E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Guignard / Meerwein Krankheitslehre für die Medizinische Praxisassistenz
15., überarbeitete Auflage 2022
ISBN: 978-3-456-76211-1
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
ISBN: 978-3-456-76211-1
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zielgruppe
Medizinische Praxisassistenten, Medizinische Fachangestellte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
|15|1 Einleitung
1.1 Gesundheit – Krankheit – Heilung
Gesundheit: Gesundheit bedeutet körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden. So sagt es die WHO. Eine Person ist gesund, wenn sie sich leistungsfähig und wohl fühlt und in der Lage ist, ihren Alltag zu bewältigen. Es ist ein Zustand in dem sie auch Anstrengungen kaum spürt, wach und zuversichtlich ist und Kontakte mit den Mitmenschen pflegen kann. Auch erholsamer Schlaf und eine ausgewogene Ernährung sind Bestandteile dieses Gesund-Gefühls. Es ist sozusagen der „Sollzustand“, der es ermöglicht, mit den Anforderungen im Gleichgewicht zu bleiben. Alle Organe und Körperfunktionen sind normal. Eine Menge von Faktoren bedrohen jedoch dieses Gleichgewicht: Bakterien, Viren, Schadstoffe in der Umwelt, Unterernährung, Überernährung, Hitze, Kälte, Strahlen, aber auch vererbliche Faktoren oder Schicksalsschläge wie Verlust, Krieg, Unfälle, Gewalt, Mobbing und Misshandlung sowie Suchtkrankheiten. Ob wir darunter leiden und krank werden oder nicht, hängt von der Intensität dieser Faktoren ab, aber auch von unserer Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und von unserem persönlichen Krankheitsempfinden. Gesund bleiben: Gesund bleiben oder krank werden ist vor allem eine Frage des persönlichen Schicksals. Gesundheitsschädigendes Verhalten wie Rauchen oder zu viel Alkohol trinken kann sich dabei negativ auswirken. „Gesundes“ Verhalten wie z.?B. Sport treiben kann das Leben verlängern oder Krankheiten verhindern. Es bietet jedoch keine Gewähr dafür. Jemand kann gesund leben und dennoch schwer erkranken. Am nützlichsten sind eine massvolle vielfältige Ernährung und genügend Bewegung. Bewegung wirkt entzündungshemmend, stimmungsaufhellend und reguliert den Stoffwechsel. Früherkennung, Check-up, Screening und Prophylaxe: Sie dienen dazu, unbemerkte Krankheiten im Frühstadium zu entdecken. Damit kann die Prognose manchmal verbessert werden. Ein gutes Beispiel für Früherkennung ist die Krebsvorsorge beim Zervixkarzinom. Ein Check-up ist eine Untersuchung an einer Person, die keine Symptome (Beschwerden) hat, um festzustellen ob alles in Ordnung ist. |16|Ein Screening untersucht eine grössere Menge von symptomlosen Personen auf eine bestimmte Störung (z.?B.: Alle Einwohner über 50 Jahre führen einen Stuhltest auf okkultes Blut durch). Prophylaxe ist die Verhinderung der Krankheitsentstehung. Beispiele sind alle Impfungen sowie die Kampagne über die Verhinderung sexuell übertragbarer Krankheiten („AIDS-Kampagne“). Krankheit: Krankheit ist ein Zustand, bei dem das Gleichgewicht zwischen Widerstandsfähigkeit und schädlichen Einflüssen aus den Fugen gerät. Sei es, dass die Widerstandsfähigkeit zusammenbricht oder dass die schädigende Einwirkung zu stark ist. Dies kann bedrohlich werden und Abwehrmassnahmen hervorrufen. Eine Krankheit kann spürbar sein. Zum Beispiel mit Fieber und Husten als Symptome. Sie kann aber auch unbemerkt ablaufen (z.?B. ein Bluthochdruck). Symptome deuten jedoch nicht immer auf eine Krankheit hin. So ist z.?B. Müdigkeit oft nicht Ausdruck einer Krankheit. Im Idealfall lassen die Symptome und Befunde auf eine bestimmte Krankheit schliessen. Der Name dieser Krankheit wird als Diagnose bezeichnet. Eine Diagnose beschreibt eine definierte Krankheit (z.?B. Migräne). Eine enorme Zahl von Diagnosen und Krankheiten ist beschrieben worden. Um sie zu verstehen und lernen zu können hat die medizinische Wissenschaft sie nach folgenden Kriterien geordnet: nach Organsystemen: Krankheiten der Lungen, des Herzens, der Haut, der Psyche usw. nach Symptomen: Krankheiten mit Atemnot, mit Fieber, mit Schmerzen auf der Brust, mit emotionaler Auffälligkeit usw. nach ihrer Entstehungsweise, ihrer Pathogenese: Infektionen, Tumoren, Stoffwechselkrankheiten usw. Dieser Zugang wird als allgemeine Pathologie bezeichnet (s. Tabelle 1-1). In diesem Buch ist eine Kombination aus allen dreien die beste Lösung. Heilung: Viele kleinere Störungen bringt der Organismus in Ordnung, ohne dass wir krank werden. Die nächste Stufe sind die leichten Störungen, die uns zwar krank machen, aber von selbst heilen (Schnupfen). Grössere Gesundheitsstörungen können unsere Regulationsmechanismen überfordern und brauchen Hilfe von aussen: Antibiotika, Operationen, Bestrahlungen. Manche können dadurch definitiv geheilt werden (Lungenentzündung, Appendizitis), andere bleiben bestehen, können aber auf die Dauer wirksam kontrolliert werden (Bluthochdruck, HIV). Die Hilfe kann auch darin bestehen, die Widerstandskraft zu verbessern (Homöopathie) oder die Patienten zur Selbsthilfe anzuleiten (gesünder essen, mehr schlafen, mehr bewegen, öfters Nein sagen usw.). Befund Erläuterung Missbildungen Schäden, die in der Schwangerschaft durch vererbte oder nicht vererbte Fehlentwicklung entstehen, z.B. Trisomie 21 (Down-Syndrom) Entzündungen infektiöse durch Mikroorganismen (= Infektionskrankheiten), z.B. Furunkel, oder nicht infektiöse, z.B. chronische Polyarthritis Zirkulationsstörungen stockende Blutzufuhr: Herzinfarkt, Hirnschlag, Thrombose; Austritt von Blutflüssigkeit aus der Blutbahn, z.B. Ödem Degeneration Verschleisserscheinungen am Gewebe infolge von Alterung oder Abnützung, z.B. Arthrose Tumor unkontrolliertes überschüssiges Wachstum von Gewebe durch Zellteilung, z.B. gutartiges Lipom, bösartiger Lungenkrebs Schädigung durch Einwirkung von aussen Gewalt, Hitze, Kälte, Strahlen, Ertrinken, Chemikalien usw. endokrine Krankheiten: von einem bestimmten Hormon wird zu viel oder zu wenig gebildet, z.B. Morbus Cushing oder Schilddrüsenunterfunktion ...