Fröhlich Love to go
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86456-025-5
Verlag: Oetinger Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
ISBN: 978-3-86456-025-5
Verlag: Oetinger Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Schlamassel, Schule, Schwärmerei
Alle lieben Mike Hoffmann. Nur Mel nicht. Sie findet, dass dieser Mike viel zu viele Tricks in seinem Mädchenverzauberungskasten hat. Deshalb startet Mel den Blog Girlaxis, um die anderen Mädchen ein für alle Mal zu warnen. Denn Mel ist sich sicher: Selbst in den Altenheimen geistern noch Mike Hoffmanns rum und machen den Omis falsche Komplimente über ihre falschen Zähne. Es dauert nicht lange, bis der Blog entdeckt wird und die ganze Schule darüber spricht. Doch als Mel Mike durch einen Zufall besser kennenlernt, verliebt sie sich in ihn, und ihr Herz weiß nicht, ob es vor Aufregung stehenbleiben oder davongaloppieren soll.
Witzig und rasant! Nach der erfolgreichen "Miss Krassikowski"-Reihe ist dies der neue Roman von Anja Fröhlich.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
KENNT IHR MIKE HOFFMANN? Ich meine jetzt nicht den Mike Hoffmann, sondern diesen einen Jungen, den es in jeder Klasse und in jedem Mädchenleben gibt. So ein voll süßer Typ, an den man beim Einschlafen denkt und beim Aufwachen. Beim Zehennägelschneiden und wenn man den Kajalstift anspitzt. Damit eins klar ist: Ich, Mel Reiche, denke nicht an Mike Hoffmann. Weder an den einen noch an irgendeinen anderen. Ich bin doch kein Idiot, der auf billige Tricks reinfällt. Dem wie diesem Hund aus den Experimenten der Sabber aus dem Mund läuft, wenn das Glöckchen klingelt. Ich bin nicht auf Mike Hoffmann abgerichtet. Mike hat übrigens nicht nur ein Glöckchen in seinem Mädchenverzauberungskasten. Er klingelt mit einem ganzen Glockenspiel, und die Ladys reißen sich reihenweise ein Bein aus, um wenigstens eine Facebook-Freundschaft von ihm zu ergattern. Ich muss dazusagen, dass Mike gar nicht aussieht wie Robert Pattinson oder so. Nicht mal wie Justin Bieber. Er ist eher der Christian Ulmen-Typ, falls den jemand kennt. Also nicht besonders durchtrainiert und auch nicht besonders groß. Er hat eine winzige Lücke zwischen den oberen Schneidezähnen und kommt immer ein bisschen stoffelig rüber. Aber gerissen, wie Mike ist, hat er diese kleine Macke eiskalt in einen Vorteil umgewandelt. Er macht beim Erstkontakt mit einem Mädchen einfach auf hilflos und kurbelt so bei seinem Opfer niederste Muttergefühle an. (Von Krankenschwester-Gefühlen ganz zu schweigen!) Sein Knuffelgesicht passt voll ins Kindchenschema. (Sorry, kein Ausdruck von mir, der stammt aus dem Bio-Unterricht.) Ich schreibe übrigens einen Blog über Typen wie Mike mit dem Namen Girlaxis. Das ist so eine Art Grundimmunisierung für mich. Vielleicht schreibe ich mal ein ganzes Bio-Buch über das Thema. Das müsste dann jeder Siebtklässler lesen – statt diese blöden Sexualkunde-Broschüren, in denen all der Krempel steht, den man sowieso schon weiß. Mit meiner neuen Spracherkennungs-App kann ich meine Beobachtungen sogar direkt ins Handy diktieren, und das ganze Elend wird augenblicklich in einen so gut wie druckfertigen Text umgewandelt. Mein neuester Eintrag: 13. Mai, 13.30 Uhr, Coffeeshop neben unserer Schule Mike lässt sich mit einem Milchkaffee neben ein fremdes Mädchen auf ein Sofa plumpsen. Klar schwappt ein bisschen Schaum über den Pappbecherrand – unbeholfen, wie er ist. Und er fängt auch gleich voll umständlich an, sich bei seinem Opfer zu entschuldigen. Dabei hat er in erster Linie seine eigene Hose getroffen. Prognose: Coffee2go-Mike hat auf Love2go-Modus geschaltet. »Ich hab dich doch nicht getroffen, oder?«, fragt Mike ganz außer sich vor Sorge. »Weißt du, du bist so ein Mädchen, das total – wie soll ich sagen – so, so fleckenlos aussieht. Ich meine, also, du siehst aus, als würde dir nie was umfallen, weil du dein Leben irgendwie einfach im Griff hast. Du siehst echt perfekt aus – also nicht im spießigen Sinne!« Die Unbekannte grinst wegen des unbeholfenen (zugegebenermaßen total bescheuerten) Kompliments und saugt mit ein paar perfekt geglossten Lippen an einem Strohhalm. Ferndiagnose: Er gibt ihr ein gutes Gefühl, weil er sich kleiner macht, als er ist. Sie glaubt, das Spiel mit dem Stoffel in der Hand zu haben. Irrtum! »Hast du vielleicht ein Tempo?«, fragt Mike. Das Mädchen greift hinter sich, holt mit hochgezogenen Augenbrauen eine Serviette aus dem Spender und reicht sie ihm wortlos. Ja, ja, mach ruhig auf überheblich. Du glaubst ja gar nicht, wie schnell der Typ dich am Wickel hat. »Oh Mann, ja, die Box da mit den Servietten, die habe ich glatt übersehen«, entschuldigt sich Mike. Er ist schlau genug, jetzt eine kleine Pause einzulegen und sein Opfer mit seinen Gedanken und Gefühlen allein zu lassen. Kann ich verstehen. Denn Mädchen haben ja nicht nur einen Mutterinstinkt, sondern auch einen ganz feinen Riecher dafür, wenn jemand sie plump anbaggern will. Klar finden sie es cool, angebaggert zu werden. Aber sie wollen auch Frau der Lage bleiben. Und wenn sie sich verfolgt oder zugelabert fühlen, sind sie ruck, zuck weg – wie scheue Rehe, die es im Unterholz knistern hören. Es reicht also, dass Mike ab und zu mal aus seinem Knuffelgesicht vor sich hin oder, besser noch, in sich hineingrinst wie ein Milka-Schmunzelhase, während er an seinem Handy spielt. Sieht so aus, als bekäme er SMS von total witzigen Freunden oder Freundinnen. Sie blättert in einer Zeitschrift und wirft alle zehn Sekunden einen heimlichen Blick zu ihm rüber. Er hat es gar nicht nötig, ihre Blicke zu erwidern. Oh Mann, wie kann man sich seiner Sache nur so sicher sein? Natürlich weiß Mike, dass er beobachtet wird. Denn gerade als sie wieder zu ihm schielt, dreht er ihr plötzlich das Knuffelgesicht entgegen und sagt – wahrscheinlich mit Samtstimme –: »Kann es sein, dass wir uns kennen?« Leider werde ich genau in diesem Moment von meinem Beobachtungsposten verscheucht. Angeblich stehe ich einer dünnen Kellnerin mit winzigem Tablett voll im Weg. Darum muss ich die beiden jetzt aus der Ferne beobachten. Aber ich kann mir schon denken, was Miss Opfer gerade auf die Schmunzelhasen-Frage antwortet: »Hab ich auch gerade gedacht«, wird sie sagen. Schon um ihre peinliche Rüberguckerei zu rechtfertigen. Natürlich kennen die beiden sich nicht. Aber jetzt hat Mike einen Grund, seinen ganzen Freundeskreis aufzuzählen, weil es ja sein könnte, dass sie sich über einen gemeinsamen Bekannten kennen. Jedenfalls redet er plötzlich wie ein Wasserfall. Falls er tatsächlich über seine Freunde spricht, dann schmückt er mit Sicherheit jeden von ihnen mit einem ausgefallenen Adjektiv oder gar einer kleinen, lustigen Anekdote. Ich kenne ihn. Er geht schließlich seit sieben Wochen in meine Parallelklasse. Oder besser gesagt, ich gehe in seine, weil ich zurzeit bei meiner Oma einquartiert worden bin. Man könnte es auch »zu Hause ausquartiert« nennen. Denn meine Mutter ist Flugbegleiterin und fliegt neuerdings auch nachts. Sie meint, sie hätte ein »Betreuungsproblem«. Ich würde sagen, sie hat noch ganz andere Probleme! Aber dazu später mehr. Die Fremde kann jedenfalls ihre Begeisterung über den Schmunzelhasen kaum mehr verbergen. Ihre Gesichtszüge tauen so was von auf, auch wenn sie natürlich keinen einzigen von den genannten Kandidaten kennt. Die beiden hören gar nicht mehr auf zu quatschen. Ich nehme an, sie sind inzwischen mit dem Bekanntenkreis durch und gehen die Schauplätze durch, die sie gemeinsam besucht haben könnten: den Salon Schmitz, die Montessori-Grundschule, den Judoverein (wo Mike während seiner kurzen Mitgliedschaft allerdings mehr oder weniger unsichtbar war, weil er permanent im Schwitzkasten von irgendeinem echten Kämpfer versteckt gehalten wurde) … Ich wette, das ist der Moment, in dem Mike sich bei der Fremden unauslöschlich zwischen die Sympathie-Synapsen in ihrem Gehirn geknotet hat. In den nächsten Wochen werden keine fünf Minuten vergehen, in denen sie nicht an ihn denkt! Ihr fragt euch vielleicht, warum diese Knuffel-Typen so ausgefuchste Trickser sind, die an jeder Ecke irgendwelche Mädchenherzen durchelektrisieren, um dann unbekümmert zum nächsten Opfer weiterzuflattern. Das habe ich mich natürlich auch gefragt. Ehrlich gesagt weiß ich es selbst nicht ganz genau. Und noch ehrlicher gesagt ist das die Frage, die mich beim Aufwachen und beim Fußnägelschneiden beschäftigt. So gesehen denke ich also auch ständig an Mike Hoffmann. Aber ich tue das für den guten Zweck. Nämlich, um Jungs wie ihm gerade nicht zu verfallen. Wenn ich diese Spezies verstehe, dann kann sie mir nichts mehr anhaben. Mein Leben lang. Denn ich bin mir sicher, dass selbst in den Altenheimen noch Mike Hoffmanns rumgeistern und den Omis falsche Komplimente über ihre falschen Zähne machen. Natürlich habe ich schon ein paar Vermutungen, warum unser Vorführmodell »Mike« diesen ganzen Zauber veranstaltet. Vermutung 1: Er ist süchtig. Wonach, bin ich mir noch nicht ganz sicher. Wahrscheinlich nach Liebe oder, besser gesagt, nach Geliebtwerden. Denn er selbst ist natürlich komplett liebesunfähig. Vermutung 2: Er ist ein schnöder, blöder Sammler, so wie diese Euromünzensammler, die ihre Cents aus allen Euroländern in ein vorgestanztes Pappbuch drücken und voll glücklich sind, wenn es wieder ›Klack‹ macht. Vermutung 3: Er will sich für irgendetwas bei Mädchen rächen. Aber wofür? Ich wette, kein Mädchen auf der ganzen Welt hat ihm je etwas angetan. Aber wer weiß, vielleicht war er als Kleinkind ja mal richtig pummelig und ist auf dem Spielplatz von ein paar Sandkuchenbäckerinnen gedisst worden. Mit einem Klick stehen die neuesten Erkenntnisse aus meiner Forschungsarbeit online. Obwohl ich gar keine Werbung für meinen Blog mache, habe ich inzwischen schon hundertdreizehn Follower. Und es werden jeden Tag mehr. Natürlich schreibe ich unter die Texte nicht meinen Namen. Das wäre viel zu gefährlich. Angenommen, jemand aus meiner neuen Schule würde den Blog durch Zufall...