E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 1 mm x 2 mm, Gewicht: 1 g
Glattauer Mama, jetzt nicht!
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-552-06178-1
Verlag: Zsolnay, Paul
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kolumnen aus dem Alltag
E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 1 mm x 2 mm, Gewicht: 1 g
ISBN: 978-3-552-06178-1
Verlag: Zsolnay, Paul
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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"Roquefort auf Reise (S. 34-35)
Am 14. Dezember wurde in Dijon ein französisches Weihnachtspaket aufgegeben. Sieben Tage später kam es in Wien an. Empfänger Josef K. war allerdings nicht daheim. Die Mitteilung zur Hinterlegung ging in Werbeprospekten unter. Das Paket blieb im Postamt. Weitere neun Tage vergingen – da langte bei Josef K. eine Aufforderung der Post ein, wonach jene Sendung »wirklich dringend« abzuholen sei. Doch der Empfänger war verreist. Erst Tage später war Josef K. in der Lage, das Postamt aufzusuchen – zu Mittag, da hatte es geschlossen.
Weitere fünf Stunden vergingen – kostbare Reifezeit, wie sich bald weisen sollte.Am Abend stand der Kunde vor einer der Schwerarbeiterregelung akut bedürftigen Postbediensteten, die mit zittrigen Händen jenes monströse, mehrfach umwickelte, mit Heftklammern übersäte Paket hervorholte, welches das Amt tagelang in Atem gehalten hatte. Und die Postlerin sprach: »I waaß zwoa net, wos drin is, oba es is extrem!« – Ihr sei verraten: ein Ex-Brie, ein Ex-Mont-d’Or, ein Ex-Roquefort und ein (auf ewig) aromatisierter Seidenschal.Kleiner Tipp an Frankreich: Schickt uns SMS oder E-Mails, aber reizt nie wieder die diabolische Mischung aus Käse und Postweg aus.
Bettelkatalog
Wie man gemeinhin argumentiert, warum man Bettlern kein Geld gibt:Weil man nicht bei ihnen vorbeikommt. Weil man sie nicht bemerkt. Weil man nicht hinschaut. Weil es sie eigentlich nicht geben dürfte. Weil in Österreich kein Mensch betteln müsste. Weil es Arbeit für jeden gibt (außer für Arbeitslose, aber für die gibt es Arbeitslosenunterstützung). Weil die Sozialhilfe ohnehin von Steuergeldern bezahlt wird. Weil Betteln nicht erlaubt ist. Weil Bettler oft organisiert und kriminell sind. Weil Bettler ihre Kinder zum Betteln statt in die Schule schicken. Weil die bettelnden Kinder daheim alles abliefern müssen.
Weil man Bettlern mit Geld prinzipiell nicht helfen kann. Weil sie mit dem erbettelten Geld weder Gewand noch Essen, sondern Alkohol kaufen. Weil sie mit dem Geld ihre Drogensucht finanzieren. Weil sie sonst glauben, sie können weiter vom Betteln leben. Weil es immer mehr Bettler geben würde, je mehr man jedem Einzelnen von ihnen gibt. Weil es, umgekehrt, bald keine Bettler mehr gäbe, wenn ihnen keiner mehr etwas gibt. Weil man die Armut von der Straße wegfegen könnte, indem man sie aushungert.Wie man argumentiert, warum man Bettlern Geld gibt: Gar nicht. Man gibt."