ihn an beiden Enden, Weil er dieses praktisch fand. Einstmals merkte dies Murillo Und er sprach mit ernstem Ton: »Was ich eben da bemerke, Das gefällt mir nicht, mein Sohn; Denn ich glaube, daß du hierin Sehr auf falschem Wege bist, Weil es erstens sehr gefährlich, Zweitens auch nicht nötig ist.« Doch Pedrillo (wie gewöhnlich Diese jungen Leute sind) Schlug Murillos weise Lehre – Lirum, larum! in den Wind. 2. Übrigens (das muß man sagen) Was die edle Kunst betraf, Überhaupt in seinem Fache, War Pedrillo wirklich brav. So z. B. die Madonna; Ja, wer hätte das gedacht? Selbst der große Don Murillo Hätte Beßres nicht gemacht. Aber so was kostet Mühe Und es kostet auch noch Geld, Denn Pedrillo hatte häufig Sich dazu Modell bestellt. Sie war eine Schneiderstochter Aus der Vorstadt von Madrid, Schwarze Augen, blonde Flechten Brachte dieses Mädchen mit. Als Pedrillo nun gemalet Dieses Mädchen als Porträt, War der große Don Murillo Auch nicht ungern in der Näh’. Früh vom Morgen bis zum Abend Unterweist der Meister ihn Und Pedrillo folgte willig Stets mit eifrigem Bemühn. Aber abends, wo ein jeder Gerne seine Ruhe hat, Führt’ Pedrillo jenes Mädchen Oft spazieren vor die Stadt. Einstmals merkte dies Murillo Und er sprach mit ernstem Ton: »Was ich eben da bemerke, Das gefällt mir nicht, mein Sohn; Denn ich glaube, daß du hierin Sehr auf falschem Wege bist, Weil es erstens sehr gefährlich, Zweitens auch nicht nötig ist.« Doch Pedrillo (wie gewöhnlich Diese jungen Leute sind) Schlug Murillos weise Lehre – Lirum, larum! in den Wind. 3. Schon am nächsten Donnerstage, Als ein schöner Abend war, Sah man draußen vor dem Tore Dieses pflichtvergess’ne Paar. Zu dem dort’gen Myrtenhaine Gingen sie im Mondeslicht, Aber keiner sah sie wieder, Wenigstens lebendig nicht. Denn es sprach zu ihr Pedrillo: »Sprich, Geliebte, liebst du mich?« Und sie preßt ihn an den Busen, Sprechend: »Ja, ich liebe dich!« »Au!« schrie plötzlich da Pedrillo, Und das Mädchen schrie es auch; Tödlich fielen beide nieder Unter einem Myrtenstrauch. Keiner wußte, was geschehen, Bis des Morgens in...