Gross / Hansen / Lenarz | Im Licht der Menora | Buch | 978-3-593-50285-4 | sack.de

Buch, Deutsch, 480 Seiten, Format (B × H): 174 mm x 243 mm, Gewicht: 1060 g

Gross / Hansen / Lenarz

Im Licht der Menora

Jüdisches Leben in der römischen Provinz
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-593-50285-4
Verlag: Campus Verlag GmbH

Jüdisches Leben in der römischen Provinz

Buch, Deutsch, 480 Seiten, Format (B × H): 174 mm x 243 mm, Gewicht: 1060 g

ISBN: 978-3-593-50285-4
Verlag: Campus Verlag GmbH


Archäologische Zeugnisse für jüdisches Leben in den römischen Provinzen nördlich der Alpen sind rar. Historische Quellen wie das berühmte Dekret Kaiser Konstantins des Großen über die jüdische Gemeinde in Köln aus dem Jahr 321 n. Chr. belegen jedoch, dass Juden in dieser Region des Römischen Reiches lebten. Neue Funde, die die lang gesuchte Verbindung zwischen archäologischen und geschichtlichen Zeugnissen herstellen, werden ab Dezember 2014 erstmals in einer umfassenden Ausstellung gezeigt, die vom Jüdischen Museum in Frankfurt am Main in Kooperation mit der Römisch-Germanischen Kommission konzipiert wurde. Die Präsentation folgt dem 'Licht der Menora', dem spätantiken Leitsymbol des Judentums. Ausgehend von Rom und Jerusalem, führt die Spur der Objekte in die römischen Provinzen – in die heutige Schweiz, nach Österreich und Ungarn – und schließlich ins ehemalige Germanien.
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Weitere Infos & Material


Inhalt

Vorwort der Herausgeber. 7

Eszter Bánffy - Grußwort. 11

Im Licht der Menora - Überblick. 16.

Svend Hansen - Juden im Römischen Reich: Eine archäologischhistorische Perspektive. 21

Ludwig Berger - Jüdische Zeugnisse in den römischen Grenzprovinzen von Britannien bis Pannonien. 63

Steven Fine - Die Menora - Geschichte eines Symbols. 73

Werner Eck - Existente und fehlende Quellen: Die Konstitution Konstantins zur jüdischen Gemeinde in Köln. 83

Schmelztiegel Rom. 92

Esther Schneidenbach - Die jüdische Bevölkerung im antiken Rom. 97

Elsa Laurenzi - Juden in Rom: 2. Jahrhundert v.?u.?Z. bis 5. Jahrhundert u.?Z. 109

Keine Spur der Menora. 126

Nora David - Juden in Pannonien. 131

Franziska Beutler / Gabrielle Kremer - Domo Iudaeus. 141

Hans Ulrich Voss - Ein Graffitto IVDAEA[E] aus Essen-Burgaltendorf. 151

David Hamidovi´c - Eine aramäische Inschrift aus Nyon (Waadt, Schweiz) ?. 157

Beschützt im Diesseits wie im Jenseits. 160

Nives Doneus - Höre, Israel: Jahwe ist unser Gott, und es ist ein Jahwe. Das jüdische Amulett aus Halbturn, Österreich. 165

Bekenntnis zum Glauben. 184

Beat Rütti / Ludwig Berger - Der Menoraring aus Kaiseraugst. 189

Ádám Szabó - Jüdische Funde aus dem römischen Pannonien. 199

Orte des Glaubens. 212

Nevzat çevik - Ein Novum in der vorderasiatischen Archäologie: Die Synagoge von Andriake. 217

Nadin Burkhardt - Die jüdische Gemeinde der antiken Stadt Priene: Bilder, Synagoge und Funde. 231

Martin Seyer - Ein Gebäude mit jüdischen Elementen in Limyra/Türkei. 247

Kontinuität. 258

Marcus Trier - Köln: Römische Kapitale und mittelalterliche Rheinmetropole. 263

Dagmar Baltrusch - Die Juden im Frankenreich. 275

Viele Götter. Multireligiosität im Römischen Reich. 290

Hartmut Zinser - Vom Opferkult zum Wortgottesdienst. 295

Claus-Michael Hüssen - Römische Götter und Kulte in Obergermanien. 301

Árpád Nagy - Die Gemme des Crescentinius Benignus. Judaica auf kaiserzeitlichen Amuletten. 331

Ein Gott. Juden und Christen im Vergleich. 344

Thomas Söding - Nahe Distanzen. Einige Bemerkungen zum Verhältnis von Judentum und Christentum in der Antike. 349

Woanders. Judentum in der Diaspora. 360

Sarah Japp - Spuren jüdischen Lebens im antiken Kleinasien. 365

Naomi Feuchtwanger-Sarig - Dura Europos: Das Pompeji der

syrischen Wüste und seine Synagoge. 387

Jochen Fornasier - Jüdische Präsenz im Bosporanischen Reich. 399

Ernst Baltrusch - "So sollten sie das Gesetz vergessen und alle Satzungen abschaffen": Das Judentum im Hellenismus. 407

Die Objekte - Der Katalog. 418

Patricia Rahemipour et al.

Anhang

Literatur- und Abkürzungsverzeichnis. 454

Abbildungsverzeichnis. 478

Leihgeber / Danksagung. 479

Impressum. 480


Vorwort der Herausgeber
Das Relief im Bogen des Titus, zwischen Forum Romanum und Kolosseum gelegen, zeigt den Triumphzug, in dem die Beute aus dem Jüdischen Krieg der schaulustigen Menge in Rom vorgeführt wurde. Darunter befand sich auch der siebenarmige Leuchter, die Menora. Sie sollte zum Leitsymbol des antiken Judentums werden.

Zu dieser Zeit, im Jahr 71 u. Z., lebten in Rom schon lange zahlreiche Juden. Man schätzt, dass mehrere Zehntausend in der Millionenstadt ansässig waren. Unter Julius Caesar war den jüdischen Gemeinden das Versammlungsrecht in der Synagoge und die Sabbatruhe zugestanden worden. Seitdem war das Judentum eine erlaubte und geschützte Religion und sie blieb es bis zum Ende des Römischen Reichs.

Eine wichtige Quelle für die Kenntnis der Gemeinden und einzelner Individuen in Rom sind die Grabsteine aus verschiedenen jüdischen Katakomben. Sie lassen auf elf oder zwölf verschiedene Gemeinden in unterschiedlichen Stadtteilen Roms schließen. Einige Inschriften nennen Inhaber von Ämtern in der Synagoge oder Stifter von Synagogenbauten. Viele Namen Verstorbener lassen sich leicht als jüdisch identifizieren, viele tragen jedoch typisch römische Namen und ohne die Darstellung der Menora auf dem Grabstein würde man sie nicht als Juden erkennen. Denn sie waren selbstverständlicher Teil der römischen Gesellschaft, in den verschiedensten sozialen Schichten vertreten sowie in allen möglichen Berufen tätig.

Ansonsten haben die jüdischen Gemeinden in Rom kaum archäologische Spuren hinterlassen. Bislang konnte keine Synagoge identifiziert werden und es fehlen Gegenstände, die eindeutig jüdischen Besitzern zugeschrieben werden können. Den öffentlichen Raum dominierten die paganen Kulte mit ihren zahlreiche Statuen und Kultstätten und die Reste dieser Kulte, vor allem die unzähligen Götterbilder finden sich heute in großen Mengen in unseren archäologischen Museen. Archäologische Spuren einer Buchreligion, zumal einer Minderheit, sind hingegen naturgemäß spärlich.

Die wenigen materiellen Spuren darf man jedoch nicht als Ergebnis einer marginalen Existenz deuten. Im Gegenteil: In Rom ebenso wie im hellenistisch geprägten Osten des Römischen Reichs waren die jüdischen Gemeinden aktiv und zogen auch Angehörige anderer Kulte an. Viele Synagogen in Kleinasien lagen im Stadtzentrum. Viele fühlten sich angezogen: Im Unterschied zu den paganen Kulten mit ihren Opferpraktiken war die Thora einheitsstiftend und setzte gemeinsame Werte. Der Übertritt zum Judentum ist auf zahlreichen Grabsteinen belegt und wird auch in den historischen Quellen berichtet. So wandte sich der Apostel Paulus in den jüdischen Gemeinden in Korinth oder Ephesos nicht nur an die Juden, sondern auch an die zahlreichen "Gottesfürchtigen", Sympathisanten des Judentums, die die Synagoge besuchten und den Ritualgesetzen folgten, ohne formell Mitglieder der Gemeinde zu werden.

Obwohl gering an Zahl, ergänzen die archäologischen Quellen unser Bild vom antiken Judentum erheblich. Denn die historischen Quellen sind spärlich und meistens tendenziös. Unsere Ausstellung zeigt archäologische Funde aus den römischen Provinzen nördlich der Alpen, aus Pannonien, Germanien und Gallien, und macht erstmals die vielfältigen Aspekte jüdischen Lebens in der römischen Provinz sichtbar.

Vor wenigen Jahren wurde im schweizerischen Kaiseraugst ein Fingerring mit Menoradarstellung gefunden. Der Ring war für seine Besitzerin oder seinen Besitzer als Schutzsymbol bedeutsam. Im 4. Jahrhundert u. Z. war die Menora aber auch ein Zeichen der Selbstdarstellung in der Konkurrenz zum aufkommenden Christentum.

2002 fand sich auf dem Friedhof einer Villa Rustica im österreichischen Halbturn in einem Kindergrab des 3. Jahrhunderts u. Z. ein Amulettbehälter in Form einer Silberkapsel. Auf dem darin befindlichen Goldblech ist in griechischen Buchstaben das Schma Jisrael geschrieben: "Höre Jisrael, Adonai ist unser Gott, Adonai ist eins". Von dem Gebetstext in der Amulettkapsel versprachen sich die Eltern des erst 18 Monate alten Mädchens Hilfe und göttlichen Schutz für ihr krankes Kind.

Schon länger bekannt ist ein Grabstein aus Aquincum bei Budapest. Die Inschriften nennen Anastasios, Dekusane und Benjamin als Verstorbene. Zwischen den Erwachsenen und auf der Brust des Knaben finden sich Darstellungen der Menora und dreimal die Formel "Heis Theos", Gott ist Einer.

Diese Funde stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, weil sie direkt mit Individuen verbunden waren und man sie nicht als bloßes Handelsgut wie die Öllämpchen oder als Souvenirs wie die Münzen aus Judaea bewerten kann, was die Aussagekraft dieser Objekte für die Frage nach einer jüdischen Präsenz am nördlichen Limes mindern würde. Diese mit konkreten Personen verbundenen Funde zei gen zudem, dass hier wie im gesamten Römischen Reich Juden in sehr unterschiedlichen sozialen Räumen lebten: In der Hauptstadt, den Provinzhauptstädten, in Kleinstädten und auf dem Land. Sie hatten die verschiedensten Berufe, waren sogar Beamte und Soldaten.

Juden spielten auch in den römischen Provinzen weit im Norden eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Ein Dekret Kaiser Konstantins vom 11. Dezember 321 bestimmte, dass Juden städtische Ehrenämter in der Kurie, d.h. der Stadtverwaltung, annehmen mussten. Das Gesetz galt für das ganze Reich, ist aber nur in der an die Ratsherren von Köln adressierten Form erhalten. Schon lange vor 321 muss also in Köln, vermutlich aber auch in Trier und Mainz, eine jüdische Gemeinde existiert haben.

Die Geschichte der Juden in Deutschland begann also nicht erst im Mittelalter, sondern schon einige Hundert Jahre früher als Bestandteil des Römischen Reichs und seiner kulturellen, religiösen und ethnischen Pluralität. Dieser einfache Befund hat weitreichende Konsequenzen für unser Bild der europäischen jüdischen Geschichte und Kultur. Es zeigt die Kontinuität des Judentums von der Antike bis zur Gegenwart. Selbst wenn die Frage eines unmittelbaren Zusammenhangs jüdischer Siedlungen zwischen römischer Zeit und dem Mittelalter im Rheinland offenbleiben muss, so ist doch die Feststellung möglich, dass neben dem Christentum auch das Judentum das Erbe der griechisch-römischen Antike für die Gegenwart überliefert hat.

Die Ausstellung ist das Ergebnis der sehr produktiven Zusammenarbeit zweier Frankfurter Institutionen, nämlich des Jüdischen Museums und der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts.

Maßgeblichen Anteil an der Konzeption und Planung der Ausstellung hatten Fritz Backhaus und Dr. Claus-Michael Hüssen. Ohne ihren intellektuellen Enthusiasmus wäre das Projekt nicht realisiert worden. In der Vorbereitung der Ausstellung und der Redaktion des Katalogs leistete Dr. Carsten Wenzel einen unschätzbaren Beitrag.

Ausstellung und Katalog haben davon profitiert, dass Ludwig Berger, der den Ring aus Kaiseraugst wissenschaftlich bearbeitete, eine umfassende Zusammenstellung der einschlägigen archäologischen Funde in den nördlichen Provinzen erarbeitete. Wir danken Prof. Dr. Falko Daim für seine Unterstützung bei der Herstellung einer Replik des Amuletts von Halbturn.

Ganz herzlich danken wir allen Leihgebern. Insbesondere sind das Archäologische Museum Frankfurt und sein Direktor Dr. Egon Wamers zu nennen, der das Projekt mit zahlreichen Leihgaben und restaurato rischer Hilfe unterstützte. Dank des Einsatzes von Árpád Nagy und Eszter Bánffy haben auch "verschollene" Stücke ihren Weg in unsere Ausstellung gefunden.

Für die kenntnisreichen und schnellen Übersetzungen danken wir Tûbâ Erkmen, Ricarda Schmidt sowie Sabine Lang. Für die Gestaltung der Ausstellung und des Katalogs sind wir Ilka Schaumberg, Petra Müller und Bettina Kubanek zu großem Dank verpflichtet.

Ohne finanzielle Förderung wäre solch ein aufwendiges Projekt nicht zu realisieren. Wir sind dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Hessischen Kulturstiftung, der Hannelore Krempa Stiftung sowie der Georg und Franziska Speyer'schen Hochschulstiftung für ihre freundliche Unterstützung zu besonderem Dank verpflichtet. Unser Dank gilt auch der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums für ihre kontinuierliche finanzielle Unterstützung.

Raphael Gross
Svend Hansen
Michael Lenarz
Patricia Rahemipour


Raphael Gross ist Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main, des Fritz Bauer Instituts und des Leo Baeck Instituts in London sowie Reader an der Queen Mary University of London. Svend Hansen ist Erster Direktor der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts und Honorarprofessor an der FU Berlin. Michael Lenarz ist stellvertretender Direktor des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main. Patricia Rahemipour ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Archäologischen Institut sowie Referentin am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin.



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