de la Fouqué | Alwin: Eine Rittergeschichte des 16. Jahrhunderts | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 472 Seiten

de la Fouqué Alwin: Eine Rittergeschichte des 16. Jahrhunderts

Historischer Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-80-268-2735-1
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 472 Seiten

ISBN: 978-80-268-2735-1
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Alwin: Eine Rittergeschichte des 16. Jahrhunderts' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843) war einer der ersten deutschen Dichter der Romantik. Aus dem Buch: 'Sie ritten in der Dämmerung schweigend neben einander hin, bis endlich Thorwald anfing: es ist nicht gut, daß die mehrsten Trennungen am frühen Morgen geschehn. Man hat den langen Tag vor sich, der mit jeder Viertelstunde gleichsam die Glocke zieht, uns zu erinnern, daß wir aus dem gewohnten Kreise gerückt sind, und Alles verändert und fremd auf uns zutritt. Und dann die schaurige Morgenkühle nach den Thränen des Abschieds, meist nach einer schlaflosen Nacht! Reiste man gegen Abend fort, so wäre Alles besser. Die Rückbleibenden weinten sich auf ihren Kissen ein, und der Wandersmann empfände auf dem ungewohnten Nachtpfade so viel Wunderliches, ja Erschütterndes daß ihm wenig Zeit bliebe, sich der schmerzlichen Wehmuth hinzugeben. Noch ungerechnet, daß ihm die Zeichen der verlaßnen Heimath nicht so fernher nachblickten, als wollten sie ihn wieder zu sich hin locken.'
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Vierzehntes Kapitel
Inhaltsverzeichnis

Mit einbrechender Nacht sammelten sich immer mehr von den Versprengten zu Alwin. Er hatte sich mit ihnen tief in den Wald zurückgezogen, und Posten an dessen Eingänge gestellt. Die kampfmüden Reiter lagen nun bei den angezündeten Feuern, hoch und wunderlich sahen die Eichen und Buchen mit ihren halberleuchteten Zweigen drein, Mißmuth und Beschämung lag auf allen Gesichtern, bisweilen schrie im Walde ein Verwundeter, der sich nicht mehr bis zu der Flamme schleppen konnte, alsdann gingen ein paar Reiter darnach aus, und brachten das Jammerbild herbeigetragen. Man sprach nicht, man regte sich nur ungern; die nächsten Bekannten sahen einander schweigend an, und kamen sich fremd vor. Neben Alwin raschelte es durch die Gebüsche, und es setzte sich Einer neben ihn; es war Adalbert. Sie gaben einander die Hände, und drückten sie krampfhaft, wie im Zorn. Dann blieben sie still, und sahen den knatternden Funken zu. Nach einigen, die recht hell aufflogen, und plötzlich im Dunkel zerplatzten, zeigte Alwin und sagte zu seinem Freunde: das sind wir. Nicht so ganz, erwiederte Adalbert. Komm hier weg, ich habe mit Dir zu reden. Sie gingen einige Schritte abseits, und legten sich in's Dunkel unter einen hohen Eichbaum. Ich komme vom Herzog, fing Adalbert an. Es ist vorbei mit unserm Zuge. Christian lachte mich wild an, und sagte: die Ritter gehören nicht mehr in die heutige Welt, Thorwald hatte wohl Recht. Das ist meine zweite unglückliche Schlacht. Ich muß dem niederträchtigen Geschütz unterliegen, und andern, neuersonnenen Pfiffen. Geh' zum Mannsfeld, Adalbert, und nimm mit, was Du am Besten zu brauchen gedenkst, und auftreiben kannst. Mit mir ist es vor der Hand nichts mehr. Damit wandt' er sich ab, und ich dächte, auch Du folgtest seinem Rath, Alwin. Ungern, antwortete dieser; unter einem so ritterlichen Fürsten hätte ich am liebsten gefochten. Du verlierst nichts bei dem Tausch, sagte Adalbert. Mannsfeld ist ein herrlicher Mensch; ein unglücklicher Feldherr freilich, aber ein großer, gewaltiger. Wenn Du ihn nur erst sehn solltest. Wie ein Schatten liegt's auf seiner Stirn, das feindseelige Geschick, das ihn verfolgt; und drunter leuchten die Augen siegreich hervor, zwei Gewitter, die all den Nebel noch wegblitzen werden. Er kann nicht herrlicher aussehn, als unser Herzog, erwiederte Alwin. Und was hilft es uns, mit einem Andern dasselbe Spiel zu treiben, den dasselbe Unglück verfolgt. Für einen kühnen, waglustigen Anführer sagte Adalbert, ist es besser, einem unglücklichen Feldherrn zu folgen, als einem allzuglücklichen. Du solltest die Hauptleute fragen, welche unter dem kleinen Satan dienen, der uns heute geschlagen hat. Sein Name jagt beinah den Feind, aber da reitet der Kobold, (so sieht er aus, und putzt sich auch auf eine ähnliche Manier, bunt, seltsam wiederwärtig) da reitet der Kobold Tilly die Linie herunter, sieht keinen an, giebt einsylbig, fast mürrisch seine Befehle, und wenn der Sieg erfochten ist, nickt er kaum mit dem Kopfe, und meint, er hab' es allein gethan, es könne nun schon einmal nicht anders sein. Wo aber die Wage des Sieges immer schwankt, oft nachtheilig umgeschlagen ist, da gilt der, dessen Blick und Arm entschied; man weiß es ihm Dank, und was mehr ist: die Nachwelt lernt seinen Namen ehren. Wohlan denn, rief Alwin; ich bin mit Dir. Ein Paar Hundert Mann hab' ich zusammen, sagte Adalbert. Du mußt wenigstens eben so Viele haben. Wir werden einen stattlichen Haufen ausmachen. Und Balderich? fragte Alwin. Er schickt Dir einen Gruß, antwortete Adalbert, vielleicht den letzten. Der alte Mann ist sehr schwer verwundet. Ich mag Dir nicht ausrichten, was er mir an Dich aufgetragen hat, oder verlangst Du's? Ach nein, sagte Alwin. Seine guten Wünsche haben mir schon früher das Herz beschwert. Laß sie nun nicht zugleich mit der Nachricht seines Todes drauf lasten. Bist Du sicher, daß Dir die Burschen alle folgen, die dort an den Feuern herumwanken? fragte Adalbert. Die Mehrsten, denke ich, thun's, antwortete Alwin. Und an dem was nicht folgen will, ist auch nichts verloren. Du hast wohl Recht, sagte sein Freund. Wenige und Gute, das ist die Losung, wenn man einen Heerhaufen zu Siegen führen will, und nicht zur Plünderung. Mit dem anbrechenden Morgen zogen die beiden vereinigten Schaaren ihres Weges. Funfzehntes Kapitel
Inhaltsverzeichnis

Durch Deutschland auf und ab, seinen Flüssen nach und entgegen, über Gebirge und Ebnen, vorbei an Städten und Burgen ging der beiden Freunde rastloser Lauf. Der übrige Theil des Sommers verstrich damit, und sie hatten immer den Mannsfeld noch nicht angetroffen. Im Uebrigen siegten sie, und wurden besiegt, wie es sich eben traf, so doch im Ganzen, daß man Vortheile genug davon gewann, und die Reiter mit ihren beiden Hauptleuten sehr zufrieden waren. Wir sind auf dem unrechten Wege, sagte Adalbert mehrmals. So erringen wir nichts, vielmehr sinken wir zu der Klasse waghalsiger Lanzknechte herab. Was sollen wir denn sonst? pflegte wohl Alwin zu fragen, wir sind ja doch nichts anders, als Lanzknechte von etwas vornehmer Art; und Adalbert verlor sich dann in angestrengtes Nachsinnen, und tröstete seinen Freund nachher mit irgend einem aufmunternden Worte. Sie hatten sich einstmals auf einem anmuthigen Anger gelagert, in der Gegend wo Rhein und Mosel zusammenströmen. Ein süßer Friede schwebte über der ganzen Flur, es hauchte würzig aus den Obstgärten empor, Winzer und Winzerinnen trieben mit der Weinlese ihr fröhliches Spiel. Giebt's wohl was Schön'res, Alwin? fragte Adalbert. Möchte man hier nicht Hütten bauen? Wer hier welche gebaut hat, ist recht glücklich, antwortete dieser; wenn er hier geboren ist und erzogen, noch glücklicher. Ich tauschte das Alles nicht um die wilde Harzgegend, d'rin ich zu Haus bin. Laß uns doch einmal dahin ziehn, wenn es Deinen größern Planen nicht im Wege ist. Jetzt gleich, sagte Adalbert, wenn Du Lust hast. Beide vereinigten sich bald über die nähern Bestimmungen, und zwei, drei Wochen später war man schon mitten im nördlichen Deutschland, an des Harzgebürges Fuß. Alwin fühlte sich wie von einem neuen Leben angefrischt. Er beschaute Bäume, Dörfer, Bauern, Wiesen, Heerden wie alte Bekannte. Jeder Gruß klang, als fange er ein erquickliches, gerngehörtes Mährchen an, Mond und Sonne schauten vertraulich drein. Die Schaar lagerte sich einst in einem Buchenwalde, welcher noch grün genug aussah, nur daß eben der Herbst einige gelbe Blätter auf und unter die Zweige verstreut hatte, wie Bothen, die sein stilles, feierliches Thun im Voraus anzeigen sollten. Eine lebhafte Lust zum Gesang erwachte in Alwin's Gemüth. Er sing an: Heimath, freundliche Heimath!
Du mit Deinen wohlbekannten
Gastlichen Dächern,
Wohlbekannten
Wärmenden Feuern,
Labenden Tischen,
Leuchtenden Lampen,
Heimath, freundliche Heimath sei gegrüßt! Lagern mich in Deinen Betten,
Baden mich in Deiner Fluth,
Deine Blumen dreh'n zu Ketten,
Tanz begehn in Deiner Huth, Welch ein Glück vor allen Andern!
Welch ein herrlich, labend Loos!
Wenn vorbei mir Fremde wandern,
Ich nun lieg' im Mutterschooß. Er hatte noch kaum die letzten Worte beendigt, als eine Stimme durchs Gezweige klang, folgendermaaßen antwortend: Ferne, lockende Ferne!
Du mit Deinen unbekannten,
Seltsamen Dächern,
Unbekannten
Irrenden Feuern,
Glänzenden Tischen,
Magischen Lampen,
Ferne, lockende Ferne, sei gegrüßt! Wovon schwellen Deine Betten?
Wovon schäumt wohl Deine Fluth?
Golden sind der Liebe Ketten,
Immer wechselnd ihre Huth. Welch ein Glück vor allen Andern!
Welch ein herrlich, labend Loos!
Immer neu erregtes Wandern,
Immer neuer Minne Schooß! Ein freundlicher Mann trat aus dem Walde hervor, und setzte sich unbefangen zwischen die beiden Krieger. Verzeiht, sagte er, daß ich Euch die Antistrophe so ungerufen entgegen sang. Es war ein hübsches, waldlustiges Lied, und ich konnte nicht umhin, das Echo zu spielen, nebenbei auch meine Liebhaberei, das Reisen, in Schutz zu nehmen. Ihr wart doch wohl der Sänger? Und dabei wandte er sich zu Alwin, und schaute ihm mit großen, lichtklaren Augen, wie in den innersten Grund des Lebens hinein. Die jungen Hauptleute luden ihn vertraulich zum Mahle. Der Wein entsiegelte Aller Lippen, es ward noch vielgesungen und gelacht. Adalbert und Alwin hatten nach Soldatenmanier bald keine Geheimnisse mehr vor ihrem Gast, und dieser sagte: Ich hätte eigentlich noch länger als Echo versteckt bleiben sollen, um immer mehr hübsche Lieder von dem freudigen Alwin herauszulocken, aber freilich wär' mir auch dann von Euerm guten Weine nichts zu Theil geworden, und da ich mich nun einmal personnifizirt habe, so will ich Euch auch noch vollends sagen, daß ich Reimund heiße, und ein Sänger bin, der singend in der Welt umherzieht, jetzt eben mit Leib und Seele, sonst nur mit Liedern, die Andre von mir lernen und Andern wieder lehren. Die beiden Freunde kannten seinen Namen, und freuten sich, einen so berühmten Meister in ihrer Mitte zu sehn. Gegen Abend kamen Reimunds Leute, um ihn zur weitern Reise abzuhohlen. Man nahm herzlichen Abschied; noch fernher sang der Dichter: Ferne, lockende Ferne! und Alwin entgegnete: Heimath! freundliche Heimath! Sechszehntes Kapitel
Inhaltsverzeichnis
...



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