Derra / Stadtland / Schairer | Begutachtung chronischer Schmerzen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Derra / Stadtland / Schairer Begutachtung chronischer Schmerzen

Psychosomatische und psychiatrische Grundlagen - Fallbeispiele - Anleitung
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-437-16969-4
Verlag: Urban & Fischer Verlag - Nachschlagewerke
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Psychosomatische und psychiatrische Grundlagen - Fallbeispiele - Anleitung

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-437-16969-4
Verlag: Urban & Fischer Verlag - Nachschlagewerke
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Chronische Schmerzen sicher begutachten Durch die Veröffentlichung der AWMF-Leitlinie für die Begutachtung von Schmerzen wurde ein Konvergenzprozess zum notwendigen Austausch zwischen den fachärztlichen Disziplinen angestoßen. In diesem Werk sind die vielfältigen Aspekte der chronischen Schmerzbegutachtung von renommierten Experten nachvollziehbar und anschaulich dargestellt. Das Buch bietet Ihnen: die Anleitung, um eine einheitliche und plausible sozialmedizinische Leistungsbeurteilung, ggf. auch eine Kausalitätsbewertung, durchzuführen, wie sie der AWMF-Leitlinie entsprichtGrundlagen der SchmerzbegutachtungHintergründe zu den wichtigsten StörungenInformationen zum Verfassen des GutachtensBesonderheiten bei chronischen SchmerzpatientenSchmerzbegutachtung in verschiedenen RechtsgebietenAnforderungen aus Sicht des SozialrichtersInformationen zur speziellen Liquidation von Schmerzgutachten.
Derra / Stadtland / Schairer Begutachtung chronischer Schmerzen jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1;Front Cover;1
2;Begutachtung chronischer Schmerzen;4
3;Copyright;5
4;Vorwort;6
5;Adressen;7
6;Abkürzungen;9
7;Abbildungsnachweis;10
8;Inhaltsverzeichnis;11
9;KAPITEL 1 - Theoretische Grundlagen der Schmerzbegutachtung;14
9.1;1.1 Neurobiologie der Schmerz- und Stressverarbeitung;16
9.2;1.2 Grundlagen der medizinischen Begutachtung;22
9.3;1.3 International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) bei der Schmerzbegutachtung;28
9.4;1.4 Kulturgebundene Faktoren bei der Schmerzbegutachtung;36
9.5;1.5 Sozialmedizinische Bedeutung chronischer Schmerzen: Epidemiologie und Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV);41
10;KAPITEL 2 - Wichtige Störungen;48
10.1;2.1 Sozialmedizinische Begutachtung bei Somatisierungsstörung und somatoformer Schmerzstörung;50
10.2;2.2 Begutachtung bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS);54
10.3;2.3 Sozialmedizinische Begutachtung beim Fibromyalgiesyndrom;66
10.4;2.4 Begutachtung bei chronischem Kopfschmerz;70
10.5;2.5 Begutachtung von Rückenschmerzen;77
10.6;2.6 Begutachtung bei Komorbidität Schmerz und Depression;86
10.7;2.7 Begutachtung bei Komorbidität Schmerz und Angst;89
10.8;2.8 Begutachtung bei Komorbidität Schmerz und Persönlichkeitsstörungen;96
10.9;2.9 Begutachtung bei Komorbidität Schmerz und Sucht oder suchtähnliche Störungen;102
11;KAPITEL 3 - Diagnostische Untersuchungen;114
11.1;3.1 Die Anamneseerhebung bei der Schmerzbegutachtung;115
11.2;3.2 Der psychische Befund bei der Schmerzbegutachtung;120
11.3;3.3 Psychometrische Verfahren bei der Schmerzbegutachtung;123
11.4;3.4 Die körperliche Untersuchung im Rahmen der Schmerzbegutachtung;131
12;KAPITEL 4 - Das Schmerzgutachten;136
12.1;4.1 Erstellung des Schmerzgutachtens;137
12.2;4.2 Zusammenfassung und biopsychosoziale Beurteilung im Schmerzgutachten;140
13;KAPITEL 5 - Besonderheiten bei chronischen Schmerzpatienten;148
13.1;5.1 Nichtauthentische Beschwerdendarstellung und Beschwerdenvalidierung bei der Schmerzbegutachtung;149
13.2;5.2 Prognosefaktoren in der Begutachtung chronischer Schmerzzustände;156
13.3;5.3 Relevanz der schmerztherapeutischen Vorgeschichte für die Begutachtung;160
14;KAPITEL 6 - Die Rolle des psychosomatischen Schmerzgutachters;168
15;KAPITEL 7 - Bewertungsmaßstäbe in verschiedenen Teilbereichen des Sozialrechts und deren Bedeutung für die Begutachtung;172
15.1;7.1 Das Sozialrecht;173
15.2;7.2 Mängel bei der sozialrechtlichen Begutachtung;173
15.3;7.3 Fehler durch Nichtbeachtung der unterschiedlichen Betrachtungsweisen im Sozialrecht;173
15.4;7.4 Sozialrechtliche Betrachtungsweisen;174
15.5;7.5 Die für den forensischen Psychiater wichtigsten Rechtsgebiete im Sozialrecht und deren Bedeutung für die Begutachtung;174
16;KAPITEL 8 - Anforderungen an die Schmerzbegutachtung aus Sicht des Sozialrichters;178
16.1;8.1 Einleitung;179
16.2;8.2 Die Sachverständigenernennung;179
16.3;8.3 Beweisanordnung und Beweisfragen;180
16.4;8.4 Person des Sachverständigen;181
16.5;8.5 Inhalt eines Schmerzgutachten;182
16.6;8.6 Konsistenzprüfung;184
16.7;8.7 Typische Fehler;185
17;KAPITEL 9 - Die Liquidation von Schmerzgutachten;188
17.1;9.1 Einleitung;189
17.2;9.2 Honorar;190
17.3;9.3 Honorargruppen;191
17.4;9.4 Kriterien für die M 2-/M 3-Honorierung;191
17.5;9.5 Rechtsmittel;192
18;Anhang;194
18.1;Anhang 1 – Leitlinie für die ärztliche Begutachtung von Menschen mit chronischen Schmerzen;195
18.2;Anhang 2 – Deutscher Schmerz-Fragebogen mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V.;222
18.3;Anhang 3 – ICF-Core-Sets bei generalisiertem Schmerz (kurz);237
19;Register;254


Kapitel 2 Wichtige Störungen
Karl-Jürgen Bär, Claus Derra, Ulrich T. Egle, Ulrich Frommberger, Bernd Kappis, Wilfred A. Nix, Marcus Schiltenwolf and Caspar Sieveking 2.1. Sozialmedizinische Begutachtung bei Somatisierungsstörung und somatoformer Schmerzstörung Ulrich T. Egle 2.1.1. Differenzialdiagnose 2.1.2. Leistungsbeurteilung bei Somatisierungsstörung mit Leitsymptom Schmerz 2.1.3. Fallbeispiel zur anhaltenden somatoformen Schmerzstörung 2.2. Begutachtung bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) Ulrich T. Egle, Bernd Kappis und Ulrich Frommberger 2.2.1. Einleitung 2.2.2. Definition des Krankheitsbilds 2.2.3. Standardisierte und strukturierte Interviews 2.2.4. Differenzialdiagnose 2.2.5. Neurobiologie der PTBS mit Leitsymptom Schmerz 2.2.6. Wesentliche Aspekte der PTBS-Begutachtung 2.2.7. Kompensationswünsche 2.2.8. Fallbeispiel 1 2.2.9. Aggravation und Simulation 2.2.10. Fallbeispiel 2 2.3. Sozialmedizinische Begutachtung beim Fibromyalgiesyndrom Ulrich T. Egle 2.3.1. Einleitung 2.3.2. Berufliche Leistungsfähigkeit und berufliche Wiedereingliederung 2.3.3. Fallbeispiel 1 2.3.4. Fallbeispiel 2 2.4. Begutachtung bei chronischem Kopfschmerz Claus Derra und Wilfred A. Nix 2.4.1. Einleitung 2.4.2. Prinzipien und Probleme der Begutachtung 2.4.3. Fallbeispiel 2.5. Begutachtung von Rückenschmerzen Marcus Schiltenwolf 2.5.1. Einleitung 2.5.2. Begutachtung von Rückenschmerzen 2.5.3. Fallbeispiel 2.6. Begutachtung bei Komorbidität Schmerz und Depression Karl-Jürgen Bär 2.6.1. Einleitung 2.6.2. Gegenstand der Begutachtung 2.6.3. Berufliche Leistungsfähigkeit und Wiedereingliederung 2.6.4. Fallbeispiel: Berufsunfähigkeit im Rahmen einer privaten BU-Versicherung 2.1 Sozialmedizinische Begutachtung bei Somatisierungsstörung und somatoformer Schmerzstörung
Ulrich T. Egle Bei der Begutachtung somatoformer Schmerzstörungen bzw. Somatisierungsstörungen mit Leitsymptom Schmerz ist nicht zuletzt die Abgrenzung zu Simulation und Aggravation von großer Bedeutung, da es objektivierende somatische Parameter nicht gibt. Die Diagnose einer somatoformen Schmerzstörung erfordert zunächst eine sorgfältige somatische Ausschlussdiagnostik im Hinblick auf ein nozizeptiv oder neuropathisch determiniertes Schmerzgeschehen. Auszuschließen ist als Ursache der Schmerzen auch ein infolge eines psychovegetativen Spannungszustands bedingtes, muskulär determiniertes dysfunktionelles Schmerzgeschehen. Auch trägt die etwas unglückliche Festlegung einer „nicht hinreichenden“ körperlichen Erklärung der Schmerzen des Patienten durch die erhobenen somatischen Befunde im ICD-10 dazu bei, dass jedwede Diskrepanz zwischen dem vom Patienten geschildertem Ausmaß seiner Schmerzen einerseits und den vom Untersucher erhobenen Befunden andererseits vorschnell als somatoforme Störung eingeordnet wird. Dies bedingt, dass häufig Patienten mit nozizeptiv bzw. neuropathisch bedingten Schmerzen und psychischer Komorbidität fälschlicherweise als somatoform etikettiert werden. Diese Überbewertung des peripheren Befunds vernachlässigt auch mit zunehmender Schmerzdauer auftretende spinale und zentrale Veränderungen (z. B. Wind-Up-Phänomene, neuronale Plastizität) bei nozizeptiv ebenso wie bei neuropathisch determinierten Schmerzen. Bereits eine sorgfältige Symptomabklärung kann für das Vorliegen einer somatoformen Schmerzstörung deutliche Hinweise erbringen: Typisch ist ein in seiner Intensität wechselnder Dauerschmerz ohne freie Intervalle, welcher in seiner Stärke unter Zuhilfenahme einer visuellen oder numerischen Analogskala im Mittel > 6 (VAS/NRS 0–10) angegeben wird. Bei der Beschreibung der Schmerzen verwenden die betroffenen Patienten typischerweise affektive Adjektive (z. B. scheußlich, fürchterlich, schrecklich) und beschreiben weitreichende Beeinträchtigungen im beruflichen wie im privaten Bereich. Die Art, wie diese sehr starken Schmerzen und die damit einhergehenden Beeinträchtigungen geschildert werden, erweckt beim Untersucher oft den Eindruck, dass die Betroffenen gar nicht von sich, sondern eher von Dritten sprechen, da eine deutliche Diskrepanz zwischen Inhalt und Art der Schilderungen besteht. Diese Diskrepanz führt dann – im besonderen Maß, wenn es um gutachterliche Fragestellungen geht – dazu, dass die Betreffenden vorschnell als „Simulanten“ eingeordnet werden. Typischerweise sind Frauen im Vergleich zu Männer 4- bis 5-mal häufiger betroffen. Die Schmerzlokalisation kann überall sein, wobei multilokuläre Schmerzen – und damit fließende Übergänge zur Fibromyalgie (Kap. 2.3) – häufig sind. Handelt es sich um eine umschriebene Lokalisation, so stehen besonders Arme und Beine (z. B. „Karpaltunnelsyndrom“, „Knieschmerzen“), atypische Gesichts- und „Zahn“-Schmerzen sowie Unterleibsschmerzen („Pelvipathie“) im Vordergrund. Die sorgfältige Erhebung der Eigenanamnese erbringt häufig eine bereits vor Beginn der Schmerzsymptomatik bestehende erhöhte vegetative Reagibilität (z. B. Kloßgefühle, Bauchschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden). Auch Benommenheitsgefühle werden häufig berichtet, welche zunächst oft als „Schwindel“ beschrieben werden. Typischerweise zeigen die Patienten eine einseitig somatische Krankheitsattribuierung und verleugnen (zunächst) psychosoziale Einflussfaktoren weitestgehend. Dies kann bei psychosomatischer Begutachtung zu einem Dissimulationsverhalten führen: Eine psychosomatische Erkrankung wird vom Betroffenen nicht selten als „Versuch der Überführung als Simulant“ verstanden. Auch wenn im Rahmen einer Begutachtung eigentlich der Betroffene gegenüber dem Gutachter nachweispflichtig ist, ist es bei einer Somatisierungsstörung mit Leitsymptom Schmerz die Aufgabe des Untersuchers eine solche Dissimulation zu erkennen! Um im Rahmen einer psychosomatischen Abklärung bzw. Begutachtung einen Zugang zu bekommen, ist es hilfreich, vor Beginn der Begutachtung auf das Einwirken von Stress bzw. auf die Entstehung und Verarbeitung von Schmerzen auf der Ebene zentraler Mechanismen hinzuweisen („Funktionsstörung des Gehirns“). So kann dem betroffenen Patienten die Befürchtung genommen werden, beim Nachweis psychosozialer Einflussfaktoren und psychosomatischer Wechselwirkungen als „Simulant“ eingeordnet zu werden, bzw. dass das Rentenbegehren gefährdet sein könnte. Komorbid auftretende depressive und Angsterkrankungen, welche zeitlich bereits deutlich vor Schmerzbeginn bestanden oder danach auftraten, weisen mehr als die Hälfte der Patienten auf; bei 10–15 % bestehen Persönlichkeitsstörungen, vor allem anankastische, ängstlich-vermeidende oder auch dependente (Cluster-C). Neben der von den Patienten in den Vordergrund gestellten Schmerzsymptomatik bestehen bei fast allen (95 %) dieser Patienten zwei und mehr zusätzliche Symptome, vor allem Müdigkeit/Erschöpfung, Taubheitsgefühle, Schwindel, Gehbeschwerden und Herzrasen, wegen denen sie ebenfalls einen Arzt hätten aufsuchen können. Der Übergang zur Somatisierungsstörung ist insofern fließend (Nickel et al. 2009). Indem diese Patienten im Rahmen ihrer Beschwerdeschilderung das Symptom Schmerz ganz in den Vordergrund stellen, werden sie von Orthopäden und (anästhesiologischen) Schmerztherapeuten oft viel zu...



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