Engelke / Federbusch OFM / Frieling | Schöpfung - Gewaltfreiheit - Widerstand | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band -, 320 Seiten

Reihe: edition pace

Engelke / Federbusch OFM / Frieling Schöpfung - Gewaltfreiheit - Widerstand

Jahrbuch Friedenstheologie 2024
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-9883-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Jahrbuch Friedenstheologie 2024

E-Book, Deutsch, Band -, 320 Seiten

Reihe: edition pace

ISBN: 978-3-7597-9883-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Das dritte Jahrbuch des Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie, OekIF, nimmt Beiträge des friedenstheologischen Sommerseminars 2022 unter dem Titel "Schöpfung - Gewaltfreiheit - Widerstand" auf. Aus aktuellem Anlass folgen zwei Kommentare zum neuen Friedenswort der Deutschen Bischofskonferenz. Daneben stehen Berichte über Projekte sowie Rezensionen. Eine neue Rubik mit dem Titel "Zur Debatte" lädt dazu ein, mit kontroversen Artikeln Diskussionen zur Position eines christlich begründeten Pazifismus zu eröffnen. Weitere Beiträge gedenken des 20. Jahrestages des Todes von Dorothee Sölle. Erneut wird die gesamte Breite der am Ökumenischen Institut für Friedenstheologie vertretenen Forschung sichtbar.

Dr. theol, evangelischer Pfarrer i. R., verheiratet, Vater, Großvater, Verfasser von "Zelt der Friedensmacher. Die christliche Gemeinde in Friedensethik und Friedenstheologie" (2019) und"Das Minutenbuch" (2020); Mitglied im Internationalen Versöhnungsbund, IFOR, und im deutschen Zweig, von 2010-2016 als Vorsitzender, sowie im Ökumenischen Institut für für Friedenstheologie/Ecumenical Institute of Peace Theology. Friedenspoltisch aktiv für eine atomwaffenfreie Welt.

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Widerständige Schöpfungstheologie
Impulse aus dem Werk Ched Myers
Benjamin Isaak Krauß Eine innovative und radikale Theologie der ökologischen Krise stammt von dem „mennonitisch-ökumenischen“ Theologen CHED MYERS. Von seinem bescheidenen Haus im kalifornischen Ventura River Watershed prägen er und eine kleine Gruppe Kompliz:innen als Bartimaeus Cooperative Ministries den nordamerikanischen theologischen Diskurs durch Seminare, Predigten und Bibelarbeiten. Ohne akademischen Lehrstuhl oder kircheninstitutionelle Verankerung veröffentlichen sie sowohl in populären Magazinen als auch in renommierten Fachjournalen.21 Getreu seinem Motto „biography as theology“ möchte ich Ched Myers zunächst kurz historisch verorten. In einem zweiten Schritt stelle ich Myers‘ hermeneutischen Zugang vor. Darauf folgt eine kurze Vorstellung einiger für die Frage einer widerständigen Schöpfungstheologie relevanten Texte und eine abschließende Provokation über die Notwendigkeit militant-gewaltfreier Praxis in einer brennenden Welt. BIOGRAPHY AS THEOLOGY22 Nach seiner für ihn selbst unerwarteten Bekehrung im Kontext tiefer Desillusionierung mit dem „amerikanischen Traum“ gegen Ende des Vietnamkriegs folgte die zweite Desillusionierung angesichts der zutiefst unpolitischen bis rechtsnationalen Haltung vieler evangelikaler Kirchen Kaliforniens. Gott sei Dank begegnete er dem legendären Ex-Jesuiten PHIL BERRIGAN. Der war Jahre zuvor der meistgesuchte Mann der USA. Mit anderen radikalen Priestern hatte er massenhaft Karteien von Wehrpflichtigen aus Behörden entwendet und mit selbstgemachtem Napalm verbrannt. Eine liturgisch-politische Aktion, die der Kriegsmaschine konkret in die Speichen fiel und zugleich andere ermutigte, sich Wehrpflicht und Vietnamkrieg aktiv zu widersetzen. Berrigan und dessen Partnerin LIZ MCALISTER wurden Myers‘ Mentoren. Berrigan begann Myers‘ Initiation in die Tradition radikaler Nachfolge mit dem so lapidaren, wie geheimnisvollen Satz: „Hope is where your ass is“ – ohne radikale Praxis ist Glaube wertlos. Gleichzeitig nährt sich die Praxis von der steten Auseinandersetzung mit und Aneignung der biblischen Tradition. So lernte Myers in der Vorstellungswelt der Bibel verwurzelte Theologie als Widerstandskraft kennen. Einige Jahre später stieß Myers zu einer Basisgemeinde in Kalifornien. Er wurde ausgewählt, im Auftrag der Gemeinschaft am Graduate Theological Union Seminary in Berkeley Theologie zu studieren und das Wissen der gesamten Bewegung zugute kommen zu lassen. Dort prägte ihn die postliberale Theologie des radikalen Baptisten JAMES MCCLENDON: Kirche als narrative Gemeinschaft, die die Bibel als ihre eigene Geschichte annimmt, sich von ihr formen lässt und die Welt im Licht der Bibel versteht.23 Vom 2022 verstorbenen Alttestamentler NORMAN GOTTWALD übernahm Myers die exegetische Methode, sozialhistorische und literaturwissenschaftliche Ansätze miteinander zu verbinden.24 Aus diesen Studien und unzähligen Workshops für christlichaktivistische Basisgruppen entstand Myers Kommentar zum Markusevangelium „Binding the Strong Man – A Political Reading of Mark“ und das Begleitbuch „Who will Roll Away the Stone – Discipleship Queries for 1st World Christians.“25 Die Doppelstruktur zeigt bereits den engen Bezug von Theorie und Praxis in Myers Denken. In späteren Arbeiten entwickelt er die Themen dieser Bücher anhand exegetischer Tiefenbohrungen zu anderen Texten weiter. Hier wird bereits seine Berufung als theologischer „Pädagoge der Befreiung“ in der Tradition PAOLO FREIREs erkennbar – alle Texte sind Produkte zahlloser Präsentationen und Überarbeitungen. Seit mehr als 40 Jahren begleitet Myers durch seine theologischen Arbeiten nun soziale Bewegungen zu Abrüstung und Gewaltfreier Konflikttransformation26, Migration und Bewegungsfreiheit,27 Schuldenerlass und solidarischer Wirtschaft28, Ökologie29 und Dekolonisierung30 und ihre radikalen christlichen Nischen. Insbesondere die Catholic Worker (Phil Berrigan und Liz McAlister), die US-Kirchenasyl-Bewegung (JIM CORBETT) und die Veteranen der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung (VINCENT HARDING und RUBY SALES) waren seine Mentor:innen und Gesprächspartner:innen für die theologische Grundierung einer „Befreiungstheologie für Christ:innen in der ersten Welt.“ Inspiration bietet dabei der blinde Bartimäus, der Jesus anfleht, sehen zu können, und ihm auf dem Weg zum Kreuz nachfolgt. Bartimaeus Cooperative Ministries finanziert sich durch ein Modell der „Community Supported Ministry,“ in dem Unterstützer:innen spenden und zuerst die Früchte der theologischer Arbeit genießen dürfen, die schließlich aber weiteren Kreisen zugutekommt.31 Diese eigensinnige Art hat Methode, denn Myers kritisiert gerade die gegenseitige Entfremdung von akademischer Theologie (seminary), kirchlicher Praxis (sanctuary) und Protestbewegungen (streets). Es ist dieser „garstige Graben“, der Myers zufolge das zentrale hermeneutische Problem darstellt für das Verständnis biblischer Texte als Widerstandsliteratur. Folglich lässt sich das theologische Lebenswerk Ched Myers‘ in zwei Aufgabenstellungen zusammenfassen: theologische Reflexion auf Widerstandsbewegungen gegen Ausbeutung von Mensch und Schöpfung besonders in Nordamerika, aber von Beginn an auch global.32 Vernetzung der Christenmenschen in solchen Bewegungen und sie vertraut machen mit der Tradition „radikaler Nachfolge“, deren Erben sie sind.33 Zu diesem Zweck organisiert Bartimaeus Cooperative Ministries physische Treffen und online Kurse. Besonders wichtig ist ihnen der Aufbau einer intergenerationellen, interkulturellen ökumenischen Gemeinschaft von Menschen am linken unteren Rand der verfassten Kirchen mit Offenheit für interreligiöse Begegnung und Dialog mit Atheisten. BIBLISCHE TEXTE ALS IDEOLOGISCHE INTERVENTIONEN IM „KRIEG DER MYTHEN“ Myers liest biblische Texte nicht als freischwebende Weltdeutungen, sondern als ideologische Interventionen in einem „Krieg der Mythen“, einem Ringen um Deutungshoheit über die Wirklichkeit, meist im Angesicht eines scheinbar allmächtigen Gegners. In seinem Markuskommentar „Binding the Strong Man“ schreibt Myers unter Bezug auf AMOS WILDER: „Sozialer und politischer Konflikt zwischen Gruppen wird artikuliert in dem, was ich „Krieg der Mythen“ nenne. […] Was normalerweise als ‚Theologie‘ der Autoren des Neuen Testaments beschrieben wird, ist nach Wilder die Art und Weise, wie diese das herrschende Symbolsystem sowohl des Imperium Romanum als auch des palästinensischen Judentums angriffen. ‚Liturgie gegen Liturgie […] wobei Liturgie hier einen ganzen Lebensstil, Handeln, Ethik und auch die Rezitation derselben beinhaltet.‘“34 In diesem Verständnis sind biblische Texte kritische Interventionen, die einen anderen Blick auf die Verhältnisse werfen. Da es mir insbesondere um das Potential von Theologie für eine kritisch-emanzipatorisches Verständnis der Klimakatastrophe geht, zeige ich dies kurz am Beispiel der Schöpfungserzählungen auf.35 Ursprungserzählungen und Namensgebung dienen grundsätzlich der Legitimation oder Kritik historisch-gewachsener Herrschaftsverhältnisse durch das Postulat eines „natürlichen“ Zustands.36 Daher ist eine Analyse des sozial-historischen Kontexts, sowie der verschiedenen vorherrschenden Ideologien damals und heute notwendige Bedingung für eine Hermeneutik des Widerstands. In ihrem historischen Kontext sind die Schöpfungserzählungen von Genesis 1-2 widerständige Texte. Unter dem Eindruck militärischer Niederlage und kultureller Unterlegenheit entwerfen sie im babylonischen Exil ein alternatives Weltbild, das die Herrschaftsideologie an entscheidenden Punkten infrage stellt: Menschenbild: Alle Menschen jeden Geschlechts sind im Bilde Gottes geschaffen (Demokratisierung der Königswürde). Sie sind als Erdlinge (adam) von der Muttererde (adamah) genommen und werden zu ihr zurückkehren. Eingebunden in die Schöpfungsgemeinschaft ist ihr Auftrag nicht ausschließlich herrschen, sondern auch bewahren und dem Erdboden dienen. Weltbild: Die Welt ist Geschöpf, nicht Gottheit. Wesenhaft gewaltfrei geschaffen, stellt sie das Nötige im Überfluss für alle zur Verfügung. Gottesbild: Gott ist selbst Beziehung und steht mit den Geschöpfen in Beziehung, formt sie liebevoll und haucht ihnen Lebensatem ein. Die desaströse Wirkungsgeschichte von Genesis 1-2, insbesondere des „Macht-euch-die-Erde-untertan“, sollte nicht von dieser ursprünglichen und immer noch subversiven Bedeutung ablenken, obgleich die Wirkungsgeschichte ein gewaltiges Hindernis für die Fruchtbarmachung solcher Texte gegen die imperiale Lebensweise...



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