E-Book, Englisch, Deutsch, 404 Seiten, Gewicht: 10 g
Reihe: ISSN
Görner / Nicholls In the Embrace of the Swan
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-11-021591-5
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Anglo-German Mythologies in Literature, the Visual Arts and Cultural Theory
E-Book, Englisch, Deutsch, 404 Seiten, Gewicht: 10 g
Reihe: ISSN
ISBN: 978-3-11-021591-5
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Zielgruppe
Academics, Institutes, Libraries
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt / Contents;6
2;Zur Einführung;10
3;Mythos zwischen Sprache und Schrift;21
4;Gegenwärtigkeit des Mythos nach der Aufklärung? Mythostheoretische Einwände;36
5;From Nineteenth- to Twentieth-Century Theorizing about Myth in Britain and Germany;50
6;„Wehmut reißt durch die Saiten der Brust“: Goethes Elegie Euphrosyne und die Poems of Ossian;74
7;„God of liberty?“ Der moderne Dionysosmythos in Deutschland und England;96
8;In the Embrace of the Swan: The Poetry and Politics of Corruption in Yeats and Lawrence;120
9;Jesuits, Jews and Thugs: Myths of Conspiracy and Infiltration from Dickens to Thomas Mann;135
10;Mythisches Erzählen im Faschismus – die Romanexperimente der 30er Jahre (Broch, C. G. Jung, Th. Mann);156
11;Coventry und Dresden, Ninive und Sodom. Durs Grünbeins Koordinaten mythologischer Sinnstiftung nach dem 11. September 2001;177
12;Myths of Nothingness. The End of the World and the Beginning of Aesthetics in Hogarth and Jean Paul;196
13;The Lost Original: Blake and Lavater’s Search for Divine Likeness;220
14;Myths of Anglo-German Surrealism: Max Ernst and Leonora Carrington;240
15;The Bard as Original and Future Poet. The Dialectic of Modernity in English and German Literary Thought around 1800;269
16;Britische und deutsche Mythologeme in der europäischen ‚Gestalt‘ Lord Byrons;290
17;‘The sight of this pale brown naked flesh’: Mythical Aryan Masculinity and British Travel Writing about 1930s Germany;317
18;Kulturvergleich in den Mythentheorien der Spätaufklärung;334
19;Deutsch-englische Mythos-Mythen. Oxford 1908 – universelle und nationale Forschungstraditionen;350
20;Mythos und Irrationalismus. Isaiah Berlins Blick auf Hamann;362
21;Rationality in Myth and Science;378
22;Verzeichnis der Abbildungen / List of Plates;392
23;Namenverzeichnis / Name Index;398
Kulturvergleich in den Mythentheorien der Spätaufklärung (S. 325-326)
Lucas Marco Gisi (Basel)
„Sie (dort) sind jetzt, wie wir (hier) früher waren.“ So beschreibt Tzvetan Todorov das Geschichtsbild, das die Eroberung Amerikas prägt. Der Vergleich von Kulturen unterschiedlicher Zeiten und Räume prägt das geschichtliche Denken und – in Abhängigkeit davon – die Mythentheorien der Aufklärung. Indem die Hervorbringung von Mythen in der Frühzeit der kulturellen Entwicklung der Menschheit verortet wird, erscheinen den Gelehrten des 18. Jahrhunderts die Mythologien antiker und unzivilisierter Völker vergleichbar, ja geradezu als analoge Hervorbringungen derselben Umstände. Aber nicht nur kulturgeschichtlich, sondern auch individualgeschichtlich wird die Produktion von Mythen in die Frühzeit, das heißt in die Kindheit des Individuums, verlegt. Kulturgeschichte und ‚histoire de l’esprit humain‘ werden aufeinander bezogen, indem eine Parallele zwischen ontogenetischer Entwicklung des Menschen und phylogenetischer Entwicklung der Menschheit angenommen wird. Auf dieser Grundlage erscheint es im 18. Jahrhundert möglich, einen allgemeinen Mechanismus der Mythenhervorbringung zu postulieren. Basierend auf einer evolutionistischen Geschichtsphilosophie und Anthropologie erweist sich somit der Kulturvergleich als entscheidendes Moment in den Mythentheorien der Aufklärung.
Die Bedeutung des Kulturvergleichs für die Mythentheorien der Aufklärung soll im Folgenden in drei Schritten rekonstruiert werden. Im ersten Teil gilt es, nach den Voraussetzungen für eine komparative Kulturbetrachtung zu fragen. Im Zentrum wird dabei die Parallele zwischen antiken und primitiven Völkern stehen. Zweitens möchte ich anhand des Beispiels der Rezeption der Kamtschatka-Berichte die Bedeutung der ethnographischen Erfahrung für die Ausbildung einer vergleichenden Mythologie darlegen. Der Auseinandersetzung Herders mit den Mythologien aller (bekannten) Völker im Spannungsfeld von Kulturtheorie, Ethnographie, Anthropologie und Geschichtsphilosophie widmet sich der dritte Teil.
1. Die Parallele zwischen antiken und unzivilisierten Völkern (Lafitau) und die ‚Geschichte des menschlichen Verstandes‘ (Fontenelle)
Im frühen 18. Jahrhundert konstituiert sich eine systematische und geschichtsphilosophisch abgestützte Parallelisierung von ‚Barbaren‘ und ‚Wilden‘. Es sind zwei Modelle, die in zwei Schriften von 1724 anhand zunächst konträrer Prämissen entwickelt werden: die Gräzisierung der Wilden bei Joseph-François Lafitau und die Archaisierung der Griechen bei Bernard de Fontenelle.