Fröhlich Maddrax - Folge 338
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8387-2582-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Alpha = Omega
E-Book, Deutsch, Band 338, 64 Seiten
Reihe: Maddrax
ISBN: 978-3-8387-2582-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
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Weit über ihr zog ein Vogel seine Kreise. Nein, das war der falsche Ausdruck: Er flog ein Stück, wendete, flog zurück und änderte erneut die Richtung. Immer wieder stieß das Tier schrille Laute aus, die an das Weinen eines Kindes erinnerten. Es wirkte orientierungslos und verwirrt. So wie ich! Von der Seite her schoss ein größerer Vogel auf das kleine Exemplar zu, zielstrebiger – und tödlicher! Er packte es im Flug, stürzte mit ihm dem Boden entgegen, fing sich aber rechtzeitig und zog mit seiner Beute ab. Gefesselt von dem Schauspiel vergaß Aruula für ein paar Sekunden ihre Kopfschmerzen. Doch als der Untergrund erneut erzitterte, kehrten auch die Stiche in ihrem Schädel zurück. Nicht so peinigend wie beim Erwachen; dennoch stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie stemmte sich in eine sitzende Position, was ihr mit den metallischen Verstrebungen des Exoskeletts, das sie trug, nicht gerade leichtfiel. Verdammte Teknikk! Verdammt auch der Kerl, der es ihr angelegt hatte, dieser … dieser … Sie erinnerte sich nicht mehr an den Namen. Sie wusste nur noch, dass sie bereits eine Zeitlang mit ihm unterwegs gewesen war. Egal: Sie hätte ihm in diesen Sekunden am liebsten ihr Schwert zwischen die Rippen gejagt. Im nächsten Moment schüttelte sie den Kopf. Was waren das für Gedanken? Welcher Wahnsinn hielt sie im Griff? So kannte sie sich gar nicht. Sie kämpfte dagegen an, und nach und nach beruhigte sich nicht nur ihr Innenleben, auch der Untergrund stellte sein Zittern ein. Die Kopfschmerzen ebbten zu einem dumpfen Pochen ab. Aruula stemmte sich hoch. Erst auf die Knie, dann auf die Beine. Vorsichtig setzte sie einen Fuß nach vorne. Als die zittrigen Knie nicht unter ihr nachgaben – wohl auch, weil das Metallskelett sie stützte –, erlaubte sie sich ein erleichtertes Seufzen. Sie musste herausfinden, wohin es sie verschlagen hatte. Und dazu musste sie erst einmal dieses Farnfeld verlassen. Sie sah sich um. In welche Richtung sollte sie gehen? Egal, eine war so gut wie die andere. Es dauerte nicht lange, da entdeckte sie vor sich den Rand des Feldes. Sie beschleunigte ihren Schritt, trat zwischen den Farnwedeln hervor und blieb stehen. Aruula blickte auf eine hügelige Landschaft, die ihr vertraut vorkam, ihrer Erinnerung aber dennoch nicht auf die Sprünge half. Linker Hand erstreckte sich eine Reihe dichter Sträucher, rechts lag freies Grasland, vor ihr stieg das Gelände sanft an und führte zu einem Wäldchen. Ein Schauder huschte ihr über die Haut. Nur weil es kühler war, als es hätte sein sollen? Oder weil der Anblick den Hauch einer unangenehmen Erinnerung in ihrem Hinterkopf erweckte? Da fiel ihr etwas anderes auf: Woher wusste sie eigentlich, wie kühl es hätte sein sollen? „Weil es noch vor Kurzem wärmer war“, murmelte sie. Diese Erkenntnis, dieser dünne Faden einer Erinnerung nahm sie so gefangen, dass sie ihren Mörder erst im letzten Augenblick aus den Büschen hervorspringen sah. „Dämonenbrut!“, brüllte er. Aruula wirbelte herum. Im Bruchteil einer Sekunde nahm sie verschiedene Eindrücke wahr: die großporige Knollennase des Angreifers; die rote Narbe, die eine seiner Augenbrauen spaltete; der Gestank nach Zwiebeln und fauligem Fleisch aus dem zahnlosen Mund; die wässrig blauen Augen, in denen Irrsinn glühte. Und das schartige Metallstück in seiner rechten Hand. Kein Schwert, aber in eine Form gehämmert, die grob daran erinnerte. Die Hand der Kriegerin flog nach oben und umklammerte den Griff ihres eigenen Schwerts, das in einer Rückenkralle steckte. Gleichzeitig machte sie einen Satz nach hinten. Doch ihre Reaktion kam zu spät. Sie konnte die Klinge nicht einmal zur Hälfte ziehen, da bohrte sich die Waffe des Angreifers in ihren Bauch. Zuerst spürte sie keinen Schmerz, nur grenzenlose Überraschung und Wut darüber, dass sie sich hatte überrumpeln lassen. Sie wollte endlich ihr Schwert ziehen, doch die Finger brachten nicht mehr die Kraft dazu auf. Die Beine gaben unter ihr nach und sie fiel auf die Knie. Der Kerl mit der Knollennase zog das Metallstück aus ihrem Leib. Ihr Inneres verkrampfte, dann entlud sich die Anspannung in einem blutigen Husten. Jetzt erst kam der Schmerz, schlimmer als alles, was sie bisher gespürt hatte. Aruula kippte nach vorn, prallte mit dem Gesicht auf die Erde. Mit letzter Kraft wälzte sie sich auf den Rücken. Wieder starrte sie in den Himmel. Der Raubvogel fiel ihr ein, der den anderen überrascht und im Flug getötet hatte – so wie der Kerl sie überrascht und getötet hatte, dieser Kerl mit dem widerlichen Gestank nach Zwiebeln und Fleisch, der selbst jetzt in ihre Nase stach wie seine Klinge in ihren Bauch, der ihr Übelkeit verursachte und ihr den Mund mit Blut füllte, mit Blut, Blut und noch mehr Blut, das ihr über die Lippen rann und aus ihrem Körper strömte, wie es auch das Leben tat, o diese Schmerzen, diese alles verzehrenden Schmer … Ihre erste Empfindung war Schmerz. Der Boden unter ihr bebte und schüttelte sich, als leide auch er Qualen. Die Kriegerin schlug die Augen auf und verfluchte sich im nächsten Moment für diese Dummheit, denn das Sonnenlicht floss wie geschmolzenes Metall in ihren Schädel und drohte ihn von innen zu zerreißen. Lange Sekunden vergingen, bis sich ihre Sicht aufklarte und sie Einzelheiten erkannte. Sie lag auf dem Boden; schulterhohe Farnwedel und vereinzelte Bäume und Sträucher umgaben sie. Über ihr spannte sich ein Himmel von beängstigend strahlendem Blau. Aruula runzelte die Stirn, versuchte sich zu erinnern. „Bei Wudan, wo bin ich?“ Weit über ihr zog ein Vogel seine Kreise. Nein, das war der falsche Ausdruck: Er flog ein Stück, wendete, flog zurück und änderte erneut die Richtung. Immer wieder stieß das Tier schrille Laute aus, die an das Weinen eines Kindes erinnerten. Es wirkte orientierungslos und verwirrt. So wie ich! Aber das stimmte nur zum Teil. Denn wenn auch sie keine Ahnung hatte, wo sie sich befand, wusste sie doch, was gleich geschehen würde. Aber das war unmöglich! Woher hätte sie das wissen sollen? Von der Seite her schoss ein größerer Vogel auf das kleine Exemplar zu, zielstrebiger – und tödlicher! Er packte es im Flug, stürzte mit ihm dem Boden entgegen, fing sich aber rechtzeitig und zog mit seiner Beute ab. Aber wie …? Gefesselt von dem Schauspiel vergaß Aruula für ein paar Sekunden ihre Kopfschmerzen. Doch als der Untergrund erneut erzitterte, kehrten auch die Stiche in ihrem Schädel zurück. Nicht so peinigend wie beim Erwachen; dennoch stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie stemmte sich in eine sitzende Position, was ihr mit den metallischen Verstrebungen des Exoskeletts, das sie trug, nicht gerade leichtfiel. Verdammte Teknikk! Verdammt auch der Kerl, der es ihr angelegt hatte, dieser … dieser … Sie erinnerte sich nicht mehr an den Namen. Sie wusste nur noch, dass sie bereits eine Zeitlang mit ihm unterwegs gewesen war. Egal: Sie hätte ihm in diesen Sekunden am liebsten ihr Schwert zwischen die Rippen gejagt. Im nächsten Moment schüttelte sie den Kopf. Was waren das für Gedanken? Welcher Wahnsinn hielt sie im Griff? So kannte sie sich gar nicht. Sie wartete ab, bis das Zittern des Bodens nachließ, dann stand sie auf. Du musst raus aus diesem Farnfeld und nachsehen, wohin es dich verschlagen hat. Der Gedanke kam ihr vertraut vor. Natürlich, schließlich war er ihr im Traum gerade auch gekommen. Traum? Hatte sie geträumt? In welche Richtung sollte sie gehen? Sie entschied sich für die, in der sie – aus welchem Grund auch immer – den Rand des Feldes wusste. Nur kurz darauf erreichte sie ihn. Sie beschleunigte den Schritt, trat zwischen den Farnwedeln hervor ins Freie und blieb stehen. Aruula blickte auf eine hügelige Landschaft, die ihr vertraut vorkam, ihrer Erinnerung aber dennoch nicht auf die Sprünge half. Linker Hand erstreckte sich eine Reihe dichter Sträucher, rechts lag freies Grasland, vor ihr stieg das Gelände sanft an und führte zu einem Wäldchen. Ein Schauder huschte ihr über die Haut. Nur weil es kühler war, als es hätte sein sollen? Oder weil der Anblick den Hauch einer unangenehmen Erinnerung in ihrem Hinterkopf erweckte? Da fiel ihr etwas anderes auf: Woher wusste sie eigentlich, wie kühl es hätte sein sollen? Auch dieser Gedanke war ihr aus dem Traum vertraut. Er war ihr durch den Kopf geschossen, kurz bevor der Kerl mit der großporigen Knollennase und dem zu einer Klinge gehämmerten Metallstück … Ihr stockte der Atem, als sie die Bedeutung des Traums erkannte. Wudan hatte ihn geschickt, um sie zu warnen! In einer fließenden Bewegung zog sie das Schwert aus der Rückenkralle und wirbelte herum. Und tatsächlich! Da stand er vor ihr, der Kerl mit der Knollennase, das schartige Metallstück zum Zustoßen bereit. „Dämonenbrut!“, schrie er. Ein Gestank nach Zwiebeln und fauligem Fleisch fuhr Aruula in die Nase, als ihre Klinge die Waffe des Angreifers traf und zur Seite stieß. Das schartige Metallstück rutschte an ihrem Exoskelett ab, fetzte aber mit Graten und Kanten eine klaffende Wunde in Aruulas Taille. Im ersten Augenblick spürte sie keinen Schmerz, sondern nur Wut darüber, dass sie den Traum nicht rechtzeitig als eine Warnung Wudans verstanden hatte. Der Angreifer setzte nach. Wut, Hass und Wahnsinn glitzerten...