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E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Fischer VERLUST

Thriller
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-95835-759-4
Verlag: Luzifer-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-95835-759-4
Verlag: Luzifer-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Polizistin Ronja Lund lebt gemeinsam mit ihrem Mann Thor und ihrer neunjährigen Tochter Alva im äußersten Norden Norwegens. Nach außen scheint alles in Ordnung zu sein, doch es belasten unter anderem finanzielle Probleme die Ehe. Um diesen aus dem Weg zu gehen, meldet sich Ronja spontan zu einer Fortbildung bei der norwegischen Spezialeinheit der Polizei an. Thor hingegen versucht, die finanziellen Probleme mit illegalen Kurierfahrten zu lösen und gerät so in einen Strudel aus kriminellen Machenschaften, die ihn nicht nur zum Ziel der Mafia, sondern auch des russischen Geheimdienstes werden lassen. Es beginnt eine gnadenlose und verwirrende Hetzjagd, die das Leben der kleinen Familie bedroht ...

Geboren 1983 wuchs Dominik Fischer vor den Toren der Stadt Aachen im westlichen Dreiländereck Deutschlands auf. Auch heute lebt er noch hier - gemeinsam mit Frau und Tochter. Sein Studium an der Maastricht University und das Bedürfnis, Neues kennenzulernen, brachten ihn über Auslandspraktika in den USA, China und Singapur, bis hin zur Yonsei University in Seoul, Südkorea, wo er ein Auslandssemester absolvierte. Seither arbeitet er in einem DAX-Konzern, wo er bereits verschiedene Strategiepositionen im In- und Ausland hatte einnehmen dürfen. Seine Leidenschaft, neben dem Schreiben von Büchern, gilt dem Wandern und Fahrradfahren. Wochenlange Wandertouren mit Zelt und Rucksack durch Norwegen und Schottland gehören ebenso dazu wie ausgedehnte Radwanderungen. Auf einer dieser Touren, im Spätsommer 2019, entstanden auch die Ideen zu seinen ersten Thrillern.

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Die Drei Bahnhöfe
  Moskau, Russland. 07. Januar, 16:10 Uhr   Menschen verschwanden. Manchmal wurde es bemerkt und ein Großaufgebot an Polizisten oder auch freiwilligen Helfern tauchte auf. Allesamt wollten sie helfen. Wollten den Menschen finden, der schmerzlichst vermisst wurde. Doch es gab auch Menschen, leider viel zu oft, deren Verschwinden keine Sau interessierte. Keiner bemerkte es. Keiner suchte nach ihnen. Keiner war da, um sie zu vermissen.   Moskaus Winter waren kalt. Die Nächte lang. Nichts Außergewöhnliches für die russische Hauptstadt. Die Menschen waren Kälte gewohnt. Ein jeder versuchte, sich darauf einzustellen. Jeder so, wie er es konnte. Entsprechend seiner Möglichkeiten. Der eine mehr, der andere weniger. Nicht selten zu wenig. Und es waren viele. Viele, die der Kälte zu wenig entgegenzusetzen hatten. Viele Menschen, die sich Nacht für Nacht auf die Suche nach einem Schlafplatz machen mussten. Nicht freiwillig, sondern in der Hoffnung, der Kälte entfliehen zu können. Um dem Tod entfliehen zu können. Jedes Jahr starben allein in Russland Abertausende von ihnen. Die, die zu schwach waren, um den Wettlauf mit dem Tod gewinnen zu können. In manchen Jahren überstieg die Zahl der Todesopfer die Marke von zehntausend. Deutlich. Dabei ging der Erfrierungstod stets heimtückisch vor. Manche seiner Opfer holte er im Schlaf. Eigentlich gut für sie. Sie hatten Glück. Zumindest im Vergleich zu denen, die der Tod bei vollem Bewusstsein traf. Diese armen Schweine überfiel er ohne Vorwarnung. Spielte mit ihnen. Er war barbarisch. Brachte seine Opfer in den letzten Sekunden ihres Lebens dazu, höhnisch lachend, sich sämtliche Kleider vom Leib zu reißen. Ein bizarrer Anblick, bei Temperaturen von weit unter 0 Grad. Doch nicht minder plausibel. Ein jedes seiner Opfer versuchte schlicht und ergreifend den Schmerzen zu entkommen, die sie überkamen. Allesamt hatten sie das Gefühl, als würden sie verbrennen. Von innen heraus. Doch in Wirklichkeit war es nur ein letztes Aufbäumen ihres Körpers. Es waren fatale Gefühlsstörungen. Gefühlsstörungen, die es dem Tod in letzter Konsequenz noch einfacher machten. So schlug die Kälte zu. Jahr für Jahr. Niemand fragte, wenn im Winter Menschen von Moskaus Straßen verschwanden. Von den meisten hatte zuvor eh niemand Kenntnis genommen.   Die Drei Bahnhöfe, das Ensemble bestehend aus Jaroslawer, Kasaner und Leningrader Bahnhof, trugen den immer noch ungebrochenen Stolz der Nation zur Schau. Es handelte sich hierbei um Prestigebauten. Statements, die in Form unzähliger, architektonischer Raffinessen, laut in die Welt geschrien wurden. Das Viertel, in das sie sich dieser Tage einfügen mussten, war beliebt unter Moskaus Elite. Mit seinen edlen Restaurants, Einkaufszentren und äußerst luxuriös anmutenden Hotels. Unweit des historischen Stadtkerns. Oft waren es aber nur Äußerlichkeiten. Fassaden. Dahinter sah die Welt anders aus. Doch nur selten schaute jemand hinter die Kulissen. Kaum einer wollte sich seiner Illusionen berauben lassen. Vor der Fußball-Weltmeisterschaft, die 2018 in Moskau und den umliegenden Stadien ausgetragen worden war, hatte die Regierung sogar einst eine rigorose Säuberung der Straßen vornehmen lassen. Nicht, weil sich Müllberge auf diesen auftürmten. Nein. Dies wäre gar vorbildlich gewesen. So war es aber nicht. Die Regierung entledigte sich der Menschen, die nicht in das Bild des aufstrebenden Russlands passen wollten. Die Menschen, vor deren Elend man nur zu gerne die Augen verschloss. Bereits damals galt der Platz zwischen den Drei Bahnhöfen, als Anlaufstelle für diejenigen, die das System vergessen hatte. Obdachlose. Menschen ohne Heimat. Menschen, deren Schicksale unterschiedlicher nicht sein konnten. Frauen, die vor den Vergewaltigungen ihrer Männer geflohen waren. Jugendliche, die die Schläge ihrer Eltern nicht mehr aushalten konnten. Drogensüchtige. Menschen, die bei Unfällen ihre gesamte Familie verloren hatten. Banker, die zu hoch spekuliert und schließlich alles verloren hatten. Wie gesagt, unterschiedlichste Schicksale. Doch einte diese Menschen die Tatsache, dass niemand mehr etwas mit ihnen zu tun haben wollte. Niemand. Sie störten, wie eine Rattenplage. Vielleicht sogar noch mehr. Sie mussten weg. Mit Bussen hatte man sie abtransportiert. Die Menschen, die nicht ins Bild der Regierung haben passen wollen. Wohin? Das wusste kaum einer. Viele waren seither verschwunden. Waren nicht wieder zurückgekehrt. Nach der Austragung der WM war es noch einige Zeit ruhig um den einst so beliebten Ort rund um die Drei Bahnhöfe. Es dauerte. Jahre. Doch waren schließlich einige von ihnen zurückgekehrt.  So auch Polina. Es dämmerte bereits. Die Laternen hüllten die Straßen der Stadt in ihr diffuses, gelbliches Licht. Die Luft war kalt. Minus 12 Grad. Der Himmel war bedeckt und es war stickig. Der Smog hatte die Stadt fest in seinem Griff. Irgendwann ersticken wir hier noch alle. Ach ja. So wird es enden. Mit einem jeden von uns. Und dann ist es mir auch egal. Polina, auch sie lebte seit geraumer Zeit auf den Straßen Moskaus, hüllte sich in ihren langen, dick gefütterten Mantel. Er war löchrig. Dennoch bot er ihr Schutz vor der Kälte. Zumindest, solange der Wind nicht aufpeitschte und solange der Schnee sie verschonte. Schlimmer noch war Schneeregen. Perfide hatte er Polina bereits mehrere Male überrascht. Sich durch ihren Mantel gezwängt und auf ihre Haut gelegt. Für Tage. Über ihre grauen, langen Haare, die sie mit einem alten Gummiband aus dem Supermarkt zu bändigen versuchte, trug sie eine Wollmütze. Im Vergleich zu ihrem Mantel zierten diese nur wenige Löcher. Ein flüchtiger Blick hätte nicht vermuten lassen, dass dies alles war, was Polina besaß. Ihr Begleiter, einer der schätzungsweise 35.000 Straßenhunde der Stadt, stark abgemagert und verwahrlost, schmiegte sich fest an ihr linkes Bein. Er humpelte. Ging in geduckter Haltung neben Polina her. Wisch nicht von ihrer Seite. Er wirkte verängstigt, was auch seine weit nach hinten gelegten Ohren zeigten. »Na mein Lieber. Alles gut. Nur ruhig. Vertrau mir.« Mit ihrer Hand streichelte sie über seinen Kopf. Kraulte seine Ohren. In Teilen war sein Fell bereits stark verfilzt. »Wir werden nicht länger bleiben als notwendig. Versprochen. Aber jetzt habe ich Hunger. Und ich glaube, dir würde es auch guttun, mal wieder etwas Fleisch zwischen die Zähne zu bekommen.« Der Hund sah sie bei dem Wort Fleisch an, als würde er sie verstehen. Zaghaft wedelte er mit dem Schwanz. Langsam kamen die beiden ihrem Ziel näher: der langen Tischreihe, an der dampfende Fleischsuppe, aus großen Töpfen, in Plastikschalen umgefüllt wurde. »Komm mit. Wir sind die Nächsten«, flüsterte Polina ihrem Hund zu. Vor ihnen wartete noch ein Mann auf den warmen Gaumenschmaus. Wie Polina, war er deutlich älter als die meisten anderen, die hinter ihr in der Schlange warteten. Mit schlürfenden Schritten ging Polina vorwärts. Dann war es geschafft. Endlich. Polina griff eine der bereitstehenden Schalen. Nahm sie an sich. Das weiße Plastik war dünn und sie musste aufpassen es nicht gleich zu zerbrechen. Es fiel ihr schwer, hatte sie doch kaum noch Gefühl in ihren Fingern, die von Kälte und Gicht gezeichnet waren. Der junge Mann, der auf der anderen Seite der Tische stand, lächelte sie an. »Hey«, begrüßte er sie. »Schön, dich wiederzusehen. Ich hatte befürchtet, es wäre etwas passiert. Warst du die letzten Tage unterwegs?« »Ja.« »Wie geht es dir?« »Gut.« Polina schaute zu Boden. Wich seinem Blick bewusst aus. »Möchtest du etwas mehr als die übliche Portion? Hast du viel Hunger?« »Ja.« »Wo ist dein Freund?«, fragte er, während er die Metallkelle ein weiteres Mal in den großen Topf eintauchen ließ. »Ihr seid doch normalerweise gemeinsam unterwegs.« »Der kommt nicht mehr«, antwortete Polina schroff. »Wo ist er hin?« »Keine Ahnung.« Sie wollte nicht darüber reden. Nicht mit ihm und auch nicht mit einem anderen. Mit niemandem. »Oh. Verstehe«, entgegnete er. »Wenn du etwas brauchst, dann lass es mich wissen.« »Danke.« Polina drehte sich um. »Hey. Lass uns gehen«, rief sie ihrem Hund zu, der seine Nase noch immer den Töpfen mit der Fleischsuppe entgegenstreckte und nur zu gerne mit einem großen Satz auf den Tisch gesprungen wäre, um dieser näherzukommen. Polina bemerkte dies. Wurde energischer und senkte ihre Stimme. »Los. Komm her. Mach schon.« Dann riss ihr Hund sich los. Lief ihr hinterher. Gemeinsam verschwanden die beiden in einer dunklen Ecke zwischen zwei Lastwagen, die auf dem Platz abgestellt worden waren. Polina setzte sich auf eine der Trittstufen der Fahrerkabine. »Guter Junge. Wir bleiben zusammen. Okay?« Mit ihren Fingern fischte sie ein wenig Fleisch aus der Suppe. Ihr vierbeiniger Freund jaulte freudig auf und gab ein kurzes Bellen von sich. Konnte es kaum abwarten. Mit der flachen Hand streckte sie ihm seine Ration entgegen. »Teil es dir gut ein. Viel mehr wird es für dich heute nicht geben.« Es war wenig. Aber davon, es sich einzuteilen, hielt er nichts. Dennoch. Er dankte es ihr. Kaute genüsslich auf den Stücken in seinem Maul herum und schleckte anschließend auch noch den letzten Rest der Soße von ihrer Hand. »Los komm. Wir gehen«, sagte sie, nachdem von dem Essen nichts mehr übriggeblieben war. Ihr Hund hatte selbst die Plastikschale ausgeleckt. Auch er schien zufrieden zu sein. Polina griff die Schale und stand auf. Sie lächelte. Es...



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