Daniels / Jaser / Woelki | Das Interdikt in der europäischen Vormoderne. | Buch | 978-3-428-18221-3 | sack.de

Buch, Deutsch, Multiple languages, 552 Seiten, Format (B × H): 157 mm x 233 mm, Gewicht: 730 g

Reihe: Zeitschrift für historische Forschung : [...], Beiheft

Daniels / Jaser / Woelki

Das Interdikt in der europäischen Vormoderne.


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-428-18221-3
Verlag: Duncker & Humblot

Buch, Deutsch, Multiple languages, 552 Seiten, Format (B × H): 157 mm x 233 mm, Gewicht: 730 g

Reihe: Zeitschrift für historische Forschung : [...], Beiheft

ISBN: 978-3-428-18221-3
Verlag: Duncker & Humblot


Das lokale Interdikt im Sinne eines temporären Entzugs von Seelsorge und Sakramenten in einem bestimmten Gebiet (Kirche, Stadt, Diözese, Herrschaftsterritorium), nahm neben der Exkommunikation eine zentrale Rolle im kirchlichen Sanktionsarsenal ein. Vom Hochmittelalter bis ins 17. Jahrhundert gehörte der durch das Interdikt hervorgerufene spirituelle Ausnahmezustand fest zum Erfahrungshorizont des vormodernen Europäers, insbesondere der Stadtbevölkerung. Das Interdikt ist aus der liturgischen und frömmigkeitspraktischen Lebenswelt Lateineuropas nicht wegzudenken. Zudem enthielt diese häufig angewandte Form der kirchlichen Strafpraxis stets ein besonderes Konfliktpotential. Ein Interdikt beschwor für jeden einzelnen Gläubigen einen unheilvollen Gewissens- und Loyalitätstest herauf, der erwünschte (Druck auf die Obrigkeit) und unerwünschte (Häresien, religiöser ›Eigensinn‹) Reaktionsszenarien provozierte. Der Band erschließt erstmals europäisch vergleichend das analytische Potenzial des Interdikts als spezifisch vormodernes Querschnittsphänomen, das gleichermaßen kirchen-, rechts- und sozialgeschichtliche Perspektiven eröffnet.
Daniels / Jaser / Woelki Das Interdikt in der europäischen Vormoderne. jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Tobias Daniels, Christian Jaser und Thomas Woelki: Einleitung: Das Interdikt in der europäischen Vormoderne zwischen Kirchenrecht, sozialer Alltagspraxis und publizistischer Polemik

I. Das Interdikt als Forschungsproblem

Peter D. Clarke: The Interdict in Past and Current Historiography: Perspectives and Preoccupations

Johannes Helmrath: Das Interdikt im späteren Mittelalter

II. Das Interdikt als kanonistisches Problem

Kerstin Hitzbleck: Facta relaxatione interdicti, deridebant presbyteros celebrantes. Das Interdikt im Spätmittelalter als Katalysator individueller Gewissensentscheidungen

Romedio Schmitz-Esser: O quam horrificum? Der Diskurs um die Bestattung und das Interdikt vor Innozenz III.

Katharina Ulrike Mersch: Das Interdikt kritisieren und umgehen – legitime und illegitime Maßnahmen geistlicher Gemeinschaften vornehmlich im ausgehenden 12. Jahrhundert

Bernardo Pieri: ›Sacrilegious Was the Thief‹ or A Nonenforceable Interdict Because of an Arrest Inside a Church (Paolo da Castro in the Last of his Consilia)

Thomas Woelki: Cusanus und das Interdikt. Norm und Praxis

Giovanni Chiodi: L’interdetto al crocevia della modernità: il commento di Diego de Covarrubias al c. ›Alma mater‹

III. Städtische Interdikte zwischen Observanz und Widerstand

Frederik Keygnaert: The Urban Interdict in the Church Province of Reims (c. 1090 – c. 1140): Causes and Consequences

Christian Jaser: Unheiliges Köln? Interdikte über die Stadt Köln und ihre Bewältigung im Kontext erzbischöflich-städtischer Auseinandersetzungen (1250-1350)

Luca Demontis: Civitatem interdicto ecclesiastico subiacere. Raimondo della Torre e l’arma dell’interdetto (1266-1299)

Vicente Pons Alós: La ciudad bajo interdicto. Conflictos entre Iglesia y poder civil en la diócesis de Valencia (ss. XIV-XVI)

Uwe Israel: Altera Roma? Die Folgen von Exkommunikation und Interdikt im mittelalterlichen Venedig

IV. Das Interdikt als publizistischer Streitfall

Carlos de Ayala Martínez: El Interdictum ecclesiástico en los reinos de León y Castilla hasta el IV Concilio de Letrán

Martin Kaufhold: Der publizistische Kampf um das Interdikt gegen Ludwig den Bayern (1324-1347)

Tobias Daniels: Florenz und das Interdikt 1478-1480

Massimo Rospocher: Die Medialisierung des Interdikts

Jaska Kainulainen: Paolo Sarpo and the Interdict of Venice, 1606-1607


Tobias Daniels studierte Geschichtswissenschaften, Italianistik und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum. 2012 wurde er mit einer Arbeit über einen gelehrten Juristen an den Universitäten Innsbruck und Pavia promoviert, 2018 erfolgte die Habilitation in Mittelalterlicher Geschichte und Historischen Grundwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit über die Verschwörung der Pazzi als politischer Skandal und seine europäischen Resonanzen. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, und absolvierte Lehrstuhlvertretungen in Trier und Zürich. Seine Forschungen betreffen u.a. Humanismus und Renaissance in europäischer Perspektive; Sozial- und Institutionengeschichte von Kirche und Königtum sowie Zusammenhänge von Kunst, Wirtschaft und Politik.

Christian Jaser studierte Geschichtswissenschaften und Mittellateinische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin. 2011 wurde er in Mittelalterlicher Geschichte mit einer Arbeit über kirchliche Exkommunikationsrituale promoviert, 2019 habilitierte er sich mit einer Studie zu städtischen Sportkulturen des 15. und frühen 16. Jahrhunderts in transalpin vergleichender Perspektive. Seit 2020 ist er Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Grundwissenschaften an der Universität Klagenfurt. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Geschichte mittelalterlicher Kirchenstrafen, Konfliktkulturen des Mittelalters sowie transalpine Stadtgeschichte des späten Mittelalters.

Thomas Woelki studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Romanistik in Berlin und Caen 1996-2005, promovierte 2010 in mittelalterlicher Geschichte und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Europäische Geschichte des Mittelalters an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Herausgeber der Acta Cusana. Seine Forschungsinteressen und Publikationen konzentrieren sich auf die spätmittelalterliche Kirchen- und Konzilsgeschichte, die Geschichte des römischen und kanonischen Rechts im Mittelalter sowie die Lebenswelt des Nikolaus von Kues.

Tobias Daniels studied history, Italian and German at the Ruhr-Universität Bochum. In 2012, he received his PhD with a thesis on a learned jurist at the Universities of Innsbruck and Pavia, and in 2018 he completed his habilitation in Medieval History and Auxiliary Sciences at the Ludwig Maximilian University of Munich with a thesis on the Pazzi conspiracy as a political scandal and its European resonances. He was a research assistant at the Bibliotheca Hertziana, Max Planck Institute for Art History, Rome, and held visiting professorships in Trier and Zurich. His research has focused on humanism and the Renaissance in a European perspective; social and institutional history of church and kingship; connections between art, economy and politics.

Christian Jaser studied History and Latin Philology of the Middle Ages in Munich and Berlin. In 2011, he received his PhD on medieval rituals of excommunication, and in 2019 he completed his habilitation thesis on fifteenth- and early sixteenth-century urban sport cultures in Italy and Germany. Since 2020 he is professor of medieval history and auxiliary sciensces of history at the University of Klagenfurt. His main fields of study are the history of medieval ecclesiastical sanctions, cultures of conflict in the Middle Ages and late medieval urban history in Italy and Germany.

Thomas Woelki studied law, history and Romance studies in Berlin and Caen 1996-2005, received his Ph.D in medieval history in 2010 and is currently a research assistant in Medieval History at the Humboldt University in Berlin. He is editor of the Acta Cusana. His research interests and publications focus on late medieval church and council history, the history of Roman and canon law in the Middle Ages, and the life of Nicholas of Cusa.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.