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E-Book, Deutsch, 172 Seiten

Fröhlich Alles Easy

Patchwork für Anfänger
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-8920-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Patchwork für Anfänger

E-Book, Deutsch, 172 Seiten

ISBN: 978-3-7504-8920-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die zwölfjährige Easy ist allein auf dem Weg zu ihrem Vater. Im Zug lernt sie Jamie kennen, einen Leidensgenossen zwischen den Welten. Jamie besucht seine Mum und deren Vollhonk-Freund, mit dem in den Sommerferien ein "Probewohnen" stattfindet. Klingt nach Alptraum. Wie gut, dass Easy ihren Vater im Urlaub ganz für sich alleine hat. Das denkt sie jedenfalls ...

Anja Fröhlich wurde 1964 als einziges Kind eines Lehrerehepaares geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie zwischen dem Rheinland, Rom und dem Sauerland. Während ihres Studiums der Filmwissenschaften, Kunstgeschichte und Psychologie bestritt Anja Fröhlich mit exotischen Jobs ihren Lebensunterhalt: als Betreuerin einer alternden Schauspielerdiva, als Buchhalterin auf einer Malediveninsel und als Ghostwriterin für Liebesbriefe. Später arbeitete sie als Filmredakteurin bei einem Kölner Stadtmagazin und als Texterin für diverse Kölner Werbeagenturen. Nach der Geburt ihres Sohnes 1995 machte sie sich als Autorin, Journalistin und Werbetexterin selbstständig. 2001 erschien ihr erster Roman. Es folgten zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, die mehrfach übersetzt und ausgezeichnet wurden. Alle Bücher findet man unter: www.anja-froehlich.de

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Kapitel 2
Zu Hause geht der Albtraum weiter. In meinem Zimmer, das Papa plötzlich Gästezimmer nennt, ist jetzt dieser Jimmi untergebracht. Überall hängen Bilder von peinlichen Comic-Helden, von denen sich jeder Einzelne für den stärksten Mann der Welt hält. Ein lebensgroßer Superman als Knautschpuppe hockt zusammengesackt in der Ecke. Meine Daunendecke ist mit Fußball-Bettwäsche bezogen, und über die neue Matratze, die ich mit Papa zusammen gekauft habe, ist ein grasgrünes Frotteebetttuch gespannt. Jimmi ist angeblich öfter hier, weil er bei seiner Mutter lebt. Und die beiden haben sich wohl schon länger hier eingenistet. Ich soll in Papas Arbeitszimmer schlafen, auf einer Matratze auf dem Boden. Und Jamie wird auf einer Luftmatratze bei seinem kleinen Bruder untergebracht. Direkt neben dem Hamsterkäfig, in dem Stinkie Miller wohnt. Ich verkneife mir, darauf hinzuweisen, dass Papa mir nie ein Haustier erlaubt hat. Auch nicht, als wir noch alle zusammen in der Fuchsstraße gewohnt haben. Jamie macht bei unserem Rundgang ein Gesicht, als wäre er unschuldig ins Gefängnis gesteckt worden und hätte sich entschlossen, alles wortlos über sich ergehen zu lassen. Selbst das Blau seiner Augen scheint verblasst. Er hat den Kopfhörer seit dem Bahnhof kein einziges Mal abgenommen, und man weiß nicht, ob er überhaupt hört, was wir sagen. Komisch, dass er bei den Erwachsenen damit durchkommt. Papa macht auf gute Laune, und Annette versieht alle mit verständnisvollen Blicken. Sie hat sogar eine Willkommensaktion geplant. Wir sollen alle zusammen eine Familienpizza backen. Ein riesiges Blech, auf dem jeder ein Stück nach eigenem Geschmack belegen darf. Wie in einer Koch-Show hat sie Käseschnipsel, Pilzstückchen, Salamischeibchen und Babypeperoni in kleinen Schälchen aufgestellt. Papa findet, das sei doch ein tolles Bild für unsere Situation. »Wir haben alle eine gemeinsame Basis, einen gemeinsamen Boden. Er tippt mit dem Schuh auf den Fußboden, während er mit dem Kopf auf den Pizzaboden weist. Ich hoffe nur, Jamies Musik ist laut genug, um diesen peinlichen Schwachsinn zu übertönen. »Und auf dieser Grundlage kann sich jeder frei entfalten. Ganz nach persönlichem Geschmack«, faselt Papa weiter. So was Uncooles würde er niemals von sich geben, wenn wir alleine wären. Bestimmt will er Annette damit beeindrucken. Nur gut, dass Mama mir zum Geburtstag Gilmore Girls auf DVD geschenkt hat. Alle Staffeln. Ich werde mich einfach in Papas Arbeitszimmer verkrümeln und die Ferien mit Familie Gilmore verbringen. Jedenfalls streue ich über mein Pizzastück nur ein paar Käsekrümel. Ich habe sowieso keinen Hunger. Nach dem Essen, bei dem außer Papa kaum jemand etwas sagt, behaupte ich, Bauchschmerzen zu haben, und verkrieche mich mit dem Laptop ins Arbeitszimmer. Doch irgendwie schaffe ich es nicht, gedanklich bei den Gilmores einzuziehen. Denn ständig klopft es an der Tür. Erst steckt dieser Jimmi seine kleine, kugelrunde Birne durch den Türspalt. Er sieht aus wie eine Bonsai-Ausgabe von Jamie. Dieselben Sommersprossen, dasselbe Wuschelhaar und dazu die Stechaugen. Er trägt auch Hängejeans und mopsige Turnschuhe. »Willst du mein Fußballbett haben?«, fragt er. »Ich könnte bei Mami und Papi2 schlafen.« »Papi2?!« »Ja, Papi2. Er ist zwar nicht so gut wie Papa1, aber er kann besser Fußi spielen.« Die Würgeschlange schlägt wieder zu. »Ganz lieb, aber nee danke.« Er nickt. Und als ich nichts weiter sage, zieht er seine kleine gepunktete Birne aus dem Spalt raus und schließt die Tür. Kurz darauf kommt Papa und will reden. Ich sage einfach wieder denselben Satz. »Ganz lieb, aber nee danke.« Doch Papa lässt sich nicht so schnell abwimmeln. »Gib der Sache etwas Zeit. Und wenn du willst, machen wir beide morgen erst mal etwas ganz alleine. Kino oder so, du weißt schon.« Die Würgeschlange ist kaum mehr zu bändigen. Ich versuche es nochmal mit der magischen Formel: »Ganz lieb, aber nein danke!« Papa starrt mich noch eine ganze Weile an, während ich auf den Bildschirm gucke und in meinem Tränenkanal eine Staumauer aus imaginären Sandsäcken errichte. Lange wird der Damm nicht mehr halten. Erst zwei Stunden später, als es in der Wohnung endlich ruhig geworden ist, schleiche ich mich ins Bad. Auch hier ist die Invasion der Jamie-Familie nicht zu übersehen. Teure Cremes und Parfüms wechseln sich ab mit Mickymaus-Zahnpasta und Gespenster-Duschgel. Macht nach der 111. Wäsche unsichtbar und brennt garantiert nicht in den Augen steht auf der Flasche. Im Spiegel entdecke ich dieses blasse Mädchen, das nirgendwo im Leben mehr richtig zu Hause ist. Dann brechen doch noch die Tränen durch, und das Bild verschwimmt, als wäre es mit Wasserfarbe gemalt. Auf dem Flur lauert mir zu allem Überfluss auch noch Jamie auf. Er will dringend mit mir sprechen und ignoriert mein »Ganz lieb, aber nein danke« einfach. Ungefragt folgt er mir bis in mein Zimmer, wo er mit seinen Stechaugen mein Gesicht abscannt, als wäre er Verhaltensforscher und ich ein unbekanntes Wesen. »Oh weh, es hat dich wohl übel erwischt. Tut mir leid, was ich im Zugüber deinen Vater gesagt habe ...« »Schon gut«, schniefe ich. »Ich kann deine Mutter auch nicht leiden.« Jamie nickt. Er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift Mach du mal, ich habe mir gerade die Hände eingecremt. »Glaub mir, ich hab auch keine Lust, mit meinem Bruder in einem Zimmer zu schlafen. Schon weil er das mit der Reinigung der Hamster-Toilette noch nicht ganz draufhat.« Jamie setzt sich auf Papas Schreibtischstuhl und legt die Füße auf den Tisch. Dann steckt er sich einen herumliegenden Stift in den Mund. »Hör zu, wir brauchen einen Plan, wie wir die beiden auseinanderbringen.« »Oha«, antworte ich. Ich frage mich, ob ich mit einem Jungen, der von einem Schwachkopf verfolgt wird, gemeinsame Sache machen sollte. Doch im Moment erscheint mir alles besser als sechs Wochen Würgeschlange. »Und wie bitte willst du das anstellen? Sollen wir ihnen Juckpulver ins Bett streuen? Und Enthaarungscreme unter das Shampoo mischen?«, schniefe ich. Auf Jamies Stirn brennen sich Sorgenfalten ein, als hätte man sie hineingebügelt. Wahrscheinlich stellt er sich gerade seine Mutter mit Glatze vor. »Nein, aus dem Furzkissen-Alter sind wir raus. Wir müssen viel ausgefuchster vorgehen. Schon mal was von psychologischer Kriegsführung gehört? Den Feind zermürben, ohne dass er es merkt? Am besten schlagen wir den Feind mit seinen eigenen Waffen. Dazu müssen wir nur seine Schwachstellen kennen!« Vielleicht hat er recht. Vielleicht sollte ich statt auf Heulsuse mal auf Kriegerin machen. Nur blöd, dass ich so angeschlagen bin. Ein Boxer steigt auch nicht verwundet in den Ring. »Meine Mutter tut so, als hätte sie gar keine Schwächen«, erklärt Jamie mit roten Ohren und von Papas angebissenem Kuli blau eingefärbten Lippen. »Aber das ist nur ein Trick. Willst du wissen, wie der funktioniert?« Ich schüttele den Kopf, doch Jamie redet einfach weiter. »Sie will immer die Gute sein, verstehst du? Sie ist Miss Obernett! Eigentlich sollte sie Onnette und nicht Annette heißen. Weißt du, wie ätzend das ist, wenn man mit seiner Mutter noch nicht mal richtig streiten kann?« Ich nicke, obwohl ich mir lieber die Ohren zuhalten würde. »Es ist so: Wenn man blöd zu ihr ist, dann wird sie erst recht nett. Nur damit man sich noch mieser und schuldiger fühlt. Das ist so was von gemein!« Und dann erklärt Jamie mir, dass er glaubt, Papa würde sich sofort von ihr trennen, wenn er diesen miesen Trick erstmal durchschaut hat. Aber das kann natürlich lange dauern. Dann soll ich ihm erklären, wie mein Vater so tickt und wo seine wunden Punkte liegen. Es ist kein gutes Gefühl, Papa an einen fremden und ganz und gar vertrauensunwürdigen Jungen zu verraten. Darum verpetze ich auch nur eine ganz kleine Macke. Jamie ist gleich begeistert. »That’s it!«, erklärt er feierlich und hält mir die Hand hin, um unsere Zusammenarbeit zu besiegeln. Zögernd strecke ich ihm auch meine Hand entgegen. Er drückt sie ein winziges bisschen länger und fester als normal. So als würde er mir helfen, über eine Mauer zu springen. Und ich habe plötzlich einen Hauch von einer Ahnung, dass wir zusammen etwas bewirken können. Am nächsten Morgen werde ich von einem Duft geweckt, der unter der Arbeitszimmertür hindurchkriecht wie ein süß-böser Nebelgeist. Zimtschnecken, schießt es mir durch den Kopf. Augenblicklich schrecke ich hoch. Ich öffne den Koffer,den Mama schon vor meiner Reise nach Köln geschickt hatte. Obendrauf liegt ein Brief, den sie mit grünem Filzstift geschrieben hat. Easy-Hase, du...



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