Detje | Im Zweifel für Gott | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Detje Im Zweifel für Gott

Wie wir an Gott dranbleiben, wenn der Glaube nicht trägt
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-417-22988-2
Verlag: SCM R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie wir an Gott dranbleiben, wenn der Glaube nicht trägt

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-417-22988-2
Verlag: SCM R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn Gott nicht hält, was er verspricht, muss dein Glaube nicht am Ende sein! Dieses Buch wirft einen Anker für dich aus, wenn du zweifelst, ob Gott überhaupt noch da ist. Wenn du versuchst, Kontakt aufzunehmen, es von Himmelsseite her aber verdächtig leer bleibt. Die unumstößliche Wahrheit ist: Gott hat ein Ja für uns. Er ist und bleibt uns in Liebe zugewandt. Auch wenn wir seine Gegenwart nicht spüren, ist diese Zusage tragfähig. Gerade jetzt, mitten in deinen Zweifeln, kannst du ihm aufs Neue begegnen.

Stand: 1. Auflage 2020

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[ Zum Inhaltsverzeichnis ] 2 LOBPREIS
Wenn mein Singen leer wird
»Auch wenn ich eines Tages nicht mehr an Gott glaube, so werde ich doch immer Lobpreis machen.« Während diese Worte ihren Mund verlassen, bleibt in ihren Augen ein helles Leuchten zurück. Ich sehe sie noch heute vor mir, auch wenn es schon eine lange Zeit her ist, dass wir beide im zarten Alter von 16 Jahren unsere Mittwochabende auf dem heruntergekommenen Teppichboden eines Gemeindehauses verbrachten, die Bibel lasen und Lobpreislieder sangen. Schon damals hatte ich den Eindruck, dass mit diesem Satz irgendetwas nicht stimmte: Wie soll ich ohne Gott Lobpreis machen, wenn doch der ganze Sinn des Lobpreises darin liegt, Gott zu begegnen? Obwohl mir ihre Worte also damals wie heute seltsam vorkommen, habe ich sie nie vergessen. Denn sie stehen sinnbildlich dafür, wie wichtig uns als Teenagern der Lobpreis war. Und so kann ich meine Glaubensgeschichte nicht erzählen, ohne vom Lobpreis zu erzählen. Alles begann mit zwei Jahren Konfirmandenunterricht, an dessen Inhalt ich mich kaum noch erinnere. Aber die ersten beiden Lieder, die unser Pastor auf seiner Westerngitarre anstimmte, klingen noch heute in meinen Ohren nach: »I’ve got peace like a river« und »Der Gammler«. Meinen Weg mit Jesus bin ich von Anfang an mit Liedern auf den Lippen gegangen. Später verbrachte ich die Schulferien damit, mich in unserem Keller einzuschließen und mir das Gitarrespielen beizubringen. So etwas ist immer ein Akt der Nächstenliebe unseren Mitmenschen gegenüber, denn am Anfang klingt alles schräg und schief. Bei mir war es besonders schlimm. Zumal ich es in der ersten Woche nicht auf die Reihe bekam, meine Gitarre richtig zu stimmen. Aber nicht nur das. Ich hatte beim Lernen der ersten Akkorde die Saiten verwechselt. Also spielte ich mit großer Leidenschaft falsch herum auf einer verstimmten Gitarre. Es klang furchtbar. Doch zur Freude aller wurde es schnell besser. Bald kam ich aus meinem selbst gewählten Kellerexil hervorgekrochen, stand vorn in unserer kleinen Dorfkirche und begleitete die Gemeinde im Lobpreis. Besonders ekstatisch ging es dabei selten zu. Denn lutherische Christen, gerade wenn sie in der Nüchternheit der norddeutschen Tiefebene aufgewachsen sind, zeigen nur in kleinsten Andeutungen, was in ihnen vorgeht. Von daher waren es stets besondere Momente, wenn jemand während eines Liedes aus der Bankreihe aufstand und Gott im Stehen lobte. Es war wie ein kleines Bekenntnis: Gott begegnet mir, hier und jetzt, in diesem Lied. All das war für meine ersten Glaubensschritte prägend. Und damit bin ich nicht allein. In der Kirche wächst eine ganze Altersgruppe heran, der Tobias Faix und Tobias Künkler den passenden Namen »Generation Lobpreis« gegeben haben.8 Die beiden haben empirisch aufgezeigt, dass für die 16- bis 29-Jährigen nichts an einem Gottesdienst so wichtig ist wie die Lobpreiszeit. Hier kommen sie Gott näher, treten in seine Gegenwart und erfahren seine Liebe. Lobpreismusik trifft bei der Frage, was den Glauben stärkt, auf die höchste Zustimmung (64 Prozent) und liegt damit deutlich vor dem Bibellesen (42,7 Prozent). Für unsere Generation ist Lobpreis der Ort, wo wir bei Gott nach Hause kommen und uns in seinen Armen geborgen fühlen. »Gar nichts in mir zeigt mir, dass es dich wirklich gibt.«
Soweit die Theorie. Denn wenn ich ehrlich bin, dann kenne ich ebenso die dunklen Stunden, in denen mir der Lobpreis den Rücken zukehrt und das freundliche Angesicht Gottes im Nebel der Erinnerungen verblasst. Vielleicht geht es dir ähnlich. Alle anderen um dich herum scheinen im Lobpreis aufzugehen, aber dein Herz fühlt nichts von Gottes Gegenwart. Über die Leinwand flimmert eine Zeile nach der anderen, die davon erzählt, wie Jesus dich berührt, hält oder tröstet. Aber es bleiben für dich leere Versprechen. Denn all das erlebst du nicht wirklich. Und so summst du nur noch leise mit und letztendlich müssen deine Stimmbänder verstummen, so wie es deine Seele schon vor langer Zeit getan hat. Wenn eine innere Entfremdung vom Lobpreis einsetzt, dann geschieht dies oft, weil jene Lieder nicht zu uns passen wollen. Oder wir nicht zu ihnen. Denn sie setzen ein Gefühl voraus, das wir nicht haben. Unter all den frommen Worten raunt eine anklagende Stimme unseren Herzen entgegen: »Du spürst nicht das, was ein Christ spüren sollte. Du bist nicht für Lobpreis gemacht.« Es gibt Lieder, an denen mir das besonders deutlich geworden ist. Vielleicht kennst du noch jenen alten Lobpreisklassiker, der so beginnt: »Etwas in mir zeigt mir, dass es dich wirklich gibt.« Ein schönes Lied. Aber wenn ich in mich hineinhorche, finde ich dieses »Etwas« nicht. Da ist keine »Freude, die von innen kommt«. Und je mehr ich auf mich schaue in dem hoffnungslosen Versuch, dieses »Etwas« zu finden, desto mehr scheint es durch meine Hände zu rinnen und schließlich ganz zu verschwinden. Wir sollen singen: »Ich kann nicht schweigen von dem, was du getan hast.« Aber sofort fallen mir mehrere Momente aus der letzten Woche ein, in denen ich das Schweigen glänzend hinbekommen habe. Situationen, in denen es dran gewesen wäre, über Jesus zu reden, aber mir die Feigheit den Mund verschlossen hat. In meinem Kopf summt eine zweite Melodie die Antwort auf die erste Zeile des Liedes: »Doch! Das kann ich ziemlich gut.« In »History Maker« singen wir, dass wir in diesem Land Geschichte schreiben werden. Das klingt schön. Aber ich kann nicht einmal mein eigenes Leben verändern, geschweige denn mein eigenes Herz. Deshalb frage ich mich, wie ich denn die große, weite Welt verändern soll, wenn schon mein eigenes Herz nicht dazu imstande ist, dem Gott nachzufolgen, der doch alles für mich gegeben hat. Lobpreis kann zu einem Spiegel werden, in dem ich erkennen muss, wer ich wirklich bin. Hier sehe ich, dass mein Herz nicht dazu bereit ist, Jesus mein ganzes Leben anzuvertrauen, auch wenn meine Lippen es singend bekennen. Natürlich gibt es Lieder, bei denen es anders ist. Durch sie scheint Gott direkt zu meinem Herzen zu sprechen, mich aufzubauen und zu trösten. Doch auch sie nutzen sich mit der Zeit ab. Lieder, die mich früher tief berührt haben, lassen mich heute kalt. Darum mache ich mich auf die Suche nach neuen Songs, die das alte Feuer der ersten Liebe wieder in meinem Herzen entfachen sollen. Darin gleiche ich einem abgestumpften Abhängigen, der neuen Stoff braucht oder die Dosis erhöhen muss, um wieder etwas fühlen zu können. Du kannst dich vom Lobpreis entfremden, weil die gespielte Musik nicht deinem Geschmack oder deinen ästhetischen Vorlieben entspricht. Aber wenn Lobpreis zu einer schmerzlichen Frusterfahrung wird, dann sitzen die Ursachen meist tiefer. Aus meiner Sicht sind es vor allem diese beiden Aspekte: 1. Du erlebst beim Singen die Gegenwart Gottes nicht mehr. Du kannst seine Liebe und Gnade nicht spüren. Gott schweigt. 2. Du siehst beim Singen wie in einem Spiegel, dass du weit entfernt von Gott bist. Je mehr du über die Liedtexte nachdenkst, desto mehr wird dir bewusst, dass du sie nicht aufrichtig singen kannst. Das ist alles andere als banal. Denn gerade wenn Lobpreis für dich wichtig ist, bietet er viel Potenzial für Frust und Schmerz. Weil Lobpreis für uns der zentrale Ort der Gottesbegegnung ist, tut es so weh, wenn Gott sich in Schweigen hüllt oder uns bewusst wird, dass wir nicht zu ihm passen. Was kann da helfen? Das ist die Frage, der wir nun gemeinsam nachgehen. Dabei verfolgen wir eine ähnliche Spur wie im ersten Kapitel. Denn im Hintergrund steht wieder die Frage, welchen Platz Gefühle in unserem Glaubensleben haben. Doch dieses Mal spielen wir alles an einem konkreten Thema durch: an Gottesdienst und Lobpreis. Was heißt es praktisch, dass es im Christentum mehr um das geht, was in Gottes Herzen ist, als um das, was in meinem Herzen ist? Dabei gehen wir nun drei Schritte. In einem ersten Schritt werden wir uns anschauen, was ein Gottesdienst ist. Danach führen wir uns vor Augen, wie Gott hier mit uns redet. Drittens und letztens werden wir die eigenartige Dynamik verstehen lernen, wenn Lobpreis für unser Herz zu einem unliebsamen Spiegel wird. Was ist Gottesdienst?
Was kannst du tun, wenn aus Lobpreis Frust wird? Ich will ehrlich sein und dir erzählen, wie ich damit umgegangen bin. Ich habe aufgehört. Ich besuche seit einigen Jahren kaum noch Lobpreisgottesdienste. Inzwischen kenne ich die aktuellen Anbetungshits nicht mehr. Ich habe mich still und heimlich aus der Szene verabschiedet. Stattdessen habe ich mich in die alte Gottesdienstform verliebt, die mit ihrer klassischen Liturgie die Kirche bereits seit über 1000 Jahren begleitet. Im Mittelpunkt dieses Gottesdienstes steht ein Gott, der klar und deutlich mit mir redet. Ich höre sein befreiendes Wort in biblischen Texten, die vorgelesen werden, und in der Predigt. In den Sakramenten kann ich Gottes Reden mit allen Sinnen wahrnehmen. Im heiligen Abendmahl schmecke ich die Gnade Gottes. Meine Ohren hören, wie mir die Vergebung aller Sünden zugesprochen wird. Die Orgel spielt und ich singe alte Lieder, die mein Herz tief berühren, auch weil sie davon befreit sind, mein Herz berühren zu müssen. Wahrscheinlich klingt das für dich ziemlich langweilig. Aber keine Angst. Mir geht es nicht so sehr darum, dich von einem liturgisch-traditionellen Gottesdienst zu überzeugen. Das ist meine Geschichte. Deine darf anders sein. Ich stehe hier nicht mit einer Mistgabel in der einen Hand und einer Fackel in der anderen und blase zum Sturm auf die Lobpreismusik. Die Pfeifen der Orgel sind nicht göttlicher als die...


Detje, Malte
Dr. Malte Detje (Jg. 1987) ist Pastor einer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Hamburg. Sein Herz schlägt für die befreiende Botschaft der Reformation, weshalb er zu diesem Thema regelmäßig Vorträge hält.

Dr. Malte Detje (Jg. 1987) ist Pastor einer evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Hamburg. Sein Herz schlägt für die befreiende Botschaft der Reformation, weshalb er zu diesem Thema regelmäßig Vorträge hält.



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