Geest / Jackson Karrierewege in der Kreuzfahrt

Experten geben Einblicke in ihren beruflichen Alltag
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7481-3421-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 252 Seiten

Karrierewege in der Kreuzfahrt Experten geben Einblicke in ihren beruflichen Alltag Branchenexperten im Interview - Tipps und Empfehlungen für Deine Berufswahl! Wie sieht das Arbeiten in der Kreuzfahrtbranche wirklich aus? Welche Tätigkeitsbereiche gibt es und welche Voraussetzungen werden hierfür verlangt? Wir möchten Dir einen Eindruck vermitteln, wie vielfältig das Arbeiten in der Kreuzfahrtbranche ist und Dir helfen, Missverständnisse und Enttäuschungen bei Deiner Ausbildungs- und Studienwahl und vor allem im Berufsleben zu vermeiden. Deshalb haben wir gestandene Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen der Kreuzfahrt - sowohl an Bord als auch an Land - interviewt. Sie geben Dir realistische Einblicke in ihre facettenreiche Arbeitswelt der Kreuzfahrtbranche und wertvolle Empfehlungen für Deine Berufswahl. Leinen los für Deine Karriere in der Kreuzfahrt!

Autoren/Hrsg.

Geest, Dirk

Jackson, Ulrike

Leseproben

I. BRANCHENEXPERTEN IM INTERVIEW Die Spezialisten an Bord Name: Erika Albrecht
Position: Reiseleiterin
Unternehmen: u.a. PHOENIX Reisen + Hansa Kreuzfahrten + Warum haben Sie sich beruflich für die Kreuzfahrtbranche entschieden? Es wurden Kursleiter auf Schiffen gesucht, ich kam von der VHS als Seidenmalerin, war Offiziersfrau. Nach dem frühen Tod meines Mannes musste ich mein Leben neu organisieren. Ich wollte mit Menschen kreativ arbeiten. Der Erfolg bestätigte recht bald die Richtigkeit meines Handelns. Unzählige Ortswechsel durch den Beruf meines Mannes war ich gewöhnt und die Töchter hatten schon eigene Familien. Ich war zu dem Zeitpunkt bereits 74 Jahre alt. Eine Seiteneinsteigerin! + Welche Ausbildung bzw. welches Studium haben Sie für den Einstieg in die Kreuzfahrtbranche absolviert? Abitur 1945. Privatunterricht bei einem Kunstmaler, dann Stoffmalerei auf Zuckersäcken – es war Nachkriegszeit! „Es gilt der Grundsatz: 12 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, 6 Monate am Stück!“ – Erika Albrecht + Würden Sie es noch einmal genauso machen? Wenn ich jung wäre sofort! + War es leicht, in der Kreuzfahrtbranche Fuß zu fassen? Für mich ja. Ich war mit Disziplin aufgewachsen und brachte Können mit. + Beschreiben Sie bitte Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr Aufgabengebiet. Ich bin für verschiedene Kreuzfahrtreedereien als Reiseleiterin im Einsatz. Zu meinen Aufgaben gehören: Zuwendung für die meist älteren Passagiere, Büroarbeit, Information an der Rezeption, Ausflugsbegleitung, Lesungen, Malkurse an Seetagen und immer wieder Gespräche mit Passagieren. + Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Ab 8:00 Uhr Dienst an der Information oder je nach Programm Begleitung von Vormittags- und Nachmittagsausflug oder eines Ganztagesausflugs. An Seetagen Unterhaltung der Gäste mit Vorträgen, Spielen, Sport. Büroarbeiten (Urkunden, Glückwunschschreiben, Tagesprogramm usw.). Ich arbeite bis zu 12 Stunden am Tag, denn bei den Shows muss man anwesend sein und bei Crew-Shows selbst auf der Bühne mitmachen! + Können Sie etwas zu Ihrem Arbeitspensum (in Wochenstunden) und zum Gehaltsgefüge innerhalb der Kreuzfahrtbranche sagen? Es gilt der Grundsatz: 12 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, 6 Monate am Stück! Die Entlohnung ist Verhandlungssache, es gibt keine Gewerkschaft bei den Kreuzfahrt-Gesellschaften. Ich kann nur von mir sprechen: Das Leben auf dem Schiff ist frei in einer Einzelkabine für Reiseleiter. Extra bestellte Getränke werden mit 50 Prozent berechnet, Wäsche wird gewaschen und gebügelt, die Uniform für die Dauer der Anstellung zur Verfügung gestellt. Meine Tagesvergütung betrug 90 Euro. Anreise und Abreise (Flug oder Bahn/Bus) wurden wohin auch immer bezahlt. „Man muss Menschen mögen und sich mit vollem Engagement einbringen (…)! Dazu Freundlichkeit, Höflichkeit, Teamfähigkeit und jede Menge Gelassenheit.“ – Erika Albrecht + Was sind die Voraussetzungen für Ihre Tätigkeit? Welche fachlichen, sozialen und emotionalen Kompetenzen werden hierfür benötigt? Man muss Menschen mögen und sich mit vollem Engagement einbringen, das sind die wichtigsten Eigenschaften, die man für diesen Job braucht. Dazu Freundlichkeit, Höflichkeit, Teamfähigkeit und jede Menge Gelassenheit. + Sind Sie beruflich viel unterwegs und auf Reisen? Wer auf einem Schiff arbeitet ist immer unterwegs. Im Sommer im Norden und im Winter im Süden des Kontinents. + Können Sie jungen Menschen einen beruflichen Einstieg in die Kreuzfahrtbranche empfehlen? Wer bereit ist, hart zu arbeiten, sein Ego zurückzunehmen und in einer Gemeinschaft auf engem Raum mit vielen, ständig wechselnden Menschen zusammen sein kann, zu dem sage ich ja. + Welche Einstiegsmöglichkeiten bietet das Unternehmen, in dem Sie beschäftigt sind (z.B. Praktika, Bachelor-/Master-Thesis, Traineeprogramm, Direkteinstieg)? Ich empfehle jedem, der sich mit dem Gedanken trägt, die Welt zu erkunden und das Leben auf einem Schiff zu erfahren, ein Praktikum an Bord. + Wie erfahren ist die Kreuzfahrtbranche mit den neuen Bachelor- und Master-Studienabschlüssen? Dazu fehlt mir der Einblick in die Einstellungsabteilung, aber die jungen Hochschulabsolventen kommen leider mit ganz verkehrten Voraussetzungen und Vorstellungen an Bord... Zu Beginn der Tätigkeit sollten sie alles, was sie um Management und Karriere gelernt haben, vergessen! Dieses Wissen kann im Laufe des weiteren beruflichen Lebensweges von Nutzen sein, aber an Bord sind praktische Fähigkeiten gefragt. + Was schätzen Sie an Ihren jungen Bewerbern, was vermissen Sie bzw. wo sehen Sie grundlegend noch Verbesserungsbedarf im Ausbildungs- und Studiensystem? Ich komme nicht von einem Club-Schiff, bei uns galt Gala noch als elegant und festlich in Bezug auf Garderobe und Benehmen. Viele junge Menschen empfinden das als verknöchert und kommen lieber cool daher. Aber gerade auf Kreuzfahrten sind die Gäste in der Überzahl ältere Menschen, die noch den Knigge kennen und mögen. Und ich freue mich, wenn auch junge Kollegen an gutem Benehmen Gefallen finden. Ich mag junge Menschen! + Als Letztes – was würden Sie jungen Menschen, die vor ihrer Berufswahl stehen, mit auf den Weg geben? Ausprobieren, ein Praktikum machen! Achtung vor dem Mitmenschen zeigen und sich mit älteren Passagieren unterhalten. Sie waren oft Vorbild in Haltung und Lebensweise. Wenn Du Kontakt zu Erika Albrecht aufnehmen möchtest: [phone] [e-mail] Name: Alexander Holst
Position: Ausflugsexperte
Unternehmen: sea chefs Malta Ltd.
(im Auftrag von TUI Cruises) + Warum haben Sie sich beruflich für die Kreuzfahrtbranche entschieden? Die große Komplexität dieser Branche fasziniert mich: Kreuzfahrtreedereien vereinen die Arbeitsbereiche Reiseveranstaltung, Hotellerie, Destinationsmanagement, Eventmanagement und Logistik unmittelbar in einem einzigen Unternehmen. Nur wenn all das perfekt funktioniert und aufeinander abgestimmt ist, wird die Reederei dauerhaft Erfolg haben. Diese Systematik zu durchschauen und mitzugestalten empfinde ich als spannende Herausforderung. + Welche Ausbildung bzw. welches Studium haben Sie für den Einstieg in die Kreuzfahrtbranche absolviert? Zunächst habe ich an der EBC Hochschule Hamburg ein Studium in „Tourism- & Event Management B.A.“ absolviert. Besonders geprägt haben mich dabei ein Sommerjob als Reiseleiter in den Niederlanden und Italien (im Rahmen meines Auslandspraktikums) sowie ein Auslandssemester in Barcelona. Anschließend bin ich nach Italien gezogen und habe an der Università di Roma Tor Vergata in Rom „M.Sc. in Business Administration“ mit dem Schwerpunkt „Management Consulting“ studiert. + Würden Sie es noch einmal genauso machen? Ja, unbedingt! Der hohe Praxisanteil im Bachelorstudium hat mir geholfen, mich im weiten Feld der Tourismus- und Event-Branche zu orientieren und viele Dinge auszuprobieren. Die Entscheidung für einen Master im Ausland war ein bewusst gewähltes Abenteuer. Für meinen derzeitigen Job wäre der Mastertitel zwar nicht erforderlich gewesen, aber die Lebens- und Studienerfahrungen in Rom haben mich persönlich unglaublich bereichert und gestärkt. Da ich am Ende des Bachelorstudiums schon wusste, dass ich später in der Kreuzfahrtbranche arbeiten möchte, wurde ich von Kommilitonen oft gefragt, ob ich mich im Master nicht lieber darauf spezialisieren wolle. Ich war aber damals (und bin es bis heute) überzeugt, dass mir die Vertiefung allgemeiner BWL und nicht zuletzt die Auslandserfahrung mehr gebracht hat als ein detailliertes Studium der Kreuzfahrtbranche. Diese branchenspezifischen Themen lassen sich schließlich auch nebenbei in der Praxis erlernen. + War es leicht, in der Kreuzfahrtbranche Fuß zu fassen? Ja. Mein Eindruck ist, dass ein Einstieg an Bord deutlich einfacher ist als an Land, zumindest bei deutschen Reedereien. Im internationalen Umfeld, wo auch für Stellen mit intensivem Gästekontakt keine Deutschkenntnisse erforderlich sind, ist die Konkurrenz der Bewerber aus aller Welt extrem hoch. Generell sind die Reedereien aber immer auf der Suche nach geeigneten Nachwuchskräften. Zum einen, weil sie immer mehr Schiffe bauen, zum anderen, weil viele die Tätigkeit an Bord nur als Übergangsjob sehen oder die harte Arbeit nicht länger als ein paar Monate durchhalten. Hier bieten sich motivierten Studien- und Ausbildungsabsolventen sehr gute Einstiegschancen. + Beschreiben Sie bitte Ihre berufliche Tätigkeit und Ihr Aufgabengebiet. Ich arbeite als Ausflugsexperte an Bord der ‚Mein Schiff‘-Flotte von TUI Cruises. Von Dezember 2017 bis Mai 2018 habe ich meinen ersten Einsatz auf der „Mein Schiff 4“ absolviert....