E-Book, Deutsch, 232 Seiten
Einwohlt Die Liebe und ich
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-401-80045-5
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 232 Seiten
ISBN: 978-3-401-80045-5
Verlag: Arena
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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ERSTES KAPITEL,
IN DEM SINA VOR LIEBE EXPLODIERT Das Finger-Abc Vor genau drei Stunden bin ich explodiert. Und jetzt weiß ich nicht, ob ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben soll oder nicht. Vorhin beim Nachhausekommen hat mich Mama ganz komisch angeguckt, als ob sie mir angesehen hätte, dass da etwas Grandioses mit mir passiert ist. Seit ich mit Yannis zusammen bin, scannt sie mich immer von oben bis unten ausführlich, wenn ich zur Tür reinkomme – als würde sie jede meiner Körperzellen einzeln auf ihre Jungfräulichkeit hin prüfen. Yannis ist mein bester Freund und Kumpel, seit ich denken kann. Unser ganzes Leben lang wohnen wir in nachbarlicher Eintracht in dieser öden Reihenhaussiedlung, haben auf tausend Grillfeten seiner Eltern gemeinsam in der Hollywoodschaukel abgehangen. Aber seit genau zwei Jahren, zwei Monaten und zwei Tagen ist Yannis mein Freund. Erst habe ich das ja nicht gleich kapiert, eben weil wir immer nur Kumpels waren. Aber dann hatte er mir auf meiner Geburtstagsparty diesen gigantisch fetten Knutschfleck verpasst und seitdem ist nichts mehr so, wie es einmal war: Ich, Sina Rosenmüller, mit den großen Füßen und ohne Pickel, total verliebt. Meine Freundin Julia hatte natürlich längst vor mir geschnallt, was da zwischen uns los ist, und mir ständig ins Gewissen geredet, endlich zu meinen Gefühlen zu stehen. Wenn die wüsste, welche Gefühle ich jetzt für Yannis habe!!! Ich bin sooo sehr in ihn verliiiiiebt!!! Julia hat in Sachen Liebe viel mehr Übung als ich. Schließlich hat sie sich den süßesten Franzosen aller Zeiten zielsicher geangelt, der damals für ein Jahr bei uns in der Klasse war. Als er dann wieder zurück nach Frankreich ging, hat sie mit Tausenden von E-Mails und Fleurop-Sträußen „ihre Liebe aufrecht gehalten“, wie sie mir immer wieder mit Tränen in den Augen erzählt hat, wenn Nicolas auf ihre ausführlichen Briefe nur mit einer HDL;)**-SMS reagiert hat. Inzwischen läuft ihre „Fernbeziehung“ nicht mehr so gut, ich glaube, sie war schon mehrfach davor, mit ihm Schluss zu machen, aber scheinbar kommt sie von diesem Typ nicht los. Das kann ich gut verstehen, mit Yannis würde ich auch nicht einfach so Schluss machen, ich wage gar nicht mal, daran zu denken! Selbst wenn er in Australien leben würde, ich wäre wahrscheinlich genau so wie Julia verrückt vor Liebe und würde ihm ebenfalls lauter rosarote Liebesbriefe schreiben. Verliebte Menschen befinden sich in einem hormonellen Glücksrausch, bei dem, das haben Wissenschaftler nachgewiesen, sprichwörtlich der Verstand ausgeknipst ist: Der Bereich im Gehirn, der für die Verarbeitung von negativen Emotionen verantwortlich ist, ist nicht aktiviert. Das erklärt, warum Liebe blind machen kann: Wenn wir verliebt sind, sehen wir eher mal über die Fehler unseres Partners hinweg und machen die unmöglichsten Dinge … Meine ex-beste Freundin Kleo dagegen sieht das völlig nüchtern, kein Wunder, sie hat sich ja auch sämtliche Gefühlsregungen aus ihrem Körper rausgehungert. Immer, wenn ich sie sehe, gibt es einen tiefen Stich in meinem Herzen, weil ich die lebensfrohe, wuschelig blond gelockte Kleo von früher nicht vergessen kann. Wie oft schon habe ich versucht, mit ihr über ihre Probleme zu sprechen, ich weiß ja, dass sie eigentlich ein prima Kerl ist und wie sehr sie unter ihrer durchgeknallten Mutter leidet. Mal ehrlich, wer von uns tut das nicht?! Aber ist das ein Grund, magersüchtig zu werden? Nö! Tatsache ist – ich komme einfach nicht mehr an sie heran. Ab und zu hat sie ein paar helle Momente und hängt mit uns gemeinsam in Antonios Eiscafé ab, dann ist es fast so wie früher, als wir noch die allerbesten Freundinnen waren und den ganzen Nachmittag miteinander rumgealbert und unseren Meerschweinchen Zöpfchen geflochten haben. Jetzt aber streift sie meistens mit ihrer Hoverwarth-Hündin Ambra alleine durch die Felder, und weil ich meine Zeit sowieso fast immer mit Yannis verbringe, bekomme ich nicht mehr so viel von ihr mit. Ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber habe ich trotzdem. Apropos Gewissen: Zurück zu diesem Nachmittag. Muss ich mich jetzt schämen oder nicht? Ich meine, ich bin gekommen, einfach so. Ohne dass Yannis es gemerkt hat, wie auch, ich habe ja selbst nicht ganz kapiert, was da gerade in meiner Unterhose abging. Dabei habe ich nur auf ihm gelegen und mich ein bisschen an seiner harten Jeans geschrubbelt … Bisher habe ich dieses Explosions-Gefühl nur alleine erlebt, wenn ich mal mit der Dusche oder dem Kissen gespielt habe. Selbstbefriedigung ist eine der besten Möglichkeiten, dich auszuprobieren. Macht jeder und jede, ohne großartig darüber zu sprechen, und du brauchst dich deswegen nicht zu schämen, es macht weder dumm noch Pickel, sondern einfach gute Laune. Andere sagen Onanieren, Masturbieren, Sich-einen-Runterholen oder Wichsen, gemeint ist in allen Fällen dasselbe: Du tust dir gut und streichelst dich selbst zum Höhepunkt, mit Dusche, Kissen oder Finger, erforschst deine erogenen Zonen und verschaffst dir ein entspanntes Körpergefühl. Dass du einen Höhepunkt, einen Orgasmus hast, merkst du an dem einzigartig tollen Gefühl. Und daran, dass du nicht mehr fragst: Hatte ich jetzt einen oder nicht?! Also, entdecke dich und deine Scheide in aller Ruhe, wenn du für dich alleine bist, streichele dich, genieße dich … Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen, drücke den Touchscreen meines iPod. Mein Halbbruder Paul, der vor Jahren in eine Musiker-WG gezogen ist, promotet so eine Playlist zu einem romantischen Jugendbuch, die einfach genial ist und die ich natürlich längst auswendig mitsingen kann. Genau die richtige Musik für meine Stimmung an diesem Nachmittag. Ob Yannis vorhin etwas mitbekommen hat? Immerhin bin ich danach ganz schnell verschwunden, weil ich erst mal alleine sein und meine Gefühle sortieren musste. Ich habe mich noch kurz verlegen in seine Arme gekuschelt, aber seine Streichelhände abgewehrt, die gerade dabei waren, die weiche Haut auf meinem Bauch zu erkunden. Plötzlich wollte ich nicht mehr von ihm gestreichelt werden. „Hey, was ist denn los?“, hat er verwundert in mein Ohr geflüstert. „Magst du das nicht?“ Doch, Yannis, das mag ich, habe ich gedacht, sehr sogar. Und als ob er meine Gedanken lesen könnte, hat er leise hinzugefügt: „Das ist so wunder-wunder-wunderschön mit dir, ich könnte stundenlang so liegen.“ Dabei machen wir seit zwei Jahren, zwei Monaten und zwei Tagen nichts anderes, als nur stundenlang knutschend nebeneinanderzuliegen. Ehrlich. Seine Mutter Stefanie guckt immer ganz knittrig, wenn ich nach so einem Kuschel- und Knutschnachmittag mit verwuschelten Haaren die Treppe hinunterkomme und über den Gartenzaun auf unser Grundstück verschwinde. Wenn unsere Mütter wüssten, dass wir eigentlich ganz brav sind und ES noch gar nicht tun wollen, wären sie sicher nicht so zickig drauf. So aber muss ich mir von Mama ständig irgendwelche Sticheleien anhören von wegen „Geh mal lieber zu Dr. Gottstein“ oder „Beim ersten Mal ist es nicht so schön“. Neulich bin ich total ausgeflippt deswegen. Was geht die denn mein Sex- und Liebesleben an? Nur weil sie ihre Dessous bei Patrizia kauft, um es sich mit Papa „schön“ zu machen, muss sie sich nicht gleich als Expertin aufspielen und mir reinquatschen. Und außerdem bin ich alt genug, ich weiß, was ich mache. Nämlich nichts, ich bin einfach noch nicht so weit. Wobei, seit vorhin … wenn das mit Yannis so explosiv schön sein kann, warum eigentlich nicht. Wie ist das für ihn? Wir sind jetzt schon so lange zusammen, aber wir haben noch nie richtig darüber gesprochen, immer nur geknutscht und ein bisschen rumgefummelt. Vielleicht sollte ich ihm das nächste Mal zeigen, wie erregend ich das alles mit ihm finde. Und nicht einfach abhauen. Jugendliche tun ES in Deutschland im Durchschnitt mit 16, 2 Jahren. Und viele lassen sich durch die Frage nach dem ersten Mal ganz schön unter Druck setzen. Das sollte es nicht. Zuerst: Relax! Du kannst dein ganzes Leben lang noch Geschlechtsverkehr haben, so oft und wann immer du Lust hast. Lerne für dich allein deine erogenen Zonen erst einmal richtig gut kennen, dann hast du garantiert mehr Spaß und Vergnügen, wenn du mit einem Jungen zusammen bist. Erogene Zonen sind zum Beispiel deine Ohrläppchen, dein Mund, deine Halsbeuge. Deine Brüste und Brustwarzen, dein Bauchnabel und die Oberschenkelinnenseiten und Füße. Und natürlich deine Scheide, deine Schamlippen, deine Klitoris. „Sina, Telefon für dich.“ Meine Mutter steht plötzlich mitten in meinem Zimmer und hält mir das Funkhandy hin. Stirnrunzelnd guckt sie mich an, wie ich schnell die Hände aus meiner Unterhose ziehe. Was kommt die auch einfach so in mein Zimmer! „Hey, Milli“, rufe ich extra laut und extra fröhlich, während ich die Tür hinter meiner Mutter zuknalle, „was geht ab?!“ Milli ist meine allerbeste Freundin. Mit ihrem Dauerfreund Marco hat sie...