Buch, Deutsch, 132 Seiten, PB
Ängste, Gefahren und Probleme im Umfeld der Informatik
Buch, Deutsch, 132 Seiten, PB
ISBN: 978-3-89838-633-3
Verlag: Akademische Verlagsgesellschaft AKA
".eine wunderbare Sammlung von Sichtweisen auf die Informatik, wobei durchgängig vermeintliche Vorurteile über die Informatik als Ausgangspunkt genommen werden, um einen informatikrelevanten Themenbereich an zu sprechen, zu kommentieren und ggf. auf wichtige Literatur hinzuweisen."
Prof. Dr. Jörg Desel, Universität Eichstätt
"ist die Informatik an allem schuld, wenn über Computer und Internet geklagt wird? Dass das nicht so ist, sondern auf viel komplexeren, auch historischen und menschlichen Gegebenheiten beruht, erklärt dieses Buch aus verschiedenen Perspektiven, nämlich aus der Sicht von unerfahrenen Nutzern und von Profis ebenso wie unter den Aspekten von Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft."
Prof. Dr. Heidi Heilmann, Überlingen am Bodensee
Zielgruppe
Alle, die sich für Informatik und die Rolle der Computer in Wirtschaft, Gesellschaft, Lehre und Wissenschaft interessieren
Weitere Infos & Material
1. EinleitungTrotz ihrer unbestrittenen Erfolge in Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft haben Compu-ter und Informatik in der Öffentlichkeit mit einem etwas diffusen und zwiespältigen Image zu kämpfen. Dieses Bild ist teilweise von negativen Schlagworten überschattet. Wir sehen we-sentliche Gründe für diese Situation in folgenden Punkten.- Der in der Informatik besonders deutlich sichtbare technische Fortschritt löst bei manchen Menschen teilweise unbestimmbare Ängste aus. Manche Menschen fragen sich: Bedrohen Computer die Privatsphäre und die bürgerlichen Rechte? Behindern sie die Teilnahme aller am gesellschaftlichen und politischen Leben? Führen Sie gar den Überwachungsstaat her-bei? George Orwells „Großer Bruder“ lässt grüßen.- Viele Menschen sehen in der Computer- und Internetnutzung regelrechte Gefahren. Kann ich ungewollt in Straftaten hinein gezogen werden? Besteht die Gefahr, dass viele Men-schen nur noch mit informationstechnischen Medien kommunizieren und nicht mehr mit ihren Mitmenschen? Wird sich das Verbrechen der Kinderpornografie im Internet weiter ausbreiten?- Für viele Zeitgenossen wird die Computernutzung von unangenehmen, die Benutzer oft frustrierenden Problemen begleitet. So wird der Computer zum Schreckgespenst, wenn er in seiner Pedanterie wiederholt nach einfachsten Eingaben verlangt. Manchmal wird er aber auch zum nahe liegenden Sündenbock. Klappt eine Flugbuchung nicht oder verteilt eine Telefongesellschaft falsche Abrechnungen, dann heißt es „die Computer sind schuld“. - Auch die berufliche Tätigkeit der Informatiker wird nicht selten in einem schiefen Licht dargestellt, so dass in Deutschland dieser Beruf in seinem sozialen Ansehen hinter die Be-rufe von Ärzten, Richtern und Lehrern zurück gefallen ist. Das hat zweifellos Auswirkun-gen auf die Attraktivität des Informatikstudiums.Die Autoren dieses Textes waren ein Berufsleben lang in der Informatik tätig, sowohl in der Industrie, bei Entwicklern und Anwendern, wie an der Hochschule. Das färbte natürlich auf ihre Sichtweise der Dinge ab. Das Spektrum an Fragen, die wir im Folgenden stellen, betrifft die Informatik als Wissenschaft und Studienfach, ihre Methoden und Praktiken, ihre Produkte und Dienstleistungen, ihre Firmen und Organisationen sowie das Berufsbild und den Ruf der Informatiker(innen). Überall besteht Erklärungsbedarf. Der nachfolgende Text ist in der Kapi-telfolge nach Gruppen von Betroffenen gegliedert. Diese haben ihre jeweils eigene Sichtweise auf die oben beschriebenen Probleme. Die folgenden Sichten lassen sich unterscheiden: - Die Sicht der Computeranfänger und der gelegentlichen Nutzer auf ihr neues oder selten benutztes Werkzeug und Kommunikationsmedium (Kapitel 2),- Die Sicht der erfahrenen und professionellen Nutzer auf mögliche Probleme mit Anwen-dungen, auf die sie sich gerne verlassen möchten (Kapitel 3)- Die Sicht der in der Wirtschaft und Verwaltung Tätigen auf Nutzen, Kosten und Risiken verbunden mit dem Einsatz von Informatiksystemen (Kapitel 4),- Die Sicht der Gesellschaftspolitiker und Kulturinteressierten auf potentielle Auswirkungen oder Nebenwirkungen von Computeranwendungen (Kapitel 5) und- Die Sicht der Wissenschaft und insbesondere der Philosophie auf das Verhältnis zwischen Menschen und Informatiksystemen (Kapitel 6).Abschließend werden wir noch beleuchten, wie die Berufsgruppe der Informatiker(innen) von außen gesehen wird (Kapitel 7). Mit der Ausnahme von Kapitel 2 richten wir uns vorwiegend an Experten, also Leute, die zwar die Problematik kennen, aber ihrerseits Argumente benöti-gen, um Vorurteilen und Ungewissheit entgegen zu treten. Wir möchten in diesem Text die ganze Problematik pro-aktiv angehen, d. h. wir möchten möglichst viele Probleme ansprechen – auch auf die Gefahr hin, dass es sich dabei nur um vermutete oder gefühlte Probleme han-delt. Wir wollen alle uns bekannten Vorwürfe ernst nehmen. Dass Sprünge zwischen den Themen auftreten werden und deshalb eine systematische Darstellung nicht zustande kommt, ist uns bewusst. Wir haben uns für jeden Abschnitt zu der folgenden allgemeinen Struktur entschlossen:- Die einzelnen Themenkreise werden mit einem eher negativ belegten Schlagwort einge-führt. Dieses ist bewusst etwas plakativ, ja mitunter klischeehaft gewählt.- Da nicht in allen Fällen klar umrissen ist, wo das Problem genau liegt, sollen zunächst ein-leitende Fragen dazu dienen, den jeweiligen Themenkreis zu beschreiben und abzugren-zen. Diese Liste von vielfach gestellten Fragen – auch als „Frequently Asked Questions“ (FAQ) anzusehen – soll dem Leser als Wegweiser dienen.- Danach wird versucht, die Sachlage so realistisch wie möglich zu diagnostizieren und dar-zustellen. Für diese Fakten und Erklärungen werden – wo immer dies geht – empirische Daten benutzt und anerkannte und nützliche Definitionen angeboten. Auch werden wir versuchen, die Ursachen des Problems anzusprechen. - Besonders wichtig ist es uns, eine Bewertung der Situation vorzunehmen und Vorschläge zu machen, wie man dem beschriebenen Problem, dem bestehenden falschen Bild oder der unangenehmen Situation bewusst und argumentativ entgegenwirken kann. Dabei wollen wir vernünftig begründete Meinungen vertreten. - In einem Unterabschnitt Weitere Information werden vor allem Hinweise auf weiterfüh-rendes Material angeboten. Sie sollen dem interessierten Leser helfen, der sich genauer in-formieren will. Für manche Fragen können nur Antworten gegeben werden, die über das Fachgebiet Informa-tik hinausführen. Das ist so wie bei vielen anderen Anwendungen der Technik, sei es bei der Energie-, Gesundheits- oder Verkehrstechnik. Hier sind Politologen, Philosophen und Sozio-logen gefordert. Soweit diese uns bekannt sind, haben wir Beiträge anderer Fachgebiete be-rücksichtigt oder verweisen auf sie. Der Anhang A fasst die wesentlichen Aussagen des Bu-ches in tabellarischer Form zusammen. Schließlich bringt der Anhang B noch einen kurzen Überblick über wichtige Erfindungen und Innovationen aus der Informatik der letzten 30 Jah-re. Damit wird der historische Rahmen abgesteckt, in dem die technische Seite unseres Faches sich entfaltet hat.Zu unserer Terminologie noch einige kurze Hinweise: Mit Computern oder Rechnern sind programmierbare elektronische Geräte gemeint, wobei die Hardware im Blickfeld steht. Dazu gehören sowohl Superrechner, die ein Gebäude ausfüllen, als auch Prozessor-Chips, wie sie in einem Mobiltelefon vorkommen. Von Informatiksystemen oder auch von IT-Systemen spre-chen wir, wenn wir das Zusammenspiel von Hardware, Software und Daten betonen wollen. IT ist die Abkürzung des englischen Begriffs ‚Information Technology’. Als Informations-technik bezeichnet man in Deutschland meist einen Zweig der Elektrotechnik, die frühere Nachrichtentechnik. Sowohl die Abkürzung IT als auch der Begriff Informationstechnik wer-den oft als Synonyme für Informatik verwendet. Manchmal dienen sie eher zur Abgrenzung von der als zu theoretisch empfundenen Informatik. Wann immer wir diese Bezeichnungen benutzen, erfolgt dies im erstgenannten Sinne. Ein Informatikprodukt kann nur aus Software, nur aus Hardware oder aus einer Kombination von beidem bestehen. Der Be¬griff Software umfasst alle Arten von Programmen, sowohl Anwendungs- wie Systemprogramme. Wird ein Sammelbegriff gebraucht für Daten verschiedenen Typs, also für Zahlen, Texte, Zeichnungen, Bilder und Töne, so sprechen Informatiker(innen) meist von Inhalten.