Goez / Kintzinger | Goez, Papsttum und Kaisertu... | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 136 Seiten

Reihe: Geschichte kompakt

Goez / Kintzinger Goez, Papsttum und Kaisertu...


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-534-71469-8
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 136 Seiten

Reihe: Geschichte kompakt

ISBN: 978-3-534-71469-8
Verlag: wbg Academic in Herder
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Papsttum und Kaisertum - bedingten beide Gewalten einander oder bildeten sie einen realen Gegensatz? Überblickt man die gesamte Spanne des Mittelalters, so waren Kaisertum und Papsttum über lange Zeit geradezu untrennbar miteinander verflochten. Dem frühen und hohen Mittelalter galt das friedliche Miteinander der Universalgewalten als selbstverständliche Umsetzung der gottgewollten Ordnung.

Die Emanzipation der beiden Universalgewalten voneinander und die Ausformung ihrer jeweils eigenen Positionen musste also notwendigerweise zu Konflikten führen, die das relativ harmonische Miteinander früherer Jahrhunderte fast völlig in Vergessenheit geraten ließen. Trotz der Auseinanderentwicklung der Universalgewalten konnten sich die theoretischen Grundüberlegungen zur kaiserlichen Herrschaft aber niemals ganz vom Papsttum lösen. ›regnum‹ und ›sacerdotium‹ blieben, wenn auch nicht immer harmonisch, bis zum Ende des Mittelalters miteinander verbunden.

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II. Die Zeit der Karolinger
Ca. 725 Verbot der Bilderverehrung durch Kaiser Leon III. 751 Wahl Pippins zum König 754 Pippinische Schenkung 774 Karl der Große erringt die Langobardenkrone und besucht erstmals Rom 25. Dezember 800 Kaiserkrönung Karls des Großen in Rom 11. September 813 Mitkaiserkrönung Ludwigs des Frommen in Aachen 817 Pactum Hludovicianum 817 Mitkaiserkrönung Lothars I. 823 Nochmalige Kaiserkrönung Lothars I. durch Paschalis I. in Rom 850 Kaiserkrönung Ludwigs II. in Rom 875 Kaiserkrönung Karls des Kahlen 881 Kaiserkrönung Karls III. 924 Tod Berengars I.; Erlöschen des Kaisertums im Westen 1. Das Papsttum am Vorabend der fränkischen Intervention
Verselbständigung der Päpste Die bereits angesprochenen Differenzen der Päpste mit den Kaisern führten zu einer langsamen, aber stetigen Herauslösung aus dem byzantinischen Herrschaftsverband. Die zunehmende Verselbständigung der Nachfolger Petri und deren Übernahme auch weltlich-politischer Aufgaben, zunächst in der Stadt Rom selbst und von dort ausgehend in immer weiteren Teilen der Apenninenhalbinsel, führte aber nicht zu einem radikalen Bruch mit der über Jahrhunderte gewachsenen griechisch-byzantinischen Prägung in weiten Teilen der Liturgie, der Rechtsprechung und der Verwaltung. Die allmähliche Trennung führte auch nicht zu einer sofortigen Veränderung der kirchlichen Strukturen; ihre Folgen waren vor allem langfristig. Papst Gregor II. Auslöser für die immer heftiger werdenden Konflikte mit dem Kaiser am Bosporus waren zunächst keine geistlichen Probleme, sondern schnöde Finanzforderungen. Nach dem Erfolg Leons III. gegen die Araber 717/18 benötigte er zur Fortsetzung seiner Feldzüge in Kleinasien sowie zur Umsetzung einer grundlegenden Heeres- und Verwaltungsreform Geld. Daher verschärfte er weit intensiver als seine Vorgänger den Steuerdruck, der auch vor Besitz in geistlicher Hand nicht haltmachte. Papst Gregor II. (715–731) wehrte sich heftig gegen die empfindliche Beschneidung seiner Wirtschaftsgrundlage sowie seiner Einkünfte; der Widerspenstige entkam nur knapp einer Verhaftung. Die ohnehin angespannte Situation spitzte sich zu, als Leon III. ca. 725 – ähnlich wie bereits 723 der Kalif Jezid II. – ein Verbot der Bilderverehrung erließ, die als Gotteslästerung gebrandmarkt wurde. Als er daranging, Bilder zerstören zu lassen und seine Gegner zu verfolgen, setzten sich der Patriarch und Papst Gregor II. zur Wehr. Aber der Kaiser war nicht zum Einlenken bereit, was – unterstützt von großen Teilen des Mönchtums – im byzantinischen Reich bei der einfacheren Bevölkerung zu heftigen Aufständen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen führte. Zahlreiche Mönche mussten fliehen und gelangten als kulturprägende Kräfte in den Westen. Für das Papsttum hatte die antikaiserliche Haltung Gregors II. gravierende Folgen: Leon III. entzog ihm die Jurisdiktion über Sizilien, Unteritalien sowie das Vikariat von Saloniki und übertrug sie dem Patriarchen von Konstantinopel. Vor allem der Verlust der Patrimonien im Süden Italiens und in Sizilien kam einer wirtschaftlichen Katastrophe gleich. Angesichts ihres schwindenden Einflusses im Süden konzentrierten sich die Nachfolger Petri ganz auf Nord- und Mittelitalien, was die Loslösung des Apostolischen Stuhles von Byzanz erheblich beschleunigte und einen radikalen Westruck seiner politischen Ausrichtung zur Folge hatte. Da es seit den Bilderunruhen keinen byzantinischen Exarchen mehr in Rom gab, konnten die Päpste ab dem zweiten Drittel des 8. Jahrhunderts die Herrschaft über Stadt und Dukat allein übernehmen, was sich an den Baumaßnahmen an der Stadtmauer sowie im Hafen von Civitavecchia (ehemals Centumcellae) unter Gregor III. (731–741) ablesen lässt. Gleichzeitig bewirkte der Konflikt mit Byzanz eine Annäherung der Päpste an die Langobarden, da König Liutprand (712–744), der eine tiefe Verehrung für den heiligen Petrus hegte, den Kaiser am Bosporus als gemeinsamen Gegner betrachtete. Als er aber Sutri einnahm, fühlte sich Gregor III. so sehr bedrängt, dass er im Jahr 739 die Hilfe des fränkischen Hausmeiers Karl Martell (714–741) anrief. Dieser war indessen nicht bereit, sich zugunsten der Nachfolger Petri in Italien zu engagieren, zumal Karl Martell eine Tochter Liutprands geheiratet und seinen kleinen Sohn Pippin dem Langobardenkönig zur Erziehung anvertraut hatte. Unter Papst Zacharias (741–752) entspannte sich das Verhältnis zu den Langobarden dank eines 742 mit Liutprand geschlossenen zwanzigjährigen Waffenstillstands für den Dukat von Rom. Das neue Einvernehmen änderte sich freilich schlagartig nach Liutprands Tod (744) und der unglücklichen, mit seiner Absetzung endenden Regierung des Königs Ratchis (744–749). Dessen Bruder Aistulf (749–756) betrieb ohne religiöse Skrupel eine aggressive Expansionspolitik auch auf Kosten des Papsttums, das sich zunehmend bedroht fühlte, je näher die Langobarden der Ewigen Stadt kamen. 751 stand Aistulf auf dem Zenit seiner Macht. 2. Papsttum und Machtwechsel: Die Pippinische Schenkung
Machtwechsel im Frankenreich Nach der deutlichen Absage Karl Martells 739 an Gregor III. hatte es keine Kontakte der Hausmeier zum Papsttum mehr gegeben, obwohl sie sich der Christianisierung als Mittel zur politischen Expansion und Integration vor allem östlich des Rheins eifrig bedienten. Da der angelsächsische Missionar Bonifatius aber nicht nur die Rückendeckung des Hausmeiers, sondern immer auch des Papstes suchte und sowohl auf eine organisatorische Konsolidierung seines Missionswerkes als auch auf eine Reform der bereits bestehenden Strukturen und eine Ausmerzung unkanonischer Missstände hinarbeitete, war sein Verhältnis zu Karl Martell eher kühl. Dies änderte sich erst, als dessen Söhne, Karlmann und Pippin, die Macht übernahmen, wobei Karlmann den Bestrebungen des Bonifatius wesentlich aufgeschlossener gegenübergestanden zu haben scheint als sein Bruder, was sich an den Bistumsgründungen in Erfurt, Würzburg und Büraburg auf Fiskalgut ablesen lässt. Allerdings setzte sich Pippin nach dem Rücktritt Karlmanns und der Überwindung seines Halbbruders Grifo im karolingischen Familienzwist durch und betrieb nachdrücklich die Entmachtung der merowingischen Könige im Frankenreich. Die karolingerfreundlichen Quellen betonten auffällig die Rechtmäßigkeit des „Staatsstreiches“, begründeten ihn mit der völligen Machtlosigkeit der Merowinger und karikierten deren Zeremoniell. Dennoch konnten sie nur schlecht von den Schwierigkeiten ablenken, denen Pippin bei der Ablösung der durch ein angestammtes Charisma getragenen Nachfolger des sagenumwobenen Merowech begegnete. Um seinem Vorhaben das Anrüchige zu nehmen und gleichzeitig Legitimität zu verschaffen, sandte Pippin (741/751–768) zwei persönliche Vertraute – Bischof Burchard von Würzburg und Fulrad – nach Rom, um nach angelsächsischem Vorbild beim Papst handlungsleitende Richtlinien zu erhalten. Gemäß dem Bericht der Reichsannalen ließ Pippin die Frage stellen „nach den Königen im Frankenreich, die damals keine königliche Gewalt hatten, ob das gut sei oder nicht“ (Annales regni Francorum, ed. F. Kurze, Monumenta Germaniae Historica Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum, Hannover 1895, S. 9). Königserhebung Pippins 751 Der von den Langobarden bedrängte Papst Zacharias gab, möglicherweise sogar schriftlich, die gewünschte Antwort, dass es nämlich besser sei, wenn diejenigen Könige wären, die auch die Macht besäßen, und nicht diejenigen, die keine Macht innehätten, damit die Ordnung nicht gestört würde. Daher befahl er kraft apostolischer Autorität, Pippin zum König zu machen. Das auf den Herrschafts- und Ordnungsvorstellungen Augustins fußende Responsum verschaffte den Karolingern die „erwünschte autoritative Grundlage, um die Diskrepanz zwischen Titel und Inhalt der königlichen Würde zu überwinden“ (Rudolf Schieffer). Rechtsverbindlich wurde der Dynastiewechsel indessen erst im November 751 durch die Wahl der Franken in Soissons mittels Akklamation und Thronsetzung. Als neues Element der Königserhebung kam die bischöfliche Salbung hinzu,...


Goez, Elke
Elke Goez, geb. 1963, studierte Mittelalterliche und Neuere Geschichte sowie Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 2002 Habilitation und Privatdozentur für Mittelalterliche Geschichte, fränkische und bayerische Landesgeschichte an der Universität Passau, anschließend Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Bamberg, Tübingen und Düsseldorf sowie Gastprofessur an der Universität Erlangen. Seit März 2010 ist sie bei den Monumenta Germaniae Historica. Bei der WBG erschien von ihr 2009 „Papsttum und Kaisertum im Mittelalter”, 2010 die „Geschichte Italiens im Mittelalter”.

Kintzinger, Martin
Martin Kintzinger ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster.

Elke Goez, geb. 1963, studierte Mittelalterliche und Neuere Geschichte sowie Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 2002 Habilitation und Privatdozentur für Mittelalterliche Geschichte, fränkische und bayerische Landesgeschichte an der Universität Passau, anschließend Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten Bamberg, Tübingen und Düsseldorf sowie Gastprofessur an der Universität Erlangen. Seit März 2010 ist sie bei den Monumenta Germaniae Historica. Bei der WBG erschien von ihr 2009 "Papsttum und Kaisertum im Mittelalter", 2010 die "Geschichte Italiens im Mittelalter".Martin Kintzinger ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Westfälische Wilhelms-Universität Münster.



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