Goblirsch | Kommunikation in kommunalen Projekten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 260 Seiten, E-Book

Reihe: Haufe Fachbuch

Goblirsch Kommunikation in kommunalen Projekten

Theorie- und Praxishandbuch für kommunale Großprojekte
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-648-17901-7
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Theorie- und Praxishandbuch für kommunale Großprojekte

E-Book, Deutsch, 260 Seiten, E-Book

Reihe: Haufe Fachbuch

ISBN: 978-3-648-17901-7
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Projekte der öffentlichen Hand stehen unter der besonderen Kontrolle der Öffentlichkeit. Bürgerproteste und daraus folgende Verzögerungen der Vorhaben, können Projekte extrem verteuern. Das wird in Zeiten knapper Haushalte zunehmend problematisch. Vieles kann mittels gut durchdachter Kommunikation mit Projektpartnern, Födergeldgebern, Behörden und vor allem mit der Öffentlichkeit aufgefangen werden. Dadurch entsteht eine breite Basis der Zustimmung und ein verlässlicher Projektverlauf. Dieses Buch von Gisela Goblirsch liefert anhand eines fiktiven Großprojekts wertvolle Einblicke in die Kommunikationsaufgaben und -strukturen. Es führt beispielhaft durch alle „Baustellen“ der Kommunikation und liefert beispielhafte Lösungsansätze.

Inhalte:

- Projekte, Kommunikation und Projektkategorien

- Projektklassifizierung aus Bürgersicht: Sichtbar, unsichtbar, spürbar, nicht greifbar

- Musterstadt – das (fiktive) Großprojekt

- Bürger beteiligen – Bürgerwillen erkunden

- Formate zur Bürgerbeteiligung

- Kommunikationswege und -kanäle

- Umgang mit Kommunikationspartnern

Goblirsch Kommunikation in kommunalen Projekten jetzt bestellen!

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3.2 Das spürbare Projekt
Projekte werden dann spürbar, wenn sich dadurch die Abläufe im Alltag ändern, wenn sich Beziehungen verändern oder das eigene Körperempfinden oder die Luft oder die Freiheit der Bewegung eingeschränkt wird. Es geht im Zweifelsfall nie in erster Linie um den optischen Eindruck in der Landschaft, sondern sehr viel mehr darum, dass die Gefühlsebene beeinträchtigt wird. Je spürbarer ein Projekt, desto mehr wollen sich Bürgerinnen einbringen. Sie sind bereit anzupacken und mitzugestalten. Dabei kann sich eine hohe Lösungsenergie entfalten. Die Schwierigkeit besteht darin, die hohe Motivation so zu lenken, dass fachliche Randbedingungen nicht als hemmend wahrgenommen, sondern als sinnvoll anerkannt werden. Aus diesem Grund ist es klug, bei spürbaren Projekten die Bürger frühzeitig einzubinden, ihnen Lösungsausrichtungen zu geben und die Wege zu einer Lösung in einer relativ großen Bandbreite entwickeln zu lassen. Den Bürgerbeteiligungsmaßnahmen kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. In solchen Fällen hat es sich als hilfreich herausgestellt, nicht nur die Entscheidung und bestimmte Ausprägungen des Projektes auf breiter Basis diskutieren zu lassen, sondern gezielt auch Möglichkeiten zu suchen, wie Bürgerinnen aktiv in die Umsetzung eingebunden werden können. Gemeinsam Bäume zu pflanzen oder gemeinsam Hand an die Sanierung einer Kapelle zu legen, gemeinsam zur Integration von Mitmenschen beizutragen, verbindet die Mitbürger mit dem Thema und vor allem mit der Lösung des Problems. Selbst bei einer Problemlösung geholfen zu haben, führt zu einem guten Gefühl, eventuell auch zu einem gewissen Stolz auf die eigene Arbeit. So entsteht eine enge Bindung zwischen Menschen und dem jeweiligen Projekt. Das hat in vielen Fällen große Vorteile für die Gemeinschaft – es kann aber auch zu Nachteilen führen, wenn etwa in der Zukunft die von den Mitbürgerinnen geleistete Arbeit verändert wird. Ein Beispiel: Haben die jungen Familien einmal gemeinsam Bäume gepflanzt und müssen diese Bäume aus irgendeinem Grund zehn Jahre später entfernt werden, muss dies sehr gut und sensibel kommuniziert werden. Einen »Bürgerwald« einfach abzuholzen, kann unter Umständen extreme Effekte nach sich ziehen. Das ist dem Umstand geschuldet, dass die Bürgerinnen sich mit genau diesen Bäumen besonders verbunden fühlen. Solche spürbaren Projekte sind also dann auf Dauer erfolgreich, wenn die Lösungen bis zu einem gewissen Grad von den Menschen kommen, die die Projekteffekte zu spüren bekommen. In der Vorbereitung auf dieses Projekt ist es besonders wichtig, sinnvolle Fragen aufzuwerfen und Zusammenhänge herzustellen, um einen tragfähigen Lösungsweg zu finden. Je mehr vorab bereits im Rat diskutiert wurde und je festgelegter die Lösungsvorschläge dafür sind, desto weniger werden sie auf Begeisterung innerhalb der Bevölkerung stoßen. 3.2.1 Der neue Sportpark ist in Sicht
Der neue Sportpark soll entstehen. Die Vereine haben bereits hohe Erwartungen an die Ausgestaltung. Sie fordern (nicht wünschen!) wettkampftaugliche Ausstattung bei Rasenplätzen und Laufbahnen. Es gibt bereits Sportgruppen, die schon einen hohen Rang in Wettbewerben erreicht haben. Also wird die Ausgestaltung der Trainingsmöglichkeiten für diese Sportarten besonders heftig verlangt und die Notwendigkeit für den Sport hervorgehoben. Diese Forderung führt zu erheblichem Flächenverbrauch. Aber es stehen keine freien Grundstücke dafür zur Verfügung. Also müssen Bäume fallen oder eine schon vorhandene Anlage muss deutlich erweitert werden, was zu Flächenkonkurrenz zum Beispiel mit der Schule führt. Sofort formieren sich Initiativen. Die einen wollen die Bäume schützen, die anderen ziehen gegen den Flächenverbrauch generell zu Felde. Eine dritte Gruppe sieht die Schulkinder als Leidtragende, wenn der Sportplatz nebenan die Schulfreifläche beeinträchtigt und Lärm die Kinder stören könnte. Für die Kommune ist das größte Problem bei einer solchen Planung die Fläche. Deshalb gehen Räte und Verwaltung oft den Weg, zunächst eine mögliche Fläche zu sichern, um erst danach die Pläne der Öffentlichkeit vorzulegen. Das ergibt Sinn, wenn Fläche angekauft werden muss und man den Preis dafür nicht negativ beeinflussen möchte. Im vorliegenden Fall ist es aber nicht sinnvoll, denn die Gemeinde besitzt genug Grund (Waldflächen), legt aber den Standort im stillen Kämmerchen fest. Lösungsansatz Sinnvoller wäre es, den Sportpark als Aufgabe der ganzen Gemeinde zu begreifen und gemeinsam über mögliche Standorte und die Ausgestaltung der Standorte beziehungsweise der Ausgleichsflächen nachzudenken. Wenn von Anfang an klar ist, dass es sich um ein Gemeinschaftsprojekt zum Wohl aller Bürgerinnen handelt, fallen die ablehnenden Reaktionen deutlich schwächer aus. Wenn kommuniziert wird, dass es sich nicht um eine milde Gabe an den Verein handelt, sondern um die Sicherung von Bewegungsangeboten für alle Mitbürger, ist zumindest die Neiddebatte bereits erledigt. Kommunikation in Projektwerkstatt. In einem ersten Schritt sollte die Frage gestellt werden: »Wie soll ein Sportpark für unsere Bürger aussehen? Wie schaffen wir ein Projekt, das die optimale Nutzung für möglichst viele Bürgerinnen gewährleistet?« Eine Bürgereinbindung wäre hier schon der erste Schritt. Dabei sollte die Bürgereinbindung so aufgefasst werden, dass jede einzelne Anspruchsgruppe nicht den eigenen Anspruch durchdenkt, sondern den Anspruch der jeweils anderen Gruppe untersucht. Dazu ist eine gute Moderation mit versierten Fachleuten notwendig, die bewusst keine Entscheidung, sondern eine Vernetzung des Denkens aller Beteiligten herbeiführen. Es darf dabei nicht um ein Wünsch-dir-Was gehen und den beteiligten Bürgerinnen sollte klar sein, dass dies den ersten Schritt in einem Prozess darstellt – nicht das Ende! Veröffentlichen der Ansatzpunkte aus der Bürgerschaft und der Kriterien des Gemeinderats. Die Sammlung der Ergebnisse muss im Anschluss transparent veröffentlicht werden. Die Schlussfolgerungen daraus jedoch zieht der Gemeinderat. Er gibt eine Empfehlung ab, welche Kriterien und Ideen besonders wichtig sind und bei der Planung berücksichtigt werden sollen. Kommunikation über Kosten. Im nächsten Schritt gehört es dazu, dass man den Kostenrahmen für das Projekt offen bespricht. »Wie viel Geld ist uns dieser Sportpark wert? Wie viel soll eine Kommune dafür ausgeben?« Eine solche Debatte hat natürlich Auswirkungen auf den möglichen Ankauf von Grundstücken. Wenn klar ist, welchen Kostenrahmen die Bürger dafür angemessen halten, werden Grundstücksverhandlungen im Umfang eingeschränkt. Auch der geschäftstüchtigsten Landbesitzerin wird dann klar, dass die Kommune nicht über den diskutierten Kostenrahmen hinausgehen wird. Sie muss sich überlegen, dass, sollte sie nicht verkaufen wollen, vermutlich für lange Zeit kein Geschäft mehr möglich sein wird. Das führt zu einer gewissen Transparenz, der sich keine der Seiten entziehen kann. Diese Vorgehensweise ist besonders heikel und kann nicht in jedem Fall Anwendung finden. Der Vorschlag ist lediglich dazu gedacht, über die gewohnte Vorgehensweise hinaus noch andere Optionen in Betracht zu ziehen und die entstehende Gruppendynamik für kommunale Zwecke zu nutzen. Veröffentlichen des Standorts. Nun kann die Festlegung auf einen Standort erfolgen. Dabei muss offen kommuniziert werden, was den Ausschlag für den Standort gegeben hat. Eine kleine Ausstellung (»Was bisher geschah und was wichtig ist an diesem Projekt«) im Rathaus, Bürgerhaus, bei Vereinen oder an einem zentralen Platz bringt das Projekt in die Erinnerung der Bürgerinnen und vermeidet eine erneute Diskussion. Aufbau von Bürger-Arbeitsgruppen. Engagierte Mitbürgerinnen werden in gewissem Maß am Projekt teilhaben wollen. Eine Möglichkeit wäre es, Ersatzpflanzungen in Zusammenarbeit mit Eltern und Kindern festzulegen. Solche Ersatzpflanzungen (falls vorher Wald hat weichen müssen) werden als »Wiedergutmachung« aufgefasst. Ideal wäre es, eine Ersatzpflanzung gemeinsam mit den Bürgern zu realisieren. Man könnte sich auch über die Gestaltung des neu zu schaffenden Sportraumes zusammen mit Vereinsmitgliedern, Anwohnenden und einer festen Gruppe anderer Bürger (Bürger-AG) Gedanken zu machen. Die Ausstattung des Geländes muss also vom Planungsbüro so vorgesehen werden, dass Input seitens der Bevölkerung wahrgenommen und sinnvoll umgesetzt werden kann. Ein derartiges Vorgehen wird die Grundsatzdiskussion »Bäume fällen oder Kinder benachteiligen« jedenfalls um ein deutliches Maß verringern. Im besten Fall ist diese Zwickmühle vollkommen vom Tisch und die Bürgerschaft erkennt das Projekt als ein durch sie maßgeblich gestaltetes Gemeinschaftswerk. 3.2.2 Die Bewirtschaftung des Gemeindewaldes steht an
Der Gemeindewald wird forstwirtschaftlich genutzt und gepflegt. Das bedeutet, dass Bäume gefällt und Jungwald nachgezogen werden muss. Der Einsatz von Harvestern, speziellen Holzerntemaschinen, ist im Regelfall nicht zu vermeiden. Während große Bäume als stark empfunden werden, wirken große Maschinen, die über weichen Waldboden fahren, eher zerstörerisch für den Laien. Menschen haben Bäumen gegenüber eine extrem hohe emotionale Haltung. »Der Baum an sich ist gut und darf nicht angetastet werden.« Bäume werden als Lebewesen wahrgenommen und der Umgang mit ihnen ist nicht zu vergleichen mit beispielsweise Büschen oder Getreidefeldern. Außerdem gilt der Wald als...


Goblirsch, Gisela
Gisela Goblirsch arbeitete lange als Journalistin bei der SZ und dem BR. Seit 20 Jahren hat sie eine eigene Agentur für Öffentlichkeitsarbeit. Sie berät und begleitet die öffentliche Verwaltung und hat sich hierbei auf (Krisen-)Kommunikation, Konzepte der Öffentlichkeitsarbeit, Stadtzeitung/Gemeindeblatt und Begleitung großer Infrastrukturprojekte spezialisiert. Sie leitet die Lehrgänge für "Presse und Öffentlichkeitsarbeit" sowie "Kommunales Marketing" bei der Bayrischen Verwaltungsschule, zudem ist sie für die Freie Journalistenschule (Berlin) und den Bayerischen und Deutschen Journalistenverband (München und Berlin) tätig. Daneben ist sie Mitglied des Stiftungsbeirats der "Stiftung Journalistenakademie" (München) und Fachbuchautorin.

Gisela Goblirsch

Gisela Goblirsch arbeitete lange als Journalistin bei der SZ und dem BR. Seit 20 Jahren hat sie eine eigene Agentur für Öffentlichkeitsarbeit. Sie berät und begleitet die öffentliche Verwaltung und hat sich hierbei auf (Krisen-)Kommunikation, Konzepte der Öffentlichkeitsarbeit, Stadtzeitung/Gemeindeblatt und Begleitung großer Infrastrukturprojekte spezialisiert. Sie leitet die Lehrgänge für "Presse und Öffentlichkeitsarbeit" sowie "Kommunales Marketing" bei der Bayrischen Verwaltungsschule, zudem ist sie für die Freie Journalistenschule (Berlin) und den Bayerischen und Deutschen Journalistenverband (München und Berlin) tätig. Daneben ist sie Mitglied des Stiftungsbeirats der "Stiftung Journalistenakademie" (München) und Fachbuchautorin.



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