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E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Christian Big History

Die Geschichte der Welt - Vom Urknall bis zur Zukunft der Menschheit
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-446-26142-6
Verlag: Carl Hanser
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Geschichte der Welt - Vom Urknall bis zur Zukunft der Menschheit

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-446-26142-6
Verlag: Carl Hanser
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Big Bang war der heißeste Augenblick der Weltgeschichte. Der Rest ist Abkühlung. Und die hatte Folgen: Atome und Sterne entstanden, die Erde und wir. Eingebettet in die Geschichte des Universums ist auch die Geschichte der Menschheit. David Christian erzählt die Historie der Welt anhand von acht Schwellenmomenten: von der Entstehung des Lebens bis zur Fotosynthese, von der Sprache bis zum menschgemachten Klimawandel. Sein Buch ist eine brillante Synthese der Erkenntnisse aus Astronomie, Biologie, Chemie und Physik. Und eine atemberaubende moderne Ursprungsgeschichte, die mit einem Ausblick auf die Zukunft endet, in der wir endlich die Verantwortung für den Planeten Erde übernehmen müssen.
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EINLEITUNG   Die Formen, die kommen und gehen – von denen euer Leib nur eine ist –, sind das Zucken meiner tanzenden Glieder. Erkenne mich in allem, und wovor sollst du dich fürchten? Dem Hindugott Shiva zugeschriebene Worte In: Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten1     Ungefragt kommen wir in dieses Universum, zu einer Zeit und an einen Ort, über die wir nicht entscheiden können. Einige kurze Augenblicke lang reisen wir mit anderen Menschen, mit unseren Schwestern und Brüdern, mit unseren Kindern, mit Freunden und Feinden. Wir sind auch mit anderen Lebensformen unterwegs, mit Bakterien und Bonobos, mit Felsen und Ozeanen und Morgenröten, mit Monden und Meteoren, Planeten und Sternen, mit Quarks und Photonen, Supernovae und Schwarzen Löchern und mit leeren Räumen unvorstellbaren Ausmaßes. Die Gesellschaft der Reisenden ist vielfältig, bunt, lärmend und geheimnisvoll, und obwohl wir Menschen sie irgendwann verlassen werden, wird sie weiterziehen. In einer fernen Zukunft werden sich ihr andere Reisende anschließen und sie wieder verlassen. Doch irgendwann wird sie ausdünnen. Nach Myriaden von Jahren wird sie sich verflüchtigen wie ein Gespenst in der Morgendämmerung, sich auflösen in dem Meer von Energie, aus dem sie einst entstand. Was ist das für eine merkwürdige Menge, mit der wir reisen? Welche Stellung haben wir in ihr? Woher kommt sie, wohin zieht sie und wie wird sie schließlich verschwinden? Heute können wir Menschen diese Geschichte besser erzählen als jemals zuvor. Wir vermögen mit bemerkenswerter Genauigkeit zu bestimmen, was sich dort draußen befindet, Milliarden von Lichtjahren von der Erde entfernt, und was sich vor Milliarden Jahren ereignet hat. Dazu sind wir in der Lage, weil unserem Erkenntnisdrang heute viel mehr Puzzleteile zur Verfügung stehen als früher, sodass wir uns eine viel bessere Vorstellung vom Gesamtbild machen können. Das ist eine erstaunliche und recht junge Errungenschaft. Viele Teile unserer Ursprungsgeschichte sind erst zu meinen Lebzeiten entdeckt worden. Zum Teil verdanken wir es unseren großen Gehirnen, dass wir diese umfassenden Karten des Universums anlegen können, denn wie viele Organismen verwenden wir unsere Gehirne, um innere Karten von der Welt zu entwerfen. Diese Karten erzeugen eine Art virtueller Realität, mit deren Hilfe wir uns orientieren können. Nie können wir die Welt unmittelbar in allen ihren Einzelheiten sehen. Aber wir sind fähig, einfache Karten einer unfassbar komplizierten Wirklichkeit anzufertigen, und wir wissen, dass diese Karten wichtigen Aspekten der Wirklichkeit entsprechen. Das übliche Diagramm der Londoner U-Bahn lässt die meisten Kurven der Strecke außer Acht, hilft den meisten Reisenden aber trotzdem, ihren Weg durch die Stadt zu finden. Dieses Buch bietet eine Art U-Bahn-Karte des Universums. Was den Menschen von allen anderen intelligenten Arten unterscheidet, ist die Sprache, ein Kommunikationswerkzeug, das so außerordentlich leistungsfähig ist, weil wir dank seiner unsere individuellen Weltkarten miteinander teilen und auf diese Weise Karten erzeugen und miteinander vergleichen konnten, die viel größer und detaillierter sind als die Erzeugnisse individueller Gehirne. Durch diesen Prozess kollektiven Lernens haben die Menschen während der zweihunderttausend Jahre ihrer Existenz als Spezies Pixel für Pixel immer komplexere Karten des Universums entwickelt. So kommt es, dass ein kleiner Teil des Universums beginnt, sich selbst zu betrachten. Es ist, als öffnete das Universum nach einem langen Schlaf ein Auge. Heute sieht dieses Auge immer neue Einzelheiten, was einer Reihe von Faktoren zu verdanken ist: dem weltweiten Austausch von Ideen und Informationen; der Genauigkeit und Schlüssigkeit der modernen Naturwissenschaft; neuen Forschungstechniken, von hochenergetischen Teilchenbeschleunigern bis zu Weltraumteleskopen; und Computernetzen, die unvorstellbare Zahlenmengen verarbeiten können. Der Geschichte dieser Karten verdanken wir die großartigste Erzählung, die Sie sich vorstellen können.   Als Kind konnte ich nichts verstehen, was ich nicht in irgendeine Karte einordnen konnte. Wie viele Menschen versuchte ich, die vielen Wissensgebiete zu verknüpfen, mit denen ich mich beschäftigte. Literatur hatte nichts mit Physik zu tun; zwischen Philosophie und Biologie konnte ich ebenso wenig einen Zusammenhang erkennen wie zwischen Religion und Mathematik oder zwischen Wirtschaftswissenschaft und Ethik. Ich suchte nach einem übergeordneten Bezugssystem, nach einer Art Weltkarte der verschiedenen Kontinente und Inseln menschlichen Wissens; ich wollte erkennen, wie das alles zusammenpasste. Traditionelle religiöse Erzählungen halfen mir wenig, denn da ich als Kind in Nigeria gelebt hatte, war mir schon sehr früh klar geworden, dass Religionen sich zu häufig widersprechen, um zu erklären, wie die Welt zu dem wurde, was sie ist. Heute entsteht in unserer globalisierten Welt ein neues Bezugssystem. Es wird von Tausenden von Menschen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und einer Vielzahl von Ländern kollektiv entworfen, entwickelt und publik gemacht. Wenn wir alle diese Einsichten zusammenfassen, können wir unter Umständen Dinge wahrnehmen, die innerhalb der Grenzen einer bestimmten Disziplin nicht zu erkennen sind. Wir betrachten die Welt von einem Berggipfel und nicht vom Boden aus. Wir sehen die Verbindungen zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Landschaften, daher können wir gründlicher über allgemeine Themen nachdenken, etwa das Wesen von Komplexität, Leben oder auch unsere eigene Art! Heute erforschen wir den Menschen aus dem Blickwinkel vieler verschiedener Disziplinen (Anthropologie, Biologie, Physiologie, Primatologie, Psychologie, Linguistik, Geschichte, Soziologie), aber die Spezialisierung erschwert es dem einzelnen Forscher erheblich, so viel Abstand zu gewinnen, dass er die Menschheit als Ganzes sieht. Die Suche nach Ursprungsgeschichten, die verschiedene Wissensgebiete miteinander verbinden können, ist so alt wie die Menschheit. Ich stelle mir gern eine Gruppe von Menschen vor, die vor vierzigtausend Jahren bei Sonnenuntergang um ein Feuer herumsaß. Ich sehe sie am Südufer des Lake Mungo in der Willandra-Seenregion von New South Wales, wo die ältesten menschlichen Überreste Australiens gefunden wurden. Heute leben dort die Paakantji, Ngyiampaa und Mutthi Mutthi, aber wir wissen, dass seit mindestens fünfundvierzigtausend Jahren Menschen in dieser Region leben. 1992 wurden die 1968 von Archäologen entdeckten Überreste eines Vorfahren (des sogenannten Mungo 1) endlich an die lokale Aborigines-Gemeinschaft zurückgegeben. Es handelt sich um eine junge Frau, die teilweise verbrannte.2 Einen halben Kilometer entfernt wurden die Überreste eines weiteren Menschen gefunden (Mungo 3), wahrscheinlich ein Mann, der mit ungefähr fünfzig Jahren starb. Er hatte an Arthritis gelitten und wies zahlreiche beschädigte Zähne auf, vermutlich weil er Pflanzenfasern durch seine Zähne gezogen hatte, um Netze oder Schnüre anzufertigen. Sein Körper war achtsam und ehrerbietig bestattet worden, nachdem man ihn aus einer Entfernung von zweihundert Kilometern herbeigeschafft und mit rotem Ockerpuder bestreut hatte. Beide Menschen starben vor rund vierzigtausend Jahren, als die heute ausgetrockneten Willandra-Seen noch voller Wasser, voll von Fischen und Schalentieren waren und eine Vielzahl von Vögeln und Tieren anlockten, die gejagt oder in Fallen gefangen werden konnten.3 Kehren wir zu den fiktiven Gesprächen in der Abenddämmerung am Feuer zurück. Dort finden wir Mädchen und Jungen, ältere Männer und Frauen, Eltern und Großeltern, einige in Felle gewickelt und Babys wiegend. Kinder jagen sich am Seeufer, während die Erwachsenen ihre Mahlzeit aus gebratenen Wurzelknollen, Witchetty-Maden und Waransteaks beenden. Allmählich wendet sich das Gespräch ernsteren Themen zu und wird zunehmend von den älteren Leuten bestimmt. Wie an so vielen langen Sommertagen und Winternächten erzählen die Alten, was sie von ihren Vorfahren und Lehrern erfahren haben. Sie stellen die Art von Fragen, die mich seit jeher faszinieren: Wie hat die Landschaft mit ihren Hügeln und Seen, ihren Tälern und Schluchten Gestalt angenommen? Woher kommen die Sterne? Wann haben die ersten Menschen gelebt, und woher kamen sie? Oder waren wir schon immer da? Sind wir mit Waranen, Wallabys und Emus verwandt? (Auf letztere Frage antworten sowohl die Menschen vom Lake Mungo wie die moderne Wissenschaft mit einem entschiedenen »Ja!«) Die Erzähler lehren Geschichte. Sie berichten über mächtige Kräfte und Wesen, die in ferner Vergangenheit unsere Welt erschufen. Diese Erzählungen erstrecken sich über viele Nächte und Tage und beschreiben die paradigmatischen Ideen und Mythen der Menschen am Lake Mungo. Das sind die Ideen mit langem Atem, die Ideen, die Jahrhunderte überdauern. Sie fügen sich zu einem riesigen Mosaik von Informationen über die Welt zusammen. Einige Kinder finden Teile der Geschichte zu schwierig, um sie beim ersten Mal zu verstehen. Aber sie hören die Geschichten oft und in unterschiedlichen Versionen, und sie gewöhnen sich an sie und ihren tieferen Sinn. Wenn die Kinder älter werden, verinnerlichen sie die Geschichten. Sie lernen sie besser kennen und wissen ihre Schönheiten, Feinheiten und Bedeutungen zu schätzen. Wenn die Menschen über Sterne, Landschaften, Wombats und Wallabys oder über die Welt der Vorfahren sprechen, entwerfen die Lehrer eine gemeinsame Karte, die den Mitgliedern der Gemeinschaft das Verständnis erleichtert, die ihnen zeigt, wo ihr Platz in einem...


Christian, David
David Christian (D.Phil Oxford, 1974) ist Distinguished Professor für Geschichte und Direktor des Big History Instituts an der Macquarie University. Er hat zusammen mit Bill Gates das Big History Project begründet und ist Autor zahlreicher Bücher, darunter "Maps of Time: An Introduction to Big History". David Christians TED-Talk zum Thema Big History wurde fast 6 Millionen Mal gesehen und zählt zu den Klassikern der TED-Talks.

Kober, Hainer
Hainer Kober, Jahrgang 1942, studierte Germanistik und Romanistik und übersetzt seit 1972 wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Literatur mehrerer Fachrichtungen und Belletristik aus dem Englischen und Französischen, u.a.: Stephen Hawking, Brian Greene, Antonio Damasio und Oliver Sacks.



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