E-Book, Deutsch, Band 4, 363 Seiten, Format (B × H): 126 mm x 186 mm, Gewicht: 351 g
Reihe: Simone Jaan
Durrani Misooks Ring
Originalausgabe 2024
ISBN: 978-3-911172-68-4
Verlag: medimont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kriminalroman
E-Book, Deutsch, Band 4, 363 Seiten, Format (B × H): 126 mm x 186 mm, Gewicht: 351 g
Reihe: Simone Jaan
ISBN: 978-3-911172-68-4
Verlag: medimont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Simone Jaan, die Wiener Neustädter Hobbydetektivin, findet im Schlosspark von Pottendorf, Niederösterreich, einen abgetrenn-ten Finger. Die Spurensuche führt sie, gemeinsam mit ihrer Freundin Luise Winkler, zu einer jungen Südkoreanerin, die ihre geliebte Großmutter vermisst.
Schon bald befindet sich Simone mitten in einem spannenden und rätselhaften Kriminalfall. Sie begibt sich auf die Suche nach einem wertvollen Artefakt, einem Ring der koreanischen Silla-Dynastie ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Einfamilienhaus Familie Winkler Bad Sauerbrunn, Burgenland gleicher Tag
Simone steht gegen 21 Uhr vor dem Gartenzaun des schmucken Einfamilienhauses und läutet. Sie hat sich nicht vorangekündigt, was ihr reichlich unangenehm ist. Der Grund hierfür ist einfach, Simones Handy hat wieder einmal keinen Akku. Es ist ein älteres Gerät und die Batterie schon schwach. Simone hofft, dass Luise zuhause ist, ihre Freundin, genau für diese Art von Spezialfällen. Sie ist die jüngste Tochter von Peter und Elisabeth Winkler, einem Ärzteehepaar. Nicht ganz gewöhnlich, wie Simone vor einiger Zeit herausgefunden hat. Peter ist Gerichtsmediziner und Elisabeth praktische Ärztin. Luise selbst ist Medizinstudentin, weil sie einmal in die Fußstapfen ihres Vaters treten möchte. Aber egal, momentan braucht Simone eigentlich Luises Vater am dringendsten. Er weiß, was zu tun ist. Simone hält die dunkelgraue Plastiktüte weit von sich weg, während sie noch einmal die Glocke betätigt. Plötzlich surrt die Gartentüre und lässt Simone eintreten. Wurde auch Zeit! Es ist mittlerweile finster und kalt. Simone fröstelt, während sie zur Haustüre eilt. Rala ist auf ihrem Arm. Wo ist eigentlich Cody, der Bordercollie der Familie? Er bellt ja gar nicht. »Simone?«, fragt Luise überrascht. »Was führt dich um diese Zeit zu uns?« »Das da!« Sie hält die Plastiktüte Luise vors Gesicht. »Iiiiih! Hundescheiße? Bist du verrückt? Ist es von deinem Köter?« Luise macht eine abwehrende Geste und versperrt Simone die Türe. »Keinen Schritt weiter, du Irre!«, keift Luise. Sie schiebt sich eine dunkle Haarsträhne zurück hinter das Ohr und sieht Simone verärgert an. Rala knurrt. »Luise, in diesem Säckchen ist ein abgetrennter Finger«, seufzt Simone kraftlos. »Ein was? Sag das nochmal!« »Ein Finger, Luise. Bitte, lass mich rein.« Luise tritt sofort zur Seite und lässt Simone endlich ins Haus. »Ist dein Vater da?« »Meine Eltern müssen bald zurückkommen. Sie sind mit Cody spazieren. Du weißt schon, ihre Abendrunde. Heute sind sie etwas später unterwegs.« Ja, Simone weiß genau, welche Runde Luise meint. Hat sie sie doch dort im Wald im tiefsten Winter getroffen, als sie den alten Welsh Corgi Rüden rettete … Simone ist Luise in die Küche gefolgt. Rala ebenso. Noch immer trägt die junge Frau die Hundekottüte mit sich herum. »Luise, kann ich dir bitte das hier übergeben, ich möchte es endlich loswerden.« »Oh ja, das verstehe ich«, grinst Luise. »Es geht sicher jedem Hundebesitzer so.« Simone schüttelt den Kopf. »Es ist ein Finger«, erklärt sie ärgerlich. »Schon gut. Ich glaube dir.« Luise nimmt das Behältnis aus Simones eiskalten Fingern und bringt es weg. Sekunden später ist sie wieder da. »Du kannst dir jetzt mal die Hände waschen, die Jacke ausziehen und dich an den Kamin setzen. Ich habe vorhin eingeheizt.« »Danke«, meint Simone rasch, geht zurück in die Diele und hängt ihre Jacke auf. Die Schuhe hat sie zuvor schon abgestreift, dafür brauchte sie keine Hände. Danach eilt sie ins Badezimmer und anschließend zu Luise ins Kaminzimmer. »Willst du was zu trinken, zu essen, Simone?«, fragt Luise ihren Gast nach einer Weile. Simone schüttelt den Kopf. »Es ist dir schon wieder schlecht, nicht wahr?«, fragt ihre Freundin. »Du verträgst gar nichts.« Simone bleibt stumm. Sie wuselt nur durch ihre karottenroten langen dichten Haare, als würde ihr Kopf jucken. »Alles in Ordnung?«, fragt Luise verwundert nach. Simone nickt, sieht in die lodernden Flammen. Die Nächte sind noch ungewöhnlich kalt in diesem April. Hoffentlich wird der Mai freundlicher. »Gut, wenn du dann so weit bist, erzähl mir bitte, was passiert ist«, meint Luise. »Bitte beeile dich. Es ist schon spät. Ich möchte bald schlafen gehen.« »Du gehst doch sicher nicht vor 23 Uhr ins Bett.« »Normalerweise nicht, aber heute bin ich müde, also leg los.« »Ich war spazieren und …« »Hallo Simone!«, ertönt Elisabeths Stimme unvermittelt, sodass die Freundinnen erschrocken aufsehen. »Ich habe dein Auto vor der Tür gesehen. Welcher Notfall führt dich um diese Zeit zu uns?« Kaum hat Elisabeth die Worte ausgesprochen, stürmt Cody, der Bordercollie an ihr vorbei auf Simone zu. Er begrüßt sie so überschwänglich, dass Rala sich ein Knurren nicht verkneifen kann. »Cody!«, ruft Peter den Hund zurück. »Mal nicht so stürmisch, mein Freund.« Cody kehrt mit hängender Rute und angelegten Ohren zu seinem Herrchen zurück. Rala setzt sich demonstrativ auf Simones Schoß. Ihr Frauchen! »Schön, dass du uns mal besuchen kommst, aber es ist etwas spät«, erklärt Peter und reicht Simone die Hand. Elisabeth ebenso. »Also?«, fragt sie. »Was ist passiert?« Noch bevor Simone antworten kann, beginnt Luise mit einem Grinsen im Gesicht: »Simone hat euch etwas mitgebracht, eigentlich dir, Papa. Es ist draußen auf der Terrasse in einem Hundekotsackerl.« Peter und Elisabeth werfen sich einen verwirrten Blick zu. »Nicht von dem Behältnis abschrecken lassen, Simone wusste sich nicht anders zu helfen.« Simone wird allmählich heiß. Ihre Wangen beginnen zu glühen. Liegt es an der Wärme vom Kamin oder an ihrer momentanen Situation? War es die richtige Idee gewesen, den Finger herzubringen? Peter wird ihr sicher eine Predigt halten, dass sie zur Polizei hätte gehen müssen. »Also ich verstehe gar nichts mehr«, schnaubt Elisabeth. »Ich habe einen Finger gefunden«, erklärt Simone endlich. »Tatsächlich?« Peter ist nicht überrascht. Simone ist prädestiniert dafür. Simone nickt. »Und wo?« »Im Pottendorfer Schlosspark.« »Pottendorf hat ein Schloss?«, überlegt Luise. »Wo ist überhaupt Pottendorf?« »Du musst bei der großen Kreuzung in Ebenfurth links abbiegen und über eine Brücke fahren«, erklärt ihre Freundin. »Ebenfurth?«, fragt Luise verwirrt. »Ja, der Ort, der nach Eggendorf folgt.« »Ach so.« »Das Wasserschloss ist verborgen in einem teils verwilderten Schlosspark.« »Und dort hast du den Finger gefunden?« Elisabeth sieht Simone verwundert an. »Einfach so?« »Es war eigentlich Rala. Ich habe sie frei laufen lassen und sie ist auf einer Wiese mit einem abgetrennten Finger zu mir zurückgekehrt und hat ihn vor mich hingelegt.« »Braver Hund«, meint Peter nachdenklich. »Dann ist er hoffentlich nicht zerkaut oder so.« Simone wird wieder übel. »Nein, glaube ich nicht«, murmelt sie. Die Vorstellung ist ja grauenhaft. »Rala? Du machst Witze, Papa. Ich glaube nicht, dass sie so eine starke Beißkraft hat.« »Unterschätze die Kleinen nicht«, erklärt Peter. »Hast du die Polizei geholt, Simone?« Simone ist tiefrosa im Gesicht, sie schüttelt den Kopf. »Also nicht«, überlegt Peter. »Hm. Und du willst, dass ich alles übernehme.« Simone nickt. »Ja, das wird super, endlich mal wieder Abwechslung«, freut sich Luise überschwänglich. »Wir fahren nach Pottendorf und suchen die zum Finger dazugehörige Person.« »Ohne Polizei?« Elisabeth ist nicht erfreut. »Das kann deinen Vater den Job kosten.« »Ich werde mir mal den Finger ansehen, dann werde ich entscheiden, wie es weiter geht«, stellt Peter sachlich fest. Er spürt ein Interesse an dem Fall. In letzter Zeit wurde er zu keinem kniffligen Verbrechen geholt und allmählich fühlt er sich unterfordert. »Luise, wo ist er noch mal?« »Auf der Terrasse. Kühl gelagert. In so einer grauen Plastiktüte.« »Das dir immer diese Dinge passieren müssen«, seufzt Elisabeth. Sie hat sich niedergesetzt und streckt die Füße in die behagliche Wärme des Raumes. »Was hat dich zu diesem Park geführt? Wieso warst du dort? Ich meine, in Wiener Neustadt und nächster Umgebung gibt es genügend Grün, findest du nicht auch?« »Das möchte ich jetzt aber auch wissen«, stellt Luise neugierig fest....