Gray | Vom unerwarteten Vergnügen, ein völlig normales Leben zu führen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Gray Vom unerwarteten Vergnügen, ein völlig normales Leben zu führen


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96121-595-9
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

ISBN: 978-3-96121-595-9
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Denken auch Sie öfter über das nach, was Sie nicht haben, als über das, was Sie schon erreicht haben? Dass Sie mit einem besseren Gehalt oder einer größeren Wohnung zufriedener wären? Catherine Gray kennt dieses Gefühl sehr gut und weiß, wer an dieser verzwickten Situation Schuld trägt: unser Gehirn. Denn unsere Gedanken kreisen evolutionär bedingt am liebsten um das Negative, um das »Hätte« oder »Wäre«, sodass wir uns ständig mit anderen vergleichen und immer noch weiter, noch höher, noch mehr möchten. Doch wer das Alltägliche und ganz Gewöhnliche zu schätzen lernt, erhält eine völlig neue Perspektive auf sein Dasein. Catherine Gray erzählt auf geistreiche und unterhaltsame Weise, wie sie in jedem Bereich ihres Lebens das Gewöhnliche hat einziehen lassen und dabei endlich einen neuen, willkommenen Mitbewohner bekommen hat: Zufriedenheit. »Lebensbejahend!« The Telegraph »Wundervoll!« The Independent

Catherine Gray ist eine preisgekrönte Autorin und Redakteurin, die fast ein Jahrzehnt lang für Magazine wie Cosmopolitan und Glamour arbeitete. Seit 2011 ist sie freiberuflich tätig und schreibt für Zeitungen und Magazine wie Marie Claire und The Guardian. Ihr erstes Buch »Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein« ist ein Sunday-Times-Bestseller.

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Teil III
Normal sein
Angst ist etwas vollkommen Normales
Sich mitten in einer Panikattacke »normal« verhalten zu wollen, ist, als würde man versuchen, im Auge eines Wirbelsturms gänzlich nonchalant zu bleiben. »Keine große Sache.« *Ein kleines Haus saust einem am Ohr vorbei* Hoppla. Ich bin eine durchschnittlich ängstliche Person, überhaupt nicht außergewöhnlich. Einer von sechs Menschen erlebt nämlich mindestens einmal pro Woche Ängste (oder Depressionen). Warum fühle ich mich dennoch manchmal so, als wäre ich damit ganz allein? Weil wir unsere Angstgeschichten für uns behalten. Einmal habe ich, in Tränen aufgelöst, vor einem Supermarkt auf dem Absatz kehrtgemacht, da sich in meinem Inneren ein unbestimmtes Gefühl der Furcht breitmachte. In Arbeitsbesprechungen musste ich mir immer wieder gut zureden, um meine Übelkeit zu unterdrücken, während mein innerer Saboteur brüllte, dass ich mich sofort übergeben müsse. Ich saß schon bei abendlichen Dinner-Runden, bei denen mein Fluchtreflex dermaßen stark war, dass ich mich tatsächlich am Stuhl festklammern musste, um meinen abtrünnigen Körper davon abzuhalten, zur Tür zu stürzen. Nicht selten habe ich an Toilettenwänden gelehnt, um meinen Atem zu verlangsamen, bevor ich mit jemandem einen Kaffee trinken konnte. Wie schaffe ich es nur, meine Tasse hochzuheben, ohne etwas zu verschütten? Wie kann ich Small Talk machen, ohne dass meine Stimme zittert? Ein Aufzug voller Menschen? Diejenigen, die dabei angeödet wirken, betrachte ich nicht weniger befremdet, als wären sie Außerirdische. In Zügen bin ich schon unzählige Male aufgestanden, da mir der abschätzige Blick (in Wirklichkeit: die Gleichgültigkeit) meines Gegenübers das Blut ins Gesicht getrieben hat. Mein liebster Zufluchtsort in Zügen? Dieser Zwischenraum zwischen zwei Abteilen, wo sich die Bodenplanken unter den Füßen bewegen. Jede Situation, in der ich mich gefangen fühlte – ganz gleich, ob körperlich oder aufgrund der Zwangsjacke sozialer Normen –, ließ meinen Herzschlag zu einem heftigen Pochen anschwellen (von dem ich überzeugt war, man könne es hören) und meine Lungen eng werden, bis ich das Gefühl hatte, nicht mehr richtig atmen zu können. Meine Fingerspitzen kribbelten, meine Füße wurden zu zwei unbeholfenen Fleischklumpen, und mein Bauch wurde attackiert ... von Schmetterlingen. Ach wo, es war eher eine Heuschreckenplage. Der geheime Grund für meine Angst
Es war wie eine ungeheuer überraschende Wendung, als ich herausfand, dass der Grund für meine Ängste genau das war, womit ich sie zu bekämpfen versuchte. Alkohol! Alkohol war für mich der dümmliche Cop, der eine kleine Nebenrolle in Krimis spielt. Der am Ende, nach einer kurvenreichen Fahrt und vielen Ablenkungsmanöver, nach »Wie konnten sie das nur wissen?«-Momenten und vielsagenden Blicken, die einen Moment zu lang dauerten, als heimlicher Psychopath entlarvt wird. Wir dachten, er würde helfen, dabei war er die ganze Zeit der Bösewicht. »Chronischer Stress, der durch ein Trauma oder eine Sucht ausgelöst wird, neigt dazu, die Amygdala zu sensibilisieren und die Gehirnfunktionen zu schwächen, die sie regulieren«, sagt der Neuropsychologe Dr. Hanson. Die Amygdala ist, wie Sie sich vielleicht erinnern, das Alarmsystem unseres Gehirns. Als ich aufhörte zu trinken, war meine Amygdala wie ein zitternder Chihuahua, den einfach alles in Aufruhr versetzte. Ich bin sicher, dass der Alkohol die Wurzel meiner Ängste war, da ich mit jedem Jahr, das sich zwischen mich und meinen letzten Drink schiebt, ruhiger werde (ich habe 2013 aufgehört zu trinken). Und unzählige Studien bestätigen meine Beobachtung. Eine, die im Jahr 2018 vom University College London und der University of Exeter durchgeführt wurde, wies nach, dass »Hangxiety« bei denen, die schüchtern sind (so wie ich), auch stärker ausgeprägt ist. Aber zunächst machte das Aufhören meine Ängste schlimmer, vor allem in sozialen Situationen, die das Furcht einflößende Ritual gemeinsamen Trinkens beinhalteten. »Super, tänzelt da etwa ein mit Schnäpsen beladenes Tablett auf unseren Tisch zu?« *Knirscht mit den Zähnen* Ich musste anderen bei einem »Happy Birthday« schon mit einem leeren Glas zuprosten, da es nichts anderes zu trinken gab als Alkohol. »Heilung« durch Cupcakes
Natürlich greift nicht jeder zu Chenin Blanc oder Craft Beer, um seine Ängste zu betäuben. Viele zieht es eher zum Essen, vor allem zu Zucker. »Leider bekommen wir keine Bedienungsanleitung für unser Gehirn mitgeliefert«, sagt Dr. Korb. »Wir haben kein Armaturenbrett mit Warnlampen, die anzeigen, was los ist. Oft halten wir unsere Angst daher für Hunger, da Hunger häufig negativen Stress in uns auslöst.« So lernen wir, dass wir uns weniger gestresst fühlen, wenn wir einen Cupcake essen. »Das verändert die physiologischen Vorgänge unseres Körpers und drängt uns zur weiteren Aktivierung des Parasympathikus (Teil des vegetativen Nervensystems), bei der sich Gehirn und Körper entspannen.« Folglich essen wir also noch mehr Cupcakes. Und es ist auch nicht verwunderlich, dass wir solche Zuckerfanatiker sind, da Zucker, historisch betrachtet, die Überholspur zu Energie und Fett war, etwas, an dem es unseren Vorfahren mangelte. Zucker war etwas Seltenes, solange man nicht reich wie die Könige war. Bedauerlicherweise haben unsere lahmen Gehirne noch immer nicht begriffen, dass Zucker in Form von zuckrigen Cerealien, zuckrigen Säften, zuckrigen Riegeln, zuckrigen Smoothies und so weiter überaus verbreitet ist. Ein Zuckerrausch ist heute ganz normal, aber unser Gehirn verlangt danach immer noch so, als wäre es etwas Außergewöhnliches und brüllt: »Mehr davon, ich will mehr!« Genauso gut könnte ich mir Sorgen über Nashörner machen
Inzwischen verfüge ich über viele Methoden zur Angstbekämpfung, die ich spontan anwenden kann. An wichtigen Tagen halbiere ich meinen Koffeinkonsum. Ich benutze beruhigende Roll-Ons mit ätherischen Ölen und schnüffle an Lavendel, als würde mein Leben davon abhängen. Ich nehme mir doppelt so viel Zeit, um mich vorzubereiten. Und vieles mehr ... 1. Ich mache mir meine rationalen Anteile bewusst Um mir selbst klarzumachen, dass es meine irrationale Amygdala ist, die mir einflüstert, dass ich gleich meinen Text vergesse, wenn ich die Bühne betrete, rufe ich mir meinen präfrontalen Cortex ins Bewusstsein, um der Amygdala folgende Botschaft zu übermitteln: »Da ich noch nie meinen Text vergessen, einen Tisch bei einer Sitzung umgeworfen, mich einfach übergeben habe, und ich noch nie kollabiert bin oder was du mir da sonst noch zu suggerieren versuchst, mache ich mir jetzt über etwas anderes Sorgen. Etwas, das bisher auch noch nie passiert ist. Und zwar, dass eine Herde Nashörner durch die Wand stürmt.« Dann amüsiere ich mich mit weiteren Katastrophenszenarien, die auch noch nie eingetreten sind, so zum Beispiel damit, dass ich einen Termin mit jemandem habe, der sich in einen Vampir verwandelt, oder dass mein Bus abhebt und losfliegt. Für mich funktioniert es. 2. Vier-Quadrat-Atmung Vier Sekunden lang einatmen, vier Sekunden lang die Luft anhalten, vier Sekunden lang ausatmen, vier Sekunden lang anhalten. Wenn ich am Durchdrehen bin, halte ich immer die Luft an. So aktivieren wir unser parasympathisches Nervensystem, unser Gegenspieler zum Kampf- oder Fluchtimpuls, oder, in anderen Worten: Wir kommen zur Ruhe. Der Geist folgt dem Weg, den der Körper einschlägt. Es ist, wie die dreimalige US-amerikanische Goldmedaillengewinnerin Kristin Armstrong sagt: »Wenn alles in Bewegung und Veränderung begriffen ist, ist Ruhe das einzige Mittel gegen das Chaos. Wenn sich alles ungewohnt anfühlt, bemühen Sie sich um Normalität. Wenn die Oberfläche aufgewühlt ist, tauchen Sie ab in ruhigere Gewässer.« 3. Ich mache dreimal pro Woche Sport Wenn nicht, ist mein System mit Adrenalin und Cortisol verstopft. Joggen am Strand, Sonnengrüße auf der Matte oder Kraulschwimmen spülen diese Stressoren förmlich aus mir heraus. 4. Ich mache mir den Blick auf das Große und Ganze zunutze Laut Dr. Korb ist es nützlich, sich selbst dazu zu ermahnen, das Große und Ganze nicht aus dem Blick zu verlieren. »Es gibt da diese großartige Studie, bei der Teilnehmern gesagt wurde: ›Sie haben fünf Minuten Zeit, um sich einen Vortrag zu überlegen.‹ Was natürlich Stress verursachte. Man fand dann aber heraus, dass die Probanden, wenn man sie vor ihrem Auftritt danach fragte, was ihnen in ihrem Leben wichtig war, einen niedrigeren Cortisolspiegel hatten und folglich der Stress reduziert worden war.« Man geht davon aus, dass es die Vortragenden daran erinnerte, dass die kommenden fünf Minuten und das, was die Forscher über ihre Stegreifpräsentation dachten, bezogen aufs Große und Ganze ziemlich bedeutungslos sein würden. 5. ASMR Einmal erwischte ich eine gute Freundin dabei, wie sie in meinem Schlafzimmer ASMR-Videos anschaute. Aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sie ihren Laptop zuklappte, war ich überzeugt, dass sie Pornos angesehen hatte. »Ich wollte nicht, dass du mich seltsam findest«, sagte sie zögerlich, als sie ihren Bildschirm verschämt öffnete, um ein Video einer Mitzwanzigerin zu offenbaren, die davon flüsterte, in einem Café zu arbeiten, samtene Scrunchies streichelte, mit ihren Fingernägeln auf Gegenständen trommelte und Sticker abzog. Wir beide saßen fünf Minuten davor, auf unerklärliche Weise gebannt. »Ich kann es verstehen«, sagte ich, als ich gegen Ende des Clips praktisch sabbernd dasaß. Seitdem bin ich...


Catherine Gray ist eine preisgekrönte Autorin und Redakteurin, die fast ein Jahrzehnt lang für Magazine wie Cosmopolitan und Glamour arbeitete. Seit 2011 ist sie freiberuflich tätig und schreibt für Zeitungen und Magazine wie Marie Claire und The Guardian. Ihr erstes Buch »Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein« ist ein Sunday-Times-Bestseller.



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