Ästhetische Erfahrung ist keine Sache des Gefühls, sondern des Verstehens. Darin ist sie der empirischen Erkenntnis verwandt. Ähnlich wie die empirische Erkenntnis beruht die ästhetische Erfahrung auf einem Prozeß der Reflexion. Wir können alle sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände zu Gegenständen der ästhetischen Reflexion machen. Kunstwerke sind jene ausgezeichneten Gegenstände ästhetischer Reflexion, die wir als ästhetisch wertvoll erfahren. Was ist ein Kunstwerk, und was macht seinen ästhetischen Wert aus. Zur Beantwortung dieser Fragen wird die ästhetische Reflexion als ein Zeichenprozeß analysiert, d.h. als ein Prozeß der Verwendung und Interpretation eines Gegenstandes als Zeichen. Die zeichentheoretischen Mittel, die diese Analyse erfordert, werden in kritischer Auseinandersetzung mit der Zeichentheorie von Nelson Goodman entwickelt. Zentrale Themen dieser Auseinandersetzung sind neben den Konzepten eines Zeichens und eines Zeichensystems natürliche und wissenschaftliche Zeichen, bildliche Zeichen und Metaphern. Kunstwerke erweisen sich als freie Zeichen, die zu keinem bekannten Zeichensystem gehören und deren Gestalt motiviert ist durch die Bedeutung. Wir interpretieren sie im Horizont unseres kulturellen Gedächtnisses. Dabei verstehen wir sie nicht als Zeichen, die auf Tatsachen bezug nehmen, sondern als Zeichen, deren Verständnis uns dazu nötigt, die Grenzen unserer Wahrnehmungs- und Denkgewohnheiten zu überschreiten.
Fricke
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