E-Book, Deutsch, Band 1, 304 Seiten
Reihe: Gregor im Unterland
Collins Gregor 1. Gregor und die graue Prophezeiung
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86274-143-4
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Spannendes Fantasy-Abenteuer über den Kampf von Gut gegen Böse für Kinder ab 10 Jahren von der Autorin von "Die Tribute von Panem"
E-Book, Deutsch, Band 1, 304 Seiten
Reihe: Gregor im Unterland
ISBN: 978-3-86274-143-4
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Den Auftakt der spannenden Kinderbuchreihe der Bestsellerautorin Suzanne Collins ("Die Tribute von Panem") nun erstmals auch digital erleben!
Für ein etwas jüngeres Publikum, aber ebenso fesselnd und mitreißend!
Fantastisch und spannend! Gregor entdeckt ein geheimnisvolles Land unterhalb von New York ...
Als der elfjährige Gregor seine kleine Schwester vor dem Sturz in den Lüftungsschacht des Wäschekellers bewahren will, kommen ihnen Nebelschwaden entgegen und sie fallen in ein scheinbar endloses Nichts. Sie landen im Unterland, einer Welt unterhalb von New York City. Dort leben fast durchsichtig wirkende Menschen neben riesigen sprechenden Kakerlaken und Fledermäusen, die als Reittiere benutzt werden. Gregor ist fasziniert, aber trotzdem will er nur eins: so schnell wie möglich zurück nach Hause. Es genügt schon, dass sein Vater vor mehr als zwei Jahren spurlos verschwunden ist! Da erfährt Gregor, dass er in einer Prophezeiung vorkommt. Wenn er sich auf sie einlässt, könnte er nicht nur den Unterländern gegen die Ratten helfen, sondern auch seinen Vater finden ...
Abenteuer in einem geheimnisvollen Land tief unter der Erde - der erste von fünf fesselnden "Gregor"-Romanen.
Weitere Infos & Material
2. Kapitel Während Gregor durch die Luft sauste, versuchte er sich so zu drehen, dass er beim Aufprall auf dem Kellerfußboden nicht auf Boots landen würde. Aber es kam kein Aufprall. Da fiel ihm ein, dass der Wäscheraum ja im Keller lag. Wo waren sie dann hineingefallen? Die Dunstwölkchen hatten sich zu einem Nebel verdichtet, der das Licht fahl erscheinen ließ. Gregor konnte in alle Richtungen nur ein paar Meter weit sehen. Er fasste mit den Fingern verzweifelt durch den weißen Nebel, doch er fand keinen Halt. Er stürzte so schnell in die Tiefe, dass seine Kleider sich blähten. »Boots!«, schrie er, und seine Stimme gab ein unheimliches Echo. Das Ding muss Wände haben, dachte er. Wieder rief er: »Boots!« Irgendwo unter sich hörte er ein fröhliches Kichern. »Ge-go wuuusch!«, rief Boots. Sie denkt, sie wär auf einer riesigen Rutsche oder so, dachte Gregor. Wenigstens hat sie keine Angst. Dafür hatte er Angst genug für zwei. Dieses komische Loch, in das sie gefallen waren, musste einen Boden haben. Es gab nur eine Möglichkeit, wie diese Wirbelfahrt durch den leeren Raum enden konnte. Er fiel und fiel. Gregor wusste nicht genau, wie lange, aber auf jeden Fall so lange, dass es eigentlich nicht sein konnte. Es gab doch eine Grenze für die mögliche Tiefe eines Lochs. Irgendwann musste man im Wasser landen oder auf einem Felsen oder auf den Erdplatten oder so. Es war wie der Albtraum, den er manchmal hatte. In dem Traum war er immer hoch oben, irgendwo, wo er nicht sein sollte, zum Beispiel auf dem Dach seiner Schule. Er ging am Rand entlang, und plötzlich gab der feste Boden unter seinen Füßen nach und er segelte nach unten. Alles löste sich auf, nur das Gefühl des Fallens blieb, der näher kommende Boden, der Schrecken. Genau im Moment des Aufpralls wachte er jedes Mal schweißgebadet und mit wildem Herzklopfen auf. Es ist ein Traum! Ich bin im Wäschekeller eingeschlafen, und das ist der verrückte Traum, den ich immer habe!, dachte Gregor. Natürlich! Was soll es sonst sein? Das Bewusstsein, dass er nur schlief, beruhigte ihn, und er begann die Zeit zu messen. Eine Armbanduhr hatte er nicht, aber Sekunden zählen konnte jedes Kind. »Einundzwanzig … zweiundzwanzig … dreiundzwanzig …« Bei einundneunzig gab er auf und bekam allmählich wieder Panik. Selbst in einem Traum musste man irgendwann landen, oder? In diesem Moment bemerkte Gregor, dass sich der Nebel ein wenig lichtete. Er konnte eine glatte runde Wand erkennen. Offenbar fiel er durch ein riesiges dunkles Rohr. Von unten her spürte er einen Wind aufsteigen. Die letzten Dunstwolken verzogen sich und Gregor fiel langsamer. Seine Kleider legten sich wieder an seinen Körper. Unter sich hörte er einen leisen Schlag und dann das Trippeln von Boots’ Sandalen. Kurz darauf hatte er selbst wieder festen Boden unter den Füßen. Er versuchte sich zu orientieren, wagte sich jedoch nicht zu bewegen. Völlige Finsternis umgab ihn. Während seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, bemerkte er einen schwachen Lichtstrahl zu seiner Linken. Dahinter ertönte ein fröhliches Kieksen. »Käfer! Goßer Käfer!« Gregor lief auf das Licht zu, das durch einen schmalen Spalt zwischen zwei glatten Felswänden drang. Er schaffte es so gerade, sich durch die Öffnung zu quetschen, stieß dann mit dem Turnschuh gegen etwas und verlor das Gleichgewicht. Er stolperte zwischen den Felswänden hervor und landete auf Händen und Knien. Als Gregor den Kopf hob, schaute er in das Gesicht des größten Kakerlaks, den er je gesehen hatte. In ihrem Wohnblock gab es einige beeindruckende Exemplare. Mrs Cormaci behauptete, aus ihrem Badewannenabfluss sei einmal ein Vieh so groß wie ihre Hand gekrochen, und das hatte auch niemand bezweifelt. Aber das Krabbeltier, dem Gregor jetzt gegenüberstand, ragte mindestens einen Meter zwanzig in die Höhe. Zugegeben, es saß aufrecht auf den Hinterbeinen, eine für einen Kakerlak sehr unnatürliche Haltung, aber trotzdem … »Goßer Käfer!«, rief Boots wieder, und Gregor schaffte es, den Mund zuzuklappen. Er setzte sich auf, aber er musste immer noch den Kopf heben, um den Kakerlak zu sehen, der so etwas wie eine Fackel in der Hand hielt. Boots trippelte zu Gregor herüber und zupfte am Ausschnitt seines T-Shirts. »Gooooßer Käfer!«, sagte sie wieder. »Ja, das sehe ich auch, Boots. Ein großer Käfer!«, sagte Gregor gedämpft und nahm sie fest in die Arme. »Ein … sehr … großer … Käfer.« Er überlegte fieberhaft, was Kakerlaken fraßen. Müll, verdorbenes Essen … Menschen? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie Menschen fraßen. Jedenfalls nicht die kleinen. Vielleicht würden sie gern Menschen fressen, wenn man sie nicht vorher tottrampeln würde. Wie dem auch sei, jetzt war nicht der richtige Moment, um es herauszufinden. Vorsichtig schlich Gregor zurück zu der Felsspalte und versuchte dabei, möglichst lässig zu wirken. »Also dann, Herr Kakerlak, wir müssen weiter, tut mir Leid, wenn wir Sie gekäfert, ich meine geärgert haben, ich meine …« »Riecht was so gut, riecht was?«, zischelte eine Stimme, und es dauerte bestimmt eine Minute, bis Gregor begriff, dass es die Stimme des Kakerlaks war. Er war zu verdattert, um den Sinn der merkwürdigen Worte zu erfassen. »Öh … wie bitte?«, brachte er hervor. »Riecht was so gut, riecht was?«, zischelte die Stimme wieder. Es klang nicht drohend, eher neugierig und ein wenig aufgeregt. »Ist kleines Mensch, ist?« Na gut, wir haben es hier mit einem Riesenkakerlak zu tun, dachte Gregor. Bleib schön ruhig und freundlich und antworte ihm. Er will wissen »Riecht was so gut, riecht was?«. Also, sag’s ihm. Gregor zwang sich, einmal tief durch die Nase zu atmen. Er bereute es sofort. Es gab nur eins, was so roch. »Ich Kacka!«, rief Boots, als hätte sie nur auf ihren Einsatz gewartet. »Ich Kacka, Ge-go!« »Meine Schwester braucht eine frische Windel«, sagte Gregor, dem die Sache etwas peinlich war. Wenn Gregor den Kakerlak richtig verstand, zeigte er sich beeindruckt. »Ahhh. Näher kommen können wir, näher kommen?«, fragte er und scharrte sacht mit einem Vorderbein. »Wir?«, sagte Gregor. Dann sah er die anderen Gestalten, die sich um sie herum aus der Dunkelheit erhoben. Die glatten schwarzen Hügel, die er für Felsen gehalten hatte, waren in Wirklichkeit die Hinterteile von rund einem Dutzend Kakerlaken. Begierig scharten sie sich um Boots, streckten ihre Fühler aus und bebten verzückt. Boots, die für ihr Leben gern Komplimente bekam, merkte sofort, dass sie bewundert wurde. Sie streckte ihre speckigen Ärmchen zu den Rieseninsekten aus. »Ich Kacka«, sagte sie huldvoll, und die Kakerlaken zischelten beifällig. »Ist sie Prinzessin, Überländer, ist sie? Ist sie Königin, ist sie?«, fragte der Anführer und senkte unterwürfig den Kopf. »Boots? Königin?«, fragte Gregor. Auf einmal musste er lachen. Das Geräusch schien die Kakerlaken zu verwirren, und sie wichen steif zurück. »Lacht warum, Überländer, lacht warum?«, zischelte einer, und Gregor begriff, dass er sie beleidigt hatte. »Weil wir, na ja, wir sind arm und sie ist ziemlich verdreckt und … warum nennt ihr mich Überländer?«, fragte er schließlich lahm. »Bist du nicht Überländermensch, bist du? Nicht Unterländer du«, sagte der Kakerlak mit der Fackel, während er ihn scharf ansah. »Siehst sehr so aus, aber riechst nicht so.« Jetzt schien dem Anführer etwas zu dämmern. »Ratte schlecht.« Er drehte sich zu seinen Kameraden um. »Lassen wir Überländer hier, lassen wir?« Die Kakerlaken scharten sich zusammen, um zu beratschlagen. Alle redeten durcheinander. Gregor schnappte ein paar Gesprächsfetzen auf, aus denen er jedoch nicht schlau wurde. Die Kakerlaken waren so in die Diskussion vertieft, dass er wieder an Flucht dachte. Er schaute sich um. Im schwachen Schein der Fackel sah es so aus, als befänden sie sich in einem langen, niedrigen Tunnel. Wir müssen wieder rauf, dachte Gregor, nicht links oder rechts lang. Niemals würde er mit Boots auf dem Arm die Wände des Lochs hochklettern können, durch das er gefallen war. Die Kakerlaken waren sich einig. »Kommt ihr, Überländer. Bringen zu Menschen«, sagte der Anführer. »Menschen?«, sagte Gregor erleichtert. »Hier unten gibt’s andere Menschen?« »Reitest du, reitest du? Rennst du, rennst du?«, fragte der Kakerlak, und Gregor begriff, dass das ein Angebot war, ihn mitzunehmen. Der Kakerlak sah nicht kräftig genug aus, um ihn zu tragen, aber Gregor wusste, dass manche Insekten, zum Beispiel Ameisen, das Vielfache ihres eigenen Gewichts tragen konnten. Trotzdem hatte er die ekelhafte Vorstellung, den Kakerlak beim Versuch, sich auf ihn zu setzen, zu zerquetschen. »Ich glaub, ich gehe – ich meine, ich renne«, sagte Gregor. »Reitet Prinzessin, reitet sie?«, fragte der Kakerlak hoffnungsvoll, wackelte schmeichlerisch mit den Fühlern und legte sich vor Boots flach auf den Bauch. Gregor wollte nein sagen, doch da kletterte Boots schon auf den Rücken des Kakerlaks. Das hätte Gregor sich denken können. Im Zoo im Central Park saß sie wahnsinnig gern auf den Riesenschildkröten aus Metall. »Na gut, aber nur, wenn ich sie an der Hand halte«, sagte Gregor, und Boots fasste gehorsam seinen Finger. Der Kakerlak lief sofort los, und Gregor musste joggen, um mit ihm Schritt zu halten. Er wusste, dass Kakerlaken schnell waren; er hatte sie oft genug weglaufen sehen, wenn seine Mutter nach ihnen schlug. Diese Riesenkakerlaken waren...