E-Book, Deutsch, 372 Seiten
d'Escayrac de Lauture / Malte-Brun / Vivien des Saint-Martin Die Wüste
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-5000-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Texte von und über Stanislas d'Escayrac de Lauture
E-Book, Deutsch, 372 Seiten
ISBN: 978-3-7526-5000-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Pierre-Henri Stanislas d'Escayrac de Lauture, Diplomat und Weltreisender, berichtet in seiner ersten großen Reisebeschreibung, Le Désert et le Soudan, über die Natur, vor allem aber über die Menschen, denen er in der afrikanischen Wüste und im Sudan, den Ländern jenseits des 17. Breitengrades, begegnet. Sein Reisebericht wird schon zwei Jahre nach dem Erscheinen 1853 in einer leicht gekürzten Fassung ins Deutsche übertragen. Diese Ausgabe enthält außerdem Teile des französischen Originaltextes sowie einen Nachruf auf d'Escayrac von Victor-Adolphe Malte-Brun, ebenfalls in französischer Sprache. "Dieses Buch steht in Karl Mays Bibliothek und bildet, wie sich erweist, gleichsam Mays Handbuch und Reiseführer für die Sahara und Teile Nordafrikas. Außerdem dient es noch als arabischer Sprachführer." (Helmut Lieblang)
Pierre-Henrie Stanislas Comte d'Escayrac de Lauture, französischer Diplomat und Weltreisender, reiste zwischen 1849 und 1853 zweimal in die Länder Afrikas. 1853 erscheint sein erster großer Reisebericht, Le Désert et le Soudan, in Paris und wird kurz darauf in deutscher Übersetzung herausgegeben. Nach einer gescheiterten Expedition zu den Quellen des Nil wendet sich d'Escayrac nach China und verfasst nach seiner Rückkehr seinen zweiten Reisebericht, Memoires de Chine. Die china reise hat ihn so geschwächt dass er danach keine größeren Reisen mehr unternimmt und sich der Sprachwissenschaft zuwendet. D'Escayrac sprach neben französisch, englisch, spanisch, portugiesisch, persisch und türkisch auch fließend arabisch. Er starb 1868 im Alter von nur 42 Jahren.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Erstes Kapitel.
Zur physikalischen Geographie von Afrika.
DIE KLIMATE. — DAS DATTELLAND. — DIE DATTELPALME UND DEREN ANBAU. — ANBLICK DER WÜSTE. — TEMPERATUR. —WINDE. — ORKANE. — SANDHOSEN. — SIMUN. — LUFT- UND WASSERSPIEGELUNG. Das afrikanische Festland im Norden des Erdgleichers zerfällt in vier klimatische Gürtel: in die Zone der Winterregen, in die regenlose Zone, in jene der Sommerregen und in eine Zone, in welcher es das ganze Jahr hindurch nicht an Regen mangelt. Die erste dieser Regionen beginnt am Gestade des mittelländischen Meeres und wird im Süden von einer Linie begrenzt, die, fast parallel mit der Küste laufend, sich im Allgemeinen nicht über einhundert Wegestunden von derselben entfernt. Die Nordwinde treiben ihr vom Mittelmeere her Feuchtigkeit zu; im Winter halten die Atlasketten und das Ghariangebirge den Zug der Wolken auf, die nicht weiter nach Süden gehen und das Gestadeland reichlich mit Regen versorgen. Im Sommer dagegen bilden sich keine dichten Wolken, sondern nur leichte Dunstmassen, die hoch emporsteigen und durch die Äquatorialströmungen nach Norden zurückgetrieben werden. Dem Zuge der Wolken sind die Grenzen nicht durch die Gebirge, sondern durch die Wärme vorgezeichnet. In Ägypten reicht der Regen nur selten über Kairo hinaus; in dieser Stadt selbst ist die Luft beinahe stets wunderbar rein und klar; die starken und dichten Nebeldünste, welche sich in Folge der Überschwemmungen des Nils bilden, werden von den Wüstenwinden bis nach Cypern getrieben. Die Region, welche Winterregen hat, verdankt diesen letzteren ihre Fruchtbarkeit; allemal ist auf eine ergiebige Ernte zu hoffen, wenn sie reichlich fallen. Im Gharb, das heißt in Marocco, in Algerien und den Regentschaften Tunis und Tripolis, sind im Laufe der Jahrhunderte die Gebirge eines großen Theils ihrer Waldungen beraubt worden; und man spürt nun die Folgen dieser Entholzung auf eine äußerst empfindliche Weise. Denn in den Wintermonaten stürzen hundert und aber hundert wilde Gießbäche von den Felsen herab, treiben Steinmassen in’s Unterland, verwüsten die Felder, übersäen weit und breit die Ebenen mit Sand und Geröll, reißen die Thalschluchten noch tiefer auf, und entwurzeln Bäume. Im Februar verschwinden diese Gießbäche und wilden Wasser; dann zeigt eine Reihenfolge kleiner Lachen (Sobha) einige Tage lang noch ihren Lauf und dessen tiefste Stellen an. Bald aber verschwinden auch diese Pfützen und der ausgetrocknete Wadi ist nun zu einem gangbaren Wege oder Graben geworden. Der Araber, wenn er seinen Durst löschen will, gräbt ein Loch an den tiefen Stellen, wo er dann schlammiges und brakiges Wasser findet. Eine kleine Anzahl von Gefließen bildet eine Ausnahme von dieser allgemeinen Regel und behält das ganze Jahr hindurch Wasser; sie nützen aber dem Ackerbau wenig, weil sie zur Zeit der Winterregen verheerend ihre Ufer überfluthen und nur in seltenen Fällen zur Bewässerung der Felder verwandt werden können. Die Ebenen der Sahara liegen im Allgemeinen niedriger, als der Wasserstand des mittelländischen Meeres;[1] sie sind durch einen Gebirgsdamm geschützt, der von Marokko bis Ägypten reicht. Im Atlas erreicht derselbe seine beträchtlichste Höhe und Breite, springt dann nach der Küste von Tripolis über, bildet dort das Ghariangebirge, erscheint bei Benghazy wieder und zieht dann dem Gestade entlang bis nach Ägypten. Nördlich von dieser Kette dehnt sich in Algerien das Tell aus, die nördlichste Region Afrika’s, welche vielfache Übereinstimnmng mit Andalusien, Sicilien und Palästina darbietet. Die klimatischen Verhältnisse sind dieselben; man baut da wie dort Getreide, Gerste, Ölbäume, Maulbeerbäume, den Weinstock, die Orange, die Feige und die Korkeiche; der Cactus ist aus Amerika dorthin verpflanzt worden. Eigentliche Colonialerzeugnisse gedeihen dort nicht; selbst die Dattelpalme kommt nur selten vor. In dieser Beziehung sind die Küstenstellen von Tripolis und Ägypten günstiger gestellt; sie bilden die Region, welche von den Arabern insbesondere als das Rif bezeichnet wird. Doch findet diese Benennung auch im Allgemeinen Anwendung auf die gesammte anbaufähige Gegend im Norden der Sahara. Das Regenwasser, welches in den Wintermonaten von den Südabhängen des Atlas, des Gharian und der Gebirge von Derna herabströmt, verliert sich im Sande, aber der Mensch versteht dasselbe oft wieder aufzufinden. Oftmals erscheint es in weiter Entfernung wieder und bildet eine Quelle, einen Bach, Teich oder See, der dann während der Sommerhitze verschwindet, und dessen Vorhandensein nur durch salzige Ausschläge auf dem mit Steinsalz geschwängerten Boden angedeutet wird. Dahin gehören die Schott in der Sahara, und jene von Nefta und Tozer, die ich im Mai 1849 besuchte. An solchen Quellen, Bächen und Teichen hat sich eine betriebsame Bevölkerung angesiedelt, für welche der Dattelbaum von großem Nutzen ist. Er hat den Regen nicht gern, aber seine Wurzeln verlangen häufige Bewässerung. So kommt es, daß in der Wüste jedes Gewässer von einem grünen Eilande umgeben ist, von einer Oase, oder, wie der Araber sagt, einer Nah. Sie ist allemal rings von einem Sandmeer umzogen; ihre Unabhängigkeit, wird nur selten bedroht, die Gemeinde bildet einen Staat, in welchem das Ansehen der Häuptlinge nach der Anzahl ihrer Dattelpalmen bemessen wird. Manchmal bildet ein Archipelagus solcher Oasen einen kleinen Staatenbund, zum Beispiel jene von Tuggurt im südlichen Algerien; aber Tuggurt ist nur der Kern oder Mittelpunkt eines Bundes, der einem benachbarten Oasenbunde gegenüber steht: Man kann im Allgemeinen behaupten, daß in der Wüste der Begriff der Nachbarschaft gleichbedeutend ist mit Eifersucht und Nebenbuhlerschaft, und daß er die Allianz ausschließt. Die afrikanische Wüste ist in ihrer ganzen Ausdehnung dem Anbau der Dattelpalme günstig; denn die äußersten Grenzen dieses unschätzbaren Baumes liegen in der nördlichen Halbkugel und im Binnenlande zwischen dem 12. und 37. Grade der Breite. Am Meeresstrande überschreitet er sie oftmals, namentlich nach Süden hin, und manchmal tritt er in der unmittelbaren Nähe des Äquators auf. In der Wüste findet man ihn überall; Früchte giebt er aber nur, wenn er bewässert wird. Man kann, sobald man ihn an dürren Stellen wachsen sieht, allemal den Schluß ziehen, daß dort einst ein Wasserplatz vorhanden gewesen. Dieser Palme sagen gewisse Breiten und Bodenverhältnisse ganz besonders zu, und so erklärt es sich, daß die Oasen im Süden des obenerwähnten Gebirgsdammes, dem 33. Breitengrade entlang, eine lange Kette bilden, welche man als Belad el Dscherid, die Region der Dattelpalmen, das Dattelland bezeichnet. Sie erstreckt sich von den Gestaden des atlantischen Oceans über Tafilelt, Wargla, Tuggurt, Resta, Tripoli, die Oasen Siwah und Audschelah bis an den Nil, und hat nach Süden hin einige Verzweigungen. Dahin gehören das Land der Tuareks, Ghadames, Ghat, Fezzan, die Oasen Khardscheh und Dakhileh; sie durchzieht ferner, den Nil entlang, die gesammte Region in welcher überhaupt Datteln wachsen. Ägypten und Nubien sind lediglich eine ungeheure Oase, welche nur durch ihre Ausdehnung sich von den übrigen unterscheidet. In Ägypten ist, wie in den übrigen Oasen, die Bewässerung durchaus nothwendig, wenn der Boden Ertrag geben soll; und nachdem die Überschwemmung des Nils aufgehört hat, muß eine künstliche Berieselung stattfinden. Der vielgerühmte Nilschlamm hat ganz gewiß befruchtende Eigenschaften, aber man hat seinen Nutzen doch häufig übertrieben. Das Wasser ist der Hauptdünger der afrikanischen Felder. In den Oasen der Sahara ersetzen Wasser und Sonne den Nilschlamm, und die Gärten von Nesta stehen hinter jenen von Rosette in keiner Weise zurück. Der fette Schlamm scheint, meiner Ansicht nach, dem Dattelbaume nicht zuzusagen, denn weder in Ägypten, noch selbst bei Sukkot in Nubien trägt er so saftige Früchte, wie bei Nesta. Freilich verwendet der Anwohner des Nils auf die Dattelpalme nicht die erforderliche Sorgfalt, er läßt es derselben namentlich an Bewässerung fehlen; er kümmert sich mehr um den Anbau von Reis, Getreide, Bohnen, Baumwolle und Zucker. Dagegen ist in den Oasen des Belad el Dscherid der Dattelbaum Gegenstand einer äußerst sorgfältigen Pflege; man pflanzt ihn rautenförmig und führt ihm jeden Morgen, vermittelst eines kleinen Grabens, das nöthige Wasser zu. Innerhalb dieser Wasserrinne umgiebt eine etwa zwei Fuß hohe Ausschüttung den Fuß des Baumes und schützt die neuen Wurzelansätze. Man zieht die Dattelpalme aus Setzreisern, die einen Baum von derselben Art geben, welcher der Schößling angehörte; mit den aus dem Samenkern gezogenen, die ohnehin nur sehr langsam wachsen, ist das nicht allemal der Fall. Der junge Baum giebt, wenn er weiblich ist, nach vier oder fünf Jahren die ersten Früchte; man hindert aber die rasche Entwickelung, um ihn nicht anzustrengen;auch sind dann...